Christi, der ihne ohne Unterlaß besichtiget und von Flecken reiniget, hierauf trotzet er mit frölichem Muth: Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Drangsal? oder Angst? oder Verfolgung? oder Hunger? oder Blösse? oder Fährlichkeit? oder Schwerdt? Wie geschrieben stehet: Um deinetwillen werden wir getödtet den gantzen Tag, wir sind geachtet für Schlacht-Schaafe. Aber in dem allem überwinden wir weit, durch den, der uns geliebet hat. Dann ich bin deß gewiß beredt, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstenthum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünff- tiges, weder Höhe noch Tieffe, noch keine andere Creatur uns wird scheiden mögen von der Liebe GOttes, die in Christo JESU ist unserm HERREN.
Schluß- Vermah- nung sich gäntzlich an GOtt und seine Regierung zu überge- ben.
§. 11. O ja jeder Stern ruffet uns zu: siehe mich an, wie mich mein Schöpffer schon so viel tausend Jahre ohne Abgang erhalten, den rechten Weg geführet und geregieret, was! Willt du dann nicht auch durch den Glauben gerecht werden wie Abraham? Was besinnest du dich noch so lang? Worauf wartest du, ist dann JE- SUS nicht derjenige, der da kommen soll? Was zauderst du mit deinen eitelen Sinnen, ist dann Abraham unglücklich, der seinem GOTT stäts blindlings gefolget, und dessen Liebe vor seinen eini- gen Antheil auserlesen? Oder hat nicht GOTT bereits auf Erden angefangen ihme sein Wort zu erfüllen, ihne bewahret wie seinen Aug-Apfel, und Könige bestraffet um seinetwillen, also daß auch der höchste HERR genau acht gehabt auf diejenigen die mit Abra- ham umgegangen, um zu sehen, wie sie sich gegen diesem seinem Freunde verhielten, um sie es heut oder morgen entgelten zu lassen. Was scheuest du dann dich im Glauben und Trauen zu werffen in die Armen dessen, ob dessen Haupt die Sonnen verfin- stert worden an dem Tag, da er aus Liebe zu dir als ein Fluch am Creutz hienge: Siehe doch wie sich die Sonne der Gerechtigkeit ins schröckliche Todtes-Thal begiebt und ihr gläntzend Haupt in die äus- serste Höllen-Angst deinetwegen einhüllet, damit du aus ewiger Fin- sternuß herausgezogen als ein Seeligkeit- und Herrlichkeit- voller Freuden- Stern in ewig-blitzender Majestät scheinen möchtest, da a
du
aRom. VIII. 35-39.
Der verheiſſene
Chriſti, der ihne ohne Unterlaß beſichtiget und von Flecken reiniget, hierauf trotzet er mit froͤlichem Muth: Wer will uns ſcheiden von der Liebe Chriſti? Drangſal? oder Angſt? oder Verfolgung? oder Hunger? oder Bloͤſſe? oder Faͤhrlichkeit? oder Schwerdt? Wie geſchrieben ſtehet: Um deinetwillen werden wir getoͤdtet den gantzen Tag, wir ſind geachtet fuͤr Schlacht-Schaafe. Aber in dem allem uͤberwinden wir weit, durch den, der uns geliebet hat. Dann ich bin deß gewiß beredt, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fuͤrſtenthum, noch Gewalt, weder Gegenwaͤrtiges noch Zukuͤnff- tiges, weder Hoͤhe noch Tieffe, noch keine andere Creatur uns wird ſcheiden moͤgen von der Liebe GOttes, die in Chriſto JESU iſt unſerm HERREN.
Schluß- Vermah- nung ſich gaͤntzlich an GOtt und ſeine Regieꝛung zu uͤberge- ben.
§. 11. O ja jeder Stern ruffet uns zu: ſiehe mich an, wie mich mein Schoͤpffer ſchon ſo viel tauſend Jahre ohne Abgang erhalten, den rechten Weg gefuͤhret und geregieret, was! Willt du dann nicht auch durch den Glauben gerecht werden wie Abraham? Was beſinneſt du dich noch ſo lang? Worauf warteſt du, iſt dann JE- SUS nicht derjenige, der da kommen ſoll? Was zauderſt du mit deinen eitelen Sinnen, iſt dann Abraham ungluͤcklich, der ſeinem GOTT ſtaͤts blindlings gefolget, und deſſen Liebe vor ſeinen eini- gen Antheil auserleſen? Oder hat nicht GOTT bereits auf Erden angefangen ihme ſein Wort zu erfuͤllen, ihne bewahret wie ſeinen Aug-Apfel, und Koͤnige beſtraffet um ſeinetwillen, alſo daß auch der hoͤchſte HERR genau acht gehabt auf diejenigen die mit Abra- ham umgegangen, um zu ſehen, wie ſie ſich gegen dieſem ſeinem Freunde verhielten, um ſie es heut oder morgen entgelten zu laſſen. Was ſcheueſt du dann dich im Glauben und Trauen zu werffen in die Armen deſſen, ob deſſen Haupt die Sonnen verfin- ſtert worden an dem Tag, da er aus Liebe zu dir als ein Fluch am Creutz hienge: Siehe doch wie ſich die Sonne der Gerechtigkeit ins ſchroͤckliche Todtes-Thal begiebt und ihr glaͤntzend Haupt in die aͤuſ- ſerſte Hoͤllen-Angſt deinetwegen einhuͤllet, damit du aus ewiger Fin- ſternuß herausgezogen als ein Seeligkeit- und Herrlichkeit- voller Freuden- Stern in ewig-blitzender Majeſtaͤt ſcheinen moͤchteſt, da a
du
aRom. VIII. 35-39.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1080"n="984"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der verheiſſene</hi></fw><lb/>
Chriſti, der ihne ohne Unterlaß beſichtiget und von Flecken reiniget,<lb/>
hierauf trotzet er mit froͤlichem Muth: Wer will uns ſcheiden von<lb/>
der Liebe Chriſti? Drangſal? oder Angſt? oder Verfolgung? oder<lb/>
Hunger? oder Bloͤſſe? oder Faͤhrlichkeit? oder Schwerdt? Wie<lb/>
geſchrieben ſtehet: Um deinetwillen werden wir getoͤdtet den gantzen<lb/>
Tag, wir ſind geachtet fuͤr Schlacht-Schaafe. Aber in dem allem<lb/>
uͤberwinden wir weit, durch den, der uns geliebet hat. Dann ich<lb/>
bin deß gewiß beredt, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch<lb/>
Fuͤrſtenthum, noch Gewalt, weder Gegenwaͤrtiges noch Zukuͤnff-<lb/>
tiges, weder Hoͤhe noch Tieffe, noch keine andere Creatur uns wird<lb/>ſcheiden moͤgen von der Liebe GOttes, die in Chriſto JESU iſt<lb/>
unſerm HERREN.</p><lb/><noteplace="left">Schluß-<lb/>
Vermah-<lb/>
nung ſich<lb/>
gaͤntzlich<lb/>
an GOtt<lb/>
und ſeine<lb/>
Regieꝛung<lb/>
zu uͤberge-<lb/>
ben.</note><p>§. 11. O ja jeder Stern ruffet uns zu: ſiehe mich an, wie mich<lb/>
mein Schoͤpffer ſchon ſo viel tauſend Jahre ohne Abgang erhalten,<lb/>
den rechten Weg gefuͤhret und geregieret, was! Willt du dann<lb/>
nicht auch durch den Glauben gerecht werden wie Abraham? Was<lb/>
beſinneſt du dich noch ſo lang? Worauf warteſt du, iſt dann JE-<lb/>
SUS nicht derjenige, der da kommen ſoll? Was zauderſt du mit<lb/>
deinen eitelen Sinnen, iſt dann Abraham ungluͤcklich, der ſeinem<lb/>
GOTT ſtaͤts blindlings gefolget, und deſſen Liebe vor ſeinen eini-<lb/>
gen Antheil auserleſen? Oder hat nicht GOTT bereits auf Erden<lb/>
angefangen ihme ſein Wort zu erfuͤllen, ihne bewahret wie ſeinen<lb/>
Aug-Apfel, und Koͤnige beſtraffet um ſeinetwillen, alſo daß auch<lb/>
der hoͤchſte HERR genau acht gehabt auf diejenigen die mit Abra-<lb/>
ham umgegangen, um zu ſehen, wie ſie ſich gegen dieſem<lb/>ſeinem Freunde verhielten, um ſie es heut oder morgen entgelten zu<lb/>
laſſen. Was ſcheueſt du dann dich im Glauben und Trauen zu<lb/>
werffen in die Armen deſſen, ob deſſen Haupt die Sonnen verfin-<lb/>ſtert worden an dem Tag, da er aus Liebe zu dir als ein Fluch am<lb/>
Creutz hienge: Siehe doch wie ſich die Sonne der Gerechtigkeit ins<lb/>ſchroͤckliche Todtes-Thal begiebt und ihr glaͤntzend Haupt in die aͤuſ-<lb/>ſerſte Hoͤllen-Angſt deinetwegen einhuͤllet, damit du aus ewiger Fin-<lb/>ſternuß herausgezogen als ein Seeligkeit- und Herrlichkeit- voller<lb/>
Freuden- Stern in ewig-blitzender Majeſtaͤt ſcheinen moͤchteſt, da<lb/><fwplace="bottom"type="catch">du</fw><lb/><noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Rom. VIII.</hi> 35-39.</note><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[984/1080]
Der verheiſſene
Chriſti, der ihne ohne Unterlaß beſichtiget und von Flecken reiniget,
hierauf trotzet er mit froͤlichem Muth: Wer will uns ſcheiden von
der Liebe Chriſti? Drangſal? oder Angſt? oder Verfolgung? oder
Hunger? oder Bloͤſſe? oder Faͤhrlichkeit? oder Schwerdt? Wie
geſchrieben ſtehet: Um deinetwillen werden wir getoͤdtet den gantzen
Tag, wir ſind geachtet fuͤr Schlacht-Schaafe. Aber in dem allem
uͤberwinden wir weit, durch den, der uns geliebet hat. Dann ich
bin deß gewiß beredt, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch
Fuͤrſtenthum, noch Gewalt, weder Gegenwaͤrtiges noch Zukuͤnff-
tiges, weder Hoͤhe noch Tieffe, noch keine andere Creatur uns wird
ſcheiden moͤgen von der Liebe GOttes, die in Chriſto JESU iſt
unſerm HERREN.
§. 11. O ja jeder Stern ruffet uns zu: ſiehe mich an, wie mich
mein Schoͤpffer ſchon ſo viel tauſend Jahre ohne Abgang erhalten,
den rechten Weg gefuͤhret und geregieret, was! Willt du dann
nicht auch durch den Glauben gerecht werden wie Abraham? Was
beſinneſt du dich noch ſo lang? Worauf warteſt du, iſt dann JE-
SUS nicht derjenige, der da kommen ſoll? Was zauderſt du mit
deinen eitelen Sinnen, iſt dann Abraham ungluͤcklich, der ſeinem
GOTT ſtaͤts blindlings gefolget, und deſſen Liebe vor ſeinen eini-
gen Antheil auserleſen? Oder hat nicht GOTT bereits auf Erden
angefangen ihme ſein Wort zu erfuͤllen, ihne bewahret wie ſeinen
Aug-Apfel, und Koͤnige beſtraffet um ſeinetwillen, alſo daß auch
der hoͤchſte HERR genau acht gehabt auf diejenigen die mit Abra-
ham umgegangen, um zu ſehen, wie ſie ſich gegen dieſem
ſeinem Freunde verhielten, um ſie es heut oder morgen entgelten zu
laſſen. Was ſcheueſt du dann dich im Glauben und Trauen zu
werffen in die Armen deſſen, ob deſſen Haupt die Sonnen verfin-
ſtert worden an dem Tag, da er aus Liebe zu dir als ein Fluch am
Creutz hienge: Siehe doch wie ſich die Sonne der Gerechtigkeit ins
ſchroͤckliche Todtes-Thal begiebt und ihr glaͤntzend Haupt in die aͤuſ-
ſerſte Hoͤllen-Angſt deinetwegen einhuͤllet, damit du aus ewiger Fin-
ſternuß herausgezogen als ein Seeligkeit- und Herrlichkeit- voller
Freuden- Stern in ewig-blitzender Majeſtaͤt ſcheinen moͤchteſt, da
du
a
a Rom. VIII. 35-39.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 984. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1080>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.