Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

Bild:
<< vorherige Seite

CAP. III. §. 2.
forschlichen Weißheit und Güte dermassen
weiß zu mässigen, daß nichts verderbt, und
dennoch das rechte Ziel erreicht werde, und
in diesen Kessel oder Tigel über dieses Feuer
muß eine jede Seel, die zum Reich der Ewig-
keit tauglich zu seyn verlangt, 1. Cor. 3:
13. Jes. 48:10. Die Seele muß von Chri-
sti Wort und Liebes-Blut erwarmen, sich
von der ewigen, holdesten Liebes-Flamm
durchwandeln und durchhitzen lassen, also
daß auch die Lippen solche Wärme empfin-
den, und nicht kalte, todte, schläfferige
Gespräch hervorbringen, sondern solche,
daran man mercke, daß das Hertz ob dem
Feuer gewesen, und von der himmlischen
Flamme berührt worden; Jn sothaner er-
wärmten Seele würcket denn der Kaßleb/
geb wie wenig es ist, und gibt dem Käß die
Substantz, das Wesen und Leben; Diß ist
das völljge Vertrauen, der Ruhm der Hoff-
nung, Hebr. 3:6. Der Glaub als eine
Grundvest der Dingen, die man hoffet, und
eine Darstellung dessen, das man nicht si-
het, Hebr. 11:1. Wo dieser Glaube nur
ist als ein Senff-Körnlein, da thut er Wun-
der. Matth. 17:20. Marc. 11:21. Luc.
17:6. Glaube ist der rechte Däuungs-
Safft/
der Cherubim, so durch Kälber
abgebildet wurden, die Gedancken unsers
Hertzens müssen davon durchdrungen und

einge-

CAP. III. §. 2.
forſchlichen Weißheit und Guͤte dermaſſen
weiß zu maͤſſigen, daß nichts verderbt, und
dennoch das rechte Ziel erreicht werde, und
in dieſen Keſſel oder Tigel uͤber dieſes Feuer
muß eine jede Seel, die zum Reich der Ewig-
keit tauglich zu ſeyn verlangt, 1. Cor. 3:
13. Jeſ. 48:10. Die Seele muß von Chri-
ſti Wort und Liebes-Blut erwarmen, ſich
von der ewigen, holdeſten Liebes-Flamm
durchwandeln und durchhitzen laſſen, alſo
daß auch die Lippen ſolche Waͤrme empfin-
den, und nicht kalte, todte, ſchlaͤfferige
Geſpraͤch hervorbringen, ſondern ſolche,
daran man mercke, daß das Hertz ob dem
Feuer geweſen, und von der himmliſchen
Flamme beruͤhrt worden; Jn ſothaner er-
waͤrmten Seele wuͤrcket denn der Kaßleb/
geb wie wenig es iſt, und gibt dem Kaͤß die
Subſtantz, das Weſen und Leben; Diß iſt
das voͤlljge Vertrauen, der Ruhm der Hoff-
nung, Hebr. 3:6. Der Glaub als eine
Grundveſt der Dingen, die man hoffet, und
eine Darſtellung deſſen, das man nicht ſi-
het, Hebr. 11:1. Wo dieſer Glaube nur
iſt als ein Senff-Koͤrnlein, da thut er Wun-
der. Matth. 17:20. Marc. 11:21. Luc.
17:6. Glaube iſt der rechte Daͤuungs-
Safft/
der Cherubim, ſo durch Kaͤlber
abgebildet wurden, die Gedancken unſers
Hertzens muͤſſen davon durchdrungen und

einge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0129" n="61"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAP. III.</hi></hi> §. 2.</fw><lb/>
for&#x017F;chlichen Weißheit und Gu&#x0364;te derma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
weiß zu ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen, daß nichts verderbt, und<lb/>
dennoch das rechte Ziel erreicht werde, und<lb/>
in die&#x017F;en <hi rendition="#fr">Ke&#x017F;&#x017F;el</hi> oder Tigel u&#x0364;ber die&#x017F;es Feuer<lb/>
muß eine jede Seel, die zum Reich der Ewig-<lb/>
keit tauglich zu &#x017F;eyn verlangt, 1. Cor. 3:<lb/>
13. Je&#x017F;. 48:10. Die Seele muß von Chri-<lb/>
&#x017F;ti Wort und Liebes-Blut erwarmen, &#x017F;ich<lb/>
von der ewigen, holde&#x017F;ten Liebes-Flamm<lb/>
durchwandeln und durchhitzen la&#x017F;&#x017F;en, al&#x017F;o<lb/>
daß auch die Lippen &#x017F;olche Wa&#x0364;rme empfin-<lb/>
den, und nicht kalte, todte, &#x017F;chla&#x0364;fferige<lb/>
Ge&#x017F;pra&#x0364;ch hervorbringen, &#x017F;ondern &#x017F;olche,<lb/>
daran man mercke, daß das Hertz ob dem<lb/>
Feuer gewe&#x017F;en, und von der himmli&#x017F;chen<lb/>
Flamme beru&#x0364;hrt worden; Jn &#x017F;othaner er-<lb/>
wa&#x0364;rmten Seele wu&#x0364;rcket denn der <hi rendition="#fr">Kaßleb/</hi><lb/>
geb wie wenig es i&#x017F;t, und gibt dem Ka&#x0364;ß die<lb/>
Sub&#x017F;tantz, das We&#x017F;en und Leben; Diß i&#x017F;t<lb/>
das vo&#x0364;lljge Vertrauen, der Ruhm der Hoff-<lb/>
nung, Hebr. 3:6. Der Glaub als eine<lb/>
Grundve&#x017F;t der Dingen, die man hoffet, und<lb/>
eine Dar&#x017F;tellung de&#x017F;&#x017F;en, das man nicht &#x017F;i-<lb/>
het, Hebr. 11:1. Wo die&#x017F;er Glaube nur<lb/>
i&#x017F;t als ein Senff-Ko&#x0364;rnlein, da thut er Wun-<lb/>
der. Matth. 17:20. Marc. 11:21. Luc.<lb/>
17:6. <hi rendition="#fr">Glaube</hi> i&#x017F;t der rechte <hi rendition="#fr">Da&#x0364;uungs-<lb/>
Safft/</hi> der Cherubim, &#x017F;o durch Ka&#x0364;lber<lb/>
abgebildet wurden, die Gedancken un&#x017F;ers<lb/>
Hertzens mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en davon durchdrungen und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einge-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0129] CAP. III. §. 2. forſchlichen Weißheit und Guͤte dermaſſen weiß zu maͤſſigen, daß nichts verderbt, und dennoch das rechte Ziel erreicht werde, und in dieſen Keſſel oder Tigel uͤber dieſes Feuer muß eine jede Seel, die zum Reich der Ewig- keit tauglich zu ſeyn verlangt, 1. Cor. 3: 13. Jeſ. 48:10. Die Seele muß von Chri- ſti Wort und Liebes-Blut erwarmen, ſich von der ewigen, holdeſten Liebes-Flamm durchwandeln und durchhitzen laſſen, alſo daß auch die Lippen ſolche Waͤrme empfin- den, und nicht kalte, todte, ſchlaͤfferige Geſpraͤch hervorbringen, ſondern ſolche, daran man mercke, daß das Hertz ob dem Feuer geweſen, und von der himmliſchen Flamme beruͤhrt worden; Jn ſothaner er- waͤrmten Seele wuͤrcket denn der Kaßleb/ geb wie wenig es iſt, und gibt dem Kaͤß die Subſtantz, das Weſen und Leben; Diß iſt das voͤlljge Vertrauen, der Ruhm der Hoff- nung, Hebr. 3:6. Der Glaub als eine Grundveſt der Dingen, die man hoffet, und eine Darſtellung deſſen, das man nicht ſi- het, Hebr. 11:1. Wo dieſer Glaube nur iſt als ein Senff-Koͤrnlein, da thut er Wun- der. Matth. 17:20. Marc. 11:21. Luc. 17:6. Glaube iſt der rechte Daͤuungs- Safft/ der Cherubim, ſo durch Kaͤlber abgebildet wurden, die Gedancken unſers Hertzens muͤſſen davon durchdrungen und einge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/129
Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/129>, abgerufen am 24.11.2024.