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Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673.

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Zuschrifft.
grossen Schauplatze ein Beyspiel aller vollkommenen Fürsten/ und
ein anbethens-würdiges Vorbild der Vollkommenheit bey den Nach-
welt zu seyn; dero Allerdurchlauchtigste Gemahlin aber den vom
Käyser Augustus der wiederkommenden Glückseligkeit gewiedme-
ten Lempel/ ja köstlicher Ertzt und einen herrlichern Stand verdie-
nen/ als welches die Heydnischen Käyser zum Bilde der güldenen
Glückseligkeit
verschmeltzten/ und in ihr Schlaffgemach zu ihrem
Ab-Gotte auffsetzten. Wiewohl Ew. Käyserl. Majest.
mehr güldne Glückseligkeit nicht nur dero Schlaffgemach/ sondern
so gar die Seele zu ihrem Heiligthume erlanget. Ein Ertztenes
Glücks-Bild wahrsagte dem träumenden Balba sein künftiges Käy-
serthum; wie vielmehr haben wir von dieser Glückseligkeit Ew.
Käyserl. Majest. S
tammes und Reiches Außbreitung zu hof-
fen. Galba setzte solch Todes Bild zu Tusculum für einen Ab-Gott
auf/ und opferte selbtem Monatlich; wie viel Hecatomben werden wir
nun nicht der von Ew. Käyserl. Majest. aufgethröneten
lebendigen Glückseligkeit schuldig werden?

Diß Schauspiel entwirfft die Gemüths-Flecken und die zu unse-
rer Zeit sichtbare Verfinsterung eines Ostmannischen Mohnden; umb
durch Ew. Käyserl. Majest. Gegensatz der Welt für Augen
zu stellen: wie jene zwar durch stetige Herrschens-Sucht sich aufblä-
hen; die Sonnen von Oesterreich aber aller Vergrösserung überlegen
sind; und Ew. Käyserl. Majest. nicht nur durch dero Kriegs-
Strahlen/ welche die Rabe und Neutra mit so vielem Türckischen und
dem Sultan Jbrahim selbst nah-anverwandtem Blute angeröthet/
des Machmets Monden verfinstern; sondern auch durch dero reine
Flammen jene beschämen: daß Liebe nichts minder ohne böse Lust/ als
Rosen ohne Dornen/ Diamanten ohne Flecken/ und Gold ohne Kupfer
seyn könne.

Die Corinthier entschuldigten die Künheit ihres dem grossen A-
lexander angebothenen Bürgerrechts: sie hätten es vorhero niemanden/
als dem Hercules angetragen; ich aber verdecke meine Vermässenheit
damit: daß für mir noch keiner Ew. Käyser- und Königl.

Maj.
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Zuſchrifft.
groſſen Schauplatze ein Beyſpiel aller vollkommenen Fuͤrſten/ und
ein anbethens-wuͤrdiges Vorbild der Vollkommenheit bey den Nach-
welt zu ſeyn; dero Allerdurchlauchtigſte Gemahlin aber den vom
Kaͤyſer Auguſtus der wiederkommenden Gluͤckſeligkeit gewiedme-
ten Lempel/ ja koͤſtlicher Ertzt und einen herrlichern Stand verdie-
nen/ als welches die Heydniſchen Kaͤyſer zum Bilde der guͤldenen
Gluͤckſeligkeit
verſchmeltzten/ und in ihr Schlaffgemach zu ihrem
Ab-Gotte auffſetzten. Wiewohl Ew. Kaͤyſerl. Majeſt.
mehr guͤldne Gluͤckſeligkeit nicht nur dero Schlaffgemach/ ſondern
ſo gar die Seele zu ihrem Heiligthume erlanget. Ein Ertztenes
Gluͤcks-Bild wahrſagte dem traͤumenden Balba ſein kuͤnftiges Kaͤy-
ſerthum; wie vielmehr haben wir von dieſer Gluͤckſeligkeit Ew.
Kaͤyſerl. Majeſt. S
tammes und Reiches Außbreitung zu hof-
fen. Galba ſetzte ſolch Todes Bild zu Tuſculum fuͤr einen Ab-Gott
auf/ und opferte ſelbtem Monatlich; wie viel Hecatomben werden wir
nun nicht der von Ew. Kaͤyſerl. Majeſt. aufgethroͤneten
lebendigen Gluͤckſeligkeit ſchuldig werden?

Diß Schauſpiel entwirfft die Gemuͤths-Flecken und die zu unſe-
rer Zeit ſichtbare Verfinſterung eines Oſtmanniſchen Mohnden; umb
durch Ew. Kaͤyſerl. Majeſt. Gegenſatz der Welt fuͤr Augen
zu ſtellen: wie jene zwar durch ſtetige Herrſchens-Sucht ſich aufblaͤ-
hen; die Sonnen von Oeſterreich aber aller Vergroͤſſerung uͤberlegen
ſind; und Ew. Kaͤyſerl. Majeſt. nicht nur durch dero Kriegs-
Strahlen/ welche die Rabe und Neutra mit ſo vielem Tuͤrckiſchen und
dem Sultan Jbrahim ſelbſt nah-anverwandtem Blute angeroͤthet/
des Machmets Monden verfinſtern; ſondern auch durch dero reine
Flammen jene beſchaͤmen: daß Liebe nichts minder ohne boͤſe Luſt/ als
Roſen ohne Dornen/ Diamanten ohne Flecken/ und Gold ohne Kupfer
ſeyn koͤnne.

Die Corinthier entſchuldigten die Kuͤnheit ihres dem groſſen A-
lexander angebothenen Buͤrgerrechts: ſie haͤtten es vorhero niemanden/
als dem Hercules angetragen; ich aber verdecke meine Vermaͤſſenheit
damit: daß fuͤr mir noch keiner Ew. Kaͤyſer- und Koͤnigl.

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[0011] Zuſchrifft. groſſen Schauplatze ein Beyſpiel aller vollkommenen Fuͤrſten/ und ein anbethens-wuͤrdiges Vorbild der Vollkommenheit bey den Nach- welt zu ſeyn; dero Allerdurchlauchtigſte Gemahlin aber den vom Kaͤyſer Auguſtus der wiederkommenden Gluͤckſeligkeit gewiedme- ten Lempel/ ja koͤſtlicher Ertzt und einen herrlichern Stand verdie- nen/ als welches die Heydniſchen Kaͤyſer zum Bilde der guͤldenen Gluͤckſeligkeit verſchmeltzten/ und in ihr Schlaffgemach zu ihrem Ab-Gotte auffſetzten. Wiewohl Ew. Kaͤyſerl. Majeſt. mehr guͤldne Gluͤckſeligkeit nicht nur dero Schlaffgemach/ ſondern ſo gar die Seele zu ihrem Heiligthume erlanget. Ein Ertztenes Gluͤcks-Bild wahrſagte dem traͤumenden Balba ſein kuͤnftiges Kaͤy- ſerthum; wie vielmehr haben wir von dieſer Gluͤckſeligkeit Ew. Kaͤyſerl. Majeſt. Stammes und Reiches Außbreitung zu hof- fen. Galba ſetzte ſolch Todes Bild zu Tuſculum fuͤr einen Ab-Gott auf/ und opferte ſelbtem Monatlich; wie viel Hecatomben werden wir nun nicht der von Ew. Kaͤyſerl. Majeſt. aufgethroͤneten lebendigen Gluͤckſeligkeit ſchuldig werden? Diß Schauſpiel entwirfft die Gemuͤths-Flecken und die zu unſe- rer Zeit ſichtbare Verfinſterung eines Oſtmanniſchen Mohnden; umb durch Ew. Kaͤyſerl. Majeſt. Gegenſatz der Welt fuͤr Augen zu ſtellen: wie jene zwar durch ſtetige Herrſchens-Sucht ſich aufblaͤ- hen; die Sonnen von Oeſterreich aber aller Vergroͤſſerung uͤberlegen ſind; und Ew. Kaͤyſerl. Majeſt. nicht nur durch dero Kriegs- Strahlen/ welche die Rabe und Neutra mit ſo vielem Tuͤrckiſchen und dem Sultan Jbrahim ſelbſt nah-anverwandtem Blute angeroͤthet/ des Machmets Monden verfinſtern; ſondern auch durch dero reine Flammen jene beſchaͤmen: daß Liebe nichts minder ohne boͤſe Luſt/ als Roſen ohne Dornen/ Diamanten ohne Flecken/ und Gold ohne Kupfer ſeyn koͤnne. Die Corinthier entſchuldigten die Kuͤnheit ihres dem groſſen A- lexander angebothenen Buͤrgerrechts: ſie haͤtten es vorhero niemanden/ als dem Hercules angetragen; ich aber verdecke meine Vermaͤſſenheit damit: daß fuͤr mir noch keiner Ew. Kaͤyſer- und Koͤnigl. Maj. )( iij

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_ibrahim_1673/11>, abgerufen am 24.11.2024.