Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

Bild:
<< vorherige Seite
CAP. VI.
Er schickt/ obs gleich nicht scheint/
Zu seiner Zeit das Leben.

GOtt kan und wird allen Abgang an em-
pfindlichen Süßigkeiten u. geistlichen Nied-
lichkeiten gar herrlich ersetzen: prätendiere
kein Recht bey GOtt, fasse den Sinn Jobs
u. des verlohrnen Sohns, Job. 13: 15. Luc.
15. du wirst hernach befinden, daß du nit zu-
ruck geblieben, und daß dir deine Zeit keines-
wegs verlohren gangen, noch dein Warten
vergebens gewesen, Hebr. 10: 36, 37. Mich.
7: 7-10. Du hast einmal das Ey, die anfäng-
liche zubereitende Gnad, den Eckel an den
bißherigen Wandel, das Mißfallen an dei-
nem Zustand, eine ängstliche Forcht vor
GOttes Gericht, eine sehnliche Begierd dem-
selben durch den Gehorsam des Glaubens
zu entfliehen, ein tieff Gefühl der Kräfften
der Finsterniß, des Unglaubens, der Träg-
heit, Unlust zum Buß-Kampff, der Hertzens-
Härtigkeit und Unachtsamkeit des ewigen
Heils: Summa, du erkennest und geste-
hest den tieffen Abgrund deines Verderbens
und deine jämmerliche Ungeschicklichkeit
zum Himmelreich, welches eine seltene
Gnade ist in diesen Zeiten der allgemeinen
grossen Sicherheit, wie vor der Sündfluth,
da ein jeder den Wahn behalt, er habe einen
guten Glauben, er müsse ja bey Leib nicht
zweiffeln an seiner Seligkeit, und alle gute

Hoff-
L
CAP. VI.
Er ſchickt/ obs gleich nicht ſcheint/
Zu ſeiner Zeit das Leben.

GOtt kan und wird allen Abgang an em-
pfindlichen Suͤßigkeiten u. geiſtlichen Nied-
lichkeiten gar herrlich erſetzen: praͤtendiere
kein Recht bey GOtt, faſſe den Sinn Jobs
u. des verlohrnen Sohns, Job. 13: 15. Luc.
15. du wirſt hernach befinden, daß du nit zu-
ruck geblieben, und daß dir deine Zeit keines-
wegs verlohren gangen, noch dein Warten
vergebens geweſen, Hebr. 10: 36, 37. Mich.
7: 7-10. Du haſt einmal das Ey, die anfaͤng-
liche zubereitende Gnad, den Eckel an den
bißherigen Wandel, das Mißfallen an dei-
nem Zuſtand, eine aͤngſtliche Forcht vor
GOttes Gericht, eine ſehnliche Begierd dem-
ſelben durch den Gehorſam des Glaubens
zu entfliehen, ein tieff Gefuͤhl der Kraͤfften
der Finſterniß, des Unglaubens, der Traͤg-
heit, Unluſt zum Buß-Kampff, der Hertzens-
Haͤrtigkeit und Unachtſamkeit des ewigen
Heils: Summa, du erkenneſt und geſte-
heſt den tieffen Abgrund deines Verderbens
und deine jaͤmmerliche Ungeſchicklichkeit
zum Himmelreich, welches eine ſeltene
Gnade iſt in dieſen Zeiten der allgemeinen
groſſen Sicherheit, wie vor der Suͤndfluth,
da ein jeder den Wahn behalt, er habe einen
guten Glauben, er muͤſſe ja bey Leib nicht
zweiffeln an ſeiner Seligkeit, und alle gute

Hoff-
L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0229" n="161"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAP.</hi> VI.</hi> </fw><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Er &#x017F;chickt/ obs gleich nicht &#x017F;cheint/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Zu &#x017F;einer Zeit das Leben.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <p>GOtt kan und wird allen Abgang an em-<lb/>
pfindlichen Su&#x0364;ßigkeiten u. gei&#x017F;tlichen Nied-<lb/>
lichkeiten gar herrlich er&#x017F;etzen: pra&#x0364;tendiere<lb/>
kein Recht bey GOtt, fa&#x017F;&#x017F;e den Sinn Jobs<lb/>
u. des verlohrnen Sohns, Job. 13: 15. Luc.<lb/>
15. du wir&#x017F;t hernach befinden, daß du nit zu-<lb/>
ruck geblieben, und daß dir deine Zeit keines-<lb/>
wegs verlohren gangen, noch dein Warten<lb/>
vergebens gewe&#x017F;en, Hebr. 10: 36, 37. Mich.<lb/>
7: 7-10. Du ha&#x017F;t einmal das Ey, die anfa&#x0364;ng-<lb/>
liche zubereitende Gnad, den Eckel an den<lb/>
bißherigen Wandel, das Mißfallen an dei-<lb/>
nem Zu&#x017F;tand, eine a&#x0364;ng&#x017F;tliche Forcht vor<lb/>
GOttes Gericht, eine &#x017F;ehnliche Begierd dem-<lb/>
&#x017F;elben durch den Gehor&#x017F;am des Glaubens<lb/>
zu entfliehen, ein tieff Gefu&#x0364;hl der Kra&#x0364;fften<lb/>
der Fin&#x017F;terniß, des Unglaubens, der Tra&#x0364;g-<lb/>
heit, Unlu&#x017F;t zum Buß-Kampff, der Hertzens-<lb/>
Ha&#x0364;rtigkeit und Unacht&#x017F;amkeit des ewigen<lb/>
Heils: Summa, du erkenne&#x017F;t und ge&#x017F;te-<lb/>
he&#x017F;t den tieffen Abgrund deines Verderbens<lb/>
und deine ja&#x0364;mmerliche Unge&#x017F;chicklichkeit<lb/>
zum Himmelreich, welches eine &#x017F;eltene<lb/>
Gnade i&#x017F;t in die&#x017F;en Zeiten der allgemeinen<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Sicherheit, wie vor der Su&#x0364;ndfluth,<lb/>
da ein jeder den Wahn behalt, er habe einen<lb/>
guten Glauben, er mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ja bey Leib nicht<lb/>
zweiffeln an &#x017F;einer Seligkeit, und alle gute<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L</fw><fw place="bottom" type="catch">Hoff-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0229] CAP. VI. Er ſchickt/ obs gleich nicht ſcheint/ Zu ſeiner Zeit das Leben. GOtt kan und wird allen Abgang an em- pfindlichen Suͤßigkeiten u. geiſtlichen Nied- lichkeiten gar herrlich erſetzen: praͤtendiere kein Recht bey GOtt, faſſe den Sinn Jobs u. des verlohrnen Sohns, Job. 13: 15. Luc. 15. du wirſt hernach befinden, daß du nit zu- ruck geblieben, und daß dir deine Zeit keines- wegs verlohren gangen, noch dein Warten vergebens geweſen, Hebr. 10: 36, 37. Mich. 7: 7-10. Du haſt einmal das Ey, die anfaͤng- liche zubereitende Gnad, den Eckel an den bißherigen Wandel, das Mißfallen an dei- nem Zuſtand, eine aͤngſtliche Forcht vor GOttes Gericht, eine ſehnliche Begierd dem- ſelben durch den Gehorſam des Glaubens zu entfliehen, ein tieff Gefuͤhl der Kraͤfften der Finſterniß, des Unglaubens, der Traͤg- heit, Unluſt zum Buß-Kampff, der Hertzens- Haͤrtigkeit und Unachtſamkeit des ewigen Heils: Summa, du erkenneſt und geſte- heſt den tieffen Abgrund deines Verderbens und deine jaͤmmerliche Ungeſchicklichkeit zum Himmelreich, welches eine ſeltene Gnade iſt in dieſen Zeiten der allgemeinen groſſen Sicherheit, wie vor der Suͤndfluth, da ein jeder den Wahn behalt, er habe einen guten Glauben, er muͤſſe ja bey Leib nicht zweiffeln an ſeiner Seligkeit, und alle gute Hoff- L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/229
Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/229>, abgerufen am 25.11.2024.