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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
265Die Galle schon gesaugt an ihrer Mutter Brüsten.
Nur Muth! denn Zagheit kan den Untergang nicht fristen.

Disalces. Sophonisbe. Adherbal. Hier-
ba. Himilco. Micipsa. Elagabal.

Das Frauenzimmer.
Disalces. Durchlauchtste Königin. Jhr grosser Helden-Geist/
Der dem Verhängnüsse die Spitze selber weißt/
Jhr Felsen-hartes Hertz/ das des Gelückes Schläge
270Kaum als ein Ambos fühlt/ eröfnet mir die Wege/
Macht meinen Kleinmuth keck: daß ich mich untersteh/
(Die Götter wissen es/ wie mir's zu Hertzen geh!)
Jhr/ welche werth: daß sie nur stets auf Rosen giengen/
Nur Seuftzens-schwangern Gruß und herbe Post zubringen.

275
Sophon. Es ist nicht Noth bey der/ die unversehns nicht fällt/
Das man mit Grausamkeit viel hinterm Berge hält/
Den Sarch mit Tulpen blümt/ den Mord mit Thränen decket.
Eröfne: wer uns hat das Sterbens-Ziel gestecket.
Disalces. Die Götter müssen mir wahrhafte Zeugen sein:
280Daß Masanisfa mich voll heisser Hellen-Pein/
Bestürtzt/ verrückt/ halb-tod/ an sie hat absendet.
Sophon. Die Feinde sind erfreut/ wenn man an Hafen lendet.
Disalces. Er ringt selbst nach dem Tod'/ und fleucht so Freund'
als Licht.
Verflucht sich und die Zeit: daß er den Ehschluß nicht/
285Den er ihr theuer schwur/ und noch als heilig preiset/
Vollzihn kan/ und die nur mit Hofnung hat gespeiset/
Der er die Seele selbst/ die noch von Liebe glimmt/
Zur Nahrung/ ja sein Blutt zum Opfer hat bestimmt.
Dis würd' er für ihr Heil den gift gen Ungeziefern/
290Die beyder reine Brunst vertilgen/ willigst liefern;
Ja durch sein kreischend Fleisch besiegeln Eh und Eyd;
Könt es ein Pflaster sein für Tod und Dienstbarkeit.
Ach! aber er beweint der grimmen Römer Sitten/
Die er vergebens sich bemüht hat zu erbitten.
Der
SOPHONISBE.
265Die Galle ſchon geſaugt an ihrer Mutter Bruͤſten.
Nur Muth! denn Zagheit kan den Untergang nicht friſten.

Diſalces. Sophonisbe. Adherbal. Hier-
ba. Himilco. Micipſa. Elagabal.

Das Frauenzimmer.
Diſalces. Durchlauchtſte Koͤnigin. Jhr groſſer Helden-Geiſt/
Der dem Verhaͤngnuͤſſe die Spitze ſelber weißt/
Jhr Felſen-hartes Hertz/ das des Geluͤckes Schlaͤge
270Kaum als ein Ambos fuͤhlt/ eroͤfnet mir die Wege/
Macht meinen Kleinmuth keck: daß ich mich unterſteh/
(Die Goͤtter wiſſen es/ wie mir’s zu Hertzen geh!)
Jhr/ welche werth: daß ſie nur ſtets auf Roſen giengen/
Nur Seuftzens-ſchwangern Gruß und herbe Poſt zubringen.

275
Sophon. Es iſt nicht Noth bey der/ die unverſehns nicht faͤllt/
Das man mit Grauſamkeit viel hinterm Berge haͤlt/
Den Sarch mit Tulpen bluͤmt/ den Mord mit Thraͤnen decket.
Eroͤfne: wer uns hat das Sterbens-Ziel geſtecket.
Diſalces. Die Goͤtter muͤſſen mir wahrhafte Zeugen ſein:
280Daß Maſaniſfa mich voll heiſſer Hellen-Pein/
Beſtuͤrtzt/ verruͤckt/ halb-tod/ an ſie hat abſendet.
Sophon. Die Feinde ſind erfreut/ wenn man an Hafen lendet.
Diſalces. Er ringt ſelbſt nach dem Tod’/ und fleucht ſo Freund’
als Licht.
Verflucht ſich und die Zeit: daß er den Ehſchluß nicht/
285Den er ihr theuer ſchwur/ und noch als heilig preiſet/
Vollzihn kan/ und die nur mit Hofnung hat geſpeiſet/
Der er die Seele ſelbſt/ die noch von Liebe glim̃t/
Zur Nahrung/ ja ſein Blutt zum Opfer hat beſtim̃t.
Dis wuͤrd’ er fuͤr ihr Heil den gift gen Ungeziefern/
290Die beyder reine Brunſt vertilgen/ willigſt liefern;
Ja durch ſein kreiſchend Fleiſch beſiegeln Eh und Eyd;
Koͤnt es ein Pflaſter ſein fuͤr Tod und Dienſtbarkeit.
Ach! aber er beweint der grimmen Roͤmer Sitten/
Die er vergebens ſich bemuͤht hat zu erbitten.
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[86/0123] SOPHONISBE. Die Galle ſchon geſaugt an ihrer Mutter Bruͤſten. Nur Muth! denn Zagheit kan den Untergang nicht friſten. Diſalces. Sophonisbe. Adherbal. Hier- ba. Himilco. Micipſa. Elagabal. Das Frauenzimmer. Diſalces. Durchlauchtſte Koͤnigin. Jhr groſſer Helden-Geiſt/ Der dem Verhaͤngnuͤſſe die Spitze ſelber weißt/ Jhr Felſen-hartes Hertz/ das des Geluͤckes Schlaͤge Kaum als ein Ambos fuͤhlt/ eroͤfnet mir die Wege/ Macht meinen Kleinmuth keck: daß ich mich unterſteh/ (Die Goͤtter wiſſen es/ wie mir’s zu Hertzen geh!) Jhr/ welche werth: daß ſie nur ſtets auf Roſen giengen/ Nur Seuftzens-ſchwangern Gruß und herbe Poſt zubringen. Sophon. Es iſt nicht Noth bey der/ die unverſehns nicht faͤllt/ Das man mit Grauſamkeit viel hinterm Berge haͤlt/ Den Sarch mit Tulpen bluͤmt/ den Mord mit Thraͤnen decket. Eroͤfne: wer uns hat das Sterbens-Ziel geſtecket. Diſalces. Die Goͤtter muͤſſen mir wahrhafte Zeugen ſein: Daß Maſaniſfa mich voll heiſſer Hellen-Pein/ Beſtuͤrtzt/ verruͤckt/ halb-tod/ an ſie hat abſendet. Sophon. Die Feinde ſind erfreut/ wenn man an Hafen lendet. Diſalces. Er ringt ſelbſt nach dem Tod’/ und fleucht ſo Freund’ als Licht. Verflucht ſich und die Zeit: daß er den Ehſchluß nicht/ Den er ihr theuer ſchwur/ und noch als heilig preiſet/ Vollzihn kan/ und die nur mit Hofnung hat geſpeiſet/ Der er die Seele ſelbſt/ die noch von Liebe glim̃t/ Zur Nahrung/ ja ſein Blutt zum Opfer hat beſtim̃t. Dis wuͤrd’ er fuͤr ihr Heil den gift gen Ungeziefern/ Die beyder reine Brunſt vertilgen/ willigſt liefern; Ja durch ſein kreiſchend Fleiſch beſiegeln Eh und Eyd; Koͤnt es ein Pflaſter ſein fuͤr Tod und Dienſtbarkeit. Ach! aber er beweint der grimmen Roͤmer Sitten/ Die er vergebens ſich bemuͤht hat zu erbitten. Der

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/123>, abgerufen am 22.11.2024.