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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der verheissene

1 Buch Mosis XV. 5/6.

Und er führet ihn hinaus und sprach, siehe nun
gen Himmel und zehle die Sternen, so du sie
wirst zehlen können. Darnach sprach er zu ihm,
also wird dein Saame werden.
Vers. 6. Da glaubet er dem HErren, der rech-
net ihm dasselbe zur Gerechtigkeit.
Das erste Capitel.
Eingang und Abtheilung.

§. 1.

An Eva
erwiese
sich die
Schäd-
lichkeit
des Un-
glaubens.

MUsculus ein auf hiesigem Kirchhof ruhender gottseeliger
Theologus sagt: Stupendum plane est, quod cum im-
postor ille Spiritus perpetuo mentiatur, nihilo tamen
secius inter mortales reperit, quos decipiat: ac vicissim
cum a Deo nemo unquam sit falsus, vix tamen inveniantur, qui
perpetuo vera dicenti credant, praesertim cum veritati Dei vita
& mendacio Diaboli mors sit conjuncta.
Er müste über keine
Sach so sehr erstaunen, als darüber, daß die Menschen dem aller-
warhafftesten und getreuesten GOtt, der allzeit die lautere Warheit
rede, keinen Glauben zusetzen, hingegen daß Satan, der ein Lugner
und Mörder und uns Spinnen-gram, so leicht Gehör finde, da
gleichwol mit GOttes Warheit ewig Leben und Heil, hingegen mit
des Teuffels Lugen der ewig Tod verknüpfft seye. Wie dann in der
That des Satans Einflißmen und Mord-süchtiges Anhauchen den
Menschen aus der süssesten Ruh hinaus in ein Höllen-Angst hineinwerf-
fen kan; Jm Gegentheil kan das göttliche Einsprechen, des ewigen
Worts des Vatters einen mit höllischer Finsternuß umgebenen
Menschen aus dem Abgrund alles Elends in ein himmlisches Wohl
versetzen. Dieses hat sich an Eva erwiesen, dann da sie in vollkomme-
ner Heiligkeit, Unschuld und Seligkeit stunde, aber der Schlangen-

Lugen-
Der verheiſſene

1 Buch Moſis XV. 5/6.

Und er fuͤhret ihn hinaus und ſprach, ſiehe nun
gen Himmel und zehle die Sternen, ſo du ſie
wirſt zehlen koͤnnen. Darnach ſprach er zu ihm,
alſo wird dein Saame werden.
Verſ. 6. Da glaubet er dem HErren, der rech-
net ihm daſſelbe zur Gerechtigkeit.
Das erſte Capitel.
Eingang und Abtheilung.

§. 1.

An Eva
erwieſe
ſich die
Schaͤd-
lichkeit
des Un-
glaubens.

MUſculus ein auf hieſigem Kirchhof ruhender gottſeeliger
Theologus ſagt: Stupendum planè eſt, quod cùm im-
poſtor ille Spiritus perpetuò mentiatur, nihilo tamen
ſecius inter mortales reperit, quos decipiat: ac viciſſim
cùm à Deo nemo unquam ſit falſus, vix tamen inveniantur, qui
perpetuò vera dicenti credant, præſertim cùm veritati Dei vita
& mendacio Diaboli mors ſit conjuncta.
Er muͤſte uͤber keine
Sach ſo ſehr erſtaunen, als daruͤber, daß die Menſchen dem aller-
warhaffteſten und getreueſten GOtt, der allzeit die lautere Warheit
rede, keinen Glauben zuſetzen, hingegen daß Satan, der ein Lugner
und Moͤrder und uns Spinnen-gram, ſo leicht Gehoͤr finde, da
gleichwol mit GOttes Warheit ewig Leben und Heil, hingegen mit
des Teuffels Lugen der ewig Tod verknuͤpfft ſeye. Wie dann in der
That des Satans Einflißmen und Mord-ſuͤchtiges Anhauchen den
Menſchen aus der ſuͤſſeſten Ruh hinaus in ein Hoͤllen-Angſt hineinwerf-
fen kan; Jm Gegentheil kan das goͤttliche Einſprechen, des ewigen
Worts des Vatters einen mit hoͤlliſcher Finſternuß umgebenen
Menſchen aus dem Abgrund alles Elends in ein himmliſches Wohl
verſetzen. Dieſes hat ſich an Eva erwieſen, dann da ſie in vollkomme-
ner Heiligkeit, Unſchuld und Seligkeit ſtunde, aber der Schlangen-

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[920/1016] Der verheiſſene 1 Buch Moſis XV. 5/6. Und er fuͤhret ihn hinaus und ſprach, ſiehe nun gen Himmel und zehle die Sternen, ſo du ſie wirſt zehlen koͤnnen. Darnach ſprach er zu ihm, alſo wird dein Saame werden. Verſ. 6. Da glaubet er dem HErren, der rech- net ihm daſſelbe zur Gerechtigkeit. Das erſte Capitel. Eingang und Abtheilung. §. 1. MUſculus ein auf hieſigem Kirchhof ruhender gottſeeliger Theologus ſagt: Stupendum planè eſt, quod cùm im- poſtor ille Spiritus perpetuò mentiatur, nihilo tamen ſecius inter mortales reperit, quos decipiat: ac viciſſim cùm à Deo nemo unquam ſit falſus, vix tamen inveniantur, qui perpetuò vera dicenti credant, præſertim cùm veritati Dei vita & mendacio Diaboli mors ſit conjuncta. Er muͤſte uͤber keine Sach ſo ſehr erſtaunen, als daruͤber, daß die Menſchen dem aller- warhaffteſten und getreueſten GOtt, der allzeit die lautere Warheit rede, keinen Glauben zuſetzen, hingegen daß Satan, der ein Lugner und Moͤrder und uns Spinnen-gram, ſo leicht Gehoͤr finde, da gleichwol mit GOttes Warheit ewig Leben und Heil, hingegen mit des Teuffels Lugen der ewig Tod verknuͤpfft ſeye. Wie dann in der That des Satans Einflißmen und Mord-ſuͤchtiges Anhauchen den Menſchen aus der ſuͤſſeſten Ruh hinaus in ein Hoͤllen-Angſt hineinwerf- fen kan; Jm Gegentheil kan das goͤttliche Einſprechen, des ewigen Worts des Vatters einen mit hoͤlliſcher Finſternuß umgebenen Menſchen aus dem Abgrund alles Elends in ein himmliſches Wohl verſetzen. Dieſes hat ſich an Eva erwieſen, dann da ſie in vollkomme- ner Heiligkeit, Unſchuld und Seligkeit ſtunde, aber der Schlangen- Lugen-

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 920. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1016>, abgerufen am 28.07.2024.