Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Sonne der Gerechtigkeit.
sehen ward. Gleichfalls leuchten alle untadenliche und unsträffliche
Kinder GOttes als Liechter in der Welt a. Deßgleichen werden
auch die Lehrer gläntzen wie der Glantz der Austhänung, und welche
viel zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sternen immer und ewiglich b.
Haben aber alle ein entlehnet und nicht ein eigen Liecht, indem sie
nur von denen Sonnen-Strahlen JEsu durchtrungen sind, welches
einem Erlößten unvergleichliche Freude macht also gantz von JESU
angefüllet zu werden, dann weil er nichts lieben mag als JEsum,
so wurde er lieber wollen finster bleiben, denn einen anderen Glantz ha-
ben, als einen solchen, der von seinem einig und innig geliebten JEsu
herkäme und in ihn wieder hinein führete. Jhm beliebt nichts, als
was seinen Ursprung aus Christo hat, und wieder mit ihme vereiniget,
er will lauter nichts als von JEsu wissen und leben, singen und sagen
in Zeit und Ewigkeit.

Das dritte Capitel.
Von der Offenbahrung der Sonne der Gerechtigkeit und deren herr-
licher Nutz.

§. 1. Es vermag kein Welt-Weiser des Liechts Natur auszulegen,So uner-
gründlich
die Natur
des ewi-
gen Liech-
tes JEsu so
erleuchtet
er doch
alles.

wir wissen wohl, wie nöthig es uns seye: Ein Liecht darff man nicht
lange suchen, selbst ein Kind siehet es bald und jauchtzet ihm entgegen,
wann es nur gesunde Augen hat und sie nicht verschließt; Das Son-
nen-Liecht entdeckt alles im Lufft, auf Erden, Metall, Thier, Pflantzen etc.
guten Weg, Morast, Sümpfe, jähe Oerter; was schön, gut, wüst,
böß, ungestalt ist, und hat solche anmuthige Lieblichkeit in sich, daß,
wann einer schon aller Welt Güter hätte, wenn er allezeit im Finste-
ren wäre, so wäre er elend und in einem ungefreuten Zustand bey al-
lem seinem Reichthum.

Ein gleiche Beschaffenheit hats mit JEsu Christo der Sonne mei-
ner Seelen, dem Liecht des Heyls, sein Lauff ware wunderbar, von der
Krippen zum Creutz, vom Grab zur Rechten GOttes; Seine Liechts-
Stralen beleuchten den gantzen Erdkreiß durchs Evangelium und den H.
Geist; Durch JEsum Christum lernen wir GOtt selbst kennen, den Him-
mels-Weg von der Höllen-Straß unterscheiden; was der Seel Krafft,
Freudigkeit, reine Liebe und wahres Heyl bringet, und was sie dagegen

zerrüttet,
a Phil. II. 15.
b Dan. XII. 3.
K k k k k k 2

Die Sonne der Gerechtigkeit.
ſehen ward. Gleichfalls leuchten alle untadenliche und unſtraͤffliche
Kinder GOttes als Liechter in der Welt a. Deßgleichen werden
auch die Lehrer glaͤntzen wie der Glantz der Austhaͤnung, und welche
viel zur Gerechtigkeit weiſen, wie die Sternen immer und ewiglich b.
Haben aber alle ein entlehnet und nicht ein eigen Liecht, indem ſie
nur von denen Sonnen-Strahlen JEſu durchtrungen ſind, welches
einem Erloͤßten unvergleichliche Freude macht alſo gantz von JESU
angefuͤllet zu werden, dann weil er nichts lieben mag als JEſum,
ſo wurde er lieber wollen finſter bleiben, denn einen anderen Glantz ha-
ben, als einen ſolchen, der von ſeinem einig und innig geliebten JEſu
herkaͤme und in ihn wieder hinein fuͤhrete. Jhm beliebt nichts, als
was ſeinen Urſprung aus Chriſto hat, und wieder mit ihme vereiniget,
er will lauter nichts als von JEſu wiſſen und leben, ſingen und ſagen
in Zeit und Ewigkeit.

Das dritte Capitel.
Von der Offenbahrung der Sonne der Gerechtigkeit und deren herr-
licher Nutz.

§. 1. Es vermag kein Welt-Weiſer des Liechts Natur auszulegen,So uner-
gruͤndlich
die Natur
des ewi-
gen Liech-
tes JEſu ſo
erleuchtet
er doch
alles.

wir wiſſen wohl, wie noͤthig es uns ſeye: Ein Liecht darff man nicht
lange ſuchen, ſelbſt ein Kind ſiehet es bald und jauchtzet ihm entgegen,
wann es nur geſunde Augen hat und ſie nicht verſchließt; Das Son-
nen-Liecht entdeckt alles im Lufft, auf Erden, Metall, Thier, Pflantzen ꝛc.
guten Weg, Moraſt, Suͤmpfe, jaͤhe Oerter; was ſchoͤn, gut, wuͤſt,
boͤß, ungeſtalt iſt, und hat ſolche anmuthige Lieblichkeit in ſich, daß,
wann einer ſchon aller Welt Guͤter haͤtte, wenn er allezeit im Finſte-
ren waͤre, ſo waͤre er elend und in einem ungefreuten Zuſtand bey al-
lem ſeinem Reichthum.

Ein gleiche Beſchaffenheit hats mit JEſu Chriſto der Sonne mei-
ner Seelen, dem Liecht des Heyls, ſein Lauff ware wunderbar, von der
Krippen zum Creutz, vom Grab zur Rechten GOttes; Seine Liechts-
Stralen beleuchten den gantzen Erdkreiß durchs Evangelium und den H.
Geiſt; Durch JEſum Chriſtum lernen wir GOtt ſelbſt kennen, den Him-
mels-Weg von der Hoͤllen-Straß unterſcheiden; was der Seel Krafft,
Freudigkeit, reine Liebe und wahres Heyl bringet, und was ſie dagegen

zerruͤttet,
a Phil. II. 15.
b Dan. XII. 3.
K k k k k k 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1091" n="995"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Sonne der Gerechtigkeit.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ehen ward. Gleichfalls leuchten alle untadenliche und un&#x017F;tra&#x0364;ffliche<lb/>
Kinder GOttes als Liechter in der Welt <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Phil. II.</hi> 15.</note>. Deßgleichen werden<lb/>
auch die Lehrer gla&#x0364;ntzen wie der Glantz der Austha&#x0364;nung, und welche<lb/>
viel zur Gerechtigkeit wei&#x017F;en, wie die Sternen immer und ewiglich <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Dan. XII.</hi> 3.</note>.<lb/>
Haben aber alle ein entlehnet und nicht ein eigen Liecht, indem &#x017F;ie<lb/>
nur von denen Sonnen-Strahlen JE&#x017F;u durchtrungen &#x017F;ind, welches<lb/>
einem Erlo&#x0364;ßten unvergleichliche Freude macht al&#x017F;o gantz von JESU<lb/>
angefu&#x0364;llet zu werden, dann weil er nichts lieben mag als JE&#x017F;um,<lb/>
&#x017F;o wurde er lieber wollen fin&#x017F;ter bleiben, denn einen anderen Glantz ha-<lb/>
ben, als einen &#x017F;olchen, der von &#x017F;einem einig und innig geliebten JE&#x017F;u<lb/>
herka&#x0364;me und in ihn wieder hinein fu&#x0364;hrete. Jhm beliebt nichts, als<lb/>
was &#x017F;einen Ur&#x017F;prung aus Chri&#x017F;to hat, und wieder mit ihme vereiniget,<lb/>
er will lauter nichts als von JE&#x017F;u wi&#x017F;&#x017F;en und leben, &#x017F;ingen und &#x017F;agen<lb/>
in Zeit und Ewigkeit.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das dritte Capitel.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von der Offenbahrung der Sonne der Gerechtigkeit und deren herr-<lb/>
licher Nutz.</hi> </head><lb/>
          <p>§. 1. Es vermag kein Welt-Wei&#x017F;er des Liechts Natur auszulegen,<note place="right">So uner-<lb/>
gru&#x0364;ndlich<lb/>
die Natur<lb/>
des ewi-<lb/>
gen Liech-<lb/>
tes JE&#x017F;u &#x017F;o<lb/>
erleuchtet<lb/>
er doch<lb/>
alles.</note><lb/>
wir wi&#x017F;&#x017F;en wohl, wie no&#x0364;thig es uns &#x017F;eye: Ein Liecht darff man nicht<lb/>
lange &#x017F;uchen, &#x017F;elb&#x017F;t ein Kind &#x017F;iehet es bald und jauchtzet ihm entgegen,<lb/>
wann es nur ge&#x017F;unde Augen hat und &#x017F;ie nicht ver&#x017F;chließt; Das Son-<lb/>
nen-Liecht entdeckt alles im Lufft, auf Erden, Metall, Thier, Pflantzen &#xA75B;c.<lb/>
guten Weg, Mora&#x017F;t, Su&#x0364;mpfe, ja&#x0364;he Oerter; was &#x017F;cho&#x0364;n, gut, wu&#x0364;&#x017F;t,<lb/>
bo&#x0364;ß, unge&#x017F;talt i&#x017F;t, und hat &#x017F;olche anmuthige Lieblichkeit in &#x017F;ich, daß,<lb/>
wann einer &#x017F;chon aller Welt Gu&#x0364;ter ha&#x0364;tte, wenn er allezeit im Fin&#x017F;te-<lb/>
ren wa&#x0364;re, &#x017F;o wa&#x0364;re er elend und in einem ungefreuten Zu&#x017F;tand bey al-<lb/>
lem &#x017F;einem Reichthum.</p><lb/>
          <p>Ein gleiche Be&#x017F;chaffenheit hats mit JE&#x017F;u Chri&#x017F;to der Sonne mei-<lb/>
ner Seelen, dem Liecht des Heyls, &#x017F;ein Lauff ware wunderbar, von der<lb/>
Krippen zum Creutz, vom Grab zur Rechten GOttes; Seine Liechts-<lb/>
Stralen beleuchten den gantzen Erdkreiß durchs Evangelium und den H.<lb/>
Gei&#x017F;t; Durch JE&#x017F;um Chri&#x017F;tum lernen wir GOtt &#x017F;elb&#x017F;t kennen, den Him-<lb/>
mels-Weg von der Ho&#x0364;llen-Straß unter&#x017F;cheiden; was der Seel Krafft,<lb/>
Freudigkeit, reine Liebe und wahres Heyl bringet, und was &#x017F;ie dagegen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k k k k k 2</fw><fw place="bottom" type="catch">zerru&#x0364;ttet,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[995/1091] Die Sonne der Gerechtigkeit. ſehen ward. Gleichfalls leuchten alle untadenliche und unſtraͤffliche Kinder GOttes als Liechter in der Welt a. Deßgleichen werden auch die Lehrer glaͤntzen wie der Glantz der Austhaͤnung, und welche viel zur Gerechtigkeit weiſen, wie die Sternen immer und ewiglich b. Haben aber alle ein entlehnet und nicht ein eigen Liecht, indem ſie nur von denen Sonnen-Strahlen JEſu durchtrungen ſind, welches einem Erloͤßten unvergleichliche Freude macht alſo gantz von JESU angefuͤllet zu werden, dann weil er nichts lieben mag als JEſum, ſo wurde er lieber wollen finſter bleiben, denn einen anderen Glantz ha- ben, als einen ſolchen, der von ſeinem einig und innig geliebten JEſu herkaͤme und in ihn wieder hinein fuͤhrete. Jhm beliebt nichts, als was ſeinen Urſprung aus Chriſto hat, und wieder mit ihme vereiniget, er will lauter nichts als von JEſu wiſſen und leben, ſingen und ſagen in Zeit und Ewigkeit. Das dritte Capitel. Von der Offenbahrung der Sonne der Gerechtigkeit und deren herr- licher Nutz. §. 1. Es vermag kein Welt-Weiſer des Liechts Natur auszulegen, wir wiſſen wohl, wie noͤthig es uns ſeye: Ein Liecht darff man nicht lange ſuchen, ſelbſt ein Kind ſiehet es bald und jauchtzet ihm entgegen, wann es nur geſunde Augen hat und ſie nicht verſchließt; Das Son- nen-Liecht entdeckt alles im Lufft, auf Erden, Metall, Thier, Pflantzen ꝛc. guten Weg, Moraſt, Suͤmpfe, jaͤhe Oerter; was ſchoͤn, gut, wuͤſt, boͤß, ungeſtalt iſt, und hat ſolche anmuthige Lieblichkeit in ſich, daß, wann einer ſchon aller Welt Guͤter haͤtte, wenn er allezeit im Finſte- ren waͤre, ſo waͤre er elend und in einem ungefreuten Zuſtand bey al- lem ſeinem Reichthum. So uner- gruͤndlich die Natur des ewi- gen Liech- tes JEſu ſo erleuchtet er doch alles. Ein gleiche Beſchaffenheit hats mit JEſu Chriſto der Sonne mei- ner Seelen, dem Liecht des Heyls, ſein Lauff ware wunderbar, von der Krippen zum Creutz, vom Grab zur Rechten GOttes; Seine Liechts- Stralen beleuchten den gantzen Erdkreiß durchs Evangelium und den H. Geiſt; Durch JEſum Chriſtum lernen wir GOtt ſelbſt kennen, den Him- mels-Weg von der Hoͤllen-Straß unterſcheiden; was der Seel Krafft, Freudigkeit, reine Liebe und wahres Heyl bringet, und was ſie dagegen zerruͤttet, a Phil. II. 15. b Dan. XII. 3. K k k k k k 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1091
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 995. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1091>, abgerufen am 13.11.2024.