Lorm, Hieronymus [d. i. Heinrich Landesmann]: Ein adeliges Fräulein. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–49. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.ohne Ahnung, wie er ihn seinen Mitteln angemessen, besonders jedoch mit Vermeidung von Reisen nach großen Städten erfüllen sollte, ergriff das Zusammentreffen mit einem jungen Landschaftsmaler, der sich die Aufnahme der Gegend in sein Skizzenbuch sehr angelegen sein ließ, wie ein Mittel, dem Wunsch seiner Tochter die Möglichkeit der Erfüllung zu erschließen. Der Baron nahm den jungen Mann mit auf das Schloß, um ihn hinsichtlich der Anschaffung verkäuflicher Bilder und plastischer Gegenstände zu Rathe zu ziehen. Die junge Dame wurde der Unterredung beigezogen, weil ihre Ansichten und Bedürfnisse bei jeder zu treffenden Entscheidung maßgebend sein sollten. Vater und Tochter fanden Vergnügen an dem offenbar höchst gebildeten jungen Manne, namentlich aber an seinem überaus heitern Wesen. Er kannte die Kunstzustände der Hauptstadt, ja des Landes und der Fremde genau, hatte große Reisen gemacht, Vieles gesehen und Erfahrungen in seinem Fache gesammelt. Dennoch wollte er nicht Antworten ertheilen, mit denen sogleich Alles abgethan gewesen wäre, was man von ihm verlangte, sondern berief sich darauf, daß er noch einmal sehen, noch einmal kommen müsse, wobei sein Auge, indem es brennend auf dem Mädchen ruhte, sich doch in eine träumerische Ferne zu verlieren schien. Der Baron äußerte, ob nicht der junge Mann selbst ein Künstler wäre, dessen Werke man an sich zu bringen trachten müsse, und fragte wiederholt nach seinem ohne Ahnung, wie er ihn seinen Mitteln angemessen, besonders jedoch mit Vermeidung von Reisen nach großen Städten erfüllen sollte, ergriff das Zusammentreffen mit einem jungen Landschaftsmaler, der sich die Aufnahme der Gegend in sein Skizzenbuch sehr angelegen sein ließ, wie ein Mittel, dem Wunsch seiner Tochter die Möglichkeit der Erfüllung zu erschließen. Der Baron nahm den jungen Mann mit auf das Schloß, um ihn hinsichtlich der Anschaffung verkäuflicher Bilder und plastischer Gegenstände zu Rathe zu ziehen. Die junge Dame wurde der Unterredung beigezogen, weil ihre Ansichten und Bedürfnisse bei jeder zu treffenden Entscheidung maßgebend sein sollten. Vater und Tochter fanden Vergnügen an dem offenbar höchst gebildeten jungen Manne, namentlich aber an seinem überaus heitern Wesen. Er kannte die Kunstzustände der Hauptstadt, ja des Landes und der Fremde genau, hatte große Reisen gemacht, Vieles gesehen und Erfahrungen in seinem Fache gesammelt. Dennoch wollte er nicht Antworten ertheilen, mit denen sogleich Alles abgethan gewesen wäre, was man von ihm verlangte, sondern berief sich darauf, daß er noch einmal sehen, noch einmal kommen müsse, wobei sein Auge, indem es brennend auf dem Mädchen ruhte, sich doch in eine träumerische Ferne zu verlieren schien. Der Baron äußerte, ob nicht der junge Mann selbst ein Künstler wäre, dessen Werke man an sich zu bringen trachten müsse, und fragte wiederholt nach seinem <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="5"> <p><pb facs="#f0039"/> ohne Ahnung, wie er ihn seinen Mitteln angemessen, besonders jedoch mit Vermeidung von Reisen nach großen Städten erfüllen sollte, ergriff das Zusammentreffen mit einem jungen Landschaftsmaler, der sich die Aufnahme der Gegend in sein Skizzenbuch sehr angelegen sein ließ, wie ein Mittel, dem Wunsch seiner Tochter die Möglichkeit der Erfüllung zu erschließen. Der Baron nahm den jungen Mann mit auf das Schloß, um ihn hinsichtlich der Anschaffung verkäuflicher Bilder und plastischer Gegenstände zu Rathe zu ziehen. Die junge Dame wurde der Unterredung beigezogen, weil ihre Ansichten und Bedürfnisse bei jeder zu treffenden Entscheidung maßgebend sein sollten.</p><lb/> <p>Vater und Tochter fanden Vergnügen an dem offenbar höchst gebildeten jungen Manne, namentlich aber an seinem überaus heitern Wesen. Er kannte die Kunstzustände der Hauptstadt, ja des Landes und der Fremde genau, hatte große Reisen gemacht, Vieles gesehen und Erfahrungen in seinem Fache gesammelt. Dennoch wollte er nicht Antworten ertheilen, mit denen sogleich Alles abgethan gewesen wäre, was man von ihm verlangte, sondern berief sich darauf, daß er noch einmal sehen, noch einmal kommen müsse, wobei sein Auge, indem es brennend auf dem Mädchen ruhte, sich doch in eine träumerische Ferne zu verlieren schien.</p><lb/> <p>Der Baron äußerte, ob nicht der junge Mann selbst ein Künstler wäre, dessen Werke man an sich zu bringen trachten müsse, und fragte wiederholt nach seinem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0039]
ohne Ahnung, wie er ihn seinen Mitteln angemessen, besonders jedoch mit Vermeidung von Reisen nach großen Städten erfüllen sollte, ergriff das Zusammentreffen mit einem jungen Landschaftsmaler, der sich die Aufnahme der Gegend in sein Skizzenbuch sehr angelegen sein ließ, wie ein Mittel, dem Wunsch seiner Tochter die Möglichkeit der Erfüllung zu erschließen. Der Baron nahm den jungen Mann mit auf das Schloß, um ihn hinsichtlich der Anschaffung verkäuflicher Bilder und plastischer Gegenstände zu Rathe zu ziehen. Die junge Dame wurde der Unterredung beigezogen, weil ihre Ansichten und Bedürfnisse bei jeder zu treffenden Entscheidung maßgebend sein sollten.
Vater und Tochter fanden Vergnügen an dem offenbar höchst gebildeten jungen Manne, namentlich aber an seinem überaus heitern Wesen. Er kannte die Kunstzustände der Hauptstadt, ja des Landes und der Fremde genau, hatte große Reisen gemacht, Vieles gesehen und Erfahrungen in seinem Fache gesammelt. Dennoch wollte er nicht Antworten ertheilen, mit denen sogleich Alles abgethan gewesen wäre, was man von ihm verlangte, sondern berief sich darauf, daß er noch einmal sehen, noch einmal kommen müsse, wobei sein Auge, indem es brennend auf dem Mädchen ruhte, sich doch in eine träumerische Ferne zu verlieren schien.
Der Baron äußerte, ob nicht der junge Mann selbst ein Künstler wäre, dessen Werke man an sich zu bringen trachten müsse, und fragte wiederholt nach seinem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T14:30:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T14:30:32Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |