Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

ewige Sternen-Himmel.
am Himmel sind; Mercke anbey, daß GOTT dem Abraham a
nicht nur vom Himmel herab diese Verheissung gethan, er wolle sei-
nen Samen sehr mehren, wie die Sternen des Himmels, sondern
er that hier zu erst diese Verheissung auf der Erden, kame zu Abra-
ham in seine Hütte, führete ihn hinaus und hiesse ihn hinauf gen
Himmel sehen; Womit er ja anzeigte, daß, was im Himmel solle
vollendet werden, auf Erden seinen Anfang nehmen müsse, wer am
Tag der Ewigkeit in des Vatters Reich, wie die Sonne leuchten
will, der muß in der Nacht des zeitlichen Lebens wie ein Stern
scheinen, und als ein Sterne mit dem Himmel Gemeinschafft ha-
ben.

§. 3. Sagst du, wie mag ich dazu kommen, zu solchem hohenWer aber
dieses
Glück ge-
niessen
will muß
aus allen
sichtbah-
ren Din-
gen aus-
gehen.

Glück, ein Freund des lebendigen GOTTES zu werden, wie
Abraham?

Antw. 1. Lasse dich hinausführen, massen jeder Schritt und Tritt,
die GOTT mit denen Patriarchen vorgenommen, ein tieffes Ge-
heimnuß in sich hat, und folglich hier nicht nur im Prophetischen
Sinn den Ausgang der ersten Gläubigen in der Heyden Länder ab-
bilden kan, nach Ps. XII. 11. 12. Heb. XLV. 13. 14. und die letzte
Zerstreuung des heiligen Volcks nach Dan. XIII. 7. worauf die Be-
kehrungen der entlegnesten Völckern in Ost- und West-Jndien er-
folgen werden b: Sondern was uns alle am nächsten angehet, so be-
deutet es den geistlichen Ausgang unsers Hertzens aus allen sichtba-
ren Dingen, folglich die hohe und höchst nothwendige Letzgen der
Selbst- und Welt-Verlaugnung; Nun so wenig einer, der mit vie-
len Ketten auf den Galeern angeschmidet, zugleich an des Königs
Taffel essen, eben so wenig kan ein mit tausenderley irrdischen Be-
gierden, Absichten und Anschläge verstrickte Seele die Kräfften der
künfftigen Welt empfinden, und die Seligkeit JESU kosten mit
unaussprechlicher und verherrlichter Freude; ja so wenig ein in Gold-
und Silber-Minen Schnecken-weise, hineingesenckter Mensch die
Sternen des Himmels sehen kan, noch viel weniger kan eine an
Reichthum, Ehre und Lust hangende Seele, die Freyheit, die
Herrlichkeit und das unaussprechliche Wohl der Kindern GOttes
erkennen. Jsrael kan nicht Egypten und Canaan, Babylon und

Jerusa-
a Gen. XXII. 15.
b Jes. LXVI. 19-22.
E e e e e e

ewige Sternen-Himmel.
am Himmel ſind; Mercke anbey, daß GOTT dem Abraham a
nicht nur vom Himmel herab dieſe Verheiſſung gethan, er wolle ſei-
nen Samen ſehr mehren, wie die Sternen des Himmels, ſondern
er that hier zu erſt dieſe Verheiſſung auf der Erden, kame zu Abra-
ham in ſeine Huͤtte, fuͤhrete ihn hinaus und hieſſe ihn hinauf gen
Himmel ſehen; Womit er ja anzeigte, daß, was im Himmel ſolle
vollendet werden, auf Erden ſeinen Anfang nehmen muͤſſe, wer am
Tag der Ewigkeit in des Vatters Reich, wie die Sonne leuchten
will, der muß in der Nacht des zeitlichen Lebens wie ein Stern
ſcheinen, und als ein Sterne mit dem Himmel Gemeinſchafft ha-
ben.

§. 3. Sagſt du, wie mag ich dazu kommen, zu ſolchem hohenWer aber
dieſes
Gluͤck ge-
nieſſen
will muß
aus allen
ſichtbah-
ren Din-
gen aus-
gehen.

Gluͤck, ein Freund des lebendigen GOTTES zu werden, wie
Abraham?

Antw. 1. Laſſe dich hinausfuͤhren, maſſen jeder Schritt und Tritt,
die GOTT mit denen Patriarchen vorgenommen, ein tieffes Ge-
heimnuß in ſich hat, und folglich hier nicht nur im Prophetiſchen
Sinn den Ausgang der erſten Glaͤubigen in der Heyden Laͤnder ab-
bilden kan, nach Pſ. XII. 11. 12. Heb. XLV. 13. 14. und die letzte
Zerſtreuung des heiligen Volcks nach Dan. XIII. 7. worauf die Be-
kehrungen der entlegneſten Voͤlckern in Oſt- und Weſt-Jndien er-
folgen werden b: Sondern was uns alle am naͤchſten angehet, ſo be-
deutet es den geiſtlichen Ausgang unſers Hertzens aus allen ſichtba-
ren Dingen, folglich die hohe und hoͤchſt nothwendige Letzgen der
Selbſt- und Welt-Verlaugnung; Nun ſo wenig einer, der mit vie-
len Ketten auf den Galeern angeſchmidet, zugleich an des Koͤnigs
Taffel eſſen, eben ſo wenig kan ein mit tauſenderley irrdiſchen Be-
gierden, Abſichten und Anſchlaͤge verſtrickte Seele die Kraͤfften der
kuͤnfftigen Welt empfinden, und die Seligkeit JESU koſten mit
unausſprechlicher und verherrlichter Freude; ja ſo wenig ein in Gold-
und Silber-Minen Schnecken-weiſe, hineingeſenckter Menſch die
Sternen des Himmels ſehen kan, noch viel weniger kan eine an
Reichthum, Ehre und Luſt hangende Seele, die Freyheit, die
Herrlichkeit und das unausſprechliche Wohl der Kindern GOttes
erkennen. Jſrael kan nicht Egypten und Canaan, Babylon und

Jeruſa-
a Gen. XXII. 15.
b Jeſ. LXVI. 19-22.
E e e e e e
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1049" n="953"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">ewige Sternen-Himmel.</hi></fw><lb/>
am Himmel &#x017F;ind; Mercke anbey, daß GOTT dem Abraham <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Gen. XXII.</hi> 15.</note><lb/>
nicht nur vom Himmel herab die&#x017F;e Verhei&#x017F;&#x017F;ung gethan, er wolle &#x017F;ei-<lb/>
nen Samen &#x017F;ehr mehren, wie die Sternen des Himmels, &#x017F;ondern<lb/>
er that hier zu er&#x017F;t die&#x017F;e Verhei&#x017F;&#x017F;ung auf der Erden, kame zu Abra-<lb/>
ham in &#x017F;eine Hu&#x0364;tte, fu&#x0364;hrete ihn hinaus und hie&#x017F;&#x017F;e ihn hinauf gen<lb/>
Himmel &#x017F;ehen; Womit er ja anzeigte, daß, was im Himmel &#x017F;olle<lb/>
vollendet werden, auf Erden &#x017F;einen Anfang nehmen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, wer am<lb/>
Tag der Ewigkeit in des Vatters Reich, wie die Sonne leuchten<lb/>
will, der muß in der Nacht des zeitlichen Lebens wie ein Stern<lb/>
&#x017F;cheinen, und als ein Sterne mit dem Himmel Gemein&#x017F;chafft ha-<lb/>
ben.</p><lb/>
          <p>§. 3. Sag&#x017F;t du, wie mag ich dazu kommen, zu &#x017F;olchem hohen<note place="right">Wer aber<lb/>
die&#x017F;es<lb/>
Glu&#x0364;ck ge-<lb/>
nie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
will muß<lb/>
aus allen<lb/>
&#x017F;ichtbah-<lb/>
ren Din-<lb/>
gen aus-<lb/>
gehen.</note><lb/>
Glu&#x0364;ck, ein Freund des lebendigen GOTTES zu werden, wie<lb/>
Abraham?</p><lb/>
          <p>Antw. 1. La&#x017F;&#x017F;e dich hinausfu&#x0364;hren, ma&#x017F;&#x017F;en jeder Schritt und Tritt,<lb/>
die GOTT mit denen Patriarchen vorgenommen, ein tieffes Ge-<lb/>
heimnuß in &#x017F;ich hat, und folglich hier nicht nur im Propheti&#x017F;chen<lb/>
Sinn den Ausgang der er&#x017F;ten Gla&#x0364;ubigen in der Heyden La&#x0364;nder ab-<lb/>
bilden kan, nach P&#x017F;. <hi rendition="#aq">XII.</hi> 11. 12. Heb. <hi rendition="#aq">XLV.</hi> 13. 14. und die letzte<lb/>
Zer&#x017F;treuung des heiligen Volcks nach Dan. <hi rendition="#aq">XIII.</hi> 7. worauf die Be-<lb/>
kehrungen der entlegne&#x017F;ten Vo&#x0364;lckern in O&#x017F;t- und We&#x017F;t-Jndien er-<lb/>
folgen werden <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Je&#x017F;. LXVI.</hi> 19-22.</note>: Sondern was uns alle am na&#x0364;ch&#x017F;ten angehet, &#x017F;o be-<lb/>
deutet es den gei&#x017F;tlichen Ausgang un&#x017F;ers Hertzens aus allen &#x017F;ichtba-<lb/>
ren Dingen, folglich die hohe und ho&#x0364;ch&#x017F;t nothwendige Letzgen der<lb/>
Selb&#x017F;t- und Welt-Verlaugnung; Nun &#x017F;o wenig einer, der mit vie-<lb/>
len Ketten auf den Galeern ange&#x017F;chmidet, zugleich an des Ko&#x0364;nigs<lb/>
Taffel e&#x017F;&#x017F;en, eben &#x017F;o wenig kan ein mit tau&#x017F;enderley irrdi&#x017F;chen Be-<lb/>
gierden, Ab&#x017F;ichten und An&#x017F;chla&#x0364;ge ver&#x017F;trickte Seele die Kra&#x0364;fften der<lb/>
ku&#x0364;nfftigen Welt empfinden, und die Seligkeit JESU ko&#x017F;ten mit<lb/>
unaus&#x017F;prechlicher und verherrlichter Freude; ja &#x017F;o wenig ein in Gold-<lb/>
und Silber-Minen Schnecken-wei&#x017F;e, hineinge&#x017F;enckter Men&#x017F;ch die<lb/>
Sternen des Himmels &#x017F;ehen kan, noch viel weniger kan eine an<lb/>
Reichthum, Ehre und Lu&#x017F;t hangende Seele, die Freyheit, die<lb/>
Herrlichkeit und das unaus&#x017F;prechliche Wohl der Kindern GOttes<lb/>
erkennen. J&#x017F;rael kan nicht Egypten und Canaan, Babylon und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e e e e e</fw><fw place="bottom" type="catch">Jeru&#x017F;a-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[953/1049] ewige Sternen-Himmel. am Himmel ſind; Mercke anbey, daß GOTT dem Abraham a nicht nur vom Himmel herab dieſe Verheiſſung gethan, er wolle ſei- nen Samen ſehr mehren, wie die Sternen des Himmels, ſondern er that hier zu erſt dieſe Verheiſſung auf der Erden, kame zu Abra- ham in ſeine Huͤtte, fuͤhrete ihn hinaus und hieſſe ihn hinauf gen Himmel ſehen; Womit er ja anzeigte, daß, was im Himmel ſolle vollendet werden, auf Erden ſeinen Anfang nehmen muͤſſe, wer am Tag der Ewigkeit in des Vatters Reich, wie die Sonne leuchten will, der muß in der Nacht des zeitlichen Lebens wie ein Stern ſcheinen, und als ein Sterne mit dem Himmel Gemeinſchafft ha- ben. §. 3. Sagſt du, wie mag ich dazu kommen, zu ſolchem hohen Gluͤck, ein Freund des lebendigen GOTTES zu werden, wie Abraham? Wer aber dieſes Gluͤck ge- nieſſen will muß aus allen ſichtbah- ren Din- gen aus- gehen. Antw. 1. Laſſe dich hinausfuͤhren, maſſen jeder Schritt und Tritt, die GOTT mit denen Patriarchen vorgenommen, ein tieffes Ge- heimnuß in ſich hat, und folglich hier nicht nur im Prophetiſchen Sinn den Ausgang der erſten Glaͤubigen in der Heyden Laͤnder ab- bilden kan, nach Pſ. XII. 11. 12. Heb. XLV. 13. 14. und die letzte Zerſtreuung des heiligen Volcks nach Dan. XIII. 7. worauf die Be- kehrungen der entlegneſten Voͤlckern in Oſt- und Weſt-Jndien er- folgen werden b: Sondern was uns alle am naͤchſten angehet, ſo be- deutet es den geiſtlichen Ausgang unſers Hertzens aus allen ſichtba- ren Dingen, folglich die hohe und hoͤchſt nothwendige Letzgen der Selbſt- und Welt-Verlaugnung; Nun ſo wenig einer, der mit vie- len Ketten auf den Galeern angeſchmidet, zugleich an des Koͤnigs Taffel eſſen, eben ſo wenig kan ein mit tauſenderley irrdiſchen Be- gierden, Abſichten und Anſchlaͤge verſtrickte Seele die Kraͤfften der kuͤnfftigen Welt empfinden, und die Seligkeit JESU koſten mit unausſprechlicher und verherrlichter Freude; ja ſo wenig ein in Gold- und Silber-Minen Schnecken-weiſe, hineingeſenckter Menſch die Sternen des Himmels ſehen kan, noch viel weniger kan eine an Reichthum, Ehre und Luſt hangende Seele, die Freyheit, die Herrlichkeit und das unausſprechliche Wohl der Kindern GOttes erkennen. Jſrael kan nicht Egypten und Canaan, Babylon und Jeruſa- a Gen. XXII. 15. b Jeſ. LXVI. 19-22. E e e e e e

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1049
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 953. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1049>, abgerufen am 22.11.2024.