Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Sonne der Gerechtigkeit.
so offt er dem Einsprechen und Abmahnen des Heiligen Geistes nicht
gehorchet, sondern scheinbare Ausflüchte suchet, dem verderbten
Trieb seiner Gemüths-Bewegungen ein Genügen zu thun, da muß
er lang genug klettern, ehe er wieder auf diesen Felsen der Ruh und
des Friedens kommt; Ein unbedachtsam, liebloß Wort, ein unnö-
thiger Besuch kan ihn da hinunter werffen, je mehr du und JEsus
allein beysammen sind, je besser ists dir und anderen, denen du un-
vergleichlich mehr Segen bey JEsu ausbitten kanst in der innigen,
stillen, geheimen Vereinigung deines Seelen-Hungers nach seinem
Lammes-Sinn; Menschen Pflichten hin, Menschen Pflichten her.
GOtt und sein Reich gehen allen Welt Höfflichkeiten weit vor;
Locket dich der Heil. Geist zum freundlichen Umgang mit JEsu, so
lasse alles andere stehen und liegen, und ziehe einmahl dieses allem
vor, wann dir vergönnet wird in verborgener Stille Wasser des
Lebens zu trincken; du bist gegen niemand mehr schuldig die Reglen
der Höfflichkeit wohl in Obacht zn nehmen als gegen dem König des
Himmels.

§. 2. Mercke es hiemit, daß natürlicher Weise nichts aus JEsuAber das
letzte nur
zufälliger
Weiß,

Christo fliessen kan als Leben und Seligkeit; entspringt also Tod und
Untergang nur zufälliger Weise aus JEsu Christo, weil wir so gar
geschändet, daß uns die beste, seligste Artzney zu Gifft wird, weilen
wir sie nicht zu rechter Zeit einnehmen, unsere Seelen Gesundheit all-
zulang aufschieben, und im Gebrauch der Genesungs-Mittlen nicht
bey der Vorschrifft des Artzts bleiben, uns aller widerwärtigen Sa-
chen allenthalben und zu allen Zeiten völlig zu enthalten.

§. 3. Dannenhero dräuen jetz die Propheten mit der Zukunfft JE-Deswe-
gen bedie-
nen sich
die Pro-
pheten
der Zu-
kunfft
Christi
bald, zum
Schre-
cken, bald
zum Trost

su Christi und dann trösten sie gewisse Leute mit der Erscheinung
JEsu Christi, als wie mit dem safftigsten Kern der Verheissungen,
wie hier. Dann siehe, der Tag kommet, der brennen wird wie ein O-
fen: Da werden alle Stoltzen, und alle die Gottlosigkeit üben, wie
Stopplen seyn, und der künfftige Tag wird sie anzünden: (spricht
der HERR Zebaoth) welcher ihnen weder Wurtzel noch Aeste lassen
wird. Euch aber, die ihr meinen Nahmen förchtet, wird aufgehen
die Sonne der Gerechtigkeit, und wird Heylung seyn in ihren Flüg-
ken: Und ihr werdet ausgehen, und zunehmen wie die Mastkälber:
Den einten wird er ein Feur seyn, den anderen eine Sonne, sie zu er-
leuchten, zu heilen, zu reinigen, frisch und lebendig zu machen; mit-

hin
J i i i i i 3.

Die Sonne der Gerechtigkeit.
ſo offt er dem Einſprechen und Abmahnen des Heiligen Geiſtes nicht
gehorchet, ſondern ſcheinbare Ausfluͤchte ſuchet, dem verderbten
Trieb ſeiner Gemuͤths-Bewegungen ein Genuͤgen zu thun, da muß
er lang genug klettern, ehe er wieder auf dieſen Felſen der Ruh und
des Friedens kommt; Ein unbedachtſam, liebloß Wort, ein unnoͤ-
thiger Beſuch kan ihn da hinunter werffen, je mehr du und JEſus
allein beyſammen ſind, je beſſer iſts dir und anderen, denen du un-
vergleichlich mehr Segen bey JEſu ausbitten kanſt in der innigen,
ſtillen, geheimen Vereinigung deines Seelen-Hungers nach ſeinem
Lammes-Sinn; Menſchen Pflichten hin, Menſchen Pflichten her.
GOtt und ſein Reich gehen allen Welt Hoͤfflichkeiten weit vor;
Locket dich der Heil. Geiſt zum freundlichen Umgang mit JEſu, ſo
laſſe alles andere ſtehen und liegen, und ziehe einmahl dieſes allem
vor, wann dir vergoͤnnet wird in verborgener Stille Waſſer des
Lebens zu trincken; du biſt gegen niemand mehr ſchuldig die Reglen
der Hoͤfflichkeit wohl in Obacht zn nehmen als gegen dem Koͤnig des
Himmels.

§. 2. Mercke es hiemit, daß natuͤrlicher Weiſe nichts aus JEſuAber das
letzte nur
zufaͤlliger
Weiß,

Chriſto flieſſen kan als Leben und Seligkeit; entſpringt alſo Tod und
Untergang nur zufaͤlliger Weiſe aus JEſu Chriſto, weil wir ſo gar
geſchaͤndet, daß uns die beſte, ſeligſte Artzney zu Gifft wird, weilen
wir ſie nicht zu rechter Zeit einnehmen, unſere Seelen Geſundheit all-
zulang aufſchieben, und im Gebrauch der Geneſungs-Mittlen nicht
bey der Vorſchrifft des Artzts bleiben, uns aller widerwaͤrtigen Sa-
chen allenthalben und zu allen Zeiten voͤllig zu enthalten.

§. 3. Dannenhero draͤuen jetz die Propheten mit der Zukunfft JE-Deswe-
gen bedie-
nen ſich
die Pro-
pheten
der Zu-
kunfft
Chriſti
bald, zum
Schre-
cken, bald
zum Troſt

ſu Chriſti und dann troͤſten ſie gewiſſe Leute mit der Erſcheinung
JEſu Chriſti, als wie mit dem ſafftigſten Kern der Verheiſſungen,
wie hier. Dann ſiehe, der Tag kommet, der brennen wird wie ein O-
fen: Da werden alle Stoltzen, und alle die Gottloſigkeit uͤben, wie
Stopplen ſeyn, und der kuͤnfftige Tag wird ſie anzuͤnden: (ſpricht
der HERR Zebaoth) welcher ihnen weder Wurtzel noch Aeſte laſſen
wird. Euch aber, die ihr meinen Nahmen foͤrchtet, wird aufgehen
die Sonne der Gerechtigkeit, und wird Heylung ſeyn in ihren Fluͤg-
ken: Und ihr werdet ausgehen, und zunehmen wie die Maſtkaͤlber:
Den einten wird er ein Feur ſeyn, den anderen eine Sonne, ſie zu er-
leuchten, zu heilen, zu reinigen, friſch und lebendig zu machen; mit-

hin
J i i i i i 3.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1085" n="989"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Sonne der Gerechtigkeit.</hi></fw><lb/>
&#x017F;o offt er dem Ein&#x017F;prechen und Abmahnen des Heiligen Gei&#x017F;tes nicht<lb/>
gehorchet, &#x017F;ondern &#x017F;cheinbare Ausflu&#x0364;chte &#x017F;uchet, dem verderbten<lb/>
Trieb &#x017F;einer Gemu&#x0364;ths-Bewegungen ein Genu&#x0364;gen zu thun, da muß<lb/>
er lang genug klettern, ehe er wieder auf die&#x017F;en Fel&#x017F;en der Ruh und<lb/>
des Friedens kommt; Ein unbedacht&#x017F;am, liebloß Wort, ein unno&#x0364;-<lb/>
thiger Be&#x017F;uch kan ihn da hinunter werffen, je mehr du und JE&#x017F;us<lb/>
allein bey&#x017F;ammen &#x017F;ind, je be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;ts dir und anderen, denen du un-<lb/>
vergleichlich mehr Segen bey JE&#x017F;u ausbitten kan&#x017F;t in der innigen,<lb/>
&#x017F;tillen, geheimen Vereinigung deines Seelen-Hungers nach &#x017F;einem<lb/>
Lammes-Sinn; Men&#x017F;chen Pflichten hin, Men&#x017F;chen Pflichten her.<lb/>
GOtt und &#x017F;ein Reich gehen allen Welt Ho&#x0364;fflichkeiten weit vor;<lb/>
Locket dich der Heil. Gei&#x017F;t zum freundlichen Umgang mit JE&#x017F;u, &#x017F;o<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e alles andere &#x017F;tehen und liegen, und ziehe einmahl die&#x017F;es allem<lb/>
vor, wann dir vergo&#x0364;nnet wird in verborgener Stille Wa&#x017F;&#x017F;er des<lb/>
Lebens zu trincken; du bi&#x017F;t gegen niemand mehr &#x017F;chuldig die Reglen<lb/>
der Ho&#x0364;fflichkeit wohl in Obacht zn nehmen als gegen dem Ko&#x0364;nig des<lb/>
Himmels.</p><lb/>
          <p>§. 2. Mercke es hiemit, daß natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e nichts aus JE&#x017F;u<note place="right">Aber das<lb/>
letzte nur<lb/>
zufa&#x0364;lliger<lb/>
Weiß,</note><lb/>
Chri&#x017F;to flie&#x017F;&#x017F;en kan als Leben und Seligkeit; ent&#x017F;pringt al&#x017F;o Tod und<lb/>
Untergang nur zufa&#x0364;lliger Wei&#x017F;e aus JE&#x017F;u Chri&#x017F;to, weil wir &#x017F;o gar<lb/>
ge&#x017F;cha&#x0364;ndet, daß uns die be&#x017F;te, &#x017F;elig&#x017F;te Artzney zu Gifft wird, weilen<lb/>
wir &#x017F;ie nicht zu rechter Zeit einnehmen, un&#x017F;ere Seelen Ge&#x017F;undheit all-<lb/>
zulang auf&#x017F;chieben, und im Gebrauch der Gene&#x017F;ungs-Mittlen nicht<lb/>
bey der Vor&#x017F;chrifft des Artzts bleiben, uns aller widerwa&#x0364;rtigen Sa-<lb/>
chen allenthalben und zu allen Zeiten vo&#x0364;llig zu enthalten.</p><lb/>
          <p>§. 3. Dannenhero dra&#x0364;uen jetz die Propheten mit der Zukunfft JE-<note place="right">Deswe-<lb/>
gen bedie-<lb/>
nen &#x017F;ich<lb/>
die Pro-<lb/>
pheten<lb/>
der Zu-<lb/>
kunfft<lb/>
Chri&#x017F;ti<lb/>
bald, zum<lb/>
Schre-<lb/>
cken, bald<lb/>
zum Tro&#x017F;t</note><lb/>
&#x017F;u Chri&#x017F;ti und dann tro&#x0364;&#x017F;ten &#x017F;ie gewi&#x017F;&#x017F;e Leute mit der Er&#x017F;cheinung<lb/>
JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti, als wie mit dem &#x017F;afftig&#x017F;ten Kern der Verhei&#x017F;&#x017F;ungen,<lb/>
wie hier. Dann &#x017F;iehe, der Tag kommet, der brennen wird wie ein O-<lb/>
fen: Da werden alle Stoltzen, und alle die Gottlo&#x017F;igkeit u&#x0364;ben, wie<lb/>
Stopplen &#x017F;eyn, und der ku&#x0364;nfftige Tag wird &#x017F;ie anzu&#x0364;nden: (&#x017F;pricht<lb/>
der HERR Zebaoth) welcher ihnen weder Wurtzel noch Ae&#x017F;te la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wird. Euch aber, die ihr meinen Nahmen fo&#x0364;rchtet, wird aufgehen<lb/>
die Sonne der Gerechtigkeit, und wird Heylung &#x017F;eyn in ihren Flu&#x0364;g-<lb/>
ken: Und ihr werdet ausgehen, und zunehmen wie die Ma&#x017F;tka&#x0364;lber:<lb/>
Den einten wird er ein Feur &#x017F;eyn, den anderen eine Sonne, &#x017F;ie zu er-<lb/>
leuchten, zu heilen, zu reinigen, fri&#x017F;ch und lebendig zu machen; mit-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i i i i i 3.</fw><fw place="bottom" type="catch">hin</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[989/1085] Die Sonne der Gerechtigkeit. ſo offt er dem Einſprechen und Abmahnen des Heiligen Geiſtes nicht gehorchet, ſondern ſcheinbare Ausfluͤchte ſuchet, dem verderbten Trieb ſeiner Gemuͤths-Bewegungen ein Genuͤgen zu thun, da muß er lang genug klettern, ehe er wieder auf dieſen Felſen der Ruh und des Friedens kommt; Ein unbedachtſam, liebloß Wort, ein unnoͤ- thiger Beſuch kan ihn da hinunter werffen, je mehr du und JEſus allein beyſammen ſind, je beſſer iſts dir und anderen, denen du un- vergleichlich mehr Segen bey JEſu ausbitten kanſt in der innigen, ſtillen, geheimen Vereinigung deines Seelen-Hungers nach ſeinem Lammes-Sinn; Menſchen Pflichten hin, Menſchen Pflichten her. GOtt und ſein Reich gehen allen Welt Hoͤfflichkeiten weit vor; Locket dich der Heil. Geiſt zum freundlichen Umgang mit JEſu, ſo laſſe alles andere ſtehen und liegen, und ziehe einmahl dieſes allem vor, wann dir vergoͤnnet wird in verborgener Stille Waſſer des Lebens zu trincken; du biſt gegen niemand mehr ſchuldig die Reglen der Hoͤfflichkeit wohl in Obacht zn nehmen als gegen dem Koͤnig des Himmels. §. 2. Mercke es hiemit, daß natuͤrlicher Weiſe nichts aus JEſu Chriſto flieſſen kan als Leben und Seligkeit; entſpringt alſo Tod und Untergang nur zufaͤlliger Weiſe aus JEſu Chriſto, weil wir ſo gar geſchaͤndet, daß uns die beſte, ſeligſte Artzney zu Gifft wird, weilen wir ſie nicht zu rechter Zeit einnehmen, unſere Seelen Geſundheit all- zulang aufſchieben, und im Gebrauch der Geneſungs-Mittlen nicht bey der Vorſchrifft des Artzts bleiben, uns aller widerwaͤrtigen Sa- chen allenthalben und zu allen Zeiten voͤllig zu enthalten. Aber das letzte nur zufaͤlliger Weiß, §. 3. Dannenhero draͤuen jetz die Propheten mit der Zukunfft JE- ſu Chriſti und dann troͤſten ſie gewiſſe Leute mit der Erſcheinung JEſu Chriſti, als wie mit dem ſafftigſten Kern der Verheiſſungen, wie hier. Dann ſiehe, der Tag kommet, der brennen wird wie ein O- fen: Da werden alle Stoltzen, und alle die Gottloſigkeit uͤben, wie Stopplen ſeyn, und der kuͤnfftige Tag wird ſie anzuͤnden: (ſpricht der HERR Zebaoth) welcher ihnen weder Wurtzel noch Aeſte laſſen wird. Euch aber, die ihr meinen Nahmen foͤrchtet, wird aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit, und wird Heylung ſeyn in ihren Fluͤg- ken: Und ihr werdet ausgehen, und zunehmen wie die Maſtkaͤlber: Den einten wird er ein Feur ſeyn, den anderen eine Sonne, ſie zu er- leuchten, zu heilen, zu reinigen, friſch und lebendig zu machen; mit- hin Deswe- gen bedie- nen ſich die Pro- pheten der Zu- kunfft Chriſti bald, zum Schre- cken, bald zum Troſt J i i i i i 3.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1085
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 989. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1085>, abgerufen am 22.11.2024.