Lohmann, Friederike: Die Entscheidung bei Hochkirch. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 63–137. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Offiziere, ein Civilbeamter und vier Mann Soldaten. Sie fragten nach dem **Rath; auf Justinens höfliche Auskunft verlangten sie die Oeffnung seines Zimmers und machten Miene, sich der Schlüssel, der Papiere zu bemächtigen. Die Töchter waren ohne Fassung, Justine zeigte nicht die mindeste Furcht und schickte sich an, das Eigenthum ihres Herrn zu vertheidigen. Wirklich gewann ihre kecke Sprache wenigstens einige Augenblicke, und mitten in dieser Verwirrung trat der nichts ahnende Hausherr über die Schwelle. Mariane flog weinend in seine Arme, er war blaß, doch männlich und gefaßt. Auf Befehl des Königs und des Commandanten wurden seine Schriften in Beschlag genommen, er mußte die Schränke öffnen, die Herren durchsuchten Alles, gaben aber keine Antwort auf seine Fragen; so stand er stumm, die Arme über einander geschlagen, und verfolgte in furchtbarer Spannung die Bewegungen der Suchenden. In diesem Schranke befindet sich ein geheimes Fach, sagte einer der Männer, wollen Sie es öffnen, Herr **Rath? Wenn es so wäre, antwortete Ellinger, so beantwortet die Bestimmung des Behältnisses Ihre Frage. Meine Geheimnisse können mir nur durch Gewalt entrissen werden. Im Namen des Königs also ! rief der älteste Offizier dem Beamten zu, öffnen Sie das Fach, es verwahrt die fraglichen Schriften. Ellinger sah die verborgene Feder weichen, die Scheidewand aufrollen, die Papiere in den Offiziere, ein Civilbeamter und vier Mann Soldaten. Sie fragten nach dem **Rath; auf Justinens höfliche Auskunft verlangten sie die Oeffnung seines Zimmers und machten Miene, sich der Schlüssel, der Papiere zu bemächtigen. Die Töchter waren ohne Fassung, Justine zeigte nicht die mindeste Furcht und schickte sich an, das Eigenthum ihres Herrn zu vertheidigen. Wirklich gewann ihre kecke Sprache wenigstens einige Augenblicke, und mitten in dieser Verwirrung trat der nichts ahnende Hausherr über die Schwelle. Mariane flog weinend in seine Arme, er war blaß, doch männlich und gefaßt. Auf Befehl des Königs und des Commandanten wurden seine Schriften in Beschlag genommen, er mußte die Schränke öffnen, die Herren durchsuchten Alles, gaben aber keine Antwort auf seine Fragen; so stand er stumm, die Arme über einander geschlagen, und verfolgte in furchtbarer Spannung die Bewegungen der Suchenden. In diesem Schranke befindet sich ein geheimes Fach, sagte einer der Männer, wollen Sie es öffnen, Herr **Rath? Wenn es so wäre, antwortete Ellinger, so beantwortet die Bestimmung des Behältnisses Ihre Frage. Meine Geheimnisse können mir nur durch Gewalt entrissen werden. Im Namen des Königs also ! rief der älteste Offizier dem Beamten zu, öffnen Sie das Fach, es verwahrt die fraglichen Schriften. Ellinger sah die verborgene Feder weichen, die Scheidewand aufrollen, die Papiere in den <TEI> <text> <body> <div n="4"> <p><pb facs="#f0051"/> Offiziere, ein Civilbeamter und vier Mann Soldaten. Sie fragten nach dem **Rath; auf Justinens höfliche Auskunft verlangten sie die Oeffnung seines Zimmers und machten Miene, sich der Schlüssel, der Papiere zu bemächtigen. Die Töchter waren ohne Fassung, Justine zeigte nicht die mindeste Furcht und schickte sich an, das Eigenthum ihres Herrn zu vertheidigen. Wirklich gewann ihre kecke Sprache wenigstens einige Augenblicke, und mitten in dieser Verwirrung trat der nichts ahnende Hausherr über die Schwelle. Mariane flog weinend in seine Arme, er war blaß, doch männlich und gefaßt. Auf Befehl des Königs und des Commandanten wurden seine Schriften in Beschlag genommen, er mußte die Schränke öffnen, die Herren durchsuchten Alles, gaben aber keine Antwort auf seine Fragen; so stand er stumm, die Arme über einander geschlagen, und verfolgte in furchtbarer Spannung die Bewegungen der Suchenden.</p><lb/> <p>In diesem Schranke befindet sich ein geheimes Fach, sagte einer der Männer, wollen Sie es öffnen, Herr **Rath?</p><lb/> <p>Wenn es so wäre, antwortete Ellinger, so beantwortet die Bestimmung des Behältnisses Ihre Frage. Meine Geheimnisse können mir nur durch Gewalt entrissen werden.</p><lb/> <p>Im Namen des Königs also ! rief der älteste Offizier dem Beamten zu, öffnen Sie das Fach, es verwahrt die fraglichen Schriften. Ellinger sah die verborgene Feder weichen, die Scheidewand aufrollen, die Papiere in den<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0051]
Offiziere, ein Civilbeamter und vier Mann Soldaten. Sie fragten nach dem **Rath; auf Justinens höfliche Auskunft verlangten sie die Oeffnung seines Zimmers und machten Miene, sich der Schlüssel, der Papiere zu bemächtigen. Die Töchter waren ohne Fassung, Justine zeigte nicht die mindeste Furcht und schickte sich an, das Eigenthum ihres Herrn zu vertheidigen. Wirklich gewann ihre kecke Sprache wenigstens einige Augenblicke, und mitten in dieser Verwirrung trat der nichts ahnende Hausherr über die Schwelle. Mariane flog weinend in seine Arme, er war blaß, doch männlich und gefaßt. Auf Befehl des Königs und des Commandanten wurden seine Schriften in Beschlag genommen, er mußte die Schränke öffnen, die Herren durchsuchten Alles, gaben aber keine Antwort auf seine Fragen; so stand er stumm, die Arme über einander geschlagen, und verfolgte in furchtbarer Spannung die Bewegungen der Suchenden.
In diesem Schranke befindet sich ein geheimes Fach, sagte einer der Männer, wollen Sie es öffnen, Herr **Rath?
Wenn es so wäre, antwortete Ellinger, so beantwortet die Bestimmung des Behältnisses Ihre Frage. Meine Geheimnisse können mir nur durch Gewalt entrissen werden.
Im Namen des Königs also ! rief der älteste Offizier dem Beamten zu, öffnen Sie das Fach, es verwahrt die fraglichen Schriften. Ellinger sah die verborgene Feder weichen, die Scheidewand aufrollen, die Papiere in den
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Zitationshilfe: | Lohmann, Friederike: Die Entscheidung bei Hochkirch. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 63–137. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohmann_hochkirch_1910/51>, abgerufen am 16.07.2024. |