Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.SOPHONISBE. Der Römer Bündnüs wagt. Drauf faßt' ich Rath und MuthDem grossen Scipio zu opffern Hertz und Blutt; 195Der schon durch Wolthat mich vermocht hat zu bestreiten/ Als ich sein Feind gleich noch stand auf Carthagens Seiten/ Und er der Schwester Sohn Maßiven mir gab frey/ Doch ohne Lösegeld. So bald ich Rom steh bey/ Sinnt Syphax/ wie er mir ein Bein könn' unterschlagen/ 200Läßt seine Tochter mir mit meinem Reich' antragen/ Und als mein Fuß nicht wil in Fall-Strick treten ein/ Besticht er einen Knecht mir Gifft zu thun in Wein. Urtheil' Hiempsal nun: ob Syphax treuer Dienste/ Der Liebe würdig sey; ob nicht mit mehr Gewinste/ 205Mit mehrer Ehr' und Ruhm man auf die Römer traut/ Durch welcher Beystand ihr mich itzt genesen schaut. Hiemps. Mir grauset/ ich gesteh's/ für's Syphax schlimmen Tücken. Allein'. Masin. Ein Kluger mus sich in's Verhängnüs schicken/ Das leite dich/ wie mich/ durch deines Feindes Hand 210Auf deiner Vorfahrn Thron. Hiemps. Mehr als zu harter Stand/ Wo Treu/ und Heil/ und Furcht in einer Seele kämpfen! Masin. Die Sonne der Vernunft mus solche Nebel dämpfen. Entschleus behertzt/ was Ruhm und Wolfarth samlet ein. Hiemps. Es sey denn! Cyrtha sol noch heute deine sein. Der Schauplatz stellet für ei- nen Tempel. Sophonisbe. Amilcar. Vermina. Juba. Das Königliche Frauenzimmer. 215 Sophon. Jhr Schutz-Herrn Afrikens/ ihr mehr als leichten Götter! Trift schon Numidien ein frisches Unglücks-Wetter? Gibt's Beelsamen nach/ läßt's Adad aus der acht: Daß Rom Carthagens Haupt und uns zu Mägden macht? Mein A 4
SOPHONISBE. Der Roͤmer Buͤndnuͤs wagt. Drauf faßt’ ich Rath und MuthDem groſſen Scipio zu opffern Hertz und Blutt; 195Der ſchon durch Wolthat mich vermocht hat zu beſtreiten/ Als ich ſein Feind gleich noch ſtand auf Carthagens Seiten/ Und er der Schweſter Sohn Maßiven mir gab frey/ Doch ohne Loͤſegeld. So bald ich Rom ſteh bey/ Sinnt Syphax/ wie er mir ein Bein koͤnn’ unterſchlagen/ 200Laͤßt ſeine Tochter mir mit meinem Reich’ antragen/ Und als mein Fuß nicht wil in Fall-Strick treten ein/ Beſticht er einen Knecht mir Gifft zu thun in Wein. Urtheil’ Hiempſal nun: ob Syphax treuer Dienſte/ Der Liebe wuͤrdig ſey; ob nicht mit mehr Gewinſte/ 205Mit mehrer Ehr’ und Ruhm man auf die Roͤmer traut/ Durch welcher Beyſtand ihr mich itzt geneſen ſchaut. Hiempſ. Mir grauſet/ ich geſteh’s/ fuͤr’s Syphax ſchlimmen Tuͤcken. Allein’. Maſin. Ein Kluger mus ſich in’s Verhaͤngnuͤs ſchicken/ Das leite dich/ wie mich/ durch deines Feindes Hand 210Auf deiner Vorfahrn Thron. Hiempſ. Mehr als zu harter Stand/ Wo Treu/ und Heil/ und Furcht in einer Seele kaͤmpfen! Maſin. Die Sonne der Vernunft mus ſolche Nebel daͤmpfen. Entſchleus behertzt/ was Ruhm und Wolfarth ſamlet ein. Hiempſ. Es ſey denn! Cyrtha ſol noch heute deine ſein. Der Schauplatz ſtellet fuͤr ei- nen Tempel. Sophonisbe. Amilcar. Vermina. Juba. Das Koͤnigliche Frauenzimmer. 215 Sophon. Jhr Schutz-Herrn Afrikens/ ihr mehr als leichten Goͤtter! Trift ſchon Numidien ein friſches Ungluͤcks-Wetter? Gibt’s Beelſamen nach/ laͤßt’s Adad aus der acht: Daß Rom Carthagens Haupt und uns zu Maͤgden macht? Mein A 4
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SOPHONISBE.
Der Roͤmer Buͤndnuͤs wagt. Drauf faßt’ ich Rath und Muth
Dem groſſen Scipio zu opffern Hertz und Blutt;
Der ſchon durch Wolthat mich vermocht hat zu beſtreiten/
Als ich ſein Feind gleich noch ſtand auf Carthagens Seiten/
Und er der Schweſter Sohn Maßiven mir gab frey/
Doch ohne Loͤſegeld. So bald ich Rom ſteh bey/
Sinnt Syphax/ wie er mir ein Bein koͤnn’ unterſchlagen/
Laͤßt ſeine Tochter mir mit meinem Reich’ antragen/
Und als mein Fuß nicht wil in Fall-Strick treten ein/
Beſticht er einen Knecht mir Gifft zu thun in Wein.
Urtheil’ Hiempſal nun: ob Syphax treuer Dienſte/
Der Liebe wuͤrdig ſey; ob nicht mit mehr Gewinſte/
Mit mehrer Ehr’ und Ruhm man auf die Roͤmer traut/
Durch welcher Beyſtand ihr mich itzt geneſen ſchaut.
Hiempſ. Mir grauſet/ ich geſteh’s/ fuͤr’s Syphax ſchlimmen
Tuͤcken.
Allein’.
Maſin. Ein Kluger mus ſich in’s Verhaͤngnuͤs ſchicken/
Das leite dich/ wie mich/ durch deines Feindes Hand
Auf deiner Vorfahrn Thron.
Hiempſ. Mehr als zu harter
Stand/
Wo Treu/ und Heil/ und Furcht in einer Seele kaͤmpfen!
Maſin. Die Sonne der Vernunft mus ſolche Nebel daͤmpfen.
Entſchleus behertzt/ was Ruhm und Wolfarth ſamlet ein.
Hiempſ. Es ſey denn! Cyrtha ſol noch heute deine ſein.
Der Schauplatz ſtellet fuͤr ei-
nen Tempel.
Sophonisbe. Amilcar. Vermina. Juba.
Das Koͤnigliche Frauenzimmer.
Sophon. Jhr Schutz-Herrn Afrikens/ ihr mehr als leichten
Goͤtter!
Trift ſchon Numidien ein friſches Ungluͤcks-Wetter?
Gibt’s Beelſamen nach/ laͤßt’s Adad aus der acht:
Daß Rom Carthagens Haupt und uns zu Maͤgden macht?
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/44>, abgerufen am 06.07.2024. |