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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die Sonne der Gerechtigkeit.
Gerechte a, in dem wir in seinem Tod am Creutz ewiges Leben er-
blicken und finden, er zündet also den Glauben im Hertzen an, daß
wir seinen Verdienst in ängstlicher Hertzens Buß zuversichtlich anneh-
men, und dadurch ein Recht bekommen zu allen Gütern des Gnaden-
Bunds b. 3. Flammet das Hertz an in Liebe, Fleiß und Lust JE-
su Willen zu thun c, woraus dieses Seelen-Liechts schöne Reinigkeit
erhellet: Das ist JEsu Christi Gerechtigkeit, die alles in rechte
Ordnung bringt unter den Willen GOttes, so des Hertzens Schein
und Kertze ist: Alle Reden, Gedancken und Thaten JEsu Christi
leuchten von dieser Göttlichen Schöne der Heiligkeit, nichts ist so
unflätig und abscheulich als Sünde, das ist der Seelen Höllen-rußi-
ge Finsternuß und Unrath.

die uns
höchst
nothwen-
dig ist.

§. 6. Unterdessen müssen wir einmahl vor GOTT erscheinen, ge-
richtet zu werden: Nun wie könnte der Sünder bestehen! wie dörff-
te eine mit Sünden-Koth befleckte, stinckende Seel GOtt unter Au-
gen tretten! Er muß Liecht auf die Engel legen, damit er sie seiner
Liebes-Blicken würdig mache: Wie vielmehr muß der befleckte Sün-
der etwas Gläntzendes haben, seine Schand zu bedecken, daß er dörf
vor GOtt kommen d.

Und das ist eben die im Text versprochene Wunder-Gnad JESU
Christi der Sonnen der Gerechtigkeit, der mit seinem Schein uns
bemahlet und die Finsternuß der Laster vertreibt, uns hat er jetz versöh-
net an dem Leib seines Fleisches durch den Tod: auf daß er uns dar-
stelle heilig und untadenlich, und unsträfflich für ihm selbst e. Er be-
kleidet uns mit seinem Liecht der Gerechtigkeit, und wirfft seine Schön-
heit um uns als ein Purpur.

Das Gesetz Mosis könnte die Menschen nicht gerecht machen, das
sahen und empfunden die Propheten und absonderlich Malachias
wohl, darum starrete er auf den künfftigen Christum, der ihm helffen
werd mit seiner Gerechtigkeit.

Man muß gestehen, daß die Sünd groß Ubel angerichtet 1. Blindheit,
2. Verkehrtheit, nicht nur das, sondern 3. Kranckheit und Unvermöglich-
keit sich aus dem Morast hinauszuwürcken, 4. Leibs Ungelegenheiten, die
ihn Schritt für Schritt dem Grab zuschleppen, da er zu Staub und
Pulver wird. Diesem begegnet JEsus, wie gesagt, indem er uns elen-
de, blinde und nackte Sünder, 1. erleuchtet als die Sonn, 2. bedecket die
Schand unserer Blösse, als unsere Gerechtigkeit vor GOtt, es man-

gelt
a Jes. LIII. 11.
b 2 Cor. V. 18-21.
c Luc. I. 74. 75. Joh. IV. 34.
d Job. IX. 30. 31.
IV. 18. 19. Ps LI.
9.
e Col. I. 22.

Die Sonne der Gerechtigkeit.
Gerechte a, in dem wir in ſeinem Tod am Creutz ewiges Leben er-
blicken und finden, er zuͤndet alſo den Glauben im Hertzen an, daß
wir ſeinen Verdienſt in aͤngſtlicher Hertzens Buß zuverſichtlich anneh-
men, und dadurch ein Recht bekommen zu allen Guͤtern des Gnaden-
Bunds b. 3. Flammet das Hertz an in Liebe, Fleiß und Luſt JE-
ſu Willen zu thun c, woraus dieſes Seelen-Liechts ſchoͤne Reinigkeit
erhellet: Das iſt JEſu Chriſti Gerechtigkeit, die alles in rechte
Ordnung bringt unter den Willen GOttes, ſo des Hertzens Schein
und Kertze iſt: Alle Reden, Gedancken und Thaten JEſu Chriſti
leuchten von dieſer Goͤttlichen Schoͤne der Heiligkeit, nichts iſt ſo
unflaͤtig und abſcheulich als Suͤnde, das iſt der Seelen Hoͤllen-rußi-
ge Finſternuß und Unrath.

die uns
hoͤchſt
nothwen-
dig iſt.

§. 6. Unterdeſſen muͤſſen wir einmahl vor GOTT erſcheinen, ge-
richtet zu werden: Nun wie koͤnnte der Suͤnder beſtehen! wie doͤrff-
te eine mit Suͤnden-Koth befleckte, ſtinckende Seel GOtt unter Au-
gen tretten! Er muß Liecht auf die Engel legen, damit er ſie ſeiner
Liebes-Blicken wuͤrdig mache: Wie vielmehr muß der befleckte Suͤn-
der etwas Glaͤntzendes haben, ſeine Schand zu bedecken, daß er doͤrf
vor GOtt kommen d.

Und das iſt eben die im Text verſprochene Wunder-Gnad JESU
Chriſti der Sonnen der Gerechtigkeit, der mit ſeinem Schein uns
bemahlet und die Finſternuß der Laſter vertreibt, uns hat er jetz verſoͤh-
net an dem Leib ſeines Fleiſches durch den Tod: auf daß er uns dar-
ſtelle heilig und untadenlich, und unſtraͤfflich fuͤr ihm ſelbſt e. Er be-
kleidet uns mit ſeinem Liecht der Gerechtigkeit, und wirfft ſeine Schoͤn-
heit um uns als ein Purpur.

Das Geſetz Moſis koͤnnte die Menſchen nicht gerecht machen, das
ſahen und empfunden die Propheten und abſonderlich Malachias
wohl, darum ſtarrete er auf den kuͤnfftigen Chriſtum, der ihm helffen
werd mit ſeiner Gerechtigkeit.

Man muß geſtehen, daß die Suͤnd groß Ubel angerichtet 1. Blindheit,
2. Verkehrtheit, nicht nur das, ſondern 3. Kranckheit und Unvermoͤglich-
keit ſich aus dem Moraſt hinauszuwuͤrcken, 4. Leibs Ungelegenheiten, die
ihn Schritt fuͤr Schritt dem Grab zuſchleppen, da er zu Staub und
Pulver wird. Dieſem begegnet JEſus, wie geſagt, indem er uns elen-
de, blinde und nackte Suͤnder, 1. erleuchtet als die Sonn, 2. bedecket die
Schand unſerer Bloͤſſe, als unſere Gerechtigkeit vor GOtt, es man-

gelt
a Jeſ. LIII. 11.
b 2 Cor. V. 18-21.
c Luc. I. 74. 75. Joh. IV. 34.
d Job. IX. 30. 31.
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e Col. I. 22.
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[1000/1096] Die Sonne der Gerechtigkeit. Gerechte a, in dem wir in ſeinem Tod am Creutz ewiges Leben er- blicken und finden, er zuͤndet alſo den Glauben im Hertzen an, daß wir ſeinen Verdienſt in aͤngſtlicher Hertzens Buß zuverſichtlich anneh- men, und dadurch ein Recht bekommen zu allen Guͤtern des Gnaden- Bunds b. 3. Flammet das Hertz an in Liebe, Fleiß und Luſt JE- ſu Willen zu thun c, woraus dieſes Seelen-Liechts ſchoͤne Reinigkeit erhellet: Das iſt JEſu Chriſti Gerechtigkeit, die alles in rechte Ordnung bringt unter den Willen GOttes, ſo des Hertzens Schein und Kertze iſt: Alle Reden, Gedancken und Thaten JEſu Chriſti leuchten von dieſer Goͤttlichen Schoͤne der Heiligkeit, nichts iſt ſo unflaͤtig und abſcheulich als Suͤnde, das iſt der Seelen Hoͤllen-rußi- ge Finſternuß und Unrath. §. 6. Unterdeſſen muͤſſen wir einmahl vor GOTT erſcheinen, ge- richtet zu werden: Nun wie koͤnnte der Suͤnder beſtehen! wie doͤrff- te eine mit Suͤnden-Koth befleckte, ſtinckende Seel GOtt unter Au- gen tretten! Er muß Liecht auf die Engel legen, damit er ſie ſeiner Liebes-Blicken wuͤrdig mache: Wie vielmehr muß der befleckte Suͤn- der etwas Glaͤntzendes haben, ſeine Schand zu bedecken, daß er doͤrf vor GOtt kommen d. Und das iſt eben die im Text verſprochene Wunder-Gnad JESU Chriſti der Sonnen der Gerechtigkeit, der mit ſeinem Schein uns bemahlet und die Finſternuß der Laſter vertreibt, uns hat er jetz verſoͤh- net an dem Leib ſeines Fleiſches durch den Tod: auf daß er uns dar- ſtelle heilig und untadenlich, und unſtraͤfflich fuͤr ihm ſelbſt e. Er be- kleidet uns mit ſeinem Liecht der Gerechtigkeit, und wirfft ſeine Schoͤn- heit um uns als ein Purpur. Das Geſetz Moſis koͤnnte die Menſchen nicht gerecht machen, das ſahen und empfunden die Propheten und abſonderlich Malachias wohl, darum ſtarrete er auf den kuͤnfftigen Chriſtum, der ihm helffen werd mit ſeiner Gerechtigkeit. Man muß geſtehen, daß die Suͤnd groß Ubel angerichtet 1. Blindheit, 2. Verkehrtheit, nicht nur das, ſondern 3. Kranckheit und Unvermoͤglich- keit ſich aus dem Moraſt hinauszuwuͤrcken, 4. Leibs Ungelegenheiten, die ihn Schritt fuͤr Schritt dem Grab zuſchleppen, da er zu Staub und Pulver wird. Dieſem begegnet JEſus, wie geſagt, indem er uns elen- de, blinde und nackte Suͤnder, 1. erleuchtet als die Sonn, 2. bedecket die Schand unſerer Bloͤſſe, als unſere Gerechtigkeit vor GOtt, es man- gelt a Jeſ. LIII. 11. b 2 Cor. V. 18-21. c Luc. I. 74. 75. Joh. IV. 34. d Job. IX. 30. 31. IV. 18. 19. Pſ LI. 9. e Col. I. 22.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1000. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1096>, abgerufen am 21.11.2024.