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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
Der Schauplatz bildet ab ei-
nen Kercker.

Syphax. Sophonisbe.
Syphax Jst der Verlust des Reichs/ Rachgötter/ euch zu wenig?
220So sol Numidiens gekröntes Haupt und König/
Der Schutz-Herr Afrikens in dieses Kerckers Nacht
Vermodern und verfauln? lernt/ die ihr euch die Pracht
Des Purpers bländen laßt/ aufs Zepters Rohrstab stützet:
Daß der in Banden heut' und auf dem Pfälen sitzet
225Der gestern Cr[ae]sus war. Ach! was war Syphax nicht?
Ein Stern in Mohren Land; itzt ein verloschen Licht;
Der Völcker Schiedes-Mann/ ein Richter grosser Herren;
Jtzt ein verdammter Knecht; den man wie Selaven sperren
Jn schwere Fässel läßt. Rom und Carthago war
230Umb meine Gunst bemüht; der Helden gröstes Paar/
Der Römer Scipio und Asdrubal der Mohren
Bedienten meine Hand/ liebkosten meinen Ohren/
Bewarben auf einmal umb meine Freundschafft sich.
Ach! daß ich/ Scipio/ du Unglücks-Vogel/ dich
235Mit der ergrimmten Faust zu tödten nicht gewaget/
Als du und Asdrubal in einem Bette laget?
Drumb/ Syphax/ rüste dich/ ersetze/ was versehn!
Es ist so schrecklich nicht den grausen Tod ansehn/
Als in der Finsternüs kaum Maulwurfs-Augen haben.
240Auf! rüste dich in's Hertz dis Messer zu vergraben!
Sophon. Halt Syphax!
Syphax. Steht uns auch zu sterben nicht
mehr frey?
Sophon. Nicht übe wider dich selbst grimme Tyranney.
Syphax. Ach! hett' ich dis beginnt schon in der zarten Jugend!
Sophon. Bey Unglück Ungeduld ist Zagheit/ keine Tugend.
245
Syphax. Sol ich in steter Furcht noch für mehr Schimpffe stehn?
Sophon. Die Sonne kan nach Blitz noch schön zu Goldegehn.
Syphax.
SOPHONISBE.
Der Schauplatz bildet ab ei-
nen Kercker.

Syphax. Sophonisbe.
Syphax Jſt der Verluſt des Reichs/ Rachgoͤtter/ euch zu wenig?
220So ſol Numidiens gekroͤntes Haupt und Koͤnig/
Der Schutz-Herr Afrikens in dieſes Kerckers Nacht
Vermodern und verfauln? lernt/ die ihr euch die Pracht
Des Purpers blaͤnden laßt/ aufs Zepters Rohrſtab ſtuͤtzet:
Daß der in Banden heut’ und auf dem Pfaͤlen ſitzet
225Der geſtern Cr[æ]ſus war. Ach! was war Syphax nicht?
Ein Stern in Mohren Land; itzt ein verloſchen Licht;
Der Voͤlcker Schiedes-Mann/ ein Richter groſſer Herren;
Jtzt ein verdam̃ter Knecht; den man wie Selaven ſperren
Jn ſchwere Faͤſſel laͤßt. Rom und Carthago war
230Umb meine Gunſt bemuͤht; der Helden groͤſtes Paar/
Der Roͤmer Scipio und Aſdrubal der Mohren
Bedienten meine Hand/ liebkoſten meinen Ohren/
Bewarben auf einmal umb meine Freundſchafft ſich.
Ach! daß ich/ Scipio/ du Ungluͤcks-Vogel/ dich
235Mit der ergrim̃ten Fauſt zu toͤdten nicht gewaget/
Als du und Aſdrubal in einem Bette laget?
Drumb/ Syphax/ ruͤſte dich/ erſetze/ was verſehn!
Es iſt ſo ſchrecklich nicht den grauſen Tod anſehn/
Als in der Finſternuͤs kaum Maulwurfs-Augen haben.
240Auf! ruͤſte dich in’s Hertz dis Meſſer zu vergraben!
Sophon. Halt Syphax!
Syphax. Steht uns auch zu ſterben nicht
mehr frey?
Sophon. Nicht uͤbe wider dich ſelbſt grimme Tyranney.
Syphax. Ach! hett’ ich dis beginnt ſchon in der zarten Jugend!
Sophon. Bey Ungluͤck Ungeduld iſt Zagheit/ keine Tugend.
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Syphax. Sol ich in ſteter Furcht noch fuͤr mehr Schimpffe ſtehn?
Sophon. Die Sonne kan nach Blitz noch ſchoͤn zu Goldegehn.
Syphax.
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[27/0064] SOPHONISBE. Der Schauplatz bildet ab ei- nen Kercker. Syphax. Sophonisbe. Syphax Jſt der Verluſt des Reichs/ Rachgoͤtter/ euch zu wenig? So ſol Numidiens gekroͤntes Haupt und Koͤnig/ Der Schutz-Herr Afrikens in dieſes Kerckers Nacht Vermodern und verfauln? lernt/ die ihr euch die Pracht Des Purpers blaͤnden laßt/ aufs Zepters Rohrſtab ſtuͤtzet: Daß der in Banden heut’ und auf dem Pfaͤlen ſitzet Der geſtern Cræſus war. Ach! was war Syphax nicht? Ein Stern in Mohren Land; itzt ein verloſchen Licht; Der Voͤlcker Schiedes-Mann/ ein Richter groſſer Herren; Jtzt ein verdam̃ter Knecht; den man wie Selaven ſperren Jn ſchwere Faͤſſel laͤßt. Rom und Carthago war Umb meine Gunſt bemuͤht; der Helden groͤſtes Paar/ Der Roͤmer Scipio und Aſdrubal der Mohren Bedienten meine Hand/ liebkoſten meinen Ohren/ Bewarben auf einmal umb meine Freundſchafft ſich. Ach! daß ich/ Scipio/ du Ungluͤcks-Vogel/ dich Mit der ergrim̃ten Fauſt zu toͤdten nicht gewaget/ Als du und Aſdrubal in einem Bette laget? Drumb/ Syphax/ ruͤſte dich/ erſetze/ was verſehn! Es iſt ſo ſchrecklich nicht den grauſen Tod anſehn/ Als in der Finſternuͤs kaum Maulwurfs-Augen haben. Auf! ruͤſte dich in’s Hertz dis Meſſer zu vergraben! Sophon. Halt Syphax! Syphax. Steht uns auch zu ſterben nicht mehr frey? Sophon. Nicht uͤbe wider dich ſelbſt grimme Tyranney. Syphax. Ach! hett’ ich dis beginnt ſchon in der zarten Jugend! Sophon. Bey Ungluͤck Ungeduld iſt Zagheit/ keine Tugend. Syphax. Sol ich in ſteter Furcht noch fuͤr mehr Schimpffe ſtehn? Sophon. Die Sonne kan nach Blitz noch ſchoͤn zu Goldegehn. Syphax.

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/64>, abgerufen am 24.11.2024.