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Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

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Vorrede.
einem Mit-Burger und Mitgenossen ihrer Freud
und Glory immermehr annehmen. Antw. Und
die Braut spricht komm.
Einw. Jch habe
noch Brüder, Freund und Verwandte, es ist die
Frag, ob ich sie auch dörffte mitbringen. Antw.
Wer es höret, der spreche auch zu andern
komm. Einw. Und wenn sie ihre Lust nur im
Fleisch und Welt haben, diesem hohen Gut nichts
nachfragen, ja wenn meine eigene Kinder selbs
dahinden bleiben, darff ich denn in einen Weg al-
lein kommen? Antw. Wen da dürstet/ der
komme.
Einw. Wird mir aber meine lange
Verharrung in Sünden, abtrünnige Ubertret-
tung, Grösse und Menge meiner Missethaten nicht
den Rigel stossen und ein Hinderniß machen? son-
derlich wann ich durch meine übele Gewohnheiten
allerdings entwöhnt worden von allen göttlichen
und geistlichen Gütern, so gar, daß meine Begierd
darnach kein Durst heissen kan, und mir nichts als
schwaches Wollen übrig geblieben. Antw. Wer
da will/ der nehme.
Einw. Wie aber? wann
ich unrein, dürr, unfruchtbar, verwelcket, ja
gantz todt in Sünden bin. Antw. Wasser deß
Lebens.
Einw. Wie wärs aber, so ich fein
nichts Gutes in mir hätte, nicht ein eintzig recht
heilig Werck, das Hertz und Leben davon leer, im
Gegentheil voll Elends, Trägheit, Zerstreuung,
Unachtsamkeit wäre, wie dörffte ichs wagen, und
mir so unermessene Seligkeiten zueignen und so un-
verschamt zugreiffen, der ich mein Lebtag GOtt
keinen lautern Dienst gethan ohne das Meine zu su-
chen, und mich dabey zu meynen, der ich JEsum
nie geliebet, vielmehr nach deß Satans Willen ge-
lebt; Ja nachdem mich unzehliche Wohlthaten,

War-

Vorrede.
einem Mit-Burger und Mitgenoſſen ihrer Freud
und Glory immermehr annehmen. Antw. Und
die Braut ſpricht komm.
Einw. Jch habe
noch Bruͤder, Freund und Verwandte, es iſt die
Frag, ob ich ſie auch doͤrffte mitbringen. Antw.
Wer es hoͤret, der ſpreche auch zu andern
komm. Einw. Und wenn ſie ihre Luſt nur im
Fleiſch und Welt haben, dieſem hohen Gut nichts
nachfragen, ja wenn meine eigene Kinder ſelbs
dahinden bleiben, darff ich denn in einen Weg al-
lein kommen? Antw. Wen da duͤrſtet/ der
komme.
Einw. Wird mir aber meine lange
Verharrung in Suͤnden, abtruͤnnige Ubertret-
tung, Groͤſſe und Menge meiner Miſſethaten nicht
den Rigel ſtoſſen und ein Hinderniß machen? ſon-
derlich wann ich durch meine uͤbele Gewohnheiten
allerdings entwoͤhnt worden von allen goͤttlichen
und geiſtlichen Guͤtern, ſo gar, daß meine Begierd
darnach kein Durſt heiſſen kan, und mir nichts als
ſchwaches Wollen uͤbrig geblieben. Antw. Wer
da will/ der nehme.
Einw. Wie aber? wann
ich unrein, duͤrr, unfruchtbar, verwelcket, ja
gantz todt in Suͤnden bin. Antw. Waſſer deß
Lebens.
Einw. Wie waͤrs aber, ſo ich fein
nichts Gutes in mir haͤtte, nicht ein eintzig recht
heilig Werck, das Hertz und Leben davon leer, im
Gegentheil voll Elends, Traͤgheit, Zerſtreuung,
Unachtſamkeit waͤre, wie doͤrffte ichs wagen, und
mir ſo unermeſſene Seligkeiten zueignen und ſo un-
verſchamt zugreiffen, der ich mein Lebtag GOtt
keinen lautern Dienſt gethan ohne das Meine zu ſu-
chen, und mich dabey zu meynen, der ich JEſum
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[61/0065] Vorrede. einem Mit-Burger und Mitgenoſſen ihrer Freud und Glory immermehr annehmen. Antw. Und die Braut ſpricht komm. Einw. Jch habe noch Bruͤder, Freund und Verwandte, es iſt die Frag, ob ich ſie auch doͤrffte mitbringen. Antw. Wer es hoͤret, der ſpreche auch zu andern komm. Einw. Und wenn ſie ihre Luſt nur im Fleiſch und Welt haben, dieſem hohen Gut nichts nachfragen, ja wenn meine eigene Kinder ſelbs dahinden bleiben, darff ich denn in einen Weg al- lein kommen? Antw. Wen da duͤrſtet/ der komme. Einw. Wird mir aber meine lange Verharrung in Suͤnden, abtruͤnnige Ubertret- tung, Groͤſſe und Menge meiner Miſſethaten nicht den Rigel ſtoſſen und ein Hinderniß machen? ſon- derlich wann ich durch meine uͤbele Gewohnheiten allerdings entwoͤhnt worden von allen goͤttlichen und geiſtlichen Guͤtern, ſo gar, daß meine Begierd darnach kein Durſt heiſſen kan, und mir nichts als ſchwaches Wollen uͤbrig geblieben. Antw. Wer da will/ der nehme. Einw. Wie aber? wann ich unrein, duͤrr, unfruchtbar, verwelcket, ja gantz todt in Suͤnden bin. Antw. Waſſer deß Lebens. Einw. Wie waͤrs aber, ſo ich fein nichts Gutes in mir haͤtte, nicht ein eintzig recht heilig Werck, das Hertz und Leben davon leer, im Gegentheil voll Elends, Traͤgheit, Zerſtreuung, Unachtſamkeit waͤre, wie doͤrffte ichs wagen, und mir ſo unermeſſene Seligkeiten zueignen und ſo un- verſchamt zugreiffen, der ich mein Lebtag GOtt keinen lautern Dienſt gethan ohne das Meine zu ſu- chen, und mich dabey zu meynen, der ich JEſum nie geliebet, vielmehr nach deß Satans Willen ge- lebt; Ja nachdem mich unzehliche Wohlthaten, War-

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Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/65>, abgerufen am 22.11.2024.