Lohner, Tobias: Geistliche Hauß-Bibliothec. Bd. 4. München, 1684.Ein anders. O du vnendliche Güte/ ich hab ein so gute Mey- O mein GOTT/ wann ich mich so offt vnd so O mein allersüssester Erschaffer/ wann du mir O mein hertzliebster Vatter/ solt ich dann nicht in dich
Ein anders. O du vnendliche Güte/ ich hab ein ſo gute Mey- O mein GOTT/ wann ich mich ſo offt vnd ſo O mein allerſüſſeſter Erſchaffer/ wann du mir O mein hertzliebſter Vatter/ ſolt ich dann nicht in dich
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Ein anders.
O du vnendliche Güte/ ich hab ein ſo gute Mey-
nung von dir/ daß/ wann ich ſchon noch tauſendmal
mehr geſündiget hätte/ als ich gethan hab/ vnd wü-
ſte auch/ daß du gegen mir auff das allerhöchſt er-
zörnet wäreſt/ ſo wolt ich dannoch keinen andern
Richter erwöhlen/ als eben dich: Wann mir ſchon
frey ſtünde meinen allerliebſten Freund/ ja meinen
Vatter ſelbſt zu erwöhlen. Dir allein/ vnd ſon-
ſten niemand wolt ich trauen: Vnd wolte von dir
ſicherer ein gnädiges Vrtheil verhoffen/ als von
meinem beſten Freund.
O mein GOTT/ wann ich mich ſo offt vnd ſo
ſchwärlich gegen einen Menſchen hätte verſündi-
get/ als ich gegen dich gethan/ ſo wüſte ich gewiß/
daß er mir nicht verzeyhen würde/ wann es ſchon
mein eigene Mutter wäre: Aber weil ich dich/ das
höchſte Gut/ vnd dein vnendliche Barmhertzigkeit
hab beleidiget/ (ob mirs zwar ſo leyd iſt/ daß ich wol-
te/ daß mir mein Hertz für Leyd zerſpringen thäte)
dannoch erfꝛeue ich mich/ daß ich eben keinen andern
erzörnt/ als dich: Weil ich von dir noch Hoffnung
hab Verzeyhung zu erlangen/ daran ich ſonſt ſchon
hätte verzweifflet.
O mein allerſüſſeſter Erſchaffer/ wann du mir
ſchon ſelbſt ſagen thäteſt/ du mögteſt meiner nicht/
vnd wolteſt mir auch nicht helffen/ wolte ich dar-
umb nicht ablaſſen dir zu dienen; dann ich weiß
gewiß/ daß es deiner vnendlichen Gütigkeit nicht
möglich iſt den zu verlaſſen/ der auff dich hoffet/ vnd
vertrauet.
O mein hertzliebſter Vatter/ ſolt ich dann nicht
in dich
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