Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.Das Schweitzerische Canaan. tes gebracht ist, da wird sie under das Ge-sätz als in ein Stall eingesperrt, das Ge- wissen, so in sein Zuchtmeister-Ammt wie- der eingesetzt ist, geisselt und bestrafft sie hart über allen ihren Abweichungen, da muß sie auch ihren eigenen Mist riechen, und alle Tag deß Schlacht-Biels gewär- tig seyn, daß sie sterbe, und vors Gericht komme in ihrem Sünden-Unraht, sie hat auch keine Freyheit, sich an denen Evange- lischen Verheissungen, als an ihrem Eigen- thum zu ergötzen, eben darum, weil sie angebunden ist, es wird ihr zwar das nöh- tige Futer dargereicht, aber nicht das saff- tige, schmackhaffte Evangelium der Gnad, sondern das dürre Heu der gesätzlichen Be- straffungen, Ermahnungen, Lehren, Ge- botten und Verbotten; Das Gewissen ist ihr strenger Treiber, ist sie nun gedultig darunter, reisset sich nicht loß, sondern wartet auf den HErrn, der sie im Netz seiner Erbarmnuß-vollen Uberzeugung ge- fangen halt, und nehret sich inzwischen von seiner Speiß, sinnet ihrem Elend und dem Willen GOttes nach, und entwehnet sich eben dardurch nach und nach von ihrem vorigen Wandel in der Eitelkeit, so kommt der HErr zur rechten Zeit, welche Er in Seinem weisen Rath zuvor ersehen und bestimmt hat, und führet sie auß dieser Ge- fäng-
Das Schweitzeriſche Canaan. tes gebracht iſt, da wird ſie under das Ge-ſaͤtz als in ein Stall eingeſperrt, das Ge- wiſſen, ſo in ſein Zuchtmeiſter-Am̃t wie- der eingeſetzt iſt, geiſſelt und beſtrafft ſie hart uͤber allen ihren Abweichungen, da muß ſie auch ihren eigenen Miſt riechen, und alle Tag deß Schlacht-Biels gewaͤr- tig ſeyn, daß ſie ſterbe, und vors Gericht komme in ihrem Suͤnden-Unraht, ſie hat auch keine Freyheit, ſich an denen Evange- liſchen Verheiſſungen, als an ihrem Eigen- thum zu ergoͤtzen, eben darum, weil ſie angebunden iſt, es wird ihr zwar das noͤh- tige Futer dargereicht, aber nicht das ſaff- tige, ſchmackhaffte Evangelium der Gnad, ſondern das duͤrre Heu der geſaͤtzlichen Be- ſtraffungen, Ermahnungen, Lehren, Ge- botten und Verbotten; Das Gewiſſen iſt ihr ſtrenger Treiber, iſt ſie nun gedultig darunter, reiſſet ſich nicht loß, ſondern wartet auf den HErrn, der ſie im Netz ſeiner Erbarmnuß-vollen Uberzeugung ge- fangen halt, und nehret ſich inzwiſchen von ſeiner Speiß, ſinnet ihrem Elend und dem Willen GOttes nach, und entwehnet ſich eben dardurch nach und nach von ihrem vorigen Wandel in der Eitelkeit, ſo kom̃t der HErr zur rechten Zeit, welche Er in Seinem weiſen Rath zuvor erſehen und beſtimmt hat, und fuͤhret ſie auß dieſer Ge- faͤng-
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Das Schweitzeriſche Canaan.
tes gebracht iſt, da wird ſie under das Ge-
ſaͤtz als in ein Stall eingeſperrt, das Ge-
wiſſen, ſo in ſein Zuchtmeiſter-Am̃t wie-
der eingeſetzt iſt, geiſſelt und beſtrafft ſie
hart uͤber allen ihren Abweichungen, da
muß ſie auch ihren eigenen Miſt riechen,
und alle Tag deß Schlacht-Biels gewaͤr-
tig ſeyn, daß ſie ſterbe, und vors Gericht
komme in ihrem Suͤnden-Unraht, ſie hat
auch keine Freyheit, ſich an denen Evange-
liſchen Verheiſſungen, als an ihrem Eigen-
thum zu ergoͤtzen, eben darum, weil ſie
angebunden iſt, es wird ihr zwar das noͤh-
tige Futer dargereicht, aber nicht das ſaff-
tige, ſchmackhaffte Evangelium der Gnad,
ſondern das duͤrre Heu der geſaͤtzlichen Be-
ſtraffungen, Ermahnungen, Lehren, Ge-
botten und Verbotten; Das Gewiſſen iſt
ihr ſtrenger Treiber, iſt ſie nun gedultig
darunter, reiſſet ſich nicht loß, ſondern
wartet auf den HErrn, der ſie im Netz
ſeiner Erbarmnuß-vollen Uberzeugung ge-
fangen halt, und nehret ſich inzwiſchen von
ſeiner Speiß, ſinnet ihrem Elend und dem
Willen GOttes nach, und entwehnet ſich
eben dardurch nach und nach von ihrem
vorigen Wandel in der Eitelkeit, ſo kom̃t
der HErr zur rechten Zeit, welche Er in
Seinem weiſen Rath zuvor erſehen und
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