Lorinser, Carl Ignaz: Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien. Oppeln, 1845.etwas Anderes erblicken, als ein Zeichen der Erinnerung, welches, im Gebetbuch aufbewahrt, zur Treue und Beharrlichkeit auch für die Zukunft mahnen und ermuntern soll. Freilich wird nicht Jeder das Gedruckte lesen können, aber das Bildchen, welches der Zettel an der Stirne trägt, wird sicherlich von Allen verstanden werden, und selbst dem Aermsten im Geiste die Bedeutung nicht fremd geblieben sein. Ich will nicht läugnen, daß der Ritus bei der Aufnahme mit einer tiefen Kenntniß des Charakters unserer slavischen Bevölkerung angeordnet, und besonders durch die öffentliche Bezeugung von heilsamem Einfluß gewesen sei; allein man muß sich hüten, diesem äußerlichen und dabei sehr einfachen Verfahren eine zu große Wichtigkeit beizulegen. Abgesehen davon, daß man den Zutritt schon als eine Wirkung, nicht aber als das Motiv der erfolgten Sinnesänderung zu betrachten hat, so ist es gewiß keinem Katholiken begegnet, jenem Act der Aufnahme die Kraft und Würde eines Sacramentes beizulegen, oder, wenn es möglich wäre, darin noch etwas Höheres als selbst die Beichte und das Abendmahl zu erblicken. Nicht immer konnte genau nach jener Weise verfahren, und bei großem Gedränge oder während des Gottesdienstes mußte oft das Gelübde in der Sacristei oder an andern Orten abgenommen werden. Die Wirksamkeit der Sache ist überhaupt nicht wesentlich von dem dabei üblichen Verfahren bedingt gewesen, und nirgend hat sich diese Beobachtung etwas Anderes erblicken, als ein Zeichen der Erinnerung, welches, im Gebetbuch aufbewahrt, zur Treue und Beharrlichkeit auch für die Zukunft mahnen und ermuntern soll. Freilich wird nicht Jeder das Gedruckte lesen können, aber das Bildchen, welches der Zettel an der Stirne trägt, wird sicherlich von Allen verstanden werden, und selbst dem Aermsten im Geiste die Bedeutung nicht fremd geblieben sein. Ich will nicht läugnen, daß der Ritus bei der Aufnahme mit einer tiefen Kenntniß des Charakters unserer slavischen Bevölkerung angeordnet, und besonders durch die öffentliche Bezeugung von heilsamem Einfluß gewesen sei; allein man muß sich hüten, diesem äußerlichen und dabei sehr einfachen Verfahren eine zu große Wichtigkeit beizulegen. Abgesehen davon, daß man den Zutritt schon als eine Wirkung, nicht aber als das Motiv der erfolgten Sinnesänderung zu betrachten hat, so ist es gewiß keinem Katholiken begegnet, jenem Act der Aufnahme die Kraft und Würde eines Sacramentes beizulegen, oder, wenn es möglich wäre, darin noch etwas Höheres als selbst die Beichte und das Abendmahl zu erblicken. Nicht immer konnte genau nach jener Weise verfahren, und bei großem Gedränge oder während des Gottesdienstes mußte oft das Gelübde in der Sacristei oder an andern Orten abgenommen werden. Die Wirksamkeit der Sache ist überhaupt nicht wesentlich von dem dabei üblichen Verfahren bedingt gewesen, und nirgend hat sich diese Beobachtung <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0035" n="25"/> etwas Anderes erblicken, als ein Zeichen der Erinnerung, welches, im Gebetbuch aufbewahrt, zur Treue und Beharrlichkeit auch für die Zukunft mahnen und ermuntern soll. Freilich wird nicht Jeder das Gedruckte lesen können, aber das Bildchen, welches der Zettel an der Stirne trägt, wird sicherlich von Allen verstanden werden, und selbst dem Aermsten im Geiste die Bedeutung nicht fremd geblieben sein.</p> <p>Ich will nicht läugnen, daß der Ritus bei der Aufnahme mit einer tiefen Kenntniß des Charakters unserer slavischen Bevölkerung angeordnet, und besonders durch die öffentliche Bezeugung von heilsamem Einfluß gewesen sei; allein man muß sich hüten, diesem äußerlichen und dabei sehr einfachen Verfahren eine zu große Wichtigkeit beizulegen. Abgesehen davon, daß man den Zutritt schon als eine Wirkung, nicht aber als das Motiv der erfolgten Sinnesänderung zu betrachten hat, so ist es gewiß keinem Katholiken begegnet, jenem Act der Aufnahme die Kraft und Würde eines Sacramentes beizulegen, oder, wenn es möglich wäre, darin noch etwas Höheres als selbst die Beichte und das Abendmahl zu erblicken. Nicht immer konnte genau nach jener Weise verfahren, und bei großem Gedränge oder während des Gottesdienstes mußte oft das Gelübde in der Sacristei oder an andern Orten abgenommen werden. Die Wirksamkeit der Sache ist überhaupt nicht wesentlich von dem dabei üblichen Verfahren bedingt gewesen, und nirgend hat sich diese Beobachtung </p> </div> </body> </text> </TEI> [25/0035]
etwas Anderes erblicken, als ein Zeichen der Erinnerung, welches, im Gebetbuch aufbewahrt, zur Treue und Beharrlichkeit auch für die Zukunft mahnen und ermuntern soll. Freilich wird nicht Jeder das Gedruckte lesen können, aber das Bildchen, welches der Zettel an der Stirne trägt, wird sicherlich von Allen verstanden werden, und selbst dem Aermsten im Geiste die Bedeutung nicht fremd geblieben sein.
Ich will nicht läugnen, daß der Ritus bei der Aufnahme mit einer tiefen Kenntniß des Charakters unserer slavischen Bevölkerung angeordnet, und besonders durch die öffentliche Bezeugung von heilsamem Einfluß gewesen sei; allein man muß sich hüten, diesem äußerlichen und dabei sehr einfachen Verfahren eine zu große Wichtigkeit beizulegen. Abgesehen davon, daß man den Zutritt schon als eine Wirkung, nicht aber als das Motiv der erfolgten Sinnesänderung zu betrachten hat, so ist es gewiß keinem Katholiken begegnet, jenem Act der Aufnahme die Kraft und Würde eines Sacramentes beizulegen, oder, wenn es möglich wäre, darin noch etwas Höheres als selbst die Beichte und das Abendmahl zu erblicken. Nicht immer konnte genau nach jener Weise verfahren, und bei großem Gedränge oder während des Gottesdienstes mußte oft das Gelübde in der Sacristei oder an andern Orten abgenommen werden. Die Wirksamkeit der Sache ist überhaupt nicht wesentlich von dem dabei üblichen Verfahren bedingt gewesen, und nirgend hat sich diese Beobachtung
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