Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.Das Schweitzerische Canaan. che Egypten hinab reisen must, die Seelebeym Gnaden-Leben zu erhalten, so nimm an statt eines Pferds oder Maulthiers die gläubige Gelassenheit mit dir, die demüthi- ge Selbs-Vernichtung und die gedultige Vertragsamkeit, denn diese ist geschickt himm- lische Güter zu tragen und heimzubringen in das Hertz; Hast du sie aber noch nicht, so melde dich darum bey JEsu Christo an, sage Jhm offenhertzig, wie du aus Befelch deß ewigen GOttes und pressender Noth der Seelen willig seyest täglich eine Reise ins Gnaden-Reich zu thun, weilen du aber sehr ungeschickt seyest etwas Wesentliches dar- aus zu hohlen, so solle Er dir aus seiner gros- sen unverdienten Barmhertzigkeit obiges Last-Thier zugeben, damit du nicht allemal leer zuruck kommest, sintemahl GOtt nur denen Demüthigen Gnad gebe und miltig- lich auflade, weilen die Demuth das Köst- lichste tragen kan, ohne selbiges zu verderben, Demuth bleibet in stiller Zufriedenheit in allen Schicksalen; Eben wie ein Last-Thier von köstlichen Waaren nicht hoffärtig und von schlechten nicht mißmüthig wird, ja sich gerne wiederum abnemmen lasset ohne Ver- druß. O wie reich wurde ein Christ mit solchem Jo-
Das Schweitzeriſche Canaan. che Egypten hinab reiſen muſt, die Seelebeym Gnaden-Leben zu erhalten, ſo nimm an ſtatt eines Pferds oder Maulthiers die glaͤubige Gelaſſenheit mit dir, die demuͤthi- ge Selbs-Vernichtung und die gedultige Vertragſamkeit, denn dieſe iſt geſchickt him̃- liſche Guͤter zu tragen und heimzubringen in das Hertz; Haſt du ſie aber noch nicht, ſo melde dich darum bey JEſu Chriſto an, ſage Jhm offenhertzig, wie du aus Befelch deß ewigen GOttes und preſſender Noth der Seelen willig ſeyeſt taͤglich eine Reiſe ins Gnaden-Reich zu thun, weilen du aber ſehr ungeſchickt ſeyeſt etwas Weſentliches dar- aus zu hohlen, ſo ſolle Er dir aus ſeiner groſ- ſen unverdienten Barmhertzigkeit obiges Laſt-Thier zugeben, damit du nicht allemal leer zuruck kommeſt, ſintemahl GOtt nur denen Demuͤthigen Gnad gebe und miltig- lich auflade, weilen die Demuth das Koͤſt- lichſte tragen kan, ohne ſelbiges zu verderben, Demuth bleibet in ſtiller Zufriedenheit in allen Schickſalen; Eben wie ein Laſt-Thier von koͤſtlichen Waaren nicht hoffaͤrtig und von ſchlechten nicht mißmuͤthig wird, ja ſich gerne wiederum abnemmen laſſet ohne Ver- druß. O wie reich wurde ein Chriſt mit ſolchem Jo-
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Das Schweitzeriſche Canaan.
che Egypten hinab reiſen muſt, die Seele
beym Gnaden-Leben zu erhalten, ſo nimm
an ſtatt eines Pferds oder Maulthiers die
glaͤubige Gelaſſenheit mit dir, die demuͤthi-
ge Selbs-Vernichtung und die gedultige
Vertragſamkeit, denn dieſe iſt geſchickt him̃-
liſche Guͤter zu tragen und heimzubringen
in das Hertz; Haſt du ſie aber noch nicht, ſo
melde dich darum bey JEſu Chriſto an, ſage
Jhm offenhertzig, wie du aus Befelch deß
ewigen GOttes und preſſender Noth der
Seelen willig ſeyeſt taͤglich eine Reiſe ins
Gnaden-Reich zu thun, weilen du aber ſehr
ungeſchickt ſeyeſt etwas Weſentliches dar-
aus zu hohlen, ſo ſolle Er dir aus ſeiner groſ-
ſen unverdienten Barmhertzigkeit obiges
Laſt-Thier zugeben, damit du nicht allemal
leer zuruck kommeſt, ſintemahl GOtt nur
denen Demuͤthigen Gnad gebe und miltig-
lich auflade, weilen die Demuth das Koͤſt-
lichſte tragen kan, ohne ſelbiges zu verderben,
Demuth bleibet in ſtiller Zufriedenheit in
allen Schickſalen; Eben wie ein Laſt-Thier
von koͤſtlichen Waaren nicht hoffaͤrtig und
von ſchlechten nicht mißmuͤthig wird, ja ſich
gerne wiederum abnemmen laſſet ohne Ver-
druß.
O wie reich wurde ein Chriſt mit ſolchem
Hin-und Herfahren (wie die Engel auf
der Himmels-Leiter, und Jſraels Kinder zu
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