Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.Das Schweitzerische Canaan. welches nach der Gelehrten Urtheil al-so zugeht: Auf Speiß und Tranck wird der Chylus oder Milch-Safft erzeugt, welcher durch viel Kreiß-Bewegungen verdünneret, end- lich die Blut-rothe Farb annimmt, und denn auß dem Blut wird die angenehme Milch auß- gezogen und zubereitet, ist also die Milch ein Extract auß Speiß und Tranck, bey dem Vieh zwar auß vielen tausend Kräutern und Blümlein erpresset, nicht mit Gewalt, sondern gantz lieblich mit sonderlicher Lust durch wunderbahre Kunst und Weißheit deß Schöpffers, und kan keines Menschen Hand sie zuwegen bringen oder nach- machen; Das Gefäß, darinn sie zubereitet wird, sind die Mammae bey den Weibern; oder Ubera, Uter, beym Vieh; Diese sind ein fleisch- und drü- sechtes Wesen mit Fett, vielen Adern und Ner- ven durchgewachsen, also daß in der Mitte gegen der Wartze eine grosse Drüse, umher aber viel kleine sich befinden, denen der Schöpffer diese Krafft ertheilt, daß sie auß dem Geblüt und Fet- te die Chylosische Substantz ziehen, und in Milch verwandeln, welche alsdann in die Tubulos La- cteos, Milch-Röhrlein, sich begibt, und durch die empfindlichen Wärtzlein, darinn die Tubali sich enden, mit sonderlicher Kitzlung von der Lei- bes-Frucht außgesogen wird; Die Milch beste- het auß einer Menge Wasser und Fettigkeit, und ein wenig zäher oder schleimichter Materie, als einer subtilen Erden, darinn auch ein subtiles Sal alcali, welches die Fettigkeit mit dem wässe- rigen und irrdischen Theil verreiniget hält, aber die Säure gar leicht an sich zieht, da sie sich dann coa- C 2
Das Schweitzeriſche Canaan. welches nach der Gelehrten Urtheil al-ſo zugeht: Auf Speiß und Tranck wird der Chylus oder Milch-Safft erzeugt, welcher durch viel Kreiß-Bewegungen verduͤnneret, end- lich die Blut-rothe Farb annimmt, und denn auß dem Blut wird die angenehme Milch auß- gezogen und zubereitet, iſt alſo die Milch ein Extract auß Speiß und Tranck, bey dem Vieh zwar auß vielen tauſend Kraͤutern und Bluͤmlein erpreſſet, nicht mit Gewalt, ſondern gantz lieblich mit ſonderlicher Luſt durch wunderbahre Kunſt und Weißheit deß Schoͤpffers, und kan keines Menſchen Hand ſie zuwegen bringen oder nach- machen; Das Gefaͤß, darinn ſie zubereitet wird, ſind die Mammæ bey den Weibern; oder Ubera, Uter, beym Vieh; Dieſe ſind ein fleiſch- und druͤ- ſechtes Weſen mit Fett, vielen Adern und Ner- ven durchgewachſen, alſo daß in der Mitte gegen der Wartze eine groſſe Druͤſe, umher aber viel kleine ſich befinden, denen der Schoͤpffer dieſe Krafft ertheilt, daß ſie auß dem Gebluͤt und Fet- te die Chyloſiſche Subſtantz ziehen, und in Milch verwandeln, welche alsdann in die Tubulos La- cteos, Milch-Roͤhrlein, ſich begibt, und durch die empfindlichen Waͤrtzlein, darinn die Tubali ſich enden, mit ſonderlicher Kitzlung von der Lei- bes-Frucht außgeſogen wird; Die Milch beſte- het auß einer Menge Waſſer und Fettigkeit, und ein wenig zaͤher oder ſchleimichter Materie, als einer ſubtilen Erden, darinn auch ein ſubtiles Sal alcali, welches die Fettigkeit mit dem waͤſſe- rigen und irrdiſchen Theil verreiniget haͤlt, aber die Saͤure gar leicht an ſich zieht, da ſie ſich dann coa- C 2
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Das Schweitzeriſche Canaan.
welches nach der Gelehrten Urtheil al-
ſo zugeht: Auf Speiß und Tranck wird
der Chylus oder Milch-Safft erzeugt, welcher
durch viel Kreiß-Bewegungen verduͤnneret, end-
lich die Blut-rothe Farb annimmt, und denn
auß dem Blut wird die angenehme Milch auß-
gezogen und zubereitet, iſt alſo die Milch ein
Extract auß Speiß und Tranck, bey dem Vieh
zwar auß vielen tauſend Kraͤutern und Bluͤmlein
erpreſſet, nicht mit Gewalt, ſondern gantz lieblich
mit ſonderlicher Luſt durch wunderbahre Kunſt
und Weißheit deß Schoͤpffers, und kan keines
Menſchen Hand ſie zuwegen bringen oder nach-
machen; Das Gefaͤß, darinn ſie zubereitet wird,
ſind die Mammæ bey den Weibern; oder Ubera,
Uter, beym Vieh; Dieſe ſind ein fleiſch- und druͤ-
ſechtes Weſen mit Fett, vielen Adern und Ner-
ven durchgewachſen, alſo daß in der Mitte gegen
der Wartze eine groſſe Druͤſe, umher aber viel
kleine ſich befinden, denen der Schoͤpffer dieſe
Krafft ertheilt, daß ſie auß dem Gebluͤt und Fet-
te die Chyloſiſche Subſtantz ziehen, und in Milch
verwandeln, welche alsdann in die Tubulos La-
cteos, Milch-Roͤhrlein, ſich begibt, und durch
die empfindlichen Waͤrtzlein, darinn die Tubali
ſich enden, mit ſonderlicher Kitzlung von der Lei-
bes-Frucht außgeſogen wird; Die Milch beſte-
het auß einer Menge Waſſer und Fettigkeit,
und ein wenig zaͤher oder ſchleimichter Materie,
als einer ſubtilen Erden, darinn auch ein ſubtiles
Sal alcali, welches die Fettigkeit mit dem waͤſſe-
rigen und irrdiſchen Theil verreiniget haͤlt, aber
die Saͤure gar leicht an ſich zieht, da ſie ſich dann
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