Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.CAP. V. klag, Finsterniß, Schuld und Fluch aufdir: Was hast du von den Gelüsten, wann du sie vollbringest, als ein böß Gewissen? Was sind deine Begierden anders als Sturm-Winde, so das Hertz ungestümer und unruhiger machen als das wilde Meer, daß seine eigene Schande ausschaumet? da- gegen alle Neugeborne in denen guten Crea- turen mit süsser Lieblichkeit die Freundlich- keit des Schöpffers schmecken. Was helf- fen dich die ängstlichen Sorgen, da GOTT den Seinen Nahrung und Decke zuwirfft zum Uberschuß, was wollen sie mehr? und das haben sie best, daß sie Christo alle ihre Wege anbefehlen, versichert seyende, Er wer- de es wohl machen, verrichten fleißig ihre Sach, im übrigen gantz Sorgen frey wie die Vögel des Himmels und die Lilien des Feldes unter GOttes Obhut lebende Matt. 6. im Gegentheil macht Unglaub, Zäncke- reyen, Falschheit, Uberladung des Magens mit Speiß und Tranck, Unzucht, Verleum- dung das Leben sehr bitter, es leidet je nimmer- mehr kein Mensch Schaden, der von allen diesen Greueln abstehet; der Teuffel verbö- seret sonst so unsern HErrn Jesum Christum bey den Leuten, daß sich alle Welt scheuet Jhme zu dienen, als ob ein heilig Leben das verdrießlichste Ding auf Erden seye. Jsts aber möglich, daß jemand in die Ge- G 2
CAP. V. klag, Finſterniß, Schuld und Fluch aufdir: Was haſt du von den Geluͤſten, wann du ſie vollbringeſt, als ein boͤß Gewiſſen? Was ſind deine Begierden anders als Sturm-Winde, ſo das Hertz ungeſtuͤmer und unruhiger machen als das wilde Meer, daß ſeine eigene Schande ausſchaumet? da- gegen alle Neugeborne in denen guten Crea- turen mit ſuͤſſer Lieblichkeit die Freundlich- keit des Schoͤpffers ſchmecken. Was helf- fen dich die aͤngſtlichen Sorgen, da GOTT den Seinen Nahrung und Decke zuwirfft zum Uberſchuß, was wollen ſie mehr? und das haben ſie beſt, daß ſie Chriſto alle ihre Wege anbefehlen, verſichert ſeyende, Er wer- de es wohl machen, verrichten fleißig ihre Sach, im uͤbrigen gantz Sorgen frey wie die Voͤgel des Himmels und die Lilien des Feldes unter GOttes Obhut lebende Matt. 6. im Gegentheil macht Unglaub, Zaͤncke- reyen, Falſchheit, Uberladung des Magens mit Speiß und Tranck, Unzucht, Verleum- dung das Leben ſehr bitter, es leidet je nim̃er- mehr kein Menſch Schaden, der von allen dieſen Greueln abſtehet; der Teuffel verboͤ- ſeret ſonſt ſo unſern HErrn Jeſum Chriſtum bey den Leuten, daß ſich alle Welt ſcheuet Jhme zu dienen, als ob ein heilig Leben das verdrießlichſte Ding auf Erden ſeye. Jſts aber moͤglich, daß jemand in die Ge- G 2
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CAP. V.
klag, Finſterniß, Schuld und Fluch auf
dir: Was haſt du von den Geluͤſten, wann
du ſie vollbringeſt, als ein boͤß Gewiſſen?
Was ſind deine Begierden anders als
Sturm-Winde, ſo das Hertz ungeſtuͤmer
und unruhiger machen als das wilde Meer,
daß ſeine eigene Schande ausſchaumet? da-
gegen alle Neugeborne in denen guten Crea-
turen mit ſuͤſſer Lieblichkeit die Freundlich-
keit des Schoͤpffers ſchmecken. Was helf-
fen dich die aͤngſtlichen Sorgen, da GOTT
den Seinen Nahrung und Decke zuwirfft
zum Uberſchuß, was wollen ſie mehr? und
das haben ſie beſt, daß ſie Chriſto alle ihre
Wege anbefehlen, verſichert ſeyende, Er wer-
de es wohl machen, verrichten fleißig ihre
Sach, im uͤbrigen gantz Sorgen frey wie
die Voͤgel des Himmels und die Lilien des
Feldes unter GOttes Obhut lebende Matt.
6. im Gegentheil macht Unglaub, Zaͤncke-
reyen, Falſchheit, Uberladung des Magens
mit Speiß und Tranck, Unzucht, Verleum-
dung das Leben ſehr bitter, es leidet je nim̃er-
mehr kein Menſch Schaden, der von allen
dieſen Greueln abſtehet; der Teuffel verboͤ-
ſeret ſonſt ſo unſern HErrn Jeſum Chriſtum
bey den Leuten, daß ſich alle Welt ſcheuet
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Jſts aber moͤglich, daß jemand in die
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