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Lohenstein, Daniel Casper von: Anmerckungen über Herrn Daniel Caspers von Lohenstein Arminius. [Bd. 3]. Leipzig, 1690.

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Anmerckungen.
[Spaltenumbruch] ren/ noch erdichteten Nahmen benennte wahr-
haffte Personen zu errathen/ dürffte manchem
schwer genug gefallen seyn; weßwegen dem-
selben nicht unangenehm seyn wird/ daß man
in denen bald folgenden absonderlichen An-
merckungen/
solche Mühe ihm zu ersparen/ an
gehörigen Oertern geflissen gewesen ist.

Die ausdrücklich-angeführten Nahmen
aber sind dreyerley Art/ und haben entweder
nirgends/ oder allenthalben/ oder nur da
und dort eine verdeckte Bedeutung. Zur
ersten Art gehören die meisten Haupt-Per-
sonen
(b) und die ihnen bekant und bedient
gewesen/ (c) deßgleichen alle/ (d) derer Nah-
men ietztbesagten Alters halben haben bewust
seyn/ und daher in ihren Gesprächen gemeldet
werden können. Und von diesen allen ist un-
nöthig gewesen in denen absonderlichen An-
merckungen
etwas zu gedencken; weil entwe-
der solche dem Leser bekant seyn/ oder doch aus
des Hoffmanns/ Lloyds/ Stephani und anderen
Lexicis leichtlich bekant werden können. Dan-
nenhero/ wenn der geneigte Leser über den und
jenen Nahmen am gehörigen Blate in offt-ge-
dachten absonderlichen Anmerckungen nichts
angemerckt finden solte/ soll er wissen/ daß er
solchen Nahmen zu dieser ersten Gattung rech-
nen müsse. Wolte man nun auch diesen Per-
[Spaltenumbruch] sonen eine geheime Bedeutung aufdichten und
also aus der Liebes-Geschichte ein blosses Rätzel
machen/ würde man des Verfassers Absehen
eben so grosse Gewalt thun/ als jener dem Gva-
rini/ der dessen Pastor Fido, der vor seine Liebste
sich aufopffern lassen will/ auf den vor seine ge-
liebte Gemeine sterbenden Christus gedeutet/
oder andere dem Virgilius/ die seine vierdte
Eclogam auf Christi Geburt gezogen; Aller-
seits nicht ohne Nachsinnen/ schwerlich aber nach
des Guarini oder Virgilius eigenen Sinn und
Meynung.

Zur andern Gattung gehören lauter sol-
che Personen/ von denen in deren absonderli-
chen Anmerckungen
ein genugsamer Bericht
erstattet worden; Zum Exempel: Valusce-
nes/
(e) Mars/ (f) Facsarif/ (g) Sekkes/
(h) Tirchanis/ (i) Asteloth/ (k) Gotart/ (l)
Gunholm (m)/ und so weiter.

Die zur dritten Art gehörigen hat man
in denen Anmerckungen mit Fleiß übergan-
gen/ wenn kein geheimer Verstand darunter
steckt; Hingegen aber erkläret/ wenn unter sol-
chen alten Nahmen etwas neues verborgen
liegt. Wie beym Marbod/ (n) Cariovalda/ (o)
Aembrich (p) und dergleichen zu sehen seyn
wird.

Hier-
(b) Zum Exempel: Thußnelda/ Asblaste/ Arpus/ Ga-
nasch/ Melo/ Jsmene/ Leitholde/ Arngrim/
Erato/ Augustus/ Tiberius/ Germanicus/
Rhemetalces/ Zeno/ Flavius/
u. s. w.
(c) Adgandester/ Salonine/ Slawata/ Schweinitz/
die Gräfin von der Lippe/ und dergleichen.
(d) Alexander der Grosse/ Scipio/ Hannsbal/ Marius/
Bojorich/ Plato/ Aristoreles/ Herostratus/
u.
a. m.
(e) Das ist: Wenceslaus/ Böhmischer Erb-Printz.
(f) Das ist: Rudolph/ wie auch Albrecht von Oesterreich/
Käyser Rudolph des I. Söhne.
(g) Fairfax.
(h) Essex.
(i) Christina Königin in Schweden.
(k) Der Graf von Athol (oder Atholes.)
(l) Gustav Adolph/ König in Schweden.
(m) Gustav Horn.
(n) So ferne er wider Briton seinen Herrn einen Aufruhr
erwecket/ ist er Olivier Cromwell; so ferne er den
Bojen-König Critasir vertreibet/ ist er Carl Gu-
stav
König in Schweden; so ferne er aber mit de-
nen Römern/ Cheruscern/ Gothonen/ Semno-
nern
zu streiten hat/ ist er nichts mehr/ als der Maro-
boduus
beym Cornelius Tacitus.
(o) Dieser ist I. Theil p. 365. der Printz von Uranien/ (nun-
mehr König von Engeland) Wilhelm Heinrich;
sonst nichts mehr/ als der bey dem Tacitus erwehnete
Fürst der Bataver Cariovalda.
(p) So ferne er mit dem Julius Cäsar Händel hat und Catti-
volck
sein Bruder/ Jngviomer sein Sohn/ Asbla-
ste
seine Schwieger-Tochter/ Herrmann sein Enckel
ist/ ist er der alte beym Cäsar gedachte Ambtorir/
Hertzog derer Lande/ so heute zu Tage Braunschweig
und Lüneburg heissen/ so ferne er aber den Löwen-
muth
zum Sohn und die Teutsche Feldherrschafft
hat/ auch mit Arabarn/ Briton und Gotarten krie-
get/ so ferne ist er Ferdmand II. Römischer Käyser.
b

Anmerckungen.
[Spaltenumbruch] ren/ noch erdichteten Nahmen benennte wahr-
haffte Perſonen zu errathen/ duͤrffte manchem
ſchwer genug gefallen ſeyn; weßwegen dem-
ſelben nicht unangenehm ſeyn wird/ daß man
in denen bald folgenden abſonderlichen An-
merckungen/
ſolche Muͤhe ihm zu erſparen/ an
gehoͤrigen Oertern gefliſſen geweſen iſt.

Die ausdruͤcklich-angefuͤhrten Nahmen
aber ſind dreyerley Art/ und haben entweder
nirgends/ oder allenthalben/ oder nur da
und dort eine verdeckte Bedeutung. Zur
erſten Art gehoͤren die meiſten Haupt-Per-
ſonen
(b) und die ihnen bekant und bedient
geweſen/ (c) deßgleichen alle/ (d) derer Nah-
men ietztbeſagten Alters halben haben bewuſt
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werden koͤnnen. Und von dieſen allen iſt un-
noͤthig geweſen in denen abſonderlichen An-
merckungen
etwas zu gedencken; weil entwe-
der ſolche dem Leſer bekant ſeyn/ oder doch aus
des Hoffmanns/ Lloyds/ Stephani und anderen
Lexicis leichtlich bekant werden koͤnnen. Dan-
nenhero/ wenn der geneigte Leſer uͤber den und
jenen Nahmen am gehoͤrigen Blate in offt-ge-
dachten abſondeꝛlichen Anmeꝛckungen nichts
angemerckt finden ſolte/ ſoll er wiſſen/ daß er
ſolchen Nahmen zu dieſer erſten Gattung rech-
nen muͤſſe. Wolte man nun auch dieſen Per-
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machen/ wuͤrde man des Verfaſſers Abſehen
eben ſo groſſe Gewalt thun/ als jener dem Gva-
rini/ der deſſen Paſtor Fido, der vor ſeine Liebſte
ſich aufopffern laſſen will/ auf den vor ſeine ge-
liebte Gemeine ſterbenden Chriſtus gedeutet/
oder andere dem Virgilius/ die ſeine vierdte
Eclogam auf Chriſti Geburt gezogen; Aller-
ſeits nicht ohne Nachſinnen/ ſchwerlich aber nach
des Guarini oder Virgilius eigenen Sinn und
Meynung.

Zur andern Gattung gehoͤren lauter ſol-
che Perſonen/ von denen in deren abſonderli-
chen Anmerckungen
ein genugſamer Bericht
erſtattet worden; Zum Exempel: Valuſce-
nes/
(e) Mars/ (f) Facſarif/ (g) Sekkes/
(h) Tirchanis/ (i) Aſteloth/ (k) Gotart/ (l)
Gunholm (m)/ und ſo weiter.

Die zur dritten Art gehoͤrigen hat man
in denen Anmerckungen mit Fleiß uͤbergan-
gen/ wenn kein geheimer Verſtand darunter
ſteckt; Hingegen aber erklaͤret/ wenn unter ſol-
chen alten Nahmen etwas neues verborgen
liegt. Wie beym Maꝛbod/ (n) Caꝛiovalda/ (o)
Aembrich (p) und dergleichen zu ſehen ſeyn
wird.

Hier-
(b) Zum Exempel: Thußnelda/ Asblaſte/ Arpus/ Ga-
naſch/ Melo/ Jſmene/ Leitholde/ Arngrim/
Erato/ Auguſtus/ Tiberius/ Germanicus/
Rhemetalces/ Zeno/ Flavius/
u. ſ. w.
(c) Adgandeſter/ Salonine/ Slawata/ Schweinitz/
die Graͤfin von der Lippe/ und dergleichen.
(d) Alexander der Groſſe/ Scipio/ Hannſbal/ Marius/
Bojorich/ Plato/ Ariſtoreles/ Heroſtratus/
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a. m.
(e) Das iſt: Wenceslaus/ Boͤhmiſcher Erb-Printz.
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(g) Fairfax.
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(k) Der Graf von Athol (oder Atholes.)
(l) Guſtav Adolph/ Koͤnig in Schweden.
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(n) So ferne er wider Briton ſeinen Herrn einen Aufruhr
erwecket/ iſt er Olivier Cromwell; ſo ferne er den
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ſtav
Koͤnig in Schweden; ſo ferne er aber mit de-
nen Roͤmern/ Cheruſcern/ Gothonen/ Semno-
nern
zu ſtreiten hat/ iſt er nichts mehr/ als der Maro-
boduus
beym Cornelius Tacitus.
(o) Dieſer iſt I. Theil p. 365. der Printz von Uranien/ (nun-
mehr Koͤnig von Engeland) Wilhelm Heinrich;
ſonſt nichts mehr/ als der bey dem Tacitus erwehnete
Fuͤrſt der Bataver Cariovalda.
(p) So ferne er mit dem Julius Caͤſar Haͤndel hat und Catti-
volck
ſein Bruder/ Jngviomer ſein Sohn/ Asbla-
ſte
ſeine Schwieger-Tochter/ Herrmann ſein Enckel
iſt/ iſt er der alte beym Caͤſar gedachte Ambtorir/
Hertzog derer Lande/ ſo heute zu Tage Braunſchweig
und Luͤneburg heiſſen/ ſo ferne er aber den Loͤwen-
muth
zum Sohn und die Teutſche Feldherrſchafft
hat/ auch mit Arabarn/ Briton und Gotarten krie-
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[9/0009] Anmerckungen. ren/ noch erdichteten Nahmen benennte wahr- haffte Perſonen zu errathen/ duͤrffte manchem ſchwer genug gefallen ſeyn; weßwegen dem- ſelben nicht unangenehm ſeyn wird/ daß man in denen bald folgenden abſonderlichen An- merckungen/ ſolche Muͤhe ihm zu erſparen/ an gehoͤrigen Oertern gefliſſen geweſen iſt. Die ausdruͤcklich-angefuͤhrten Nahmen aber ſind dreyerley Art/ und haben entweder nirgends/ oder allenthalben/ oder nur da und dort eine verdeckte Bedeutung. Zur erſten Art gehoͤren die meiſten Haupt-Per- ſonen (b) und die ihnen bekant und bedient geweſen/ (c) deßgleichen alle/ (d) derer Nah- men ietztbeſagten Alters halben haben bewuſt ſeyn/ und daher in ihren Geſpraͤchen gemeldet werden koͤnnen. Und von dieſen allen iſt un- noͤthig geweſen in denen abſonderlichen An- merckungen etwas zu gedencken; weil entwe- der ſolche dem Leſer bekant ſeyn/ oder doch aus des Hoffmanns/ Lloyds/ Stephani und anderen Lexicis leichtlich bekant werden koͤnnen. Dan- nenhero/ wenn der geneigte Leſer uͤber den und jenen Nahmen am gehoͤrigen Blate in offt-ge- dachten abſondeꝛlichen Anmeꝛckungen nichts angemerckt finden ſolte/ ſoll er wiſſen/ daß er ſolchen Nahmen zu dieſer erſten Gattung rech- nen muͤſſe. Wolte man nun auch dieſen Per- ſonen eine geheime Bedeutung aufdichten und alſo aus der Liebes-Geſchichte ein bloſſes Raͤtzel machen/ wuͤrde man des Verfaſſers Abſehen eben ſo groſſe Gewalt thun/ als jener dem Gva- rini/ der deſſen Paſtor Fido, der vor ſeine Liebſte ſich aufopffern laſſen will/ auf den vor ſeine ge- liebte Gemeine ſterbenden Chriſtus gedeutet/ oder andere dem Virgilius/ die ſeine vierdte Eclogam auf Chriſti Geburt gezogen; Aller- ſeits nicht ohne Nachſinnen/ ſchwerlich aber nach des Guarini oder Virgilius eigenen Sinn und Meynung. Zur andern Gattung gehoͤren lauter ſol- che Perſonen/ von denen in deren abſonderli- chen Anmerckungen ein genugſamer Bericht erſtattet worden; Zum Exempel: Valuſce- nes/ (e) Mars/ (f) Facſarif/ (g) Sekkes/ (h) Tirchanis/ (i) Aſteloth/ (k) Gotart/ (l) Gunholm (m)/ und ſo weiter. Die zur dritten Art gehoͤrigen hat man in denen Anmerckungen mit Fleiß uͤbergan- gen/ wenn kein geheimer Verſtand darunter ſteckt; Hingegen aber erklaͤret/ wenn unter ſol- chen alten Nahmen etwas neues verborgen liegt. Wie beym Maꝛbod/ (n) Caꝛiovalda/ (o) Aembrich (p) und dergleichen zu ſehen ſeyn wird. Hier- (b) Zum Exempel: Thußnelda/ Asblaſte/ Arpus/ Ga- naſch/ Melo/ Jſmene/ Leitholde/ Arngrim/ Erato/ Auguſtus/ Tiberius/ Germanicus/ Rhemetalces/ Zeno/ Flavius/ u. ſ. w. (c) Adgandeſter/ Salonine/ Slawata/ Schweinitz/ die Graͤfin von der Lippe/ und dergleichen. (d) Alexander der Groſſe/ Scipio/ Hannſbal/ Marius/ Bojorich/ Plato/ Ariſtoreles/ Heroſtratus/ u. a. m. (e) Das iſt: Wenceslaus/ Boͤhmiſcher Erb-Printz. (f) Das iſt: Rudolph/ wie auch Albrecht von Oeſterreich/ Kaͤyſer Rudolph des I. Soͤhne. (g) Fairfax. (h) Eſſex. (i) Chriſtina Koͤnigin in Schweden. (k) Der Graf von Athol (oder Atholes.) (l) Guſtav Adolph/ Koͤnig in Schweden. (m) Guſtav Horn. (n) So ferne er wider Briton ſeinen Herrn einen Aufruhr erwecket/ iſt er Olivier Cromwell; ſo ferne er den Bojen-Koͤnig Critaſir vertreibet/ iſt er Carl Gu- ſtav Koͤnig in Schweden; ſo ferne er aber mit de- nen Roͤmern/ Cheruſcern/ Gothonen/ Semno- nern zu ſtreiten hat/ iſt er nichts mehr/ als der Maro- boduus beym Cornelius Tacitus. (o) Dieſer iſt I. Theil p. 365. der Printz von Uranien/ (nun- mehr Koͤnig von Engeland) Wilhelm Heinrich; ſonſt nichts mehr/ als der bey dem Tacitus erwehnete Fuͤrſt der Bataver Cariovalda. (p) So ferne er mit dem Julius Caͤſar Haͤndel hat und Catti- volck ſein Bruder/ Jngviomer ſein Sohn/ Asbla- ſte ſeine Schwieger-Tochter/ Herrmann ſein Enckel iſt/ iſt er der alte beym Caͤſar gedachte Ambtorir/ Hertzog derer Lande/ ſo heute zu Tage Braunſchweig und Luͤneburg heiſſen/ ſo ferne er aber den Loͤwen- muth zum Sohn und die Teutſche Feldherrſchafft hat/ auch mit Arabarn/ Briton und Gotarten krie- get/ ſo ferne iſt er Ferdmand II. Roͤmiſcher Kaͤyſer. b

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Anmerckungen über Herrn Daniel Caspers von Lohenstein Arminius. [Bd. 3]. Leipzig, 1690, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr03_1690/9>, abgerufen am 21.11.2024.