Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.SOPHONISBE. Masin. Sie wird euch Treu und Bund wie Masanissa globen. 220 Laelius. Der Grund bleibt Gift/ schwimmt gleich so Oel als Zucker oben. Masin. Es läßt so liederlich sich nicht mit Eyden spieln. Laelius. Sie hat vorher geschworn: an uns den Grimm zu kühln. Masin Die Lästerung siht auch an Sonnen Fleck und Schatten. Laelius. Wir werden nimmermehr/ was du beginnst/ verstatten. 225 Masin. Wir gleichwol sehn: wer uns wird endern Schluß und Sinn. Laelius. Reißt Sophonisben ihm stracks von der Seiten hin. Masin. Der erste/ der sie rührt/ sol Tod und Sebel küssen. Laelius. Vollstrecket den Befehl an Jhr/ Trotz Masanissen. Masin. Auf! edle Mohren/ lehnt Gewalt ab mit Gewalt. 230 Bomilc. Besinnt/ ihr Helden/ euch! Masin. Auf! laßt viel eh uns kalt/ Als Röm'sche Knechte sein! Laelius. Fahrt fort an sie zu setzen. Bomilc. Wo rennt ihr Helden/ hin? wollt ihr die Schwerdter wetzen/ Ausschütten Gall und Zorn/ so kühlet Hertz und Muth Jn eignen Därmen nicht; verspritzt der Feinde Blutt/ 235Zerstört Carthagens Nest/ das neue Schwerdter schleiffet. Masin. Wer kan mehr Feind uns sein/ als der an's Hertz uns greiffet? Die Mordwehr auf uns zückt/ ja uns für Sclaven hält? Manast. Laß Laelius die Rach' itzt bleiben ausgestellt/ Bis der Begierden Brand im Hertzen sich gekühlet 240Und Scipio selbst komm't. Geschwinder Eifer zielet Auf Ausschlag/ welchen Zeit/ Vernunft und Witz bereut. Laelius. Sol Rom/ und Laelius erzittern/ wenn Er dräut? Masin. Soln wir den Wolf das Schaf uns furchtsam lassen rauben? Bomilc. Behertzigt: was ihr thut. Man kan bald was auf Schrauben 245Und auf die Spitze stelln: daß weder Witz und Fleiß Jn seinen rechten Stand es zu versetzen weiß! Wil Rom sich umb ein Weib mit Masanissen trennen? Bergessen seiner Treu/ nicht seine Dienst' erkennen? Carthago
SOPHONISBE. Maſin. Sie wird euch Treu und Bund wie Maſaniſſa globen. 220 Lælius. Der Grund bleibt Gift/ ſchwim̃t gleich ſo Oel als Zucker oben. Maſin. Es laͤßt ſo liederlich ſich nicht mit Eyden ſpieln. Lælius. Sie hat vorher geſchworn: an uns den Grimm zu kuͤhln. Maſin Die Laͤſterung ſiht auch an Sonnen Fleck und Schatten. Lælius. Wir werden nimmermehr/ was du beginnſt/ verſtatten. 225 Maſin. Wir gleichwol ſehn: wer uns wird endern Schluß und Sinn. Lælius. Reißt Sophonisben ihm ſtracks von der Seiten hin. Maſin. Der erſte/ der ſie ruͤhrt/ ſol Tod und Sebel kuͤſſen. Lælius. Vollſtrecket den Befehl an Jhr/ Trotz Maſaniſſen. Maſin. Auf! edle Mohren/ lehnt Gewalt ab mit Gewalt. 230 Bomilc. Beſinnt/ ihr Helden/ euch! Maſin. Auf! laßt viel eh uns kalt/ Als Roͤm’ſche Knechte ſein! Lælius. Fahrt fort an ſie zu ſetzen. Bomilc. Wo rennt ihr Helden/ hin? wollt ihr die Schwerdter wetzen/ Ausſchuͤtten Gall und Zorn/ ſo kuͤhlet Hertz und Muth Jn eignen Daͤrmen nicht; verſpritzt der Feinde Blutt/ 235Zerſtoͤrt Carthagens Neſt/ das neue Schwerdter ſchleiffet. Maſin. Wer kan mehr Feind uns ſein/ als der an’s Hertz uns greiffet? Die Mordwehr auf uns zuͤckt/ ja uns fuͤr Sclaven haͤlt? Manaſt. Laß Lælius die Rach’ itzt bleiben ausgeſtellt/ Bis der Begierden Brand im Hertzen ſich gekuͤhlet 240Und Scipio ſelbſt kom̃’t. Geſchwinder Eifer zielet Auf Ausſchlag/ welchen Zeit/ Vernunft und Witz bereut. Lælius. Sol Rom/ und Lælius erzittern/ wenn Er draͤut? Maſin. Soln wir den Wolf das Schaf uns furchtſam laſſen rauben? Bomilc. Behertzigt: was ihr thut. Man kan bald was auf Schrauben 245Und auf die Spitze ſtelln: daß weder Witz und Fleiß Jn ſeinen rechten Stand es zu verſetzen weiß! Wil Rom ſich umb ein Weib mit Maſaniſſen trennen? Bergeſſen ſeiner Treu/ nicht ſeine Dienſt’ erkennen? Carthago
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Maſin. Es laͤßt ſo liederlich ſich nicht mit Eyden ſpieln.
Lælius. Sie hat vorher geſchworn: an uns den Grimm zu
kuͤhln.
Maſin Die Laͤſterung ſiht auch an Sonnen Fleck und Schatten.
Lælius. Wir werden nimmermehr/ was du beginnſt/ verſtatten.
Maſin. Wir gleichwol ſehn: wer uns wird endern Schluß und
Sinn.
Lælius. Reißt Sophonisben ihm ſtracks von der Seiten hin.
Maſin. Der erſte/ der ſie ruͤhrt/ ſol Tod und Sebel kuͤſſen.
Lælius. Vollſtrecket den Befehl an Jhr/ Trotz Maſaniſſen.
Maſin. Auf! edle Mohren/ lehnt Gewalt ab mit Gewalt.
Bomilc. Beſinnt/ ihr Helden/ euch!
Maſin. Auf! laßt viel eh
uns kalt/
Als Roͤm’ſche Knechte ſein!
Lælius. Fahrt fort an ſie zu ſetzen.
Bomilc. Wo rennt ihr Helden/ hin? wollt ihr die Schwerdter
wetzen/
Ausſchuͤtten Gall und Zorn/ ſo kuͤhlet Hertz und Muth
Jn eignen Daͤrmen nicht; verſpritzt der Feinde Blutt/
Zerſtoͤrt Carthagens Neſt/ das neue Schwerdter ſchleiffet.
Maſin. Wer kan mehr Feind uns ſein/ als der an’s Hertz uns
greiffet?
Die Mordwehr auf uns zuͤckt/ ja uns fuͤr Sclaven haͤlt?
Manaſt. Laß Lælius die Rach’ itzt bleiben ausgeſtellt/
Bis der Begierden Brand im Hertzen ſich gekuͤhlet
Und Scipio ſelbſt kom̃’t. Geſchwinder Eifer zielet
Auf Ausſchlag/ welchen Zeit/ Vernunft und Witz bereut.
Lælius. Sol Rom/ und Lælius erzittern/ wenn Er draͤut?
Maſin. Soln wir den Wolf das Schaf uns furchtſam laſſen
rauben?
Bomilc. Behertzigt: was ihr thut. Man kan bald was auf
Schrauben
Und auf die Spitze ſtelln: daß weder Witz und Fleiß
Jn ſeinen rechten Stand es zu verſetzen weiß!
Wil Rom ſich umb ein Weib mit Maſaniſſen trennen?
Bergeſſen ſeiner Treu/ nicht ſeine Dienſt’ erkennen?
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/83>, abgerufen am 06.07.2024. |