daß einmahlen nur er allzeit sein allerheiligstes Vergnügen habe; sein gantzer Wille ist in GOTT verschlungen, es ist ihm unlieb und widerlich, wann ihn sein beyliegend Fleisch auf die rechte oder lincke Seiten hinaus stoßt von der Lauffbahn ab, welche ihm GOTT von Ewigkeit verordnet, und in seinem weisen Rath abgezircket hat, es thut ihm in der Seelen wehe, und gehen ihm Stiche durchs Hertz, allermassen er von keinem andern Himmel wissen will als dem Gehor- sam gegen GOTT, der ihm über alles ist, die grosse Liebe, welche er ohne Unterlaß von Christo genießt, macht ihm das Hertz also groß, daß er nichts anders als mit ihm überall einstimmen und harmoniren kan: Er seufftzet zu GOTT, daß es durch die Wolcken dringet:
Gönne uns noch Frist auf Erden, Zeugen deiner Krafft zu seyn, Deinem Bilde gleich zu werden im Tod und zu nehmen ein Des Lebens vollkommene Freyheit und Rechte, Als eines vollendeten Heylands Geschlechte, Der Unglaub mag dencken, wir bitten zu viel, So thust du doch über der Bitten ihr Ziel.
Jn Anse- hung ihrer Würckun- gen, wel- che seynd theils Re- gen der da die Er- mahnun- gen, Unter- richt, Er- quickung etc.
§. 13. O welch ein starcker Trieb ist da zur Reinigung und Heili- gung! welch eine Lust das Ziel der völligen Gleichförmigkeit mit JE- su zu erreichen, und auch in allen Menschen eben dergleichen Liebes- Trieben, wanns möglich wäre, zu erwecken, worauf die von denem Sternen erweckte Regen zielen.
Sternen würcken und bringen Regen, die geistliche Sternen am Firmament deß Gnaden-Reichs haben eine recht anziehende Krafft welche das Meer der Weißheit GOttes und himmlischen Salbung erreichet, daneben auch die Seen der Evangelischen Verheissungen be- rühret und Wolcken von mancherley Erfahrung, Verstand, Liebe und himmlisch-süsser Lehre daraus erhebet, dadurch sie dann ein tüchtige Geschicklichkeit erlangen Regen-Tröpfe hinunter fallen zu lassen in vie- lem gutem Unterricht, Anweisung und Ermunterung, welche, wann sie ein gut, köstlich, wohl zubereitet Gnaden-Gewächse antreffen, so erfri- schen sie selbes, machens starck und fruchtbar, ja es bekommen auch wohl Dorne und Distlen eine lebhaffte Muthigkeit davon, allermassen gottlose Welt-Kinder vom Evangelio sicher werden, und GOttes Gnade zur Geilheit versetzen, alldieweil der Regen die Gewächse eben nicht enderet, sondern alles ohne Unterscheid ergetzet, wo er nur
hinfallet,
Der verheiſſene
daß einmahlen nur er allzeit ſein allerheiligſtes Vergnuͤgen habe; ſein gantzer Wille iſt in GOTT verſchlungen, es iſt ihm unlieb und widerlich, wann ihn ſein beyliegend Fleiſch auf die rechte oder lincke Seiten hinaus ſtoßt von der Lauffbahn ab, welche ihm GOTT von Ewigkeit verordnet, und in ſeinem weiſen Rath abgezircket hat, es thut ihm in der Seelen wehe, und gehen ihm Stiche durchs Hertz, allermaſſen er von keinem andern Himmel wiſſen will als dem Gehor- ſam gegen GOTT, der ihm uͤber alles iſt, die groſſe Liebe, welche er ohne Unterlaß von Chriſto genießt, macht ihm das Hertz alſo groß, daß er nichts anders als mit ihm uͤberall einſtimmen und harmoniren kan: Er ſeufftzet zu GOTT, daß es durch die Wolcken dringet:
Goͤnne uns noch Friſt auf Erden, Zeugen deiner Krafft zu ſeyn, Deinem Bilde gleich zu werden im Tod und zu nehmen ein Des Lebens vollkommene Freyheit und Rechte, Als eines vollendeten Heylands Geſchlechte, Der Unglaub mag dencken, wir bitten zu viel, So thuſt du doch uͤber der Bitten ihr Ziel.
Jn Anſe- hung ihrer Wuͤrckun- gen, wel- che ſeynd theils Re- gen der da die Er- mahnun- gen, Unter- richt, Er- quickung ꝛc.
§. 13. O welch ein ſtarcker Trieb iſt da zur Reinigung und Heili- gung! welch eine Luſt das Ziel der voͤlligen Gleichfoͤrmigkeit mit JE- ſu zu erreichen, und auch in allen Menſchen eben dergleichen Liebes- Trieben, wanns moͤglich waͤre, zu erwecken, worauf die von denem Sternen erweckte Regen zielen.
Sternen wuͤrcken und bringen Regen, die geiſtliche Sternen am Firmament deß Gnaden-Reichs haben eine recht anziehende Krafft welche das Meer der Weißheit GOttes und himmliſchen Salbung erreichet, daneben auch die Seen der Evangeliſchen Verheiſſungen be- ruͤhret und Wolcken von mancherley Erfahrung, Verſtand, Liebe und himmliſch-ſuͤſſer Lehre daraus erhebet, dadurch ſie dann ein tuͤchtige Geſchicklichkeit erlangen Regen-Troͤpfe hinunter fallen zu laſſen in vie- lem gutem Unterricht, Anweiſung und Ermunterung, welche, wann ſie ein gut, koͤſtlich, wohl zubereitet Gnaden-Gewaͤchſe antreffen, ſo erfri- ſchen ſie ſelbes, machens ſtarck und fruchtbar, ja es bekommen auch wohl Dorne und Diſtlen eine lebhaffte Muthigkeit davon, allermaſſen gottloſe Welt-Kinder vom Evangelio ſicher werden, und GOttes Gnade zur Geilheit verſetzen, alldieweil der Regen die Gewaͤchſe eben nicht enderet, ſondern alles ohne Unterſcheid ergetzet, wo er nur
hinfallet,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1036"n="940"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der verheiſſene</hi></fw><lb/>
daß einmahlen nur er allzeit ſein allerheiligſtes Vergnuͤgen habe;<lb/>ſein gantzer Wille iſt in GOTT verſchlungen, es iſt ihm unlieb und<lb/>
widerlich, wann ihn ſein beyliegend Fleiſch auf die rechte oder lincke<lb/>
Seiten hinaus ſtoßt von der Lauffbahn ab, welche ihm GOTT von<lb/>
Ewigkeit verordnet, und in ſeinem weiſen Rath abgezircket hat, es<lb/>
thut ihm in der Seelen wehe, und gehen ihm Stiche durchs Hertz,<lb/>
allermaſſen er von keinem andern Himmel wiſſen will als dem Gehor-<lb/>ſam gegen GOTT, der ihm uͤber alles iſt, die groſſe Liebe, welche<lb/>
er ohne Unterlaß von Chriſto genießt, macht ihm das Hertz alſo groß,<lb/>
daß er nichts anders als mit ihm uͤberall einſtimmen und harmoniren<lb/>
kan: Er ſeufftzet zu GOTT, daß es durch die Wolcken dringet:</p><lb/><lgtype="poem"><l>Goͤnne uns noch Friſt auf Erden, Zeugen deiner Krafft zu</l><lb/><l><hirendition="#et">ſeyn,</hi></l><lb/><l>Deinem Bilde gleich zu werden im Tod und zu nehmen ein</l><lb/><l>Des Lebens vollkommene Freyheit und Rechte,</l><lb/><l>Als eines vollendeten Heylands Geſchlechte,</l><lb/><l>Der Unglaub mag dencken, wir bitten zu viel,</l><lb/><l>So thuſt du doch uͤber der Bitten ihr Ziel.</l></lg><lb/><noteplace="left">Jn Anſe-<lb/>
hung ihrer<lb/>
Wuͤrckun-<lb/>
gen, wel-<lb/>
che ſeynd<lb/>
theils Re-<lb/>
gen der da<lb/>
die Er-<lb/>
mahnun-<lb/>
gen, Unter-<lb/>
richt, Er-<lb/>
quickung<lb/>ꝛc.</note><p>§. 13. O welch ein ſtarcker Trieb iſt da zur Reinigung und Heili-<lb/>
gung! welch eine Luſt das Ziel der voͤlligen Gleichfoͤrmigkeit mit JE-<lb/>ſu zu erreichen, und auch in allen Menſchen eben dergleichen Liebes-<lb/>
Trieben, wanns moͤglich waͤre, zu erwecken, worauf die von denem<lb/>
Sternen erweckte <hirendition="#fr">Regen</hi> zielen.</p><lb/><p>Sternen wuͤrcken und bringen <hirendition="#fr">Regen,</hi> die geiſtliche Sternen am<lb/>
Firmament deß Gnaden-Reichs haben eine recht anziehende Krafft<lb/>
welche das Meer der Weißheit GOttes und himmliſchen Salbung<lb/>
erreichet, daneben auch die Seen der Evangeliſchen Verheiſſungen be-<lb/>
ruͤhret und Wolcken von mancherley Erfahrung, Verſtand, Liebe und<lb/>
himmliſch-ſuͤſſer Lehre daraus erhebet, dadurch ſie dann ein tuͤchtige<lb/>
Geſchicklichkeit erlangen Regen-Troͤpfe hinunter fallen zu laſſen in vie-<lb/>
lem gutem Unterricht, Anweiſung und Ermunterung, welche, wann ſie<lb/>
ein gut, koͤſtlich, wohl zubereitet Gnaden-Gewaͤchſe antreffen, ſo erfri-<lb/>ſchen ſie ſelbes, machens ſtarck und fruchtbar, ja es bekommen auch<lb/>
wohl Dorne und Diſtlen eine lebhaffte Muthigkeit davon, allermaſſen<lb/>
gottloſe Welt-Kinder vom Evangelio ſicher werden, und GOttes<lb/>
Gnade zur Geilheit verſetzen, alldieweil der Regen die Gewaͤchſe<lb/>
eben nicht enderet, ſondern alles ohne Unterſcheid ergetzet, wo er nur<lb/><fwplace="bottom"type="catch">hinfallet,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[940/1036]
Der verheiſſene
daß einmahlen nur er allzeit ſein allerheiligſtes Vergnuͤgen habe;
ſein gantzer Wille iſt in GOTT verſchlungen, es iſt ihm unlieb und
widerlich, wann ihn ſein beyliegend Fleiſch auf die rechte oder lincke
Seiten hinaus ſtoßt von der Lauffbahn ab, welche ihm GOTT von
Ewigkeit verordnet, und in ſeinem weiſen Rath abgezircket hat, es
thut ihm in der Seelen wehe, und gehen ihm Stiche durchs Hertz,
allermaſſen er von keinem andern Himmel wiſſen will als dem Gehor-
ſam gegen GOTT, der ihm uͤber alles iſt, die groſſe Liebe, welche
er ohne Unterlaß von Chriſto genießt, macht ihm das Hertz alſo groß,
daß er nichts anders als mit ihm uͤberall einſtimmen und harmoniren
kan: Er ſeufftzet zu GOTT, daß es durch die Wolcken dringet:
Goͤnne uns noch Friſt auf Erden, Zeugen deiner Krafft zu
ſeyn,
Deinem Bilde gleich zu werden im Tod und zu nehmen ein
Des Lebens vollkommene Freyheit und Rechte,
Als eines vollendeten Heylands Geſchlechte,
Der Unglaub mag dencken, wir bitten zu viel,
So thuſt du doch uͤber der Bitten ihr Ziel.
§. 13. O welch ein ſtarcker Trieb iſt da zur Reinigung und Heili-
gung! welch eine Luſt das Ziel der voͤlligen Gleichfoͤrmigkeit mit JE-
ſu zu erreichen, und auch in allen Menſchen eben dergleichen Liebes-
Trieben, wanns moͤglich waͤre, zu erwecken, worauf die von denem
Sternen erweckte Regen zielen.
Sternen wuͤrcken und bringen Regen, die geiſtliche Sternen am
Firmament deß Gnaden-Reichs haben eine recht anziehende Krafft
welche das Meer der Weißheit GOttes und himmliſchen Salbung
erreichet, daneben auch die Seen der Evangeliſchen Verheiſſungen be-
ruͤhret und Wolcken von mancherley Erfahrung, Verſtand, Liebe und
himmliſch-ſuͤſſer Lehre daraus erhebet, dadurch ſie dann ein tuͤchtige
Geſchicklichkeit erlangen Regen-Troͤpfe hinunter fallen zu laſſen in vie-
lem gutem Unterricht, Anweiſung und Ermunterung, welche, wann ſie
ein gut, koͤſtlich, wohl zubereitet Gnaden-Gewaͤchſe antreffen, ſo erfri-
ſchen ſie ſelbes, machens ſtarck und fruchtbar, ja es bekommen auch
wohl Dorne und Diſtlen eine lebhaffte Muthigkeit davon, allermaſſen
gottloſe Welt-Kinder vom Evangelio ſicher werden, und GOttes
Gnade zur Geilheit verſetzen, alldieweil der Regen die Gewaͤchſe
eben nicht enderet, ſondern alles ohne Unterſcheid ergetzet, wo er nur
hinfallet,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 940. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1036>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.