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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
Die Wollust.
545So sol der Spiß dir deinen Hochmuth zahln!
Die Tugend.
So siget/ wer mit gläsern Lantzen streitet!
Die Wollust.
Jch wil dich fälln auch ohne Pfeil und Spieß.
Die Tugend.
Durch ein schön Lied bezaubernde Sirene?
Die Wollust.
Ja/ Orpheus zwingt hierdurch die Finsternüs.
Die Tugend.
550Hört! wie verstimmt mein Griffel ihr Gethöne.
Die Wollust.
Nicht lasse dich durch diesen Bländungs-Dunst
Von meiner Feder-weichen Bahn ableiten.
Mein Bett' ist Seid'/ und durch der Seren Kunst
Laß' ich Damast den meinen so bereiten.
Die Tugend.
555Schaut den Betrug! in dieser Seide sind
Stro/ Nesselkraut/ Dorn/ Disteln/ Stein verstecket.
Die Wollust.
Ja! weil mein Arm hieraus auch Seide spinnt;
Aus Gall und Gift Zibeth und Zucker becket.
Die Tugend.
Was sich der Wurm/ der Molch/ die Schlange rühmt!
Die Wollust.
560Die Gold bekrönt/ und Wurmgespinste kleidet?
Die Tugend.
Die Aeßer sind mit Veilgen oft beblümt.
Die Wollust.
Die Mißgunst schmeht auch Engel/ die sie neidet.
Die Tugend.
Wol! wir wolln bald des Engels Schönheit sehn!
Jch muß ihr den geborgten Rock ausziehen.
Kan
SOPHONISBE.
Die Wolluſt.
545So ſol der Spiß dir deinen Hochmuth zahln!
Die Tugend.
So ſiget/ wer mit glaͤſern Lantzen ſtreitet!
Die Wolluſt.
Jch wil dich faͤlln auch ohne Pfeil und Spieß.
Die Tugend.
Durch ein ſchoͤn Lied bezaubernde Sirene?
Die Wolluſt.
Ja/ Orpheus zwingt hierdurch die Finſternuͤs.
Die Tugend.
550Hoͤrt! wie verſtim̃t mein Griffel ihr Gethoͤne.
Die Wolluſt.
Nicht laſſe dich durch dieſen Blaͤndungs-Dunſt
Von meiner Feder-weichen Bahn ableiten.
Mein Bett’ iſt Seid’/ und durch der Seren Kunſt
Laß’ ich Damaſt den meinen ſo bereiten.
Die Tugend.
555Schaut den Betrug! in dieſer Seide ſind
Stro/ Neſſelkraut/ Dorn/ Diſteln/ Stein verſtecket.
Die Wolluſt.
Ja! weil mein Arm hieraus auch Seide ſpinnt;
Aus Gall und Gift Zibeth und Zucker becket.
Die Tugend.
Was ſich der Wurm/ der Molch/ die Schlange ruͤhmt!
Die Wolluſt.
560Die Gold bekroͤnt/ und Wurmgeſpinſte kleidet?
Die Tugend.
Die Aeßer ſind mit Veilgen oft bebluͤmt.
Die Wolluſt.
Die Mißgunſt ſchmeht auch Engel/ die ſie neidet.
Die Tugend.
Wol! wir wolln bald des Engels Schoͤnheit ſehn!
Jch muß ihr den geborgten Rock ausziehen.
Kan
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[75/0112] SOPHONISBE. Die Wolluſt. So ſol der Spiß dir deinen Hochmuth zahln! Die Tugend. So ſiget/ wer mit glaͤſern Lantzen ſtreitet! Die Wolluſt. Jch wil dich faͤlln auch ohne Pfeil und Spieß. Die Tugend. Durch ein ſchoͤn Lied bezaubernde Sirene? Die Wolluſt. Ja/ Orpheus zwingt hierdurch die Finſternuͤs. Die Tugend. Hoͤrt! wie verſtim̃t mein Griffel ihr Gethoͤne. Die Wolluſt. Nicht laſſe dich durch dieſen Blaͤndungs-Dunſt Von meiner Feder-weichen Bahn ableiten. Mein Bett’ iſt Seid’/ und durch der Seren Kunſt Laß’ ich Damaſt den meinen ſo bereiten. Die Tugend. Schaut den Betrug! in dieſer Seide ſind Stro/ Neſſelkraut/ Dorn/ Diſteln/ Stein verſtecket. Die Wolluſt. Ja! weil mein Arm hieraus auch Seide ſpinnt; Aus Gall und Gift Zibeth und Zucker becket. Die Tugend. Was ſich der Wurm/ der Molch/ die Schlange ruͤhmt! Die Wolluſt. Die Gold bekroͤnt/ und Wurmgeſpinſte kleidet? Die Tugend. Die Aeßer ſind mit Veilgen oft bebluͤmt. Die Wolluſt. Die Mißgunſt ſchmeht auch Engel/ die ſie neidet. Die Tugend. Wol! wir wolln bald des Engels Schoͤnheit ſehn! Jch muß ihr den geborgten Rock ausziehen. Kan

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/112>, abgerufen am 18.12.2024.