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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Sechstes Buch
[Spaltenumbruch] und liessen den Syphax in Africa alleine baden.
Welches zwar ein gemeiner Streich der Bund-
genossen/ aber auch die Ursache ihrer Trennun-
gen ist. Also machte auch der dieses wahrneh-
mende Syphax mit Carthago Friede und
Bündnüs. Welcher Botschafft es dahin ver-
mittelte: daß König Gala alles dis/ was er und
sein Sohn Masanissa eingenommen hatten/ dem
Syphax/ wiewol nicht ohne Unwillen erstatten
muste. Wordurch Carthago eben so wol ver-
stieß; Sintemal sie zwar einen laulichten Freund
am Syphax erwarb/ behielt aber einen der ihm
ihre Wolfarth mit Ernst angelegen seyn ließ/
wo nicht alsbald in Waffen/ doch im Gemüthe
am Gala verlohr. Dieses spürte der schlaue
Scipio aus; schickte daher den Loelius nach Cir-
tha zum Syphax/ welcher ihn durch reiche Ge-
schencke auf guten Weg/ iedoch/ weil er sich mit
iemand anderm als dem Römischen Feldhaupt-
mann einen Bund zu schlüssen/ viel zu hoch
deuchtete/ zu keinem völligen Schlusse brachte.
Scipio und Lölius setzten sich auf zwey Kriegs-
Schiffe/ und fuhren mit so grosser Verwegen-
heit als Gefahr nach Cirtha/ weil sie kaum etliche
Augenblicke für Asdrubaln/ der auf der andern
Seite mit fünff Kriegs-Schiffen eben dahin se-
gelte/ in Hafen einlief. Syphax bewillkommte
beyde Kriegs- Häupter mit gleicher Ehre;
brachte es auch so weit: daß Scipio und Asdru-
bal nicht allein an einer Taffel mit ihm speiseten/
sondern auch in einem Bette lagen; Hingegen
Scipio mit seiner gleichsam aller Menschen
Gemüther bezaubernden Freindligkeit so weit:
daß der die neue Wolthat/ aber nicht die alte Be-
leidigung vergessende Syphax Asdrubaln mit
leeren Worten speisete/ mit dem Scipio aber ein
Bündnüß machte/ und selbtem/ wenn er in Afri-
ca aussetzen würde/ mächtigen Beystand ver-
sprach. Gleichwol aber ward so wol auff ein-
als der andern Seite das Spiel durch neue Zu-
fälle verrückt. Denn als Masanissa noch in
Hispanien für Carthago Krieg führte/ starb sein
[Spaltenumbruch] Vater König Gala; diesem folgte im Reiche
sein Bruder Desalces/ des Deutschen Fürsten
Narvas jüngster Sohn. Er starb aber kurtz
hierauf; und kam sein ältester Sohn Capusa zur
Krone. Es war aber in selbigem Reiche ein
ziemlich mächtiger Fürst Mezetul/ des Königs
Ergamenes Tochter Sohn/ welcher dem ge-
genwärtigen Königlichen Geschlechte Spin-
nen-feind war. Dieser mahlte dem Adel die
Schande: daß ein Ausländer mit seinen Kin-
dern über die Edlen Numidier herrschen solte/
dem Pöfel aber die bisher ertragene Kriegs-Be-
schwerden für; brachte es auch so weit: daß das
Reich sich spaltete. Das aber für den Fürsten
Capusa stehende schwächere Theil ward mit
samt ihm und den andern Söhnen des Königs
Desalces erwürget. Wiewol er nun mehrmals
sich verlauten ließ: daß er/ als Königs Ergame-
nes Enckel/ der nechste Stul-Erbe wäre; so
gaben diesem Ausspruche doch die Reichs-
Stände schlechtes Gehöre/ sondern sie zielten
auf den seiner Tapfferkeit halber so berühmten
Masanissa. Mezetul erschrack hierüber nicht
wenig; daher suchte er in Wahrnehmung: daß
er es schwerlich schaffen würde/ sich selbst zum Kö-
nige zu machen/ durch eine andere Arglist das
Hefft in die Hände zu kriegen; schlug sich also
auf die Seite des funffzehn-jährigen Fürsten La-
cumaces/ und weil dieser des Fürsten Narvas/
als ältesten Bruders Sohn war/ behauptete er:
daß er Masanissen/ als des jüngern Bruders
Gala Sohne/ von Rechtswegen fürzuziehen
wäre. Uber diß vermählte er ihm zu Unter-
stützung seines Reiches des Königes Desalces
Wittib/ Amilcars Tochter und Annibals
Schwester Dido/ verband sich mit seinem
Schwager Syphax aufs festeste. Masanissa/
als er seines Vettern Desalces und Capusa Tod
vernahm/ setzte aus Hispanien in Mauritanien
über; und bat bey desselbten Könige Bochar
4000. Mann zu Einnehmung des väterlichen
Königreichs aus. An der Gräntze bewillkomm-

ten

Sechſtes Buch
[Spaltenumbruch] und lieſſen den Syphax in Africa alleine baden.
Welches zwar ein gemeiner Streich der Bund-
genoſſen/ aber auch die Urſache ihrer Trennun-
gen iſt. Alſo machte auch der dieſes wahrneh-
mende Syphax mit Carthago Friede und
Buͤndnuͤs. Welcher Botſchafft es dahin ver-
mittelte: daß Koͤnig Gala alles dis/ was er und
ſein Sohn Maſaniſſa eingenom̃en hatten/ dem
Syphax/ wiewol nicht ohne Unwillen erſtatten
muſte. Wordurch Carthago eben ſo wol ver-
ſtieß; Sintemal ſie zwaꝛ einen laulichten Freund
am Syphax erwarb/ behielt aber einen der ihm
ihre Wolfarth mit Ernſt angelegen ſeyn ließ/
wo nicht alsbald in Waffen/ doch im Gemuͤthe
am Gala verlohr. Dieſes ſpuͤrte der ſchlaue
Scipio aus; ſchickte daher den Loelius nach Cir-
tha zum Syphax/ welcher ihn durch reiche Ge-
ſchencke auf guten Weg/ iedoch/ weil er ſich mit
iemand anderm als dem Roͤmiſchen Feldhaupt-
mann einen Bund zu ſchluͤſſen/ viel zu hoch
deuchtete/ zu keinem voͤlligen Schluſſe brachte.
Scipio und Loͤlius ſetzten ſich auf zwey Kriegs-
Schiffe/ und fuhren mit ſo groſſer Verwegen-
heit als Gefahr nach Cirtha/ weil ſie kaum etliche
Augenblicke fuͤr Asdrubaln/ der auf der andern
Seite mit fuͤnff Kriegs-Schiffen eben dahin ſe-
gelte/ in Hafen einlief. Syphax bewillkom̃te
beyde Kriegs- Haͤupter mit gleicher Ehre;
brachte es auch ſo weit: daß Scipio und Asdru-
bal nicht allein an einer Taffel mit ihm ſpeiſeten/
ſondern auch in einem Bette lagen; Hingegen
Scipio mit ſeiner gleichſam aller Menſchen
Gemuͤther bezaubernden Freindligkeit ſo weit:
daß der die neue Wolthat/ aber nicht die alte Be-
leidigung vergeſſende Syphax Asdrubaln mit
leeren Worten ſpeiſete/ mit dem Scipio aber ein
Buͤndnuͤß machte/ und ſelbtem/ wenn er in Afri-
ca ausſetzen wuͤrde/ maͤchtigen Beyſtand ver-
ſprach. Gleichwol aber ward ſo wol auff ein-
als der andern Seite das Spiel durch neue Zu-
faͤlle verruͤckt. Denn als Maſaniſſa noch in
Hiſpanien fuͤr Carthago Krieg fuͤhrte/ ſtarb ſein
[Spaltenumbruch] Vater Koͤnig Gala; dieſem folgte im Reiche
ſein Bruder Deſalces/ des Deutſchen Fuͤrſten
Narvas juͤngſter Sohn. Er ſtarb aber kurtz
hierauf; und kam ſein aͤlteſter Sohn Capuſa zur
Krone. Es war aber in ſelbigem Reiche ein
ziemlich maͤchtiger Fuͤrſt Mezetul/ des Koͤnigs
Ergamenes Tochter Sohn/ welcher dem ge-
genwaͤrtigen Koͤniglichen Geſchlechte Spin-
nen-feind war. Dieſer mahlte dem Adel die
Schande: daß ein Auslaͤnder mit ſeinen Kin-
dern uͤber die Edlen Numidier herrſchen ſolte/
dem Poͤfel aber die bisher ertragene Kriegs-Be-
ſchwerden fuͤr; brachte es auch ſo weit: daß das
Reich ſich ſpaltete. Das aber fuͤr den Fuͤrſten
Capuſa ſtehende ſchwaͤchere Theil ward mit
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Deſalces erwuͤrget. Wiewol er nun mehrmals
ſich verlauten ließ: daß er/ als Koͤnigs Ergame-
nes Enckel/ der nechſte Stul-Erbe waͤre; ſo
gaben dieſem Ausſpruche doch die Reichs-
Staͤnde ſchlechtes Gehoͤre/ ſondern ſie zielten
auf den ſeiner Tapfferkeit halber ſo beruͤhmten
Maſaniſſa. Mezetul erſchrack hieruͤber nicht
wenig; daher ſuchte er in Wahrnehmung: daß
er es ſchweꝛlich ſchaffen wuͤꝛde/ ſich ſelbſt zum Koͤ-
nige zu machen/ durch eine andere Argliſt das
Hefft in die Haͤnde zu kriegen; ſchlug ſich alſo
auf die Seite des funffzehn-jaͤhrigen Fuͤrſten La-
cumaces/ und weil dieſer des Fuͤrſten Narvas/
als aͤlteſten Bruders Sohn war/ behauptete er:
daß er Maſaniſſen/ als des juͤngern Bruders
Gala Sohne/ von Rechtswegen fuͤrzuziehen
waͤre. Uber diß vermaͤhlte er ihm zu Unter-
ſtuͤtzung ſeines Reiches des Koͤniges Deſalces
Wittib/ Amilcars Tochter und Annibals
Schweſter Dido/ verband ſich mit ſeinem
Schwager Syphax aufs feſteſte. Maſaniſſa/
als er ſeines Vettern Deſalces und Capuſa Tod
vernahm/ ſetzte aus Hiſpanien in Mauritanien
uͤber; und bat bey deſſelbten Koͤnige Bochar
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Koͤnigreichs aus. An der Graͤntze bewillkom̃-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 848[850]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/910>, abgerufen am 24.11.2024.