Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Der verheissene
ments, wie uns die Apostel dieses Geheimnuß lehren, welches aber
unter des Antichristen Regierung weder verstanden, noch zu Her-
tzen genommen wird; Es muß warlich Neu-Testamentlich zugehen,
sonst gibts keine Himmel-hoch erhabene Sterne, die mit ihrem Ge-
müth in der Ewigkeit wandlen, himmlische Dinge beschauen, und
GOtt ohne davon müd zu werden, anhangen bloß aus innwendigem
Lebens-Geist, gleich wie ein Fisch nicht müd wird im Wasser zu seyn,
noch ein Stern am Himmel, bloß aus der eingeschaffenen Natur
und Wesen, welches am Sünder die neue Geburt heisset.

Jn Anse-
hung ihrer
Dienstfer-
tigkeit,

§. 5. Diese Höhe der Sternen macht, daß sie ihre Dienste
weit ausstrecken,
wie die Apostel eigentlich solche Sonnen-
Sternen waren, deren Einflüsse die gantze Welt empfunden, da
hingegen die Propheten bey ihren Lebzeiten Kertzen waren, welche
nur dem Hause Jsrael dieneten, nunmehro aber sind ihre Schriff-
ten auf denen Flüglen der Sonnen der Gerechtigkeit in alle Land ge-
tragen worden.

wie und
woran
dieselbe zu
prüffen.

§. 6. Wer nun ein so dienstfertiger, liebreicher Stern zu seyn
wünschet, der vielen, vielen beförderlich seye, daß sie die Seligkeit
erlangen, die in Christo JEsu ist, mit ewiger Herrlichkeit, der
muß das ursprüngliche, wesentliche Liecht den H. Geist der Wahr-
heit in sich bleibend, und die Eingeweyde der brausenden Liebe JE-
su angezogen haben, sonst wird er nicht weit reichen können, vom
Reden wird er bald erschöpfft und dürre werden, und auslöschen als
ein schwaches Nacht-Liechtlein, das ein jedwedes Lüfftlein ausblasen
kan: Wie es dann gemeiniglich gehet, daß wann ein Frommer zu de-
nen kommt, die in Finsternuß sitzen, so kan ihm die geringste Wie-
derlichkeit allen Muth und Trieb von guten Sachen zu reden aus-
blasen, oder er hat nur ein klein Kertzenstümplein bey sich, etwas
weniges hat er ja durch eine kurtz-wehrende Andacht erbettet, oder
etwas aus einem geistreichen Buch behalten; So bald nun das ver-
debitirt ist, so ist er gräch, das Stümplein ist verbrunnen, und schweiffet
alsdann die arme Seel hin, und damit man nicht etwan ihre Bet-
teley mercke, so fangt sie an zu fragen, was dieser, was jener ma-
che, wie es hie und dort gehe. Jst es aber, daß jemand ein safftig
Gehirn, starcke Einbildungs-Krafft hat, vieles gelesen und betrach-
tet, daß er auch lange mit geistlichen Discursen aushalten kan, so
mercket doch ein Verständiger bald, daß die Erde des Reichs Christi

wenig

Der verheiſſene
ments, wie uns die Apoſtel dieſes Geheimnuß lehren, welches aber
unter des Antichriſten Regierung weder verſtanden, noch zu Her-
tzen genommen wird; Es muß warlich Neu-Teſtamentlich zugehen,
ſonſt gibts keine Himmel-hoch erhabene Sterne, die mit ihrem Ge-
muͤth in der Ewigkeit wandlen, himmliſche Dinge beſchauen, und
GOtt ohne davon muͤd zu werden, anhangen bloß aus innwendigem
Lebens-Geiſt, gleich wie ein Fiſch nicht muͤd wird im Waſſer zu ſeyn,
noch ein Stern am Himmel, bloß aus der eingeſchaffenen Natur
und Weſen, welches am Suͤnder die neue Geburt heiſſet.

Jn Anſe-
hung ihrer
Dienſtfer-
tigkeit,

§. 5. Dieſe Hoͤhe der Sternen macht, daß ſie ihre Dienſte
weit ausſtrecken,
wie die Apoſtel eigentlich ſolche Sonnen-
Sternen waren, deren Einfluͤſſe die gantze Welt empfunden, da
hingegen die Propheten bey ihren Lebzeiten Kertzen waren, welche
nur dem Hauſe Jſrael dieneten, nunmehro aber ſind ihre Schriff-
ten auf denen Fluͤglen der Sonnen der Gerechtigkeit in alle Land ge-
tragen worden.

wie und
woran
dieſelbe zu
pruͤffen.

§. 6. Wer nun ein ſo dienſtfertiger, liebreicher Stern zu ſeyn
wuͤnſchet, der vielen, vielen befoͤrderlich ſeye, daß ſie die Seligkeit
erlangen, die in Chriſto JEſu iſt, mit ewiger Herrlichkeit, der
muß das urſpruͤngliche, weſentliche Liecht den H. Geiſt der Wahr-
heit in ſich bleibend, und die Eingeweyde der brauſenden Liebe JE-
ſu angezogen haben, ſonſt wird er nicht weit reichen koͤnnen, vom
Reden wird er bald erſchoͤpfft und duͤrre werden, und ausloͤſchen als
ein ſchwaches Nacht-Liechtlein, das ein jedwedes Luͤfftlein ausblaſen
kan: Wie es dann gemeiniglich gehet, daß wann ein Frommer zu de-
nen kommt, die in Finſternuß ſitzen, ſo kan ihm die geringſte Wie-
derlichkeit allen Muth und Trieb von guten Sachen zu reden aus-
blaſen, oder er hat nur ein klein Kertzenſtuͤmplein bey ſich, etwas
weniges hat er ja durch eine kurtz-wehrende Andacht erbettet, oder
etwas aus einem geiſtreichen Buch behalten; So bald nun das ver-
debitirt iſt, ſo iſt er graͤch, das Stuͤmplein iſt verbrunnen, und ſchweiffet
alsdann die arme Seel hin, und damit man nicht etwan ihre Bet-
teley mercke, ſo fangt ſie an zu fragen, was dieſer, was jener ma-
che, wie es hie und dort gehe. Jſt es aber, daß jemand ein ſafftig
Gehirn, ſtarcke Einbildungs-Krafft hat, vieles geleſen und betrach-
tet, daß er auch lange mit geiſtlichen Diſcurſen aushalten kan, ſo
mercket doch ein Verſtaͤndiger bald, daß die Erde des Reichs Chriſti

wenig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1030" n="934"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der verhei&#x017F;&#x017F;ene</hi></fw><lb/>
ments, wie uns die Apo&#x017F;tel die&#x017F;es Geheimnuß lehren, welches aber<lb/>
unter des Antichri&#x017F;ten Regierung weder ver&#x017F;tanden, noch zu Her-<lb/>
tzen genommen wird; Es muß warlich Neu-Te&#x017F;tamentlich zugehen,<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t gibts keine Himmel-hoch erhabene Sterne, die mit ihrem Ge-<lb/>
mu&#x0364;th in der Ewigkeit wandlen, himmli&#x017F;che Dinge be&#x017F;chauen, und<lb/>
GOtt ohne davon mu&#x0364;d zu werden, anhangen bloß aus innwendigem<lb/>
Lebens-Gei&#x017F;t, gleich wie ein Fi&#x017F;ch nicht mu&#x0364;d wird im Wa&#x017F;&#x017F;er zu &#x017F;eyn,<lb/>
noch ein Stern am Himmel, bloß aus der einge&#x017F;chaffenen Natur<lb/>
und We&#x017F;en, welches am Su&#x0364;nder die neue Geburt hei&#x017F;&#x017F;et.</p><lb/>
          <note place="left">Jn An&#x017F;e-<lb/>
hung ihrer<lb/>
Dien&#x017F;tfer-<lb/>
tigkeit,</note>
          <p>§. 5. Die&#x017F;e Ho&#x0364;he der Sternen macht, daß &#x017F;ie <hi rendition="#fr">ihre Dien&#x017F;te<lb/>
weit aus&#x017F;trecken,</hi> wie die Apo&#x017F;tel eigentlich &#x017F;olche Sonnen-<lb/>
Sternen waren, deren Einflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e die gantze Welt empfunden, da<lb/>
hingegen die Propheten bey ihren Lebzeiten Kertzen waren, welche<lb/>
nur dem Hau&#x017F;e J&#x017F;rael dieneten, nunmehro aber &#x017F;ind ihre Schriff-<lb/>
ten auf denen Flu&#x0364;glen der Sonnen der Gerechtigkeit in alle Land ge-<lb/>
tragen worden.</p><lb/>
          <note place="left">wie und<lb/>
woran<lb/>
die&#x017F;elbe zu<lb/>
pru&#x0364;ffen.</note>
          <p>§. 6. Wer nun ein &#x017F;o dien&#x017F;tfertiger, liebreicher Stern zu &#x017F;eyn<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chet, der vielen, vielen befo&#x0364;rderlich &#x017F;eye, daß &#x017F;ie die Seligkeit<lb/>
erlangen, die in Chri&#x017F;to JE&#x017F;u i&#x017F;t, mit ewiger Herrlichkeit, der<lb/>
muß das ur&#x017F;pru&#x0364;ngliche, we&#x017F;entliche Liecht den H. Gei&#x017F;t der Wahr-<lb/>
heit in &#x017F;ich bleibend, und die Eingeweyde der brau&#x017F;enden Liebe JE-<lb/>
&#x017F;u angezogen haben, &#x017F;on&#x017F;t wird er nicht weit reichen ko&#x0364;nnen, vom<lb/>
Reden wird er bald er&#x017F;cho&#x0364;pfft und du&#x0364;rre werden, und auslo&#x0364;&#x017F;chen als<lb/>
ein &#x017F;chwaches Nacht-Liechtlein, das ein jedwedes Lu&#x0364;fftlein ausbla&#x017F;en<lb/>
kan: Wie es dann gemeiniglich gehet, daß wann ein Frommer zu de-<lb/>
nen kommt, die in Fin&#x017F;ternuß &#x017F;itzen, &#x017F;o kan ihm die gering&#x017F;te Wie-<lb/>
derlichkeit allen Muth und Trieb von guten Sachen zu reden aus-<lb/>
bla&#x017F;en, oder er hat nur ein klein Kertzen&#x017F;tu&#x0364;mplein bey &#x017F;ich, etwas<lb/>
weniges hat er ja durch eine kurtz-wehrende Andacht erbettet, oder<lb/>
etwas aus einem gei&#x017F;treichen Buch behalten; So bald nun das ver-<lb/>
debitirt i&#x017F;t, &#x017F;o i&#x017F;t er gra&#x0364;ch, das Stu&#x0364;mplein i&#x017F;t verbrunnen, und &#x017F;chweiffet<lb/>
alsdann die arme Seel hin, und damit man nicht etwan ihre Bet-<lb/>
teley mercke, &#x017F;o fangt &#x017F;ie an zu fragen, was die&#x017F;er, was jener ma-<lb/>
che, wie es hie und dort gehe. J&#x017F;t es aber, daß jemand ein &#x017F;afftig<lb/>
Gehirn, &#x017F;tarcke Einbildungs-Krafft hat, vieles gele&#x017F;en und betrach-<lb/>
tet, daß er auch lange mit gei&#x017F;tlichen Di&#x017F;cur&#x017F;en aushalten kan, &#x017F;o<lb/>
mercket doch ein Ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger bald, daß die Erde des Reichs Chri&#x017F;ti<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wenig</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[934/1030] Der verheiſſene ments, wie uns die Apoſtel dieſes Geheimnuß lehren, welches aber unter des Antichriſten Regierung weder verſtanden, noch zu Her- tzen genommen wird; Es muß warlich Neu-Teſtamentlich zugehen, ſonſt gibts keine Himmel-hoch erhabene Sterne, die mit ihrem Ge- muͤth in der Ewigkeit wandlen, himmliſche Dinge beſchauen, und GOtt ohne davon muͤd zu werden, anhangen bloß aus innwendigem Lebens-Geiſt, gleich wie ein Fiſch nicht muͤd wird im Waſſer zu ſeyn, noch ein Stern am Himmel, bloß aus der eingeſchaffenen Natur und Weſen, welches am Suͤnder die neue Geburt heiſſet. §. 5. Dieſe Hoͤhe der Sternen macht, daß ſie ihre Dienſte weit ausſtrecken, wie die Apoſtel eigentlich ſolche Sonnen- Sternen waren, deren Einfluͤſſe die gantze Welt empfunden, da hingegen die Propheten bey ihren Lebzeiten Kertzen waren, welche nur dem Hauſe Jſrael dieneten, nunmehro aber ſind ihre Schriff- ten auf denen Fluͤglen der Sonnen der Gerechtigkeit in alle Land ge- tragen worden. §. 6. Wer nun ein ſo dienſtfertiger, liebreicher Stern zu ſeyn wuͤnſchet, der vielen, vielen befoͤrderlich ſeye, daß ſie die Seligkeit erlangen, die in Chriſto JEſu iſt, mit ewiger Herrlichkeit, der muß das urſpruͤngliche, weſentliche Liecht den H. Geiſt der Wahr- heit in ſich bleibend, und die Eingeweyde der brauſenden Liebe JE- ſu angezogen haben, ſonſt wird er nicht weit reichen koͤnnen, vom Reden wird er bald erſchoͤpfft und duͤrre werden, und ausloͤſchen als ein ſchwaches Nacht-Liechtlein, das ein jedwedes Luͤfftlein ausblaſen kan: Wie es dann gemeiniglich gehet, daß wann ein Frommer zu de- nen kommt, die in Finſternuß ſitzen, ſo kan ihm die geringſte Wie- derlichkeit allen Muth und Trieb von guten Sachen zu reden aus- blaſen, oder er hat nur ein klein Kertzenſtuͤmplein bey ſich, etwas weniges hat er ja durch eine kurtz-wehrende Andacht erbettet, oder etwas aus einem geiſtreichen Buch behalten; So bald nun das ver- debitirt iſt, ſo iſt er graͤch, das Stuͤmplein iſt verbrunnen, und ſchweiffet alsdann die arme Seel hin, und damit man nicht etwan ihre Bet- teley mercke, ſo fangt ſie an zu fragen, was dieſer, was jener ma- che, wie es hie und dort gehe. Jſt es aber, daß jemand ein ſafftig Gehirn, ſtarcke Einbildungs-Krafft hat, vieles geleſen und betrach- tet, daß er auch lange mit geiſtlichen Diſcurſen aushalten kan, ſo mercket doch ein Verſtaͤndiger bald, daß die Erde des Reichs Chriſti wenig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1030
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 934. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1030>, abgerufen am 28.07.2024.