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Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

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Das Schweitzerische Canaan.
stettigen Ungehorsam selbst in sothanen
Jammer gestürtzet. Wie groß nun die
Liebe und Gedult JEsus gegen gefallenen
Sündern seye, davon erzehlt Dionysius
in seinem achten Send-Brieff ein merck-
würdige Geschicht: Carpus Pauli Jünger
2. Tim. 4: 13. erfuhre, daß ein Heyd einen Chri-
sten zum Heydenthum verführet hatte, und bate
daher auß Eyffer GOtt, Er möchte diese beyde
durch den Donner erschlagen, weil sie nicht län-
ger zu leben würdig wären. Hierauf sahe er
Christum mit vielen tausend Englen erscheinen;
Auf der Erden aber thate sich ein Abgrund auff,
an dessen Enden die zwey Männer zitterend stuhn-
den, als ob sie fallen solten. Diß sahe Carpus
frölich an, und wurde ihm zu lang biß sie hin-
ab fielen, er erblickte aber den HErrn Christum
über sich, daß Er den Leuten die Hand both,
und durch Seine Engel helffen ließ. Da Er
denn zu Carpo sprach: Nun schlage mich mit
deiner Hand, dann Jch bin bereit noch einmal
um der Menschen Seligkeit willen zu leiden, da-
mit nur andere Menschen nicht sündigen; Be-
dencke aber, ob es besser diesen greulichen Ab-
grund der Wohnung GOttes und der heiligen
Engeln Gesellschafft vorzuziehen.
Was mag
denn das wohl vor ein unaußtrucklich heil-
same Seelen-Weyde seyn, die ein so herr-
licher allgenugsamer GOtt, gegen dessen
Liebe alle andere allerzärtlichste Creaturen-
Liebe wie der Mond gegen die Sonne er-
bleichen muß, einer so hoch-beliebten See-

len

Das Schweitzeriſche Canaan.
ſtettigen Ungehorſam ſelbſt in ſothanen
Jammer geſtuͤrtzet. Wie groß nun die
Liebe und Gedult JEſus gegen gefallenen
Suͤndern ſeye, davon erzehlt Dionyſius
in ſeinem achten Send-Brieff ein merck-
wuͤrdige Geſchicht: Carpus Pauli Juͤnger
2. Tim. 4: 13. erfuhre, daß ein Heyd einen Chri-
ſten zum Heydenthum verfuͤhret hatte, und bate
daher auß Eyffer GOtt, Er moͤchte dieſe beyde
durch den Donner erſchlagen, weil ſie nicht laͤn-
ger zu leben wuͤrdig waͤren. Hierauf ſahe er
Chriſtum mit vielen tauſend Englen erſcheinen;
Auf der Erden aber thate ſich ein Abgrund auff,
an deſſen Enden die zwey Maͤnner zitterend ſtuhn-
den, als ob ſie fallen ſolten. Diß ſahe Carpus
froͤlich an, und wurde ihm zu lang biß ſie hin-
ab fielen, er erblickte aber den HErrn Chriſtum
uͤber ſich, daß Er den Leuten die Hand both,
und durch Seine Engel helffen ließ. Da Er
denn zu Carpo ſprach: Nun ſchlage mich mit
deiner Hand, dann Jch bin bereit noch einmal
um der Menſchen Seligkeit willen zu leiden, da-
mit nur andere Menſchen nicht ſuͤndigen; Be-
dencke aber, ob es beſſer dieſen greulichen Ab-
grund der Wohnung GOttes und der heiligen
Engeln Geſellſchafft vorzuziehen.
Was mag
denn das wohl vor ein unaußtrucklich heil-
ſame Seelen-Weyde ſeyn, die ein ſo herr-
licher allgenugſamer GOtt, gegen deſſen
Liebe alle andere allerzaͤrtlichſte Creaturen-
Liebe wie der Mond gegen die Sonne er-
bleichen muß, einer ſo hoch-beliebten See-

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[15/0083] Das Schweitzeriſche Canaan. ſtettigen Ungehorſam ſelbſt in ſothanen Jammer geſtuͤrtzet. Wie groß nun die Liebe und Gedult JEſus gegen gefallenen Suͤndern ſeye, davon erzehlt Dionyſius in ſeinem achten Send-Brieff ein merck- wuͤrdige Geſchicht: Carpus Pauli Juͤnger 2. Tim. 4: 13. erfuhre, daß ein Heyd einen Chri- ſten zum Heydenthum verfuͤhret hatte, und bate daher auß Eyffer GOtt, Er moͤchte dieſe beyde durch den Donner erſchlagen, weil ſie nicht laͤn- ger zu leben wuͤrdig waͤren. Hierauf ſahe er Chriſtum mit vielen tauſend Englen erſcheinen; Auf der Erden aber thate ſich ein Abgrund auff, an deſſen Enden die zwey Maͤnner zitterend ſtuhn- den, als ob ſie fallen ſolten. Diß ſahe Carpus froͤlich an, und wurde ihm zu lang biß ſie hin- ab fielen, er erblickte aber den HErrn Chriſtum uͤber ſich, daß Er den Leuten die Hand both, und durch Seine Engel helffen ließ. Da Er denn zu Carpo ſprach: Nun ſchlage mich mit deiner Hand, dann Jch bin bereit noch einmal um der Menſchen Seligkeit willen zu leiden, da- mit nur andere Menſchen nicht ſuͤndigen; Be- dencke aber, ob es beſſer dieſen greulichen Ab- grund der Wohnung GOttes und der heiligen Engeln Geſellſchafft vorzuziehen. Was mag denn das wohl vor ein unaußtrucklich heil- ſame Seelen-Weyde ſeyn, die ein ſo herr- licher allgenugſamer GOtt, gegen deſſen Liebe alle andere allerzaͤrtlichſte Creaturen- Liebe wie der Mond gegen die Sonne er- bleichen muß, einer ſo hoch-beliebten See- len

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Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/83>, abgerufen am 22.11.2024.