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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der verheissene
werde als ein König herrschen über das Hauß Jacob ewiglich, und
seines Königreichs werde kein Ende seyn a; worzu aber der gecreu-
tzigte JESUS und seine Unterthanen Grad- und Staffels-weise ge-
langen, sich immittelst darmit tröstend, daß JESUS einmahl mit
Ehre und Herrlichkeit gekrönet ist b, wartend biß es endlich auch
sichtbarlich wahr werde, daß ihm alles unterthan seye; alsdann der
Himmel erschallen soll mit Freuden, Frolocken und Jubel-Gesän-
gen, der Menge des Fürstlichen singenden Heers, die GOtt loben
und sprechen: Halleluja! Dann der HERR hat sich als ein König
erzeiget und herrschet: Also lehren uns alle Propheten einhellig von
einem herrlichen Triumph-Reich Christi c, und von gewaltigen Be-
kehrungen in den letzten Zeiten, reden aber auch allezeit von einem
harten und langwierigen Widerstand der Feinden, als im 107ten
Psalm wird erst nach langem Wesen, Trangsalen und Umweltzun-
gen in der Kirch gesagt: Er setzt den Dürfftigen an ein hohes Ort
aus der Untertruckung, daß die Frommen es sehen, und sich freuen,
dargegen alle Boßheit ihr Maul zuhalten muß; gleichfalls Jes. 59.
nach dem die Kirch lang gereblet, verwundert sich der Jmmanuel,
daß die Feind mit solchem Fortgang und Hochmuth einhertretten,
und ihnen niemand wiederstehet: Kurtz die gantze Offenbahrung zei-
get dieses klärlich an; allwo bey den sechs Posaunen nacheinander
kein Triumph, erst in der siebenden, nach dem die Kirch lang, lang
mit Babylon gerungen, hörete Johannes starcke Stimmen im Him-
mel, es sind die Reiche der Welt unsers HERRN und seines Ge-
salbeten worden: Also gehets mit dem Glauben, der Buß und Of-
fenbahrung der Gerechtigkeit Christi mit dem Reich GOttes in der
gantzen Welt und in jeglicher Seele ins besonders, wie jener vor-
nehme Heyd sagt: was zum Blumen-Baum werden soll, wäre da-
rum nicht auf einmahl ein solcher, sondern erst ein Kern, hernach
ein keimende Sprossen, ferner ein Schößlein, demnach ein Sträuch-
lein, fortan ein Stämmlein und endlich ein Baum mit Blüthen.

Der uner-
mäßliche
Reich-
thum der
Güte
GOttes.

§. 3. Wir sehen auch hier den unmässigen Reichthum der Güte
GOttes, und den unendlichen Uberfluß der Göttlichen Fülle; daß
unangesehen der Hauffen der Seeligen genannt wird ein kleine
Heerd, zu rechnen gegen denen die verlohren gehen, so ists gleich-

wohl
a Luc. I. 32. 33.
b Heb. II. 7. 8.
c Ps. II. CVII.

Der verheiſſene
werde als ein Koͤnig herrſchen uͤber das Hauß Jacob ewiglich, und
ſeines Koͤnigreichs werde kein Ende ſeyn a; worzu aber der gecreu-
tzigte JESUS und ſeine Unterthanen Grad- und Staffels-weiſe ge-
langen, ſich immittelſt darmit troͤſtend, daß JESUS einmahl mit
Ehre und Herrlichkeit gekroͤnet iſt b, wartend biß es endlich auch
ſichtbarlich wahr werde, daß ihm alles unterthan ſeye; alsdann der
Himmel erſchallen ſoll mit Freuden, Frolocken und Jubel-Geſaͤn-
gen, der Menge des Fuͤrſtlichen ſingenden Heers, die GOtt loben
und ſprechen: Halleluja! Dann der HERR hat ſich als ein Koͤnig
erzeiget und herrſchet: Alſo lehren uns alle Propheten einhellig von
einem herrlichen Triumph-Reich Chriſti c, und von gewaltigen Be-
kehrungen in den letzten Zeiten, reden aber auch allezeit von einem
harten und langwierigen Widerſtand der Feinden, als im 107ten
Pſalm wird erſt nach langem Weſen, Trangſalen und Umweltzun-
gen in der Kirch geſagt: Er ſetzt den Duͤrfftigen an ein hohes Ort
aus der Untertruckung, daß die Frommen es ſehen, und ſich freuen,
dargegen alle Boßheit ihr Maul zuhalten muß; gleichfalls Jeſ. 59.
nach dem die Kirch lang gereblet, verwundert ſich der Jmmanuel,
daß die Feind mit ſolchem Fortgang und Hochmuth einhertretten,
und ihnen niemand wiederſtehet: Kurtz die gantze Offenbahrung zei-
get dieſes klaͤrlich an; allwo bey den ſechs Poſaunen nacheinander
kein Triumph, erſt in der ſiebenden, nach dem die Kirch lang, lang
mit Babylon gerungen, hoͤrete Johannes ſtarcke Stimmen im Him-
mel, es ſind die Reiche der Welt unſers HERRN und ſeines Ge-
ſalbeten worden: Alſo gehets mit dem Glauben, der Buß und Of-
fenbahrung der Gerechtigkeit Chriſti mit dem Reich GOttes in der
gantzen Welt und in jeglicher Seele ins beſonders, wie jener vor-
nehme Heyd ſagt: was zum Blumen-Baum werden ſoll, waͤre da-
rum nicht auf einmahl ein ſolcher, ſondern erſt ein Kern, hernach
ein keimende Sproſſen, ferner ein Schoͤßlein, demnach ein Straͤuch-
lein, fortan ein Staͤmmlein und endlich ein Baum mit Bluͤthen.

Der uner-
maͤßliche
Reich-
thum der
Guͤte
GOttes.

§. 3. Wir ſehen auch hier den unmaͤſſigen Reichthum der Guͤte
GOttes, und den unendlichen Uberfluß der Goͤttlichen Fuͤlle; daß
unangeſehen der Hauffen der Seeligen genannt wird ein kleine
Heerd, zu rechnen gegen denen die verlohren gehen, ſo iſts gleich-

wohl
a Luc. I. 32. 33.
b Heb. II. 7. 8.
c Pſ. II. CVII.
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[958/1054] Der verheiſſene werde als ein Koͤnig herrſchen uͤber das Hauß Jacob ewiglich, und ſeines Koͤnigreichs werde kein Ende ſeyn a; worzu aber der gecreu- tzigte JESUS und ſeine Unterthanen Grad- und Staffels-weiſe ge- langen, ſich immittelſt darmit troͤſtend, daß JESUS einmahl mit Ehre und Herrlichkeit gekroͤnet iſt b, wartend biß es endlich auch ſichtbarlich wahr werde, daß ihm alles unterthan ſeye; alsdann der Himmel erſchallen ſoll mit Freuden, Frolocken und Jubel-Geſaͤn- gen, der Menge des Fuͤrſtlichen ſingenden Heers, die GOtt loben und ſprechen: Halleluja! Dann der HERR hat ſich als ein Koͤnig erzeiget und herrſchet: Alſo lehren uns alle Propheten einhellig von einem herrlichen Triumph-Reich Chriſti c, und von gewaltigen Be- kehrungen in den letzten Zeiten, reden aber auch allezeit von einem harten und langwierigen Widerſtand der Feinden, als im 107ten Pſalm wird erſt nach langem Weſen, Trangſalen und Umweltzun- gen in der Kirch geſagt: Er ſetzt den Duͤrfftigen an ein hohes Ort aus der Untertruckung, daß die Frommen es ſehen, und ſich freuen, dargegen alle Boßheit ihr Maul zuhalten muß; gleichfalls Jeſ. 59. nach dem die Kirch lang gereblet, verwundert ſich der Jmmanuel, daß die Feind mit ſolchem Fortgang und Hochmuth einhertretten, und ihnen niemand wiederſtehet: Kurtz die gantze Offenbahrung zei- get dieſes klaͤrlich an; allwo bey den ſechs Poſaunen nacheinander kein Triumph, erſt in der ſiebenden, nach dem die Kirch lang, lang mit Babylon gerungen, hoͤrete Johannes ſtarcke Stimmen im Him- mel, es ſind die Reiche der Welt unſers HERRN und ſeines Ge- ſalbeten worden: Alſo gehets mit dem Glauben, der Buß und Of- fenbahrung der Gerechtigkeit Chriſti mit dem Reich GOttes in der gantzen Welt und in jeglicher Seele ins beſonders, wie jener vor- nehme Heyd ſagt: was zum Blumen-Baum werden ſoll, waͤre da- rum nicht auf einmahl ein ſolcher, ſondern erſt ein Kern, hernach ein keimende Sproſſen, ferner ein Schoͤßlein, demnach ein Straͤuch- lein, fortan ein Staͤmmlein und endlich ein Baum mit Bluͤthen. §. 3. Wir ſehen auch hier den unmaͤſſigen Reichthum der Guͤte GOttes, und den unendlichen Uberfluß der Goͤttlichen Fuͤlle; daß unangeſehen der Hauffen der Seeligen genannt wird ein kleine Heerd, zu rechnen gegen denen die verlohren gehen, ſo iſts gleich- wohl a Luc. I. 32. 33. b Heb. II. 7. 8. c Pſ. II. CVII.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 958. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1054>, abgerufen am 22.11.2024.