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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der verheissene
verabsaumet werde; wann hiemit eines Christen Leben wie ein bli-
tzender Sterne scheinet, so werden gewiß seine Worte rechtschaffene
Donner-Kläpffe seyn, da das Wasser der sanfft-erbarmenden Liebe
gegen denen armen Seelen, und das Feur des flammenden Eifers
vor GOttes Ehre und Reich sich miteinander überwirfft und ringet
wie in Mose und Paulo, biß ein Strahl heraus fahrt, der in den
einten ein selige Liebes-Brunst nach dem Himmel anzündet, die ande-
ren aber zerschmettert und einäscheret, wann der HErr der Heer-
schaaren sie heimsucht mit Wetter und Erdbeben und grossem Don-
ner, mit Wind-Wirbel und Ungewitter, und mit Flammen des ver-
zehrenden Feurs: Da die 7. Donner, der Tod, das Gericht, der nun-
mehr verlohrne und erzürnete Himmel, die zubereitete Hölle, Auferste-
hung, Untergang der Welt, und endlose Ewigkeit sie der ewigen Pein
überlieffern und zerreissen; Nachdem dero Vorstellung den Schwarm
des Geschmeises der höllischen Einsurrungen im Fleisch nicht haben
können von denen eingeschlaffenen Seelen hinweg treiben, noch ihnen
die Befleckungen der Sünd verleyden.

Jn Anse-
hung ihrer
kräfftigen
Einflüssen
auf den
Neben-
Menschen.

§. 15. Jnzwischen bleibet in diesen Menschen-Sternen eine natür-
liche Neigung, alles Gute, so ihnen GOtt beschehret, nach Möglichkeit
mitzutheilen und in jedermann mit Wohlthun einzufliessen, eben wie
die Natur-Sterne ihre kräfftige Einflüsse nahe und ferne lassen verspü-
ren, ein Christ empfindet unaussprechlich mehr Süssigkeit, und inniger
Vergnügen in der Verläugnung, und Ausspendierung des irrdischen
an arme Nächsten, als immer ein Geitzhals haben kan an dem Hartz-
und Pechmässig anklebendem Besitz, also daß sie auch Unwürdigen Gü-
te erzeigen nach dem Muster ihres Hertzogs der Sonnen, welche auch
Bösen und Ungerechten scheinet: Hieher gehört eine Geschicht, so wir
in alten jüdischen Schrifften finden, daß nehmlich Abraham sehr gast-
frey gewesen, und seine Gäste nicht wegziehen lassen, er habe ihnen
dann neben denen leiblichen Erlabungen auch etwas von der Erkannt-
nuß des wahren GOttes beygebracht: Nun seye ein sehr gottloser
Heyd daher kommen, der die Speise zu sich genommen ohne einige
vorhergegangene Gebett und Dancksagung, darüber sich Abraham
also hefftig ereifferet, daß er ihn schnell fortgejagt: gleich darauf seye
ihm GOtt erschienen, und habe ihn gefraget, ob er lange niemand
beherberget: Abraham antwortete, wohl, es seye eben ein Heyd da
gewesen, den er aber nicht vor seinen Augen dulden mögen, massen er

weder

Der verheiſſene
verabſaumet werde; wann hiemit eines Chriſten Leben wie ein bli-
tzender Sterne ſcheinet, ſo werden gewiß ſeine Worte rechtſchaffene
Donner-Klaͤpffe ſeyn, da das Waſſer der ſanfft-erbarmenden Liebe
gegen denen armen Seelen, und das Feur des flammenden Eifers
vor GOttes Ehre und Reich ſich miteinander uͤberwirfft und ringet
wie in Moſe und Paulo, biß ein Strahl heraus fahrt, der in den
einten ein ſelige Liebes-Brunſt nach dem Himmel anzuͤndet, die ande-
ren aber zerſchmettert und einaͤſcheret, wann der HErr der Heer-
ſchaaren ſie heimſucht mit Wetter und Erdbeben und groſſem Don-
ner, mit Wind-Wirbel und Ungewitter, und mit Flammen des ver-
zehrenden Feurs: Da die 7. Donner, der Tod, das Gericht, der nun-
mehr verlohrne und erzuͤrnete Himmel, die zubereitete Hoͤlle, Auferſte-
hung, Untergang der Welt, und endloſe Ewigkeit ſie der ewigen Pein
uͤberlieffern und zerreiſſen; Nachdem dero Vorſtellung den Schwarm
des Geſchmeiſes der hoͤlliſchen Einſurrungen im Fleiſch nicht haben
koͤnnen von denen eingeſchlaffenen Seelen hinweg treiben, noch ihnen
die Befleckungen der Suͤnd verleyden.

Jn Anſe-
hung ihrer
kraͤfftigen
Einfluͤſſen
auf den
Neben-
Menſchen.

§. 15. Jnzwiſchen bleibet in dieſen Menſchen-Sternen eine natuͤr-
liche Neigung, alles Gute, ſo ihnen GOtt beſchehret, nach Moͤglichkeit
mitzutheilen und in jedermann mit Wohlthun einzuflieſſen, eben wie
die Natur-Sterne ihre kraͤfftige Einfluͤſſe nahe und ferne laſſen verſpuͤ-
ren, ein Chriſt empfindet unausſprechlich mehr Suͤſſigkeit, und inniger
Vergnuͤgen in der Verlaͤugnung, und Ausſpendierung des irrdiſchen
an arme Naͤchſten, als immer ein Geitzhals haben kan an dem Hartz-
und Pechmaͤſſig anklebendem Beſitz, alſo daß ſie auch Unwuͤrdigen Guͤ-
te erzeigen nach dem Muſter ihres Hertzogs der Sonnen, welche auch
Boͤſen und Ungerechten ſcheinet: Hieher gehoͤrt eine Geſchicht, ſo wir
in alten juͤdiſchen Schrifften finden, daß nehmlich Abraham ſehr gaſt-
frey geweſen, und ſeine Gaͤſte nicht wegziehen laſſen, er habe ihnen
dann neben denen leiblichen Erlabungen auch etwas von der Erkannt-
nuß des wahren GOttes beygebracht: Nun ſeye ein ſehr gottloſer
Heyd daher kommen, der die Speiſe zu ſich genommen ohne einige
vorhergegangene Gebett und Danckſagung, daruͤber ſich Abraham
alſo hefftig ereifferet, daß er ihn ſchnell fortgejagt: gleich darauf ſeye
ihm GOtt erſchienen, und habe ihn gefraget, ob er lange niemand
beherberget: Abraham antwortete, wohl, es ſeye eben ein Heyd da
geweſen, den er aber nicht vor ſeinen Augen dulden moͤgen, maſſen er

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[942/1038] Der verheiſſene verabſaumet werde; wann hiemit eines Chriſten Leben wie ein bli- tzender Sterne ſcheinet, ſo werden gewiß ſeine Worte rechtſchaffene Donner-Klaͤpffe ſeyn, da das Waſſer der ſanfft-erbarmenden Liebe gegen denen armen Seelen, und das Feur des flammenden Eifers vor GOttes Ehre und Reich ſich miteinander uͤberwirfft und ringet wie in Moſe und Paulo, biß ein Strahl heraus fahrt, der in den einten ein ſelige Liebes-Brunſt nach dem Himmel anzuͤndet, die ande- ren aber zerſchmettert und einaͤſcheret, wann der HErr der Heer- ſchaaren ſie heimſucht mit Wetter und Erdbeben und groſſem Don- ner, mit Wind-Wirbel und Ungewitter, und mit Flammen des ver- zehrenden Feurs: Da die 7. Donner, der Tod, das Gericht, der nun- mehr verlohrne und erzuͤrnete Himmel, die zubereitete Hoͤlle, Auferſte- hung, Untergang der Welt, und endloſe Ewigkeit ſie der ewigen Pein uͤberlieffern und zerreiſſen; Nachdem dero Vorſtellung den Schwarm des Geſchmeiſes der hoͤlliſchen Einſurrungen im Fleiſch nicht haben koͤnnen von denen eingeſchlaffenen Seelen hinweg treiben, noch ihnen die Befleckungen der Suͤnd verleyden. §. 15. Jnzwiſchen bleibet in dieſen Menſchen-Sternen eine natuͤr- liche Neigung, alles Gute, ſo ihnen GOtt beſchehret, nach Moͤglichkeit mitzutheilen und in jedermann mit Wohlthun einzuflieſſen, eben wie die Natur-Sterne ihre kraͤfftige Einfluͤſſe nahe und ferne laſſen verſpuͤ- ren, ein Chriſt empfindet unausſprechlich mehr Suͤſſigkeit, und inniger Vergnuͤgen in der Verlaͤugnung, und Ausſpendierung des irrdiſchen an arme Naͤchſten, als immer ein Geitzhals haben kan an dem Hartz- und Pechmaͤſſig anklebendem Beſitz, alſo daß ſie auch Unwuͤrdigen Guͤ- te erzeigen nach dem Muſter ihres Hertzogs der Sonnen, welche auch Boͤſen und Ungerechten ſcheinet: Hieher gehoͤrt eine Geſchicht, ſo wir in alten juͤdiſchen Schrifften finden, daß nehmlich Abraham ſehr gaſt- frey geweſen, und ſeine Gaͤſte nicht wegziehen laſſen, er habe ihnen dann neben denen leiblichen Erlabungen auch etwas von der Erkannt- nuß des wahren GOttes beygebracht: Nun ſeye ein ſehr gottloſer Heyd daher kommen, der die Speiſe zu ſich genommen ohne einige vorhergegangene Gebett und Danckſagung, daruͤber ſich Abraham alſo hefftig ereifferet, daß er ihn ſchnell fortgejagt: gleich darauf ſeye ihm GOtt erſchienen, und habe ihn gefraget, ob er lange niemand beherberget: Abraham antwortete, wohl, es ſeye eben ein Heyd da geweſen, den er aber nicht vor ſeinen Augen dulden moͤgen, maſſen er weder

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 942. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1038>, abgerufen am 23.11.2024.