Lorinser, Carl Ignaz: Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien. Oppeln, 1845.gediehen, und ihre zerstörenden Folgen lagen schon lange so sichtbar vor Augen, daß man sich nicht wundern dürfte, wenn endlich das Volk des beständigen Branntweintrinkens überdrüßig geworden wäre. - Diese Erklärung, nach welcher die so schnell bewirkte Enthaltsamkeit hauptsächlich durch Beispiel und Nachahmung entstanden ist, erinnert mich unwillkürlich an eine andere, die im vorigen Jahrhundert der alte Gatterer zu Göttingen im zweiten Hauptstück seiner Einleitung zur Universalhistorie über den Ursprung der Sprache gab: - Adam, noch allein im Paradiese stehend, hörte das Geschrei der Thiere, sah zugleich die Gestalten und Bewegungen derselben, und gelangte durch diesen sinnlichen Eindruck zu den Tönen und Namen, mit welchen er die Creaturen bezeichnete. Er erblickte z. B. das Schaaf, und hörte es blöken; er blökte nach, und dieser nachgeahmte Ton konnte sofort der Name des Schaafes (ein Onomatopoeticon) werden. Die neu geschaffene Gattin kommt hinzu, und es entsteht zwischen den ersten Stammeltern ein pantomimisches Gespräch, vermischt mit einsylbigen Lauten, die der Gatte aus bisherigen Hebungen schon mit einiger Fertigkeit hervorbringen kann, und nun auch Eva von ihm lernt. In Kurzem wird aus solcher Bemühung die Sprache einer ganzen Familie, dann mehrerer Familien, und kommt somit als Muttersprache auf die Nachkommenschaft. - Credat Judaeus Apella!. Auch ich bin der Meinung, daß die Geistlichen insgesammt gediehen, und ihre zerstörenden Folgen lagen schon lange so sichtbar vor Augen, daß man sich nicht wundern dürfte, wenn endlich das Volk des beständigen Branntweintrinkens überdrüßig geworden wäre. – Diese Erklärung, nach welcher die so schnell bewirkte Enthaltsamkeit hauptsächlich durch Beispiel und Nachahmung entstanden ist, erinnert mich unwillkürlich an eine andere, die im vorigen Jahrhundert der alte Gatterer zu Göttingen im zweiten Hauptstück seiner Einleitung zur Universalhistorie über den Ursprung der Sprache gab: – Adam, noch allein im Paradiese stehend, hörte das Geschrei der Thiere, sah zugleich die Gestalten und Bewegungen derselben, und gelangte durch diesen sinnlichen Eindruck zu den Tönen und Namen, mit welchen er die Creaturen bezeichnete. Er erblickte z. B. das Schaaf, und hörte es blöken; er blökte nach, und dieser nachgeahmte Ton konnte sofort der Name des Schaafes (ein Onomatopoeticon) werden. Die neu geschaffene Gattin kommt hinzu, und es entsteht zwischen den ersten Stammeltern ein pantomimisches Gespräch, vermischt mit einsylbigen Lauten, die der Gatte aus bisherigen Hebungen schon mit einiger Fertigkeit hervorbringen kann, und nun auch Eva von ihm lernt. In Kurzem wird aus solcher Bemühung die Sprache einer ganzen Familie, dann mehrerer Familien, und kommt somit als Muttersprache auf die Nachkommenschaft. – Credat Judaeus Apella!. Auch ich bin der Meinung, daß die Geistlichen insgesammt <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0030" n="20"/> gediehen, und ihre zerstörenden Folgen lagen schon lange so sichtbar vor Augen, daß man sich nicht wundern dürfte, wenn endlich das Volk des beständigen Branntweintrinkens überdrüßig geworden wäre. –</p> <p>Diese Erklärung, nach welcher die so schnell bewirkte Enthaltsamkeit hauptsächlich durch Beispiel und Nachahmung entstanden ist, erinnert mich unwillkürlich an eine andere, die im vorigen Jahrhundert der alte <hi rendition="#g">Gatterer</hi> zu Göttingen im zweiten Hauptstück seiner Einleitung zur Universalhistorie über den Ursprung der Sprache gab: – Adam, noch allein im Paradiese stehend, hörte das Geschrei der Thiere, sah zugleich die Gestalten und Bewegungen derselben, und gelangte durch diesen sinnlichen Eindruck zu den Tönen und Namen, mit welchen er die Creaturen bezeichnete. Er erblickte z. B. das Schaaf, und hörte es blöken; er blökte nach, und dieser nachgeahmte Ton konnte sofort der Name des Schaafes (ein <hi rendition="#aq">Onomatopoeticon</hi>) werden. Die neu geschaffene Gattin kommt hinzu, und es entsteht zwischen den ersten Stammeltern ein pantomimisches Gespräch, vermischt mit einsylbigen Lauten, die der Gatte aus bisherigen Hebungen schon mit einiger Fertigkeit hervorbringen kann, und nun auch Eva von ihm lernt. In Kurzem wird aus solcher Bemühung die Sprache einer ganzen Familie, dann mehrerer Familien, und kommt somit als Muttersprache auf die Nachkommenschaft. – <hi rendition="#aq">Credat Judaeus Apella!</hi>.</p> <p>Auch ich bin der Meinung, daß die Geistlichen insgesammt </p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0030]
gediehen, und ihre zerstörenden Folgen lagen schon lange so sichtbar vor Augen, daß man sich nicht wundern dürfte, wenn endlich das Volk des beständigen Branntweintrinkens überdrüßig geworden wäre. –
Diese Erklärung, nach welcher die so schnell bewirkte Enthaltsamkeit hauptsächlich durch Beispiel und Nachahmung entstanden ist, erinnert mich unwillkürlich an eine andere, die im vorigen Jahrhundert der alte Gatterer zu Göttingen im zweiten Hauptstück seiner Einleitung zur Universalhistorie über den Ursprung der Sprache gab: – Adam, noch allein im Paradiese stehend, hörte das Geschrei der Thiere, sah zugleich die Gestalten und Bewegungen derselben, und gelangte durch diesen sinnlichen Eindruck zu den Tönen und Namen, mit welchen er die Creaturen bezeichnete. Er erblickte z. B. das Schaaf, und hörte es blöken; er blökte nach, und dieser nachgeahmte Ton konnte sofort der Name des Schaafes (ein Onomatopoeticon) werden. Die neu geschaffene Gattin kommt hinzu, und es entsteht zwischen den ersten Stammeltern ein pantomimisches Gespräch, vermischt mit einsylbigen Lauten, die der Gatte aus bisherigen Hebungen schon mit einiger Fertigkeit hervorbringen kann, und nun auch Eva von ihm lernt. In Kurzem wird aus solcher Bemühung die Sprache einer ganzen Familie, dann mehrerer Familien, und kommt somit als Muttersprache auf die Nachkommenschaft. – Credat Judaeus Apella!.
Auch ich bin der Meinung, daß die Geistlichen insgesammt
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