Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

Bild:
<< vorherige Seite

CAP. VI.
ne Seel von seinem Geist geheiliget und ein-
genommen sehest, mithin Christi Eigen-
thum ewig zu seyn wünschest; Ergib dich
nur Jhme gantz so gut, ja vielmehr so schlimm
als du bist, Er kan, will und wird dich schon
GOtt und allen heiligen Engeln und seli-
gen Menschen angenehm machen; über-
lasse den Unglauben denenjenigen, die ihr
groß Elend nicht empfinden, und daher JE-
sum nicht höher achten als aller Welt
Gunst, Ehr, Lust und Gut; Lasse diejeni-
gen sich mit Zweiffels-Gedancken quälen,
die zugleich GOtt und auch der Welt gefal-
len, JEsum und die Sünd, Christum und
Belial beysammen haben wollen, und auf
beyden Seiten hincken, also, daß sie nie zu
keinem vesten Schluß kommen; Du aber,
der du JEsum zu deinem Antheil in Zeit
und Ewigkeit auserlesen, schreite ungesaumt
zum Glauben ans Evangelium, so empfa-
hestu den H. Geist, der die Liebe GOttes in
dein Hertz ausgiesset und die neue Creatur
in dir schaffet.

Einw. Jch wolte wol glauben und die theure
Verheissungen mir zueignen, wann nur meine
Begierd nach JEsu Christo nicht so läu wäre, ich
mein Elend schmertzlicher empfunde, und mir mei-
ne Sünden recht leid wären, und ich sie grundlich
hassete und in Ernst flohe.

Antw. 1.) Hier ist kein anderer Rath

als

CAP. VI.
ne Seel von ſeinem Geiſt geheiliget und ein-
genommen ſeheſt, mithin Chriſti Eigen-
thum ewig zu ſeyn wuͤnſcheſt; Ergib dich
nur Jhme gantz ſo gut, ja vielmehr ſo ſchlim̃
als du biſt, Er kan, will und wird dich ſchon
GOtt und allen heiligen Engeln und ſeli-
gen Menſchen angenehm machen; uͤber-
laſſe den Unglauben denenjenigen, die ihr
groß Elend nicht empfinden, und daher JE-
ſum nicht hoͤher achten als aller Welt
Gunſt, Ehr, Luſt und Gut; Laſſe diejeni-
gen ſich mit Zweiffels-Gedancken quaͤlen,
die zugleich GOtt und auch der Welt gefal-
len, JEſum und die Suͤnd, Chriſtum und
Belial beyſammen haben wollen, und auf
beyden Seiten hincken, alſo, daß ſie nie zu
keinem veſten Schluß kommen; Du aber,
der du JEſum zu deinem Antheil in Zeit
und Ewigkeit auserleſen, ſchreite ungeſaumt
zum Glauben ans Evangelium, ſo empfa-
heſtu den H. Geiſt, der die Liebe GOttes in
dein Hertz ausgieſſet und die neue Creatur
in dir ſchaffet.

Einw. Jch wolte wol glauben und die theure
Verheiſſungen mir zueignen, wann nur meine
Begierd nach JEſu Chriſto nicht ſo laͤu waͤre, ich
mein Elend ſchmertzlicher empfunde, und mir mei-
ne Suͤnden recht leid waͤren, und ich ſie grundlich
haſſete und in Ernſt flohe.

Antw. 1.) Hier iſt kein anderer Rath

als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0211" n="143"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAP. VI.</hi></hi></fw><lb/>
ne Seel von &#x017F;einem Gei&#x017F;t geheiliget und ein-<lb/>
genommen &#x017F;ehe&#x017F;t, mithin Chri&#x017F;ti Eigen-<lb/>
thum ewig zu &#x017F;eyn wu&#x0364;n&#x017F;che&#x017F;t; Ergib dich<lb/>
nur Jhme gantz &#x017F;o gut, ja vielmehr &#x017F;o &#x017F;chlim&#x0303;<lb/>
als du bi&#x017F;t, Er kan, will und wird dich &#x017F;chon<lb/>
GOtt und allen heiligen Engeln und &#x017F;eli-<lb/>
gen Men&#x017F;chen angenehm machen; u&#x0364;ber-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e den Unglauben denenjenigen, die ihr<lb/>
groß Elend nicht empfinden, und daher JE-<lb/>
&#x017F;um nicht ho&#x0364;her achten als aller Welt<lb/>
Gun&#x017F;t, Ehr, Lu&#x017F;t und Gut; La&#x017F;&#x017F;e diejeni-<lb/>
gen &#x017F;ich mit Zweiffels-Gedancken qua&#x0364;len,<lb/>
die zugleich GOtt und auch der Welt gefal-<lb/>
len, JE&#x017F;um und die Su&#x0364;nd, Chri&#x017F;tum und<lb/>
Belial bey&#x017F;ammen haben wollen, und auf<lb/>
beyden Seiten hincken, al&#x017F;o, daß &#x017F;ie nie zu<lb/>
keinem ve&#x017F;ten Schluß kommen; Du aber,<lb/>
der du JE&#x017F;um zu deinem Antheil in Zeit<lb/>
und Ewigkeit auserle&#x017F;en, &#x017F;chreite unge&#x017F;aumt<lb/>
zum Glauben ans Evangelium, &#x017F;o empfa-<lb/>
he&#x017F;tu den H. Gei&#x017F;t, der die Liebe GOttes in<lb/>
dein Hertz ausgie&#x017F;&#x017F;et und die neue Creatur<lb/>
in dir &#x017F;chaffet.</p><lb/>
          <p>Einw. Jch wolte wol glauben und die theure<lb/>
Verhei&#x017F;&#x017F;ungen mir zueignen, wann nur meine<lb/>
Begierd nach JE&#x017F;u Chri&#x017F;to nicht &#x017F;o la&#x0364;u wa&#x0364;re, ich<lb/>
mein Elend &#x017F;chmertzlicher empfunde, und mir mei-<lb/>
ne Su&#x0364;nden recht leid wa&#x0364;ren, und ich &#x017F;ie grundlich<lb/>
ha&#x017F;&#x017F;ete und in Ern&#x017F;t flohe.</p><lb/>
          <p>Antw. 1.) Hier i&#x017F;t kein anderer Rath<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0211] CAP. VI. ne Seel von ſeinem Geiſt geheiliget und ein- genommen ſeheſt, mithin Chriſti Eigen- thum ewig zu ſeyn wuͤnſcheſt; Ergib dich nur Jhme gantz ſo gut, ja vielmehr ſo ſchlim̃ als du biſt, Er kan, will und wird dich ſchon GOtt und allen heiligen Engeln und ſeli- gen Menſchen angenehm machen; uͤber- laſſe den Unglauben denenjenigen, die ihr groß Elend nicht empfinden, und daher JE- ſum nicht hoͤher achten als aller Welt Gunſt, Ehr, Luſt und Gut; Laſſe diejeni- gen ſich mit Zweiffels-Gedancken quaͤlen, die zugleich GOtt und auch der Welt gefal- len, JEſum und die Suͤnd, Chriſtum und Belial beyſammen haben wollen, und auf beyden Seiten hincken, alſo, daß ſie nie zu keinem veſten Schluß kommen; Du aber, der du JEſum zu deinem Antheil in Zeit und Ewigkeit auserleſen, ſchreite ungeſaumt zum Glauben ans Evangelium, ſo empfa- heſtu den H. Geiſt, der die Liebe GOttes in dein Hertz ausgieſſet und die neue Creatur in dir ſchaffet. Einw. Jch wolte wol glauben und die theure Verheiſſungen mir zueignen, wann nur meine Begierd nach JEſu Chriſto nicht ſo laͤu waͤre, ich mein Elend ſchmertzlicher empfunde, und mir mei- ne Suͤnden recht leid waͤren, und ich ſie grundlich haſſete und in Ernſt flohe. Antw. 1.) Hier iſt kein anderer Rath als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/211
Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/211>, abgerufen am 22.11.2024.