zum Prediger selbst, aber niemal zu JEsu, weilen jenes leich ter, und dem alten Adam nicht so eine Last ist; dann ein sauber Kleid, gute, gesunde Füß tragen den Leib schon hin; Und wann es dem Prediger eben nicht recht Ernst ist, in den Fußstapffen JEsu zu wandeln, so ist es der bösen Natur nicht verdrießlich anzuhören; dann der Menschen Schalckheit findet bald eine Ausflucht, und braucht des Lehrers Verhalten zu einem Commentario und Er- klärung, wie seine Predigten zu verstehen, und gedencket: wanu er in seinem Siechbett nur ein gut Wort, oder einen guten Trost, aus des Lehrers Mund kriege, so seye die Sach schon richtig, der Himmel seye ihm gewiß genug; Aber mit was Zittern der Mensch, auf seinem Todbett, auf Christi Ausspruch warten müs- se, erfahren die abgeschiedenen Seelen, die nie von JEsu haben lernen wollen, sein Wort nie geglaubet, seinem Heil. GOttes- Geist und dessen Anklopffungen Lebenslang widerstrebet, und sich immer nach der Finsternuß ins Eitele gewendet.
§. 6. Allein, so kommt dann der arme Mensch nie zu JESU,Warum man JEsu so wenig Gehör gebe. dem Lehrer von GOTT gesandt, er begehret nicht zu Jhme; Zwar, ja wann er dieser himmlische Lehrer, nur curieuse Dinge von der andern Welt erzehlte, und nichts in der Seele zu refor- miren verlangte, so gebe der Mensch ihme noch Gehör, die Zeit zu vertreiben, und wie Herodes allerhand wunderliche Sachen zu vernehmena. Allein seine Reden seynd hart/ und der ver- blendeten Vernunfft gar ärgerlichb. Ja, was dem eigenwilligen, von des Teuffels Auffruhr angesteckten Menschen das verdrießlich- ste, ist, daß er, dieser JEsus, König seyn will über den Men- schen, und alles was er hat; das kan aber weder Jud noch Heyd leiden, und zwar daher, weilen die so sehr beliebten Busen-Sün- den unter seiner Herrschafft nichts anders, als ihren Untergang und gäntzliche Zerstörung finden würden; Und so bleibt der Mensch noch immer von JEsu; Mit seiner Einbildung zwar, gehet er zu Jhme, aber gewiß seine Seele ist in der That noch weit dar- von; Dann, wer JEsum, das ewige Liecht Jerusalems schauen und sein Jünger seyn will/ der muß absagen allem was er hatc/ seine Gedancken zu GOTT zwingen, und in der Begierde nach dem Aufgang der Sonne der Gerechtigkeit, so lang verharren,
biß
a.Luc. XIII. 8.
b.Joh. VI. 60. 61.
cLuc. XIII. 14.
B
Evangelii JESU.
zum Prediger ſelbſt, aber niemal zu JEſu, weilen jenes leich ter, und dem alten Adam nicht ſo eine Laſt iſt; dann ein ſauber Kleid, gute, geſunde Fuͤß tragen den Leib ſchon hin; Und wann es dem Prediger eben nicht recht Ernſt iſt, in den Fußſtapffen JEſu zu wandeln, ſo iſt es der boͤſen Natur nicht verdrießlich anzuhoͤren; dann der Menſchen Schalckheit findet bald eine Ausflucht, und braucht des Lehrers Verhalten zu einem Commentario und Er- klaͤrung, wie ſeine Predigten zu verſtehen, und gedencket: wanu er in ſeinem Siechbett nur ein gut Wort, oder einen guten Troſt, aus des Lehrers Mund kriege, ſo ſeye die Sach ſchon richtig, der Himmel ſeye ihm gewiß genug; Aber mit was Zittern der Menſch, auf ſeinem Todbett, auf Chriſti Ausſpruch warten muͤſ- ſe, erfahren die abgeſchiedenen Seelen, die nie von JEſu haben lernen wollen, ſein Wort nie geglaubet, ſeinem Heil. GOttes- Geiſt und deſſen Anklopffungen Lebenslang widerſtrebet, und ſich immer nach der Finſternuß ins Eitele gewendet.
§. 6. Allein, ſo kommt dann der arme Menſch nie zu JESU,Warum man JEſu ſo wenig Gehoͤr gebe. dem Lehrer von GOTT geſandt, er begehret nicht zu Jhme; Zwar, ja wann er dieſer himmliſche Lehrer, nur curieuſe Dinge von der andern Welt erzehlte, und nichts in der Seele zu refor- miren verlangte, ſo gebe der Menſch ihme noch Gehoͤr, die Zeit zu vertreiben, und wie Herodes allerhand wunderliche Sachen zu vernehmena. Allein ſeine Reden ſeynd hart/ und der ver- blendeten Vernunfft gar aͤrgerlichb. Ja, was dem eigenwilligen, von des Teuffels Auffruhr angeſteckten Menſchen das verdrießlich- ſte, iſt, daß er, dieſer JEſus, Koͤnig ſeyn will uͤber den Men- ſchen, und alles was er hat; das kan aber weder Jud noch Heyd leiden, und zwar daher, weilen die ſo ſehr beliebten Buſen-Suͤn- den unter ſeiner Herrſchafft nichts anders, als ihren Untergang und gaͤntzliche Zerſtoͤrung finden wuͤrden; Und ſo bleibt der Menſch noch immer von JEſu; Mit ſeiner Einbildung zwar, gehet er zu Jhme, aber gewiß ſeine Seele iſt in der That noch weit dar- von; Dann, wer JEſum, das ewige Liecht Jeruſalems ſchauen und ſein Juͤnger ſeyn will/ der muß abſagen allem was er hatc/ ſeine Gedancken zu GOTT zwingen, und in der Begierde nach dem Aufgang der Sonne der Gerechtigkeit, ſo lang verharren,
biß
a.Luc. XIII. 8.
b.Joh. VI. 60. 61.
cLuc. XIII. 14.
B
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0105"n="9"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Evangelii <hirendition="#g">JESU.</hi></hi></fw><lb/>
zum Prediger ſelbſt, aber niemal zu JEſu, weilen jenes leich ter,<lb/>
und dem alten Adam nicht ſo eine Laſt iſt; dann ein ſauber Kleid,<lb/>
gute, geſunde Fuͤß tragen den Leib ſchon hin; Und wann es dem<lb/>
Prediger eben nicht recht Ernſt iſt, in den Fußſtapffen JEſu zu<lb/>
wandeln, ſo iſt es der boͤſen Natur nicht verdrießlich anzuhoͤren;<lb/>
dann der Menſchen Schalckheit findet bald eine Ausflucht, und<lb/>
braucht des Lehrers Verhalten zu einem Commentario und Er-<lb/>
klaͤrung, wie ſeine Predigten zu verſtehen, und gedencket: wanu<lb/>
er in ſeinem Siechbett nur ein gut Wort, oder einen guten Troſt,<lb/>
aus des Lehrers Mund kriege, ſo ſeye die Sach ſchon richtig,<lb/>
der Himmel ſeye ihm gewiß genug; Aber mit was Zittern der<lb/>
Menſch, auf ſeinem Todbett, auf Chriſti Ausſpruch warten muͤſ-<lb/>ſe, erfahren die abgeſchiedenen Seelen, die nie von JEſu haben<lb/>
lernen wollen, ſein Wort nie geglaubet, ſeinem Heil. GOttes-<lb/>
Geiſt und deſſen Anklopffungen Lebenslang widerſtrebet, und ſich<lb/>
immer nach der Finſternuß ins Eitele gewendet.</p><lb/><p>§. 6. Allein, ſo kommt dann der arme Menſch nie zu JESU,<noteplace="right">Warum<lb/>
man JEſu<lb/>ſo wenig<lb/>
Gehoͤr<lb/>
gebe.</note><lb/>
dem Lehrer von GOTT geſandt, er begehret nicht zu Jhme;<lb/>
Zwar, ja wann er dieſer himmliſche Lehrer, nur curieuſe Dinge<lb/>
von der andern Welt erzehlte, und nichts in der Seele zu refor-<lb/>
miren verlangte, ſo gebe der Menſch ihme noch Gehoͤr, die Zeit<lb/>
zu vertreiben, und wie <hirendition="#fr">Herodes allerhand wunderliche Sachen<lb/>
zu vernehmen</hi><noteplace="foot"n="a."><hirendition="#aq">Luc. XIII.</hi> 8.</note> Allein <hirendition="#fr">ſeine Reden ſeynd hart/ und der ver-<lb/>
blendeten Vernunfft gar aͤrgerlich</hi><noteplace="foot"n="b."><hirendition="#aq">Joh. VI.</hi> 60. 61.</note> Ja, was dem eigenwilligen,<lb/>
von des Teuffels Auffruhr angeſteckten Menſchen das verdrießlich-<lb/>ſte, iſt, daß er, dieſer JEſus, Koͤnig ſeyn will uͤber den Men-<lb/>ſchen, und alles was er hat; das kan aber weder Jud noch Heyd<lb/>
leiden, und zwar daher, weilen die ſo ſehr beliebten Buſen-Suͤn-<lb/>
den unter ſeiner Herrſchafft nichts anders, als ihren Untergang<lb/>
und gaͤntzliche Zerſtoͤrung finden wuͤrden; Und ſo bleibt der Menſch<lb/>
noch immer von JEſu; Mit ſeiner Einbildung zwar, gehet er zu<lb/>
Jhme, aber gewiß ſeine Seele iſt in der That noch weit dar-<lb/>
von; Dann, wer JEſum, das ewige Liecht Jeruſalems ſchauen<lb/>
und ſein <hirendition="#fr">Juͤnger ſeyn will/ der muß abſagen allem was er hat</hi><noteplace="foot"n="c"><hirendition="#aq">Luc. XIII.</hi> 14.</note>/<lb/>ſeine Gedancken zu GOTT zwingen, und in der Begierde nach<lb/>
dem Aufgang der Sonne der Gerechtigkeit, ſo lang verharren,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B</fw><fwplace="bottom"type="catch">biß</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[9/0105]
Evangelii JESU.
zum Prediger ſelbſt, aber niemal zu JEſu, weilen jenes leich ter,
und dem alten Adam nicht ſo eine Laſt iſt; dann ein ſauber Kleid,
gute, geſunde Fuͤß tragen den Leib ſchon hin; Und wann es dem
Prediger eben nicht recht Ernſt iſt, in den Fußſtapffen JEſu zu
wandeln, ſo iſt es der boͤſen Natur nicht verdrießlich anzuhoͤren;
dann der Menſchen Schalckheit findet bald eine Ausflucht, und
braucht des Lehrers Verhalten zu einem Commentario und Er-
klaͤrung, wie ſeine Predigten zu verſtehen, und gedencket: wanu
er in ſeinem Siechbett nur ein gut Wort, oder einen guten Troſt,
aus des Lehrers Mund kriege, ſo ſeye die Sach ſchon richtig,
der Himmel ſeye ihm gewiß genug; Aber mit was Zittern der
Menſch, auf ſeinem Todbett, auf Chriſti Ausſpruch warten muͤſ-
ſe, erfahren die abgeſchiedenen Seelen, die nie von JEſu haben
lernen wollen, ſein Wort nie geglaubet, ſeinem Heil. GOttes-
Geiſt und deſſen Anklopffungen Lebenslang widerſtrebet, und ſich
immer nach der Finſternuß ins Eitele gewendet.
§. 6. Allein, ſo kommt dann der arme Menſch nie zu JESU,
dem Lehrer von GOTT geſandt, er begehret nicht zu Jhme;
Zwar, ja wann er dieſer himmliſche Lehrer, nur curieuſe Dinge
von der andern Welt erzehlte, und nichts in der Seele zu refor-
miren verlangte, ſo gebe der Menſch ihme noch Gehoͤr, die Zeit
zu vertreiben, und wie Herodes allerhand wunderliche Sachen
zu vernehmen a. Allein ſeine Reden ſeynd hart/ und der ver-
blendeten Vernunfft gar aͤrgerlich b. Ja, was dem eigenwilligen,
von des Teuffels Auffruhr angeſteckten Menſchen das verdrießlich-
ſte, iſt, daß er, dieſer JEſus, Koͤnig ſeyn will uͤber den Men-
ſchen, und alles was er hat; das kan aber weder Jud noch Heyd
leiden, und zwar daher, weilen die ſo ſehr beliebten Buſen-Suͤn-
den unter ſeiner Herrſchafft nichts anders, als ihren Untergang
und gaͤntzliche Zerſtoͤrung finden wuͤrden; Und ſo bleibt der Menſch
noch immer von JEſu; Mit ſeiner Einbildung zwar, gehet er zu
Jhme, aber gewiß ſeine Seele iſt in der That noch weit dar-
von; Dann, wer JEſum, das ewige Liecht Jeruſalems ſchauen
und ſein Juͤnger ſeyn will/ der muß abſagen allem was er hat c/
ſeine Gedancken zu GOTT zwingen, und in der Begierde nach
dem Aufgang der Sonne der Gerechtigkeit, ſo lang verharren,
biß
Warum
man JEſu
ſo wenig
Gehoͤr
gebe.
a. Luc. XIII. 8.
b. Joh. VI. 60. 61.
c Luc. XIII. 14.
B
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/105>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.