Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite
SOPHONISBE.
Carthago stehet noch/ ist Cyrtha gleich gefalln
250Es hoff't auf's Glückes Rad/ und pocht auf Hannibaln.
Kurtz: laßt ihr diesen Bund in Krieg und Zwiest zerrinnen/
Wird Masanissa nicht/ auch Rom nicht Seide spinnen.
Laelius. Der Zwist/ ich geb' es nach/ mag endlich stehen an/
Bis ihm selbst Scipio den Ausschlag geben kan:
255Ob Syphax und sein Weib sol deine Beute bleiben.
Masin. Der gäb' ihn! aber was vernünft'ger und bescheiden.
Laelius. Die Hofnung heuchelt dir. Es wird auch Er durch's
Schwerdt
Den Knoten lösen auf/ wie Laelius begehrt.
Schaff't aber den Torquat/ und die hier mehr gefangen
260Noch sitzen/ stracks hieher.
Himilco Des Laelius Verlangen
Sol Augenblicks geschehn. Weil aber den Torquat
Die Königin nechsthin für's Reich geopffert hat/
So wird's unmöglich falln ihm den Torquat zu liefern.
Laelius. Macht ihr/ ihr Tyger/ euch zu gift'gen Ungeziefern?
265Verteufelt-böse That! verdammter Aberwitz!
Wie? regnet's Schwefel nicht/ und schlägt der lichte Blitz
Nicht in die Opferung/ für der die Haut mich schauert/
Mein Haar zu Berge steht? für der der Himmel trauert/
Die Euch Hystaspides fürlängst hat abgeschafft;
270Euch/ die ihr habt mit Schimpf erlernet/ was für Krafft
Jn euern Greueln steckt/ als der verdammten Mohren
Altar und Königreich fast gäntzlich gieng verlohren
Durch Agathoclens Faust. Meint ihr/ die Götter sind
So grausam/ als wie ihr? die ihr so thumm und blind
275Die Menschen schlachtet ab/ für derer langes Leben
Gott wil gebethen sein? und an Altären kleben
Laßt das verspritzte Blutt/ das schlechten Sand befleckt?
Brecht ihr auch das Verboth das Gelo euch gesteckt?
Wol! wir woll'n gleiches Recht auf euren Adel üben.
280Laßt die Gefangenen die noch sind übrig blieben
Schnur-stracks uns schaffen her. Welch Prister aber hat
Unmenschlich ausgeübt die ärgste Greuel-That?
Jst's dieser Götzen-Knecht? Ja sein verblaßt Gesichte/
Sein bebend Leib gesteht's: daß er dis Blutt-Gerichte
Der
SOPHONISBE.
Carthago ſtehet noch/ iſt Cyrtha gleich gefalln
250Es hoff’t auf’s Gluͤckes Rad/ und pocht auf Hannibaln.
Kurtz: laßt ihr dieſen Bund in Krieg und Zwieſt zerrinnen/
Wird Maſaniſſa nicht/ auch Rom nicht Seide ſpinnen.
Lælius. Der Zwiſt/ ich geb’ es nach/ mag endlich ſtehen an/
Bis ihm ſelbſt Scipio den Ausſchlag geben kan:
255Ob Syphax und ſein Weib ſol deine Beute bleiben.
Maſin. Der gaͤb’ ihn! aber was vernuͤnft’ger und beſcheiden.
Lælius. Die Hofnung heuchelt dir. Es wird auch Er durch’s
Schwerdt
Den Knoten loͤſen auf/ wie Lælius begehrt.
Schaff’t aber den Torquat/ und die hier mehr gefangen
260Noch ſitzen/ ſtracks hieher.
Himilco Des Lælius Verlangen
Sol Augenblicks geſchehn. Weil aber den Torquat
Die Koͤnigin nechſthin fuͤr’s Reich geopffert hat/
So wird’s unmoͤglich falln ihm den Torquat zu liefern.
Lælius. Macht ihr/ ihr Tyger/ euch zu gift’gen Ungeziefern?
265Verteufelt-boͤſe That! verdam̃ter Aberwitz!
Wie? regnet’s Schwefel nicht/ und ſchlaͤgt der lichte Blitz
Nicht in die Opferung/ fuͤr der die Haut mich ſchauert/
Mein Haar zu Berge ſteht? fuͤr der der Himmel trauert/
Die Euch Hyſtaſpides fuͤrlaͤngſt hat abgeſchafft;
270Euch/ die ihr habt mit Schimpf erlernet/ was fuͤr Krafft
Jn euern Greueln ſteckt/ als der verdam̃ten Mohren
Altar und Koͤnigreich faſt gaͤntzlich gieng verlohren
Durch Agathoclens Fauſt. Meint ihr/ die Goͤtter ſind
So grauſam/ als wie ihr? die ihr ſo thum̃ und blind
275Die Menſchen ſchlachtet ab/ fuͤr derer langes Leben
Gott wil gebethen ſein? und an Altaͤren kleben
Laßt das verſpritzte Blutt/ das ſchlechten Sand befleckt?
Brecht ihr auch das Verboth das Gelo euch geſteckt?
Wol! wir woll’n gleiches Recht auf euren Adel uͤben.
280Laßt die Gefangenen die noch ſind uͤbrig blieben
Schnur-ſtracks uns ſchaffen her. Welch Priſter aber hat
Unmenſchlich ausgeuͤbt die aͤrgſte Greuel-That?
Jſt’s dieſer Goͤtzen-Knecht? Ja ſein verblaßt Geſichte/
Sein bebend Leib geſteht’s: daß er dis Blutt-Gerichte
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#BOM">
          <p><pb facs="#f0084" n="47"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SOPHONISBE.</hi></hi></fw><lb/>
Carthago &#x017F;tehet noch/ i&#x017F;t Cyrtha gleich gefalln<lb/><note place="left">250</note>Es hoff&#x2019;t auf&#x2019;s Glu&#x0364;ckes Rad/ und pocht auf Hannibaln.<lb/>
Kurtz: laßt ihr die&#x017F;en Bund in Krieg und Zwie&#x017F;t zerrinnen/<lb/>
Wird Ma&#x017F;ani&#x017F;&#x017F;a nicht/ auch Rom nicht Seide &#x017F;pinnen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#LAEL">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Lælius.</hi> </speaker>
          <p>Der Zwi&#x017F;t/ ich geb&#x2019; es nach/ mag endlich &#x017F;tehen an/<lb/>
Bis ihm &#x017F;elb&#x017F;t Scipio den Aus&#x017F;chlag geben kan:<lb/><note place="left">255</note>Ob Syphax und &#x017F;ein Weib &#x017F;ol deine Beute bleiben.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MAS">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;in.</hi> </speaker>
          <p>Der ga&#x0364;b&#x2019; ihn! aber was vernu&#x0364;nft&#x2019;ger und be&#x017F;cheiden.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#LAEL">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Lælius.</hi> </speaker>
          <p>Die Hofnung heuchelt dir. Es wird auch Er durch&#x2019;s<lb/>
Schwerdt<lb/>
Den Knoten lo&#x0364;&#x017F;en auf/ wie L<hi rendition="#aq">æ</hi>lius begehrt.<lb/>
Schaff&#x2019;t aber den Torquat/ und die hier mehr gefangen<lb/><note place="left">260</note>Noch &#x017F;itzen/ &#x017F;tracks hieher.</p>
        </sp>
        <sp who="#HIM">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Himilco</hi> </speaker>
          <p>Des L<hi rendition="#aq">æ</hi>lius Verlangen<lb/>
Sol Augenblicks ge&#x017F;chehn. Weil aber den Torquat<lb/>
Die Ko&#x0364;nigin nech&#x017F;thin fu&#x0364;r&#x2019;s Reich geopffert hat/<lb/>
So wird&#x2019;s unmo&#x0364;glich falln ihm den Torquat zu liefern.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#LAEL">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Lælius.</hi> </speaker>
          <p>Macht ihr/ ihr Tyger/ euch zu gift&#x2019;gen Ungeziefern?<lb/><note place="left">265</note>Verteufelt-bo&#x0364;&#x017F;e That! verdam&#x0303;ter Aberwitz!<lb/>
Wie? regnet&#x2019;s Schwefel nicht/ und &#x017F;chla&#x0364;gt der lichte Blitz<lb/>
Nicht in die Opferung/ fu&#x0364;r der die Haut mich &#x017F;chauert/<lb/>
Mein Haar zu Berge &#x017F;teht? fu&#x0364;r der der Himmel trauert/<lb/>
Die Euch Hy&#x017F;ta&#x017F;pides fu&#x0364;rla&#x0364;ng&#x017F;t hat abge&#x017F;chafft;<lb/><note place="left">270</note>Euch/ die ihr habt mit Schimpf erlernet/ was fu&#x0364;r Krafft<lb/>
Jn euern Greueln &#x017F;teckt/ als der verdam&#x0303;ten Mohren<lb/>
Altar und Ko&#x0364;nigreich fa&#x017F;t ga&#x0364;ntzlich gieng verlohren<lb/>
Durch Agathoclens Fau&#x017F;t. Meint ihr/ die Go&#x0364;tter &#x017F;ind<lb/>
So grau&#x017F;am/ als wie ihr? die ihr &#x017F;o thum&#x0303; und blind<lb/><note place="left">275</note>Die Men&#x017F;chen &#x017F;chlachtet ab/ fu&#x0364;r derer langes Leben<lb/>
Gott wil gebethen &#x017F;ein? und an Alta&#x0364;ren kleben<lb/>
Laßt das ver&#x017F;pritzte Blutt/ das &#x017F;chlechten Sand befleckt?<lb/>
Brecht ihr auch das Verboth das Gelo euch ge&#x017F;teckt?<lb/>
Wol! wir woll&#x2019;n gleiches Recht auf euren Adel u&#x0364;ben.<lb/><note place="left">280</note>Laßt die Gefangenen die noch &#x017F;ind u&#x0364;brig blieben<lb/>
Schnur-&#x017F;tracks uns &#x017F;chaffen her. Welch Pri&#x017F;ter aber hat<lb/>
Unmen&#x017F;chlich ausgeu&#x0364;bt die a&#x0364;rg&#x017F;te Greuel-That?<lb/>
J&#x017F;t&#x2019;s die&#x017F;er Go&#x0364;tzen-Knecht? Ja &#x017F;ein verblaßt Ge&#x017F;ichte/<lb/>
Sein bebend Leib ge&#x017F;teht&#x2019;s: daß er dis Blutt-Gerichte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0084] SOPHONISBE. Carthago ſtehet noch/ iſt Cyrtha gleich gefalln Es hoff’t auf’s Gluͤckes Rad/ und pocht auf Hannibaln. Kurtz: laßt ihr dieſen Bund in Krieg und Zwieſt zerrinnen/ Wird Maſaniſſa nicht/ auch Rom nicht Seide ſpinnen. Lælius. Der Zwiſt/ ich geb’ es nach/ mag endlich ſtehen an/ Bis ihm ſelbſt Scipio den Ausſchlag geben kan: Ob Syphax und ſein Weib ſol deine Beute bleiben. Maſin. Der gaͤb’ ihn! aber was vernuͤnft’ger und beſcheiden. Lælius. Die Hofnung heuchelt dir. Es wird auch Er durch’s Schwerdt Den Knoten loͤſen auf/ wie Lælius begehrt. Schaff’t aber den Torquat/ und die hier mehr gefangen Noch ſitzen/ ſtracks hieher. Himilco Des Lælius Verlangen Sol Augenblicks geſchehn. Weil aber den Torquat Die Koͤnigin nechſthin fuͤr’s Reich geopffert hat/ So wird’s unmoͤglich falln ihm den Torquat zu liefern. Lælius. Macht ihr/ ihr Tyger/ euch zu gift’gen Ungeziefern? Verteufelt-boͤſe That! verdam̃ter Aberwitz! Wie? regnet’s Schwefel nicht/ und ſchlaͤgt der lichte Blitz Nicht in die Opferung/ fuͤr der die Haut mich ſchauert/ Mein Haar zu Berge ſteht? fuͤr der der Himmel trauert/ Die Euch Hyſtaſpides fuͤrlaͤngſt hat abgeſchafft; Euch/ die ihr habt mit Schimpf erlernet/ was fuͤr Krafft Jn euern Greueln ſteckt/ als der verdam̃ten Mohren Altar und Koͤnigreich faſt gaͤntzlich gieng verlohren Durch Agathoclens Fauſt. Meint ihr/ die Goͤtter ſind So grauſam/ als wie ihr? die ihr ſo thum̃ und blind Die Menſchen ſchlachtet ab/ fuͤr derer langes Leben Gott wil gebethen ſein? und an Altaͤren kleben Laßt das verſpritzte Blutt/ das ſchlechten Sand befleckt? Brecht ihr auch das Verboth das Gelo euch geſteckt? Wol! wir woll’n gleiches Recht auf euren Adel uͤben. Laßt die Gefangenen die noch ſind uͤbrig blieben Schnur-ſtracks uns ſchaffen her. Welch Priſter aber hat Unmenſchlich ausgeuͤbt die aͤrgſte Greuel-That? Jſt’s dieſer Goͤtzen-Knecht? Ja ſein verblaßt Geſichte/ Sein bebend Leib geſteht’s: daß er dis Blutt-Gerichte Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/84
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/84>, abgerufen am 22.11.2024.