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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der verheissene
einen wahrhafften GOTT an mir beweisest. Wolltest du mir sol-
ches nicht geben, so hättest du es ja sollen verwehren, daß ichs nicht
unter die Augen bekäme, gelustig darüber werde, und dich nöthige,
ja übertäube, mir das alles aus Gnaden zu schencken, den Heiligen
Wie und
auf was
Weiß man
diese Ver-
heissungen
anwenden
solle.
Geist mit allen Gaben.

§. 3. Nimm doch nur ein Exempel, ein Beyspiel, wie du dich in
Ansehen des irrdischen, vergänglichen Gut und Gelds verhaltest,
siehe, ist ihm nicht also, du lassest ja deine Gült-Brieffe nicht verge-
bens im Kasten ligen, daß du deine Zinsen nicht einziehen solltest:
Kan dir dann der ewige lebendige GOTT nicht etwas bessers geben,
als was dir ein armes Bäurlein ab dem Land bringt? Wahr ists,
daß die ewigen Güter unsichtbar sind, aber sind sie darum nicht aller
unserer Begierden werth?

Die Verheissungen liegen da vor jedermanns Augen, aber wie
viele gehen bey denen unschätzbaren Kleinodien, so darinn verborgen
liegen, und dem Leser angetragen werden, in ihrer Blindheit vor-
bey? Der aber ist der Reichste und Seligste in dieser und in der
künfftigen Welt, der sie am meisten z'gelten machet.

Auch die
welche
GOttes
Zorn ver-
dienet,
werden
wann sie
wie Abra-
ham glau-
ben
Gerechtig-
keit erlan-
gen.

§. 4. Ja sagst du, wann ich Abraham wäre, ein Liebling GOt-
tes, so dörffte und könnte ich auch glauben, aber ich darff vast nicht
zurück sinnen, wie übel ich mit der goldenen Gnaden-Zeit gehauset,
wie ich dem anklopffenden und überzeugenden Liecht des Heiligen
Geistes stäts widerstanden, JEsum gecreutziget, seinen Feinden an-
gehangen, wäre es nicht unverschämt, wann ich mir jetzt einbilden
wollte GOTT seye noch willig mir alle solche unzehliche Affronts
und Schmach auf ewig zu vergeben, mich von der Sünden-Schuld
und Herrschafft loß und ledig zu machen, Buß, Glauben, und den
Sieg über alles Böse in mir zu würcken, mir alle nöthige Gaben des
Heiligen Geistes und ewige Freud und Seeligkeit zu schencken; das
ist nicht vor mich, GOTT kennt mich wohl, wie ich ihme nichts lau-
terlich zu Gefallen gethan habe?

Antw. Mit Luthero: Glaube wie Abraham, so bist du Abraham,
oder meinst du, GOTT habe diß Exempel nur darum aufzeichnen
lassen, damit wir wissen, was Abraham vor ein Mann gewesen?
Was wäre uns doch daran gelegen, wann er nicht zum Exempel
gesetzt wäre allen, die wie er GOTT glauben wurden zum ewigen

Leben,

Der verheiſſene
einen wahrhafften GOTT an mir beweiſeſt. Wollteſt du mir ſol-
ches nicht geben, ſo haͤtteſt du es ja ſollen verwehren, daß ichs nicht
unter die Augen bekaͤme, geluſtig daruͤber werde, und dich noͤthige,
ja uͤbertaͤube, mir das alles aus Gnaden zu ſchencken, den Heiligen
Wie und
auf was
Weiß man
dieſe Ver-
heiſſungen
anwenden
ſolle.
Geiſt mit allen Gaben.

§. 3. Nimm doch nur ein Exempel, ein Beyſpiel, wie du dich in
Anſehen des irrdiſchen, vergaͤnglichen Gut und Gelds verhalteſt,
ſiehe, iſt ihm nicht alſo, du laſſeſt ja deine Guͤlt-Brieffe nicht verge-
bens im Kaſten ligen, daß du deine Zinſen nicht einziehen ſollteſt:
Kan dir dann der ewige lebendige GOTT nicht etwas beſſers geben,
als was dir ein armes Baͤurlein ab dem Land bringt? Wahr iſts,
daß die ewigen Guͤter unſichtbar ſind, aber ſind ſie darum nicht aller
unſerer Begierden werth?

Die Verheiſſungen liegen da vor jedermanns Augen, aber wie
viele gehen bey denen unſchaͤtzbaren Kleinodien, ſo darinn verborgen
liegen, und dem Leſer angetragen werden, in ihrer Blindheit vor-
bey? Der aber iſt der Reichſte und Seligſte in dieſer und in der
kuͤnfftigen Welt, der ſie am meiſten z’gelten machet.

Auch die
welche
GOttes
Zorn ver-
dienet,
werden
wann ſie
wie Abra-
ham glau-
ben
Gerechtig-
keit erlan-
gen.

§. 4. Ja ſagſt du, wann ich Abraham waͤre, ein Liebling GOt-
tes, ſo doͤrffte und koͤnnte ich auch glauben, aber ich darff vaſt nicht
zuruͤck ſinnen, wie uͤbel ich mit der goldenen Gnaden-Zeit gehauſet,
wie ich dem anklopffenden und uͤberzeugenden Liecht des Heiligen
Geiſtes ſtaͤts widerſtanden, JEſum gecreutziget, ſeinen Feinden an-
gehangen, waͤre es nicht unverſchaͤmt, wann ich mir jetzt einbilden
wollte GOTT ſeye noch willig mir alle ſolche unzehliche Affronts
und Schmach auf ewig zu vergeben, mich von der Suͤnden-Schuld
und Herrſchafft loß und ledig zu machen, Buß, Glauben, und den
Sieg uͤber alles Boͤſe in mir zu wuͤrcken, mir alle noͤthige Gaben des
Heiligen Geiſtes und ewige Freud und Seeligkeit zu ſchencken; das
iſt nicht vor mich, GOTT kennt mich wohl, wie ich ihme nichts lau-
terlich zu Gefallen gethan habe?

Antw. Mit Luthero: Glaube wie Abraham, ſo biſt du Abraham,
oder meinſt du, GOTT habe diß Exempel nur darum aufzeichnen
laſſen, damit wir wiſſen, was Abraham vor ein Mann geweſen?
Was waͤre uns doch daran gelegen, wann er nicht zum Exempel
geſetzt waͤre allen, die wie er GOTT glauben wurden zum ewigen

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[974/1070] Der verheiſſene einen wahrhafften GOTT an mir beweiſeſt. Wollteſt du mir ſol- ches nicht geben, ſo haͤtteſt du es ja ſollen verwehren, daß ichs nicht unter die Augen bekaͤme, geluſtig daruͤber werde, und dich noͤthige, ja uͤbertaͤube, mir das alles aus Gnaden zu ſchencken, den Heiligen Geiſt mit allen Gaben. Wie und auf was Weiß man dieſe Ver- heiſſungen anwenden ſolle. §. 3. Nimm doch nur ein Exempel, ein Beyſpiel, wie du dich in Anſehen des irrdiſchen, vergaͤnglichen Gut und Gelds verhalteſt, ſiehe, iſt ihm nicht alſo, du laſſeſt ja deine Guͤlt-Brieffe nicht verge- bens im Kaſten ligen, daß du deine Zinſen nicht einziehen ſollteſt: Kan dir dann der ewige lebendige GOTT nicht etwas beſſers geben, als was dir ein armes Baͤurlein ab dem Land bringt? Wahr iſts, daß die ewigen Guͤter unſichtbar ſind, aber ſind ſie darum nicht aller unſerer Begierden werth? Die Verheiſſungen liegen da vor jedermanns Augen, aber wie viele gehen bey denen unſchaͤtzbaren Kleinodien, ſo darinn verborgen liegen, und dem Leſer angetragen werden, in ihrer Blindheit vor- bey? Der aber iſt der Reichſte und Seligſte in dieſer und in der kuͤnfftigen Welt, der ſie am meiſten z’gelten machet. §. 4. Ja ſagſt du, wann ich Abraham waͤre, ein Liebling GOt- tes, ſo doͤrffte und koͤnnte ich auch glauben, aber ich darff vaſt nicht zuruͤck ſinnen, wie uͤbel ich mit der goldenen Gnaden-Zeit gehauſet, wie ich dem anklopffenden und uͤberzeugenden Liecht des Heiligen Geiſtes ſtaͤts widerſtanden, JEſum gecreutziget, ſeinen Feinden an- gehangen, waͤre es nicht unverſchaͤmt, wann ich mir jetzt einbilden wollte GOTT ſeye noch willig mir alle ſolche unzehliche Affronts und Schmach auf ewig zu vergeben, mich von der Suͤnden-Schuld und Herrſchafft loß und ledig zu machen, Buß, Glauben, und den Sieg uͤber alles Boͤſe in mir zu wuͤrcken, mir alle noͤthige Gaben des Heiligen Geiſtes und ewige Freud und Seeligkeit zu ſchencken; das iſt nicht vor mich, GOTT kennt mich wohl, wie ich ihme nichts lau- terlich zu Gefallen gethan habe? Antw. Mit Luthero: Glaube wie Abraham, ſo biſt du Abraham, oder meinſt du, GOTT habe diß Exempel nur darum aufzeichnen laſſen, damit wir wiſſen, was Abraham vor ein Mann geweſen? Was waͤre uns doch daran gelegen, wann er nicht zum Exempel geſetzt waͤre allen, die wie er GOTT glauben wurden zum ewigen Leben,

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 974. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1070>, abgerufen am 22.11.2024.