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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Lebens-Mahlzeit.
Speise, allermassen JEsus durch seinen Tod GOTT versöhnt, das
Sünden-Reich eingerissen, dem Tod seinen Stachel benommen,
und des Satans Gewalt zerbrochen und ruinirt; ja er kommt end-
lich hier vor als aufferstanden und triumphirend, der uns zu ewigem
Leben erweckt Vers 39, 40. um uns ewig mit uns in Jhm den Brun-
nen und Fürsten des Lebens, Leben zu machen: dieses ist dem Glau-
ben eine gar zu safftige Speise, wie sie der Glaube gern isset; JE-
sus als sterbend löschet die Höllen-Glut aus, creutziget den alten Men-
schen, Fleisch und Sünd, zerstört den Tod, als aufferstehend ge-
biert er uns neu zu einer lebendigen Hoffnung a. Also ist JEsus der
grosse Heiland seiner Kirch durch seine Menschwerdung, Tod und
Aufferstehung uns von GOtt gemacht worden zur Weißheit, Ge-
rechtigkeit, Heiligung und Erlösung.

§. 3. Jetzt ist die Frage, warum der Glaub ein Essen heisse? Ant-warum
der Glaub
ein Essen,
heisse

wort gar schön: es seye daß wir in acht nehmen, was dem Essen vor-
gehet, das Essen selbst und was darauf erfolget. Es gehet vor, erst-
lich das Anschauen und die Erkanntnuß der Speise, allein die Spei-
se sehen und essen ist nicht eins, gleichfalls wann einer schon weißt,
daß der Vatter alle Heils-Fülle in JEsum gelegt hat, so hat er den-
noch den göttlichen Glauben darum noch nicht. 2. Man versucht,
man küstets und findets sehr köstlich, man urtheilt, daß es einem
wol thäte, das Küsten erweckt auch den Appetit, allein was mit
den äussersten Lippen küsten, ist noch nicht essen; ebenfal kan einer
darvon halten, die Gemeinschafft JEsu seye die fürtrefflichste Sach,
auch in Uberlegung des Evangeliums schmecken die Kräfften der künff-
tigen Welt und das gute Wort GOttes b, dasselbe mit Freuden an-
nehmen c, und gleichwol am Glauben Schiffbruch leiden. 3. Man
kan grossen Appetit haben, daß man recht hungeret und dürstet, und
dennoch dabey verschmachten; Hungeren ist nicht essen, dieses wissen
arme Leut wol; also kan einer starcke, hefftige Begierden haben see-
lich, erleuchtet, gerecht, heilig und lebendig gemacht zu werden durch
JEsum den Sohn GOttes unserem Heiland; ohne daß ers noch zur
Zeit würcklich geniesse; es ist ein Unterscheid zwischen Appetit haben
und essen.

§. 4. Frag: Was ist dann das Essen selbst? Antwort: eine gäntz-wird wei-
ters aus-
gefähret,

liche,
a 1 Petr. I. 3.
b Hebr. VI. 5.
c Luc. VIII. 13.
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Lebens-Mahlzeit.
Speiſe, allermaſſen JEſus durch ſeinen Tod GOTT verſoͤhnt, das
Suͤnden-Reich eingeriſſen, dem Tod ſeinen Stachel benommen,
und des Satans Gewalt zerbrochen und ruinirt; ja er kommt end-
lich hier vor als aufferſtanden und triumphirend, der uns zu ewigem
Leben erweckt Vers 39, 40. um uns ewig mit uns in Jhm den Brun-
nen und Fuͤrſten des Lebens, Leben zu machen: dieſes iſt dem Glau-
ben eine gar zu ſafftige Speiſe, wie ſie der Glaube gern iſſet; JE-
ſus als ſterbend loͤſchet die Hoͤllen-Glut aus, creutziget den alten Men-
ſchen, Fleiſch und Suͤnd, zerſtoͤrt den Tod, als aufferſtehend ge-
biert er uns neu zu einer lebendigen Hoffnung a. Alſo iſt JEſus der
groſſe Heiland ſeiner Kirch durch ſeine Menſchwerdung, Tod und
Aufferſtehung uns von GOtt gemacht worden zur Weißheit, Ge-
rechtigkeit, Heiligung und Erloͤſung.

§. 3. Jetzt iſt die Frage, warum der Glaub ein Eſſen heiſſe? Ant-warum
der Glaub
ein Eſſen,
heiſſe

wort gar ſchoͤn: es ſeye daß wir in acht nehmen, was dem Eſſen vor-
gehet, das Eſſen ſelbſt und was darauf erfolget. Es gehet vor, erſt-
lich das Anſchauen und die Erkanntnuß der Speiſe, allein die Spei-
ſe ſehen und eſſen iſt nicht eins, gleichfalls wann einer ſchon weißt,
daß der Vatter alle Heils-Fuͤlle in JEſum gelegt hat, ſo hat er den-
noch den goͤttlichen Glauben darum noch nicht. 2. Man verſucht,
man kuͤſtets und findets ſehr koͤſtlich, man urtheilt, daß es einem
wol thaͤte, das Kuͤſten erweckt auch den Appetit, allein was mit
den aͤuſſerſten Lippen kuͤſten, iſt noch nicht eſſen; ebenfal kan einer
darvon halten, die Gemeinſchafft JEſu ſeye die fuͤrtrefflichſte Sach,
auch in Uberlegung des Evangeliums ſchmecken die Kraͤfften der kuͤnff-
tigen Welt und das gute Wort GOttes b, daſſelbe mit Freuden an-
nehmen c, und gleichwol am Glauben Schiffbruch leiden. 3. Man
kan groſſen Appetit haben, daß man recht hungeret und duͤrſtet, und
dennoch dabey verſchmachten; Hungeren iſt nicht eſſen, dieſes wiſſen
arme Leut wol; alſo kan einer ſtarcke, hefftige Begierden haben ſee-
lich, erleuchtet, gerecht, heilig und lebendig gemacht zu werden durch
JEſum den Sohn GOttes unſerem Heiland; ohne daß ers noch zur
Zeit wuͤrcklich genieſſe; es iſt ein Unterſcheid zwiſchen Appetit haben
und eſſen.

§. 4. Frag: Was iſt dann das Eſſen ſelbſt? Antwort: eine gaͤntz-wird wei-
ters aus-
gefaͤhret,

liche,
a 1 Petr. I. 3.
b Hebr. VI. 5.
c Luc. VIII. 13.
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[1033/1129] Lebens-Mahlzeit. Speiſe, allermaſſen JEſus durch ſeinen Tod GOTT verſoͤhnt, das Suͤnden-Reich eingeriſſen, dem Tod ſeinen Stachel benommen, und des Satans Gewalt zerbrochen und ruinirt; ja er kommt end- lich hier vor als aufferſtanden und triumphirend, der uns zu ewigem Leben erweckt Vers 39, 40. um uns ewig mit uns in Jhm den Brun- nen und Fuͤrſten des Lebens, Leben zu machen: dieſes iſt dem Glau- ben eine gar zu ſafftige Speiſe, wie ſie der Glaube gern iſſet; JE- ſus als ſterbend loͤſchet die Hoͤllen-Glut aus, creutziget den alten Men- ſchen, Fleiſch und Suͤnd, zerſtoͤrt den Tod, als aufferſtehend ge- biert er uns neu zu einer lebendigen Hoffnung a. Alſo iſt JEſus der groſſe Heiland ſeiner Kirch durch ſeine Menſchwerdung, Tod und Aufferſtehung uns von GOtt gemacht worden zur Weißheit, Ge- rechtigkeit, Heiligung und Erloͤſung. §. 3. Jetzt iſt die Frage, warum der Glaub ein Eſſen heiſſe? Ant- wort gar ſchoͤn: es ſeye daß wir in acht nehmen, was dem Eſſen vor- gehet, das Eſſen ſelbſt und was darauf erfolget. Es gehet vor, erſt- lich das Anſchauen und die Erkanntnuß der Speiſe, allein die Spei- ſe ſehen und eſſen iſt nicht eins, gleichfalls wann einer ſchon weißt, daß der Vatter alle Heils-Fuͤlle in JEſum gelegt hat, ſo hat er den- noch den goͤttlichen Glauben darum noch nicht. 2. Man verſucht, man kuͤſtets und findets ſehr koͤſtlich, man urtheilt, daß es einem wol thaͤte, das Kuͤſten erweckt auch den Appetit, allein was mit den aͤuſſerſten Lippen kuͤſten, iſt noch nicht eſſen; ebenfal kan einer darvon halten, die Gemeinſchafft JEſu ſeye die fuͤrtrefflichſte Sach, auch in Uberlegung des Evangeliums ſchmecken die Kraͤfften der kuͤnff- tigen Welt und das gute Wort GOttes b, daſſelbe mit Freuden an- nehmen c, und gleichwol am Glauben Schiffbruch leiden. 3. Man kan groſſen Appetit haben, daß man recht hungeret und duͤrſtet, und dennoch dabey verſchmachten; Hungeren iſt nicht eſſen, dieſes wiſſen arme Leut wol; alſo kan einer ſtarcke, hefftige Begierden haben ſee- lich, erleuchtet, gerecht, heilig und lebendig gemacht zu werden durch JEſum den Sohn GOttes unſerem Heiland; ohne daß ers noch zur Zeit wuͤrcklich genieſſe; es iſt ein Unterſcheid zwiſchen Appetit haben und eſſen. warum der Glaub ein Eſſen, heiſſe §. 4. Frag: Was iſt dann das Eſſen ſelbſt? Antwort: eine gaͤntz- liche, wird wei- ters aus- gefaͤhret, a 1 Petr. I. 3. b Hebr. VI. 5. c Luc. VIII. 13. P p p p p p

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1033. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1129>, abgerufen am 22.11.2024.