Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.Nachdem mein Armuth dir nichts bessers liefern kan; Jhr Nymfen umb die Lipp' und den beliebten Rhein/ Die ihr vor Freude hüpfft/ wenn euer Orpheus spielet/ Müßt auf den Oder-Strom nicht eyfersichtig seyn/ Wenn dieser seinen Geist und Regung in sich fühlet. Sind doch zehn Jahre schon vom Leben abgemeyht; Seitdem er ihm und uns die Leyer hat geweiht. Seitdem ihm Schlesien vergnügter/ als Co- rinth Alciden hat das Recht der Bürger angetragen. So viel umb unsern Strand gelehrte Schwanen sind/ Die hört man ingesammt viel seines Ruhmes sagen. Was ihm nun wird gewehrt durch meine schwache Hand/ Jst ein geringer Zinß für unser Vaterland. Jch liefer nur ein Spiel. Jedoch welch Cato mag Nur immer ernsthaft seyn/ und alle Spiele schelten? Die Weißheit bildet sich nicht stets auf einen Schlag; Ja Tugend muß oft selbst nur in der Larve gelten. Wer
Nachdem mein Armuth diꝛ nichts beſſeꝛs liefeꝛn kan; Jhr Nymfen umb die Lipp’ und den beliebten Rhein/ Die ihr vor Freude huͤpfft/ weñ eueꝛ Orpheus ſpielet/ Muͤßt auf den Oder-Strom nicht eyferſichtig ſeyn/ Wenn dieſer ſeinen Geiſt und Regung in ſich fuͤhlet. Sind doch zehn Jahre ſchon vom Leben abgemeyht; Seitdem er ihm und uns die Leyer hat geweiht. Seitdem ihm Schleſien vergnuͤgter/ als Co- rinth Alciden hat das Recht der Buͤrger angetragen. So viel umb unſern Strand gelehrte Schwanen ſind/ Die hoͤrt man ingeſam̃t viel ſeines Ruhmes ſagen. Was ihm nun wird gewehrt durch meine ſchwache Hand/ Jſt ein geringer Zinß fuͤr unſer Vaterland. Jch liefer nur ein Spiel. Jedoch welch Cato mag Nur immer ernſthaft ſeyn/ und alle Spiele ſchelten? Die Weißheit bildet ſich nicht ſtets auf einen Schlag; Ja Tugend muß oft ſelbſt nur in der Larve gelten. Wer
<TEI> <text> <front> <div type="dedication"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0007"/> <l>Nachdem mein Armuth diꝛ nichts beſſeꝛs liefeꝛn kan;</l><lb/> <l>Vergnuͤgt ſich doch ſelbſt Gott an ſchlechten Klei-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">nigkeiten.</hi> </l><lb/> <l>Zudem/ dein hoher Geiſt haͤlt ſelbſt von Muſen viel/</l><lb/> <l>Und regt mit eigner Hand des Foͤbus Seiten-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Spiel.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Jhr Nymfen umb die Lipp’ und den beliebten</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Rhein/</hi> </l><lb/> <l>Die ihr vor Freude huͤpfft/ weñ eueꝛ Orpheus ſpielet/</l><lb/> <l>Muͤßt auf den Oder-Strom nicht eyferſichtig ſeyn/</l><lb/> <l>Wenn dieſer ſeinen Geiſt und Regung in ſich fuͤhlet.</l><lb/> <l>Sind doch zehn Jahre ſchon vom Leben abgemeyht;</l><lb/> <l>Seitdem er ihm und uns die Leyer hat geweiht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Seitdem ihm Schleſien vergnuͤgter/ als Co-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">rinth</hi> </l><lb/> <l>Alciden hat das Recht der Buͤrger angetragen.</l><lb/> <l>So viel umb unſern Strand gelehrte Schwanen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſind/</hi> </l><lb/> <l>Die hoͤrt man ingeſam̃t viel ſeines Ruhmes ſagen.</l><lb/> <l>Was ihm nun wird gewehrt durch meine ſchwache</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Hand/</hi> </l><lb/> <l>Jſt ein geringer Zinß fuͤr unſer Vaterland.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Jch liefer nur ein Spiel. Jedoch welch Cato</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">mag</hi> </l><lb/> <l>Nur immer ernſthaft ſeyn/ und alle Spiele ſchelten?</l><lb/> <l>Die Weißheit bildet ſich nicht ſtets auf einen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Schlag;</hi> </l><lb/> <l>Ja Tugend muß oft ſelbſt nur in der Larve gelten.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </front> </text> </TEI> [0007]
Nachdem mein Armuth diꝛ nichts beſſeꝛs liefeꝛn kan;
Vergnuͤgt ſich doch ſelbſt Gott an ſchlechten Klei-
nigkeiten.
Zudem/ dein hoher Geiſt haͤlt ſelbſt von Muſen viel/
Und regt mit eigner Hand des Foͤbus Seiten-
Spiel.
Jhr Nymfen umb die Lipp’ und den beliebten
Rhein/
Die ihr vor Freude huͤpfft/ weñ eueꝛ Orpheus ſpielet/
Muͤßt auf den Oder-Strom nicht eyferſichtig ſeyn/
Wenn dieſer ſeinen Geiſt und Regung in ſich fuͤhlet.
Sind doch zehn Jahre ſchon vom Leben abgemeyht;
Seitdem er ihm und uns die Leyer hat geweiht.
Seitdem ihm Schleſien vergnuͤgter/ als Co-
rinth
Alciden hat das Recht der Buͤrger angetragen.
So viel umb unſern Strand gelehrte Schwanen
ſind/
Die hoͤrt man ingeſam̃t viel ſeines Ruhmes ſagen.
Was ihm nun wird gewehrt durch meine ſchwache
Hand/
Jſt ein geringer Zinß fuͤr unſer Vaterland.
Jch liefer nur ein Spiel. Jedoch welch Cato
mag
Nur immer ernſthaft ſeyn/ und alle Spiele ſchelten?
Die Weißheit bildet ſich nicht ſtets auf einen
Schlag;
Ja Tugend muß oft ſelbſt nur in der Larve gelten.
Wer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/7 |
Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/7>, abgerufen am 29.07.2024. |