Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.in beyden glückseeligen Ubersätzungen dieses treuen Schäfers den vorredenden Alfeus nicht mit übersätzt/ habe ich bey dieser Gelegen- heit gleichsam zu einer Nachlese ihn in eben so viel Teutsche Reymen bracht/ als ihrer im Welschen sind: Hat auch ein alt Geschrey/ das niemand nam in acht/ Und dem man noch nicht Glauben giebet Von einem Fluß' ein Wunder beygebracht; Wie er so heftig sey verliebet: Daß seine heisse Bach Durch's Meeres Eingeweid und durch der Erde Schooß/ Wie ist die Macht der Liebe doch so groß! Durch flücht' gen Arethus' in Trinacris drang nach; Wo unter Etnens Klufft Der Riese der vom Blitz erlegt ist/ und selbst blitzet/ Der Rache Feuer in die Lufft Und gegen dem verhaßten Himmel spritzet. Derselbe Fluß bin ich/ Jhr habt von mir gehört nun aber seht ihr mich Meint euren Augen ihr nicht Glauben zuzustellen? Schaut: ich verendere den vorgewohnten Lauf Jch kieß ein frembdes Meer/ und halte nun die Wellen Des Königes der Flüsse auf Hier mach ich freudig mich herbey/ Wo es mich recht bedunckt seh ich hier einen Strand/ Wie weiland war mein schön und freyes Vaterland/ Das itzt ist Magd und Wüsteney Ja/ Mutter/ ja du bist's/ Alfeus kennet dich Ach! so erkenne doch/ Arcadien auch/ mich. Mich dein so lieb und hochberühmtes Kind! Jch seh' es ja/ dis sein die schönen Wälder Und die zur Zeit so wohlbekannten Felder Wo Tugend ihre Wieg' und auch ihr Grabmahl find't. Die güldne Zeit verkroch in diesen Winckel sich Als sie der Welt und Menschen sich entschlug/ Die eisern sind/ voll Laster und Betrug. Alhier ergetzt die Freyheit mich/ Die ohne Neid und ohne Maaße blühet. Die
in beyden gluͤckſeeligen Uberſaͤtzungen dieſes treuen Schaͤfers den vorredenden Alfeus nicht mit uͤberſaͤtzt/ habe ich bey dieſer Gelegen- heit gleichſam zu einer Nachleſe ihn in eben ſo viel Teutſche Reymen bracht/ als ihrer im Welſchen ſind: Hat auch ein alt Geſchrey/ das niemand nam in acht/ Und dem man noch nicht Glauben giebet Von einem Fluß’ ein Wunder beygebracht; Wie er ſo heftig ſey verliebet: Daß ſeine heiſſe Bach Durch’s Meeres Eingeweid und durch der Erde Schooß/ Wie iſt die Macht der Liebe doch ſo groß! Durch fluͤcht’ gen Arethuſ’ in Trinacris drang nach; Wo unter Etnens Klufft Der Rieſe der vom Blitz erlegt iſt/ und ſelbſt blitzet/ Der Rache Feuer in die Lufft Und gegen dem verhaßten Himmel ſpritzet. Derſelbe Fluß bin ich/ Jhr habt von mir gehoͤrt nun aber ſeht ihr mich Meint euren Augen ihr nicht Glauben zuzuſtellen? Schaut: ich verendere den vorgewohnten Lauf Jch kieß ein frembdes Meer/ und halte nun die Wellen Des Koͤniges der Fluͤſſe auf Hier mach ich freudig mich herbey/ Wo es mich recht bedunckt ſeh ich hier einen Strand/ Wie weiland war mein ſchoͤn und freyes Vaterland/ Das itzt iſt Magd und Wuͤſteney Ja/ Mutter/ ja du biſt’s/ Alfeus kennet dich Ach! ſo erkenne doch/ Arcadien auch/ mich. Mich dein ſo lieb und hochberuͤhmtes Kind! Jch ſeh’ es ja/ dis ſein die ſchoͤnen Waͤlder Und die zur Zeit ſo wohlbekannten Felder Wo Tugend ihre Wieg’ und auch ihr Grabmahl find’t. Die guͤldne Zeit verkroch in dieſen Winckel ſich Als ſie der Welt und Menſchen ſich entſchlug/ Die eiſern ſind/ voll Laſter und Betrug. Alhier ergetzt die Freyheit mich/ Die ohne Neid und ohne Maaße bluͤhet. Die
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in beyden gluͤckſeeligen Uberſaͤtzungen dieſes treuen Schaͤfers den
vorredenden Alfeus nicht mit uͤberſaͤtzt/ habe ich bey dieſer Gelegen-
heit gleichſam zu einer Nachleſe ihn in eben ſo viel Teutſche Reymen
bracht/ als ihrer im Welſchen ſind:
Hat auch ein alt Geſchrey/ das niemand nam in acht/
Und dem man noch nicht Glauben giebet
Von einem Fluß’ ein Wunder beygebracht;
Wie er ſo heftig ſey verliebet:
Daß ſeine heiſſe Bach
Durch’s Meeres Eingeweid und durch der Erde Schooß/
Wie iſt die Macht der Liebe doch ſo groß!
Durch fluͤcht’ gen Arethuſ’ in Trinacris drang nach;
Wo unter Etnens Klufft
Der Rieſe der vom Blitz erlegt iſt/ und ſelbſt blitzet/
Der Rache Feuer in die Lufft
Und gegen dem verhaßten Himmel ſpritzet.
Derſelbe Fluß bin ich/
Jhr habt von mir gehoͤrt nun aber ſeht ihr mich
Meint euren Augen ihr nicht Glauben zuzuſtellen?
Schaut: ich verendere den vorgewohnten Lauf
Jch kieß ein frembdes Meer/ und halte nun die Wellen
Des Koͤniges der Fluͤſſe auf
Hier mach ich freudig mich herbey/
Wo es mich recht bedunckt ſeh ich hier einen Strand/
Wie weiland war mein ſchoͤn und freyes Vaterland/
Das itzt iſt Magd und Wuͤſteney
Ja/ Mutter/ ja du biſt’s/ Alfeus kennet dich
Ach! ſo erkenne doch/ Arcadien auch/ mich.
Mich dein ſo lieb und hochberuͤhmtes Kind!
Jch ſeh’ es ja/ dis ſein die ſchoͤnen Waͤlder
Und die zur Zeit ſo wohlbekannten Felder
Wo Tugend ihre Wieg’ und auch ihr Grabmahl find’t.
Die guͤldne Zeit verkroch in dieſen Winckel ſich
Als ſie der Welt und Menſchen ſich entſchlug/
Die eiſern ſind/ voll Laſter und Betrug.
Alhier ergetzt die Freyheit mich/
Die ohne Neid und ohne Maaße bluͤhet.
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