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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
Die Vernunft.
Wahnwitzige! bist du dumm oder blind?
Komm schaue: wer mit ihr zu buhln begehrt.
Erkennst du's nun: daß es nicht Finger sind.
500Dis ist ein Kefer/ dis ein Grase-Pferd.
Die Narrheit.
Wenn Jupiter wil Dangens genüssen/
So kan er auch in regnend Gold zerflüssen.
Die Eyfersucht.
Ach! wen führt itzt die Kuplerin zu ihr?
Welch Bube küßt ihr ihren schönen Mund?
505Welch eine Hand/ ragt bey der Schürtze für?
Auf! Schwester/ laß uns tödten diesen Hund!
Auf! laß uns ihm den frechen Halß zerbrechen!
Und meinen Schimpf durch sein Verterben rechen.
Die Vernunft.
Stockblinder Narr! was nimstu thörchtes wahr?
510Was grämst du dich und sie so sonder Noth?
Halt/ lasse Mich dir stechen vor den Staar!
Erschlag den Floch/ tritt diese Spinne todt!
Die Narrheit.
Wenn Jupiter wil bey der Leda liegen/
Verstellt er sich in Schwahn sie zu betrügen.
Die Eyfersucht.
515
Jtzt kan gewiß mein Auge nicht mehr irrn!
Ach! Schwester/ ach! ach! wer umbarmt sie gar!
Wie lächelt sie? wie weiß sie ihm zu kirrn?
Was zweifeln wir? itzt ist der Ehbruch klar!
Schaust du's? mein Haupt kriegt wie Actaeon Hörner!
520Auf! brauche Schlangen/ Dolche/ Peitschen/ Dörner.
Die Vernunft.
Nach dem du ja stets durch ein Blaster sihst;
Bezauberte/ so brauche Fühl'/ und Hand.
Fühlst du was? Nein; nur: daß dis Schatten ist/
Der dich bethört/ und äffet an der Wand.
Die
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SOPHONISBE.
Die Vernunft.
Wahnwitzige! biſt du dum̃ oder blind?
Kom̃ ſchaue: wer mit ihr zu buhln begehrt.
Erkennſt du’s nun: daß es nicht Finger ſind.
500Dis iſt ein Kefer/ dis ein Graſe-Pferd.
Die Narrheit.
Wenn Jupiter wil Dangens genuͤſſen/
So kan er auch in regnend Gold zerfluͤſſen.
Die Eyferſucht.
Ach! wen fuͤhrt itzt die Kuplerin zu ihr?
Welch Bube kuͤßt ihr ihren ſchoͤnen Mund?
505Welch eine Hand/ ragt bey der Schuͤrtze fuͤr?
Auf! Schweſter/ laß uns toͤdten dieſen Hund!
Auf! laß uns ihm den frechen Halß zerbrechen!
Und meinen Schimpf durch ſein Verterben rechen.
Die Vernunft.
Stockblinder Narr! was nimſtu thoͤrchtes wahr?
510Was graͤmſt du dich und ſie ſo ſonder Noth?
Halt/ laſſe Mich dir ſtechen vor den Staar!
Erſchlag den Floch/ tritt dieſe Spinne todt!
Die Narrheit.
Wenn Jupiter wil bey der Leda liegen/
Verſtellt er ſich in Schwahn ſie zu betruͤgen.
Die Eyferſucht.
515
Jtzt kan gewiß mein Auge nicht mehr irrn!
Ach! Schweſter/ ach! ach! wer umbarmt ſie gar!
Wie laͤchelt ſie? wie weiß ſie ihm zu kirrn?
Was zweifeln wir? itzt iſt der Ehbruch klar!
Schauſt du’s? mein Haupt kriegt wie Actæon Hoͤrner!
520Auf! brauche Schlangen/ Dolche/ Peitſchen/ Doͤrner.
Die Vernunft.
Nach dem du ja ſtets durch ein Blaſter ſihſt;
Bezauberte/ ſo brauche Fuͤhl’/ und Hand.
Fuͤhlſt du was? Nein; nur: daß dis Schatten iſt/
Der dich bethoͤrt/ und aͤffet an der Wand.
Die
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[55/0092] SOPHONISBE. Die Vernunft. Wahnwitzige! biſt du dum̃ oder blind? Kom̃ ſchaue: wer mit ihr zu buhln begehrt. Erkennſt du’s nun: daß es nicht Finger ſind. Dis iſt ein Kefer/ dis ein Graſe-Pferd. Die Narrheit. Wenn Jupiter wil Dangens genuͤſſen/ So kan er auch in regnend Gold zerfluͤſſen. Die Eyferſucht. Ach! wen fuͤhrt itzt die Kuplerin zu ihr? Welch Bube kuͤßt ihr ihren ſchoͤnen Mund? Welch eine Hand/ ragt bey der Schuͤrtze fuͤr? Auf! Schweſter/ laß uns toͤdten dieſen Hund! Auf! laß uns ihm den frechen Halß zerbrechen! Und meinen Schimpf durch ſein Verterben rechen. Die Vernunft. Stockblinder Narr! was nimſtu thoͤrchtes wahr? Was graͤmſt du dich und ſie ſo ſonder Noth? Halt/ laſſe Mich dir ſtechen vor den Staar! Erſchlag den Floch/ tritt dieſe Spinne todt! Die Narrheit. Wenn Jupiter wil bey der Leda liegen/ Verſtellt er ſich in Schwahn ſie zu betruͤgen. Die Eyferſucht. Jtzt kan gewiß mein Auge nicht mehr irrn! Ach! Schweſter/ ach! ach! wer umbarmt ſie gar! Wie laͤchelt ſie? wie weiß ſie ihm zu kirrn? Was zweifeln wir? itzt iſt der Ehbruch klar! Schauſt du’s? mein Haupt kriegt wie Actæon Hoͤrner! Auf! brauche Schlangen/ Dolche/ Peitſchen/ Doͤrner. Die Vernunft. Nach dem du ja ſtets durch ein Blaſter ſihſt; Bezauberte/ ſo brauche Fuͤhl’/ und Hand. Fuͤhlſt du was? Nein; nur: daß dis Schatten iſt/ Der dich bethoͤrt/ und aͤffet an der Wand. Die D 4

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/92>, abgerufen am 24.11.2024.