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Lorm, Hieronymus [d. i. Heinrich Landesmann]: Ein adeliges Fräulein. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–49. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Ein helles Lachen hinter mir unterbrach mich. Ich wendete mich um, und eine zweite, ähnlich gekleidete Frauengestalt stand vor mir. Aus der gleichen altmütterlichen Kopfbedeckung drängten sich jedoch blonde Löckchen hervor und blickte mir ein zartes, von der Kühle etwas geröthetes Gesicht mit großen, leuchtenden, tiefblauen Augen entgegen.

Laß gehen, Crenz*), sagte die neu hinzugekommene Dame, und zu mir sich wendend: Ich will Ihnen einen Führer in das Dorf geben, wenn Sie nicht von Ihrem Irrweg ermüdet erst ein wenig ruhen wollen.

Während nun die Alte, der ich zuerst begegnet war, sich entfernte, sagte die andere Dame, indem sie sich langsam in Bewegung setzte und mich dadurch veranlaßte, an ihre linke Seite zu treten und neben ihr zu schreiten:

Im Sommer bin ich eben so ungastlich wie meine Magd und hätte den verirrten Wanderer seinem guten Stern überlassen.

Noch immer lächelte sie, und lieblich klang ihre Stimme. Obgleich ich damals bereits an der Schwelle des Greisenalters stand, konnte ich mich doch einer wehmuthsvollsüßen Bewegung des Herzens dieser Erscheinung gegenüber nicht erwehren, in der ich offenbar das Fräulein von Börte zu begrüßen hatte. Das machte

*) Abkürzung für Crescenz.

Ein helles Lachen hinter mir unterbrach mich. Ich wendete mich um, und eine zweite, ähnlich gekleidete Frauengestalt stand vor mir. Aus der gleichen altmütterlichen Kopfbedeckung drängten sich jedoch blonde Löckchen hervor und blickte mir ein zartes, von der Kühle etwas geröthetes Gesicht mit großen, leuchtenden, tiefblauen Augen entgegen.

Laß gehen, Crenz*), sagte die neu hinzugekommene Dame, und zu mir sich wendend: Ich will Ihnen einen Führer in das Dorf geben, wenn Sie nicht von Ihrem Irrweg ermüdet erst ein wenig ruhen wollen.

Während nun die Alte, der ich zuerst begegnet war, sich entfernte, sagte die andere Dame, indem sie sich langsam in Bewegung setzte und mich dadurch veranlaßte, an ihre linke Seite zu treten und neben ihr zu schreiten:

Im Sommer bin ich eben so ungastlich wie meine Magd und hätte den verirrten Wanderer seinem guten Stern überlassen.

Noch immer lächelte sie, und lieblich klang ihre Stimme. Obgleich ich damals bereits an der Schwelle des Greisenalters stand, konnte ich mich doch einer wehmuthsvollsüßen Bewegung des Herzens dieser Erscheinung gegenüber nicht erwehren, in der ich offenbar das Fräulein von Börte zu begrüßen hatte. Das machte

*) Abkürzung für Crescenz.
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[0024] Ein helles Lachen hinter mir unterbrach mich. Ich wendete mich um, und eine zweite, ähnlich gekleidete Frauengestalt stand vor mir. Aus der gleichen altmütterlichen Kopfbedeckung drängten sich jedoch blonde Löckchen hervor und blickte mir ein zartes, von der Kühle etwas geröthetes Gesicht mit großen, leuchtenden, tiefblauen Augen entgegen. Laß gehen, Crenz *), sagte die neu hinzugekommene Dame, und zu mir sich wendend: Ich will Ihnen einen Führer in das Dorf geben, wenn Sie nicht von Ihrem Irrweg ermüdet erst ein wenig ruhen wollen. Während nun die Alte, der ich zuerst begegnet war, sich entfernte, sagte die andere Dame, indem sie sich langsam in Bewegung setzte und mich dadurch veranlaßte, an ihre linke Seite zu treten und neben ihr zu schreiten: Im Sommer bin ich eben so ungastlich wie meine Magd und hätte den verirrten Wanderer seinem guten Stern überlassen. Noch immer lächelte sie, und lieblich klang ihre Stimme. Obgleich ich damals bereits an der Schwelle des Greisenalters stand, konnte ich mich doch einer wehmuthsvollsüßen Bewegung des Herzens dieser Erscheinung gegenüber nicht erwehren, in der ich offenbar das Fräulein von Börte zu begrüßen hatte. Das machte *) Abkürzung für Crescenz.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:30:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:30:32Z)

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Zitationshilfe: Lorm, Hieronymus [d. i. Heinrich Landesmann]: Ein adeliges Fräulein. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–49. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lorm_fraeulein_1910/24>, abgerufen am 27.11.2024.