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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Lebens-Mahlzeit.
und ich werde ihn aufferwecken am Jüngsten Tage. Sein Jünger Pau-
lüs lehret, es habe GOtt wolgefallen, durch die thörichte Predigt
seelig zu machen, die da glauben a.

und zwar
nach dem
Willen
des Vat-
ters und
Sohnes.

§. 11. Dieser Glaubens-Weg ist der eigentliche ewige Wille GOt-
tes des Batters. Nicht weniger aber ists des Sohns Willen; da-
rum sagt er b: Jch bin die Aufferstehung und das Leben: Wer an mich
glaubet, der wird leben, ob er gleich stirbe, und ein jeglicher der da
lebet und glaubet an mich, der wird in Ewigkeit nicht sterben. Glaubst
du das c? Wer zu mir kommt den werde ich nicht hinausstossen. Vers
35. Jch bin das Brod des Lebens: Wer zu mir kommet, den wird nicht
hungern: Und wer an mich glaubet, den wird nimmermehr dürsten.
Zu denen Juden sagt Er Vers 36. sie sehen das Lebens-Brod vor ihnen
und glauben doch nicht; es bleibt hiemit eine ewige Warheit, daß wer
Christum JEsum isset, auch durch ihn lebe.

Wozu
auch unser
Wille
kommen
muß.

§. 12. Muß unser Glaubens-Wille auch dazu kommen, sintemal wann
schon GOtt Vatter und Sohn dessen eins und zufrieden wären uns
durch den Glauben seelig zu machen, so wäre es nichts, wann der sel-
tzame, wunderliche Mensch nach seinem Eigensinn nicht wolte; darum
muß der Mensch seinen Willen auch darein geben und gut Sach anneh-
men; alsdann ist GOtt so warhafft, so getreu, so mächtig und so gut
daß ers den Menschen wol gönt; O wie seelig ist hiemit der da geglaubet
hat, dann es wird an ihme vollendet werden, was zu ihme geredt worden
ist von dem HErren d. O wie seelig! wer JEsum aufnimmt; sinte-
mal, wie viel Jhn aufnahmen denen gibt Er allen Macht GOttes-Kin-
der zu werden, nemlich denen die an seinen Namen Glauben e: wer
wolte nicht kämpffen um den Glauben; der Glaub aber verwirfft alle
menschliche Stützen, alle eigen Weißheit, Gerechtigkeit, Willen
und Vermögen, und lebt nur aus Christo und nimmt alles mitein-
ander an, was JEsus ist und hat f.

Die grosse
Krafft des
Glau-
bens.

§. 13. Man begreifft insgemein die grosse Glaubens-Krafft nicht, noch
warum JEsus sage; daß nichts unmöglich seye dem, der da glaubet g.
Dieses Unglück kommt 1. daher, daß sie nicht fassen die Willens-Krafft
des Vatters und des Sohns, die es so haben wollen, 2. Dieweil sie
vom Glauben keinen anderen Begriff haben als von einem menschli-
chen Vertrauen; es ist aber ein grosser Unterschied. Dann erstlich

ver-
a 1 Cor. I. 21.
b Joh. XI. 25. 26.
c Joh. VI. 37.
d Luc. I. 45.
e Joh. I. 12.
f 1 Cor. I. 30.
g Marc. IX. 22.

Lebens-Mahlzeit.
und ich werde ihn aufferwecken am Juͤngſten Tage. Sein Juͤnger Pau-
luͤs lehret, es habe GOtt wolgefallen, durch die thoͤrichte Predigt
ſeelig zu machen, die da glauben a.

und zwar
nach dem
Willen
des Vat-
ters und
Sohnes.

§. 11. Dieſer Glaubens-Weg iſt der eigentliche ewige Wille GOt-
tes des Batters. Nicht weniger aber iſts des Sohns Willen; da-
rum ſagt er b: Jch bin die Aufferſtehung und das Leben: Wer an mich
glaubet, der wird leben, ob er gleich ſtirbe, und ein jeglicher der da
lebet und glaubet an mich, der wird in Ewigkeit nicht ſterben. Glaubſt
du das c? Wer zu mir kommt den werde ich nicht hinausſtoſſen. Vers
35. Jch bin das Brod des Lebens: Wer zu mir kommet, den wird nicht
hungern: Und wer an mich glaubet, den wird nimmermehr duͤrſten.
Zu denen Juden ſagt Er Vers 36. ſie ſehen das Lebens-Brod vor ihnen
und glauben doch nicht; es bleibt hiemit eine ewige Warheit, daß wer
Chriſtum JEſum iſſet, auch durch ihn lebe.

Wozu
auch unſer
Wille
kommen
muß.

§. 12. Muß unſer Glaubens-Wille auch dazu kommen, ſintemal wann
ſchon GOtt Vatter und Sohn deſſen eins und zufrieden waͤren uns
durch den Glauben ſeelig zu machen, ſo waͤre es nichts, wann der ſel-
tzame, wunderliche Menſch nach ſeinem Eigenſinn nicht wolte; darum
muß der Menſch ſeinen Willen auch darein geben und gut Sach anneh-
men; alsdann iſt GOtt ſo warhafft, ſo getreu, ſo maͤchtig und ſo gut
daß ers den Menſchen wol goͤnt; O wie ſeelig iſt hiemit der da geglaubet
hat, dann es wird an ihme vollendet werden, was zu ihme geredt worden
iſt von dem HErren d. O wie ſeelig! wer JEſum aufnimmt; ſinte-
mal, wie viel Jhn aufnahmen denen gibt Er allen Macht GOttes-Kin-
der zu werden, nemlich denen die an ſeinen Namen Glauben e: wer
wolte nicht kaͤmpffen um den Glauben; der Glaub aber verwirfft alle
menſchliche Stuͤtzen, alle eigen Weißheit, Gerechtigkeit, Willen
und Vermoͤgen, und lebt nur aus Chriſto und nimmt alles mitein-
ander an, was JEſus iſt und hat f.

Die groſſe
Krafft des
Glau-
bens.

§. 13. Man begreifft insgemein die groſſe Glaubens-Krafft nicht, noch
warum JEſus ſage; daß nichts unmoͤglich ſeye dem, der da glaubet g.
Dieſes Ungluͤck kommt 1. daher, daß ſie nicht faſſen die Willens-Krafft
des Vatters und des Sohns, die es ſo haben wollen, 2. Dieweil ſie
vom Glauben keinen anderen Begriff haben als von einem menſchli-
chen Vertrauen; es iſt aber ein groſſer Unterſchied. Dann erſtlich

ver-
a 1 Cor. I. 21.
b Joh. XI. 25. 26.
c Joh. VI. 37.
d Luc. I. 45.
e Joh. I. 12.
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[1038/1134] Lebens-Mahlzeit. und ich werde ihn aufferwecken am Juͤngſten Tage. Sein Juͤnger Pau- luͤs lehret, es habe GOtt wolgefallen, durch die thoͤrichte Predigt ſeelig zu machen, die da glauben a. §. 11. Dieſer Glaubens-Weg iſt der eigentliche ewige Wille GOt- tes des Batters. Nicht weniger aber iſts des Sohns Willen; da- rum ſagt er b: Jch bin die Aufferſtehung und das Leben: Wer an mich glaubet, der wird leben, ob er gleich ſtirbe, und ein jeglicher der da lebet und glaubet an mich, der wird in Ewigkeit nicht ſterben. Glaubſt du das c? Wer zu mir kommt den werde ich nicht hinausſtoſſen. Vers 35. Jch bin das Brod des Lebens: Wer zu mir kommet, den wird nicht hungern: Und wer an mich glaubet, den wird nimmermehr duͤrſten. Zu denen Juden ſagt Er Vers 36. ſie ſehen das Lebens-Brod vor ihnen und glauben doch nicht; es bleibt hiemit eine ewige Warheit, daß wer Chriſtum JEſum iſſet, auch durch ihn lebe. §. 12. Muß unſer Glaubens-Wille auch dazu kommen, ſintemal wann ſchon GOtt Vatter und Sohn deſſen eins und zufrieden waͤren uns durch den Glauben ſeelig zu machen, ſo waͤre es nichts, wann der ſel- tzame, wunderliche Menſch nach ſeinem Eigenſinn nicht wolte; darum muß der Menſch ſeinen Willen auch darein geben und gut Sach anneh- men; alsdann iſt GOtt ſo warhafft, ſo getreu, ſo maͤchtig und ſo gut daß ers den Menſchen wol goͤnt; O wie ſeelig iſt hiemit der da geglaubet hat, dann es wird an ihme vollendet werden, was zu ihme geredt worden iſt von dem HErren d. O wie ſeelig! wer JEſum aufnimmt; ſinte- mal, wie viel Jhn aufnahmen denen gibt Er allen Macht GOttes-Kin- der zu werden, nemlich denen die an ſeinen Namen Glauben e: wer wolte nicht kaͤmpffen um den Glauben; der Glaub aber verwirfft alle menſchliche Stuͤtzen, alle eigen Weißheit, Gerechtigkeit, Willen und Vermoͤgen, und lebt nur aus Chriſto und nimmt alles mitein- ander an, was JEſus iſt und hat f. §. 13. Man begreifft insgemein die groſſe Glaubens-Krafft nicht, noch warum JEſus ſage; daß nichts unmoͤglich ſeye dem, der da glaubet g. Dieſes Ungluͤck kommt 1. daher, daß ſie nicht faſſen die Willens-Krafft des Vatters und des Sohns, die es ſo haben wollen, 2. Dieweil ſie vom Glauben keinen anderen Begriff haben als von einem menſchli- chen Vertrauen; es iſt aber ein groſſer Unterſchied. Dann erſtlich ver- a 1 Cor. I. 21. b Joh. XI. 25. 26. c Joh. VI. 37. d Luc. I. 45. e Joh. I. 12. f 1 Cor. I. 30. g Marc. IX. 22.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1038. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1134>, abgerufen am 22.11.2024.