§. 4. Es ist leyder nur allzuwahr worden Pauli entsetzliche Pro-Die Pro- phezeyung Pauli von den letzten Zeiten ist wohl erfüllet. phezeyung, was vor beschwerliche Zeiten in denen letzten Tagen kom- men werden a, allda er freylich keine grobe Schanden und heydnische Laster benennet, sondern meist heimliche Sünden-Greuel, welche die so genannte (honnetes gens) ehrliche Leute im Hertzen treiben, und von den Menschen gar meisterlich zu verstecken und gar manierlich zu verbergen wissen, diese halt die Welt vor die besten Christen, die andere seyen Phantasten und gehen zu weit, allein Paulus mahlet die- se Welt-förmige Christen so greßlich ab, daß wohl allen rechtschaffe- nen Liebhaberen Christi die Haare gen Berge stehen möchten, und ein zitterender Schauer ankommen.
§. 5. Christen und Lehrer, die dem Nahmen und Titel nach Ster-Der Glantz der Schön- heit des Bildes Christi ist verlo- schen. nen am Kirchen-Firmament seyn sollten, aber deren Hertz an zeitli- chem Gut, verborgener Lust, an Ehrsucht, Menschen-Ruhm und Gunst angefesselt ist, und also nicht in der Höhe bey JEsu im himm- lischen Sinn schweben, abgeschieden von der Eitelkeit und GOTT unverruckt innigst anhangend; diese werden warlich nicht bestehen in der grossen Versuchung die da kommen soll über den gantzen Welt- Kreiß, massen der Teufel und Antichrist ein Handgrif auf sie hat, dabey er sie fassen kan: daher werden sie auf die Erden fallen, der grosse Sturm-Wind wird sie abschütteln, gleichwie ein Feigen- Baum seine unzeitige Feigen abwirfft, und gleich wie das wurm- äsige Obs abgerissen wird. O wie erschröcklich ist das Zeichen das Johannes gesehen hat b, nehmlich einen grossen rothen, vom Zorn sehr ergrimmeten Drachen, der da schleiffete den dritten Theil der Sternen des Himmels, und sie auf die Erden warffe: Die Stern- Seher sagen, daß die Monds-Finsternussen nur dannzumahlen sich ereugen, wann der Mond in den Nodis, oder in capite vel cauda draconis seye, wie näher aber die Finsternussen dem Drachen-Haupt und Drachen-Schwantz sich begeben, je grösser sie sich erzeigen. O wie heimlich und subtil treibet der Satanas seine Künst die Seelen zu verführen! wie verbirgt er seinen blutdürstigen Mord-Anschlag, so er auf uns hat unter dem hüpschesten Schein! wie helle Augen muß der Mensch haben, wacker um sich zu sehen, damit man be- halte was man hat, die Cron nicht verliehre, und in keinem Ding
nirgends
a 2 Tim. III. 1-7.
bApoc. VI. 13.
ewige Sternen-Himmel.
§. 4. Es iſt leyder nur allzuwahr worden Pauli entſetzliche Pro-Die Pro- phezeyung Pauli von den letzten Zeiten iſt wohl erfuͤllet. phezeyung, was vor beſchwerliche Zeiten in denen letzten Tagen kom- men werden a, allda er freylich keine grobe Schanden und heydniſche Laſter benennet, ſondern meiſt heimliche Suͤnden-Greuel, welche die ſo genannte (honnêtes gens) ehrliche Leute im Hertzen treiben, und von den Menſchen gar meiſterlich zu verſtecken und gar manierlich zu verbergen wiſſen, dieſe halt die Welt vor die beſten Chriſten, die andere ſeyen Phantaſten und gehen zu weit, allein Paulus mahlet die- ſe Welt-foͤrmige Chriſten ſo greßlich ab, daß wohl allen rechtſchaffe- nen Liebhaberen Chriſti die Haare gen Berge ſtehen moͤchten, und ein zitterender Schauer ankommen.
§. 5. Chriſten und Lehrer, die dem Nahmen und Titel nach Ster-Deꝛ Glantz der Schoͤn- heit des Bildes Chriſti iſt verlo- ſchen. nen am Kirchen-Firmament ſeyn ſollten, aber deren Hertz an zeitli- chem Gut, verborgener Luſt, an Ehrſucht, Menſchen-Ruhm und Gunſt angefeſſelt iſt, und alſo nicht in der Hoͤhe bey JEſu im himm- liſchen Sinn ſchweben, abgeſchieden von der Eitelkeit und GOTT unverruckt innigſt anhangend; dieſe werden warlich nicht beſtehen in der groſſen Verſuchung die da kommen ſoll uͤber den gantzen Welt- Kreiß, maſſen der Teufel und Antichriſt ein Handgrif auf ſie hat, dabey er ſie faſſen kan: daher werden ſie auf die Erden fallen, der groſſe Sturm-Wind wird ſie abſchuͤtteln, gleichwie ein Feigen- Baum ſeine unzeitige Feigen abwirfft, und gleich wie das wurm- aͤſige Obs abgeriſſen wird. O wie erſchroͤcklich iſt das Zeichen das Johannes geſehen hat b, nehmlich einen groſſen rothen, vom Zorn ſehr ergrimmeten Drachen, der da ſchleiffete den dritten Theil der Sternen des Himmels, und ſie auf die Erden warffe: Die Stern- Seher ſagen, daß die Monds-Finſternuſſen nur dannzumahlen ſich ereugen, wann der Mond in den Nodis, oder in capite vel cauda draconis ſeye, wie naͤher aber die Finſternuſſen dem Drachen-Haupt und Drachen-Schwantz ſich begeben, je groͤſſer ſie ſich erzeigen. O wie heimlich und ſubtil treibet der Satanas ſeine Kuͤnſt die Seelen zu verfuͤhren! wie verbirgt er ſeinen blutduͤrſtigen Mord-Anſchlag, ſo er auf uns hat unter dem huͤpſcheſten Schein! wie helle Augen muß der Menſch haben, wacker um ſich zu ſehen, damit man be- halte was man hat, die Cron nicht verliehre, und in keinem Ding
nirgends
a 2 Tim. III. 1-7.
bApoc. VI. 13.
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ewige Sternen-Himmel.
§. 4. Es iſt leyder nur allzuwahr worden Pauli entſetzliche Pro-
phezeyung, was vor beſchwerliche Zeiten in denen letzten Tagen kom-
men werden a, allda er freylich keine grobe Schanden und heydniſche
Laſter benennet, ſondern meiſt heimliche Suͤnden-Greuel, welche
die ſo genannte (honnêtes gens) ehrliche Leute im Hertzen treiben, und
von den Menſchen gar meiſterlich zu verſtecken und gar manierlich zu
verbergen wiſſen, dieſe halt die Welt vor die beſten Chriſten, die
andere ſeyen Phantaſten und gehen zu weit, allein Paulus mahlet die-
ſe Welt-foͤrmige Chriſten ſo greßlich ab, daß wohl allen rechtſchaffe-
nen Liebhaberen Chriſti die Haare gen Berge ſtehen moͤchten, und
ein zitterender Schauer ankommen.
Die Pro-
phezeyung
Pauli von
den letzten
Zeiten iſt
wohl
erfuͤllet.
§. 5. Chriſten und Lehrer, die dem Nahmen und Titel nach Ster-
nen am Kirchen-Firmament ſeyn ſollten, aber deren Hertz an zeitli-
chem Gut, verborgener Luſt, an Ehrſucht, Menſchen-Ruhm und
Gunſt angefeſſelt iſt, und alſo nicht in der Hoͤhe bey JEſu im himm-
liſchen Sinn ſchweben, abgeſchieden von der Eitelkeit und GOTT
unverruckt innigſt anhangend; dieſe werden warlich nicht beſtehen in
der groſſen Verſuchung die da kommen ſoll uͤber den gantzen Welt-
Kreiß, maſſen der Teufel und Antichriſt ein Handgrif auf ſie hat,
dabey er ſie faſſen kan: daher werden ſie auf die Erden fallen, der
groſſe Sturm-Wind wird ſie abſchuͤtteln, gleichwie ein Feigen-
Baum ſeine unzeitige Feigen abwirfft, und gleich wie das wurm-
aͤſige Obs abgeriſſen wird. O wie erſchroͤcklich iſt das Zeichen das
Johannes geſehen hat b, nehmlich einen groſſen rothen, vom Zorn
ſehr ergrimmeten Drachen, der da ſchleiffete den dritten Theil der
Sternen des Himmels, und ſie auf die Erden warffe: Die Stern-
Seher ſagen, daß die Monds-Finſternuſſen nur dannzumahlen ſich
ereugen, wann der Mond in den Nodis, oder in capite vel cauda
draconis ſeye, wie naͤher aber die Finſternuſſen dem Drachen-Haupt
und Drachen-Schwantz ſich begeben, je groͤſſer ſie ſich erzeigen. O
wie heimlich und ſubtil treibet der Satanas ſeine Kuͤnſt die Seelen
zu verfuͤhren! wie verbirgt er ſeinen blutduͤrſtigen Mord-Anſchlag,
ſo er auf uns hat unter dem huͤpſcheſten Schein! wie helle Augen
muß der Menſch haben, wacker um ſich zu ſehen, damit man be-
halte was man hat, die Cron nicht verliehre, und in keinem Ding
nirgends
Deꝛ Glantz
der Schoͤn-
heit des
Bildes
Chriſti iſt
verlo-
ſchen.
a 2 Tim. III. 1-7.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 967. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1063>, abgerufen am 22.11.2024.
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