Antw. Paulus der grosse Zeuge GOttes ziehet diesen Spruch Mosis a mit vielen starcken Gründen dahin, welche daselbst können nochgesehen werden. Es ist Zweiffels ohn damahlen in Abraham ei- ne merckliche Veränderung vorgegangen, und muß ihm der Seegen des Messias, der ihm zugleich mit verheissen ware, in grossem Maaß zu geniessen gegeben worden seyn in seiner vollkommenen Versöhnung und thätlichen Erlösung, dardurch ihm das allbereit von GOTT geschenckte Recht und Ansprach an ihme, an seinem gantzen Himmelreich und Herrlichkeit, aus Anlaß dieses seines Wun- der-Glaubens unaussprechlich ins Hertz geleuchtet haben, also daß er zuvor niemahls ein so klare Einsicht in dieses Geheimnuß gehabt hat, wie er nehmlich ohne eigene Wercke und Verdienste, allein durch JEsum vor GOTT gerecht, heilig und selig seye, allermas- sen die Offenbahrung der Gerechtigkeit GOttes an des armen Sün- ders Hertz geschiehet nach dem Maaß des Glaubens, so aus der überschwenglichen Krafft des Heil. Geistes in der Seelen gewürckt wird; Nun hatte er zwar von seinem ersten Beruff an gezeiget, daß die Glaubens-Krafft des Heil. Geistes in ihm wohnete, er verliesse sein Vatterland und schweiffete als ein Fremdling unter abgötti- schen Heyden herum, er glaubte auch, GOTT werde seiner Fein- den Feind, und seiner Freunden Freund seyn, ihm nicht nur viele Nachkömmlinge schencken, sondern daß auch die heilige Menschheit JESUS aus ihm herstammen werde, um dessentwillen GOTT sein Schilt und sehr grosser Lohn seyn und bleiben werde; dieses al- les waren ja sehr herrliche Bezeigungen eines recht lebendigen im Gehorsam thätigen Glaubens; in dem er sich darauf verliesse, dero Erfüllung ständlich erwartete, so weit er GOttes Schutz, Segen und Erlösung nöthig hatte, so weidete er sich wie ein frommes Schaf an diesen ihme geschehenen Safft-vollen Verheissungen.
§. 3. Daß er aber seyn sollte der Vatter aller Gläubigen, folg-Wei[l] sein Glau- be erst da- zumahl den höch- sten Gipfel erreichet hat, lich des allein hohen, allein vornehmen, edlen Geschlechts der himm- lischen Königen und Priestern, des ewigen Volcks in der liecht- hellen Stadt und himmlischen Welt: daß sein Glaubens-Körnlein ins Unendliche sich ausbreiten und zu einem so Göttlichen Baum in die unermessene Ewigkeit hinein wachsen sollte, das ware gantz was
über-
aRom. IV.
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ewige Sternen-Himmel.
Antw. Paulus der groſſe Zeuge GOttes ziehet dieſen Spruch Moſis a mit vielen ſtarcken Gruͤnden dahin, welche daſelbſt koͤnnen nochgeſehen werden. Es iſt Zweiffels ohn damahlen in Abraham ei- ne merckliche Veraͤnderung vorgegangen, und muß ihm der Seegen des Meſſias, der ihm zugleich mit verheiſſen ware, in groſſem Maaß zu genieſſen gegeben worden ſeyn in ſeiner vollkommenen Verſoͤhnung und thaͤtlichen Erloͤſung, dardurch ihm das allbereit von GOTT geſchenckte Recht und Anſprach an ihme, an ſeinem gantzen Himmelreich und Herrlichkeit, aus Anlaß dieſes ſeines Wun- der-Glaubens unausſprechlich ins Hertz geleuchtet haben, alſo daß er zuvor niemahls ein ſo klare Einſicht in dieſes Geheimnuß gehabt hat, wie er nehmlich ohne eigene Wercke und Verdienſte, allein durch JEſum vor GOTT gerecht, heilig und ſelig ſeye, allermaſ- ſen die Offenbahrung der Gerechtigkeit GOttes an des armen Suͤn- ders Hertz geſchiehet nach dem Maaß des Glaubens, ſo aus der uͤberſchwenglichen Krafft des Heil. Geiſtes in der Seelen gewuͤrckt wird; Nun hatte er zwar von ſeinem erſten Beruff an gezeiget, daß die Glaubens-Krafft des Heil. Geiſtes in ihm wohnete, er verlieſſe ſein Vatterland und ſchweiffete als ein Fremdling unter abgoͤtti- ſchen Heyden herum, er glaubte auch, GOTT werde ſeiner Fein- den Feind, und ſeiner Freunden Freund ſeyn, ihm nicht nur viele Nachkoͤmmlinge ſchencken, ſondern daß auch die heilige Menſchheit JESUS aus ihm herſtammen werde, um deſſentwillen GOTT ſein Schilt und ſehr groſſer Lohn ſeyn und bleiben werde; dieſes al- les waren ja ſehr herrliche Bezeigungen eines recht lebendigen im Gehorſam thaͤtigen Glaubens; in dem er ſich darauf verlieſſe, dero Erfuͤllung ſtaͤndlich erwartete, ſo weit er GOttes Schutz, Segen und Erloͤſung noͤthig hatte, ſo weidete er ſich wie ein frommes Schaf an dieſen ihme geſchehenen Safft-vollen Verheiſſungen.
§. 3. Daß er aber ſeyn ſollte der Vatter aller Glaͤubigen, folg-Wei[l] ſein Glau- be erſt da- zumahl den hoͤch- ſten Gipfel erreichet hat, lich des allein hohen, allein vornehmen, edlen Geſchlechts der himm- liſchen Koͤnigen und Prieſtern, des ewigen Volcks in der liecht- hellen Stadt und himmliſchen Welt: daß ſein Glaubens-Koͤrnlein ins Unendliche ſich ausbreiten und zu einem ſo Goͤttlichen Baum in die unermeſſene Ewigkeit hinein wachſen ſollte, das ware gantz was
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ewige Sternen-Himmel.
Antw. Paulus der groſſe Zeuge GOttes ziehet dieſen Spruch
Moſis a mit vielen ſtarcken Gruͤnden dahin, welche daſelbſt koͤnnen
nochgeſehen werden. Es iſt Zweiffels ohn damahlen in Abraham ei-
ne merckliche Veraͤnderung vorgegangen, und muß ihm der Seegen
des Meſſias, der ihm zugleich mit verheiſſen ware, in groſſem
Maaß zu genieſſen gegeben worden ſeyn in ſeiner vollkommenen
Verſoͤhnung und thaͤtlichen Erloͤſung, dardurch ihm das allbereit
von GOTT geſchenckte Recht und Anſprach an ihme, an ſeinem
gantzen Himmelreich und Herrlichkeit, aus Anlaß dieſes ſeines Wun-
der-Glaubens unausſprechlich ins Hertz geleuchtet haben, alſo daß
er zuvor niemahls ein ſo klare Einſicht in dieſes Geheimnuß gehabt
hat, wie er nehmlich ohne eigene Wercke und Verdienſte, allein
durch JEſum vor GOTT gerecht, heilig und ſelig ſeye, allermaſ-
ſen die Offenbahrung der Gerechtigkeit GOttes an des armen Suͤn-
ders Hertz geſchiehet nach dem Maaß des Glaubens, ſo aus der
uͤberſchwenglichen Krafft des Heil. Geiſtes in der Seelen gewuͤrckt
wird; Nun hatte er zwar von ſeinem erſten Beruff an gezeiget, daß
die Glaubens-Krafft des Heil. Geiſtes in ihm wohnete, er verlieſſe
ſein Vatterland und ſchweiffete als ein Fremdling unter abgoͤtti-
ſchen Heyden herum, er glaubte auch, GOTT werde ſeiner Fein-
den Feind, und ſeiner Freunden Freund ſeyn, ihm nicht nur viele
Nachkoͤmmlinge ſchencken, ſondern daß auch die heilige Menſchheit
JESUS aus ihm herſtammen werde, um deſſentwillen GOTT
ſein Schilt und ſehr groſſer Lohn ſeyn und bleiben werde; dieſes al-
les waren ja ſehr herrliche Bezeigungen eines recht lebendigen im
Gehorſam thaͤtigen Glaubens; in dem er ſich darauf verlieſſe, dero
Erfuͤllung ſtaͤndlich erwartete, ſo weit er GOttes Schutz, Segen
und Erloͤſung noͤthig hatte, ſo weidete er ſich wie ein frommes Schaf
an dieſen ihme geſchehenen Safft-vollen Verheiſſungen.
§. 3. Daß er aber ſeyn ſollte der Vatter aller Glaͤubigen, folg-
lich des allein hohen, allein vornehmen, edlen Geſchlechts der himm-
liſchen Koͤnigen und Prieſtern, des ewigen Volcks in der liecht-
hellen Stadt und himmliſchen Welt: daß ſein Glaubens-Koͤrnlein
ins Unendliche ſich ausbreiten und zu einem ſo Goͤttlichen Baum in
die unermeſſene Ewigkeit hinein wachſen ſollte, das ware gantz was
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Weil
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 961. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1057>, abgerufen am 23.11.2024.
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