Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Sechstes Buch [Spaltenumbruch]
folgte auch mit den Legionen nach. Hingegenschickte Annibal Asdrubaln die Numidier zu Hülffe; als aber beyde Theile hitzig auf einander traffen/ fiel Mago/ Maharbal und Matalus den Römern in Rücken und in die Seiten/ brachten also das gantze Heer des Minutius in Verwirrung. Wäre nun der verachtete Fa- bius dem vermessenen Minutius nicht zum Entsatze kommen/ so würde es abermals um das gantze Römische Heer gethan gewest seyn; wie- wol Minutius ohne diß über 6000. Mann im Stiche ließ. Daher er sich und sein gantzes Heer freywillig dem Fabius unterwarf/ und mit allgemeinem Schaden lernte: daß im Kriege öffter durch Ubereilung/ als durch Langsamkeit gefehlt werde. Nach Auswinterung des Hee- res/ da inzwischen die Römer unter den neuen Bürgermeistern Lueius Emilius/ und Cajus Terentius/ wie auch dem Cneus Servilius oh- ne die Hülffsvölcker acht Legionen zusammen gezogen hatten/ überrumpelte Magilus das Schloß zu Canna an dem Flusse Aufidus/ in welches die Römer aus der Stadt Canusium al- len Vorrath geführt hatten. Weil nun dero- gestalt der Römer Bundgenossen vom Feinde gäntzlich ausgesogen/ und nunmehr durch so langsamen Krieg zu wancken veranlast wurden/ schickte der Rath beyde Bürgermeister ins Feld/ mit Befehl zu schlagen. Emilius und Teren- tius/ welche einen Tag um den andern Befehl ertheilten/ zwisteten sich aber alsbald/ weil jener im flachen Felde mit dem Feinde nicht treffen wolte; dieser aber an seinem Tage das Heer harte für des Feindes Läger führte/ und mit selb- tem ein ziemlich glückliches Gefechte hielt. Weil nun Emilius folgenden Tag/ wie gerne er gewolt/ sein Heer nicht zurücke ziehen konte/ verschantzte er sein Läger nicht weit vom Flusse Aufidus. Annibal hingegen wolte sich der für seine Reuterey so vortheilhafften Fläche in alle wege bedienen/ stellte am Strome sein des Nachts wol gewartetes Heer in Schlacht-Ord- [Spaltenumbruch] nung. Als aber die Römer in ihrem Lager blieben/ ließ er durch die schnellen Numidier die waßerholenden Römer unaufhörlich anfallen. Terentius/ welchen die Begierde zu schlagen/ oder vielmehr das Verhängnüß zu verspielen wie eine Natter im Busen nagte/ führte folgen- den Tag mit dem ersten Lichte sein Heer/ wel- ches in 80000. Mann Fußvolck/ und 6000. Reutern bestand/ aus beyden Römischen Lä- gern/ stellte selbtes recht gegen Sud in Schlacht- Ordnung/ die Römische Reuterey setzte er un- term Emilius am Flusse Aufidus in rechten/ die Hülffsvölcker unter sich selbst in lincken Flügel; Marcus und Cneus die gewesten Bürgermeister führten in der Mitte das Fußvolck. Der freu- dige Hannibal hingegen stellte unter dem Für- sten Magilus und Asdrubal die Spanische/ Deutsche und der Gallier Reuterey im lincken Flügel/ und ihnen an die Seite die Mohren. Jm rechten Flügel führte Hanno und Mahar- bal die Numidier. Jn der Mitte stellte er das Deutsche und Hispanische Fußvolck unter dem Mago und Matalus in eine Spitze/ die Afri- caner aber hinter denselbten führte er Dietrich/ und die hertzhaffte Chlotildis in einer dienlichen Breite; welche alle nunmehr mit Römischen Waffen versehn waren; wiewol gleichwol eine ziemliche Menge Deutschen und Gallier gantz nackt fochten. Jm lincken Flügel stritt die Reuterey mit unverwendeten Pferden unab- läßlich Mann für Mann gegen einander; ja auch denen die Pferde erlegt wurden/ standen wie Mauern/ und fochten aufs grausamste zu Fusse; also: daß nach dem die Deutschen und Hispanier die Oberhand erhielten/ von den Rö- mern schier nicht ein Reuter entran. Das Rö- mische Fußvolck hingegen drang nach einer tapfern Gegenwehr und weil so wol Fürst Ma- talus hefftig verwundet ward/ zwischen die zu- gespitzte Schlacht-Ordnung durch das Deut- sche und Hispanische Fußvolck. Alleine sie verfielen hier allererst auf Hannibals/ Dietrichs und
Sechſtes Buch [Spaltenumbruch]
folgte auch mit den Legionen nach. Hingegenſchickte Annibal Asdrubaln die Numidier zu Huͤlffe; als aber beyde Theile hitzig auf einander traffen/ fiel Mago/ Maharbal und Matalus den Roͤmern in Ruͤcken und in die Seiten/ brachten alſo das gantze Heer des Minutius in Verwirrung. Waͤre nun der verachtete Fa- bius dem vermeſſenen Minutius nicht zum Entſatze kommen/ ſo wuͤrde es abermals um das gantze Roͤmiſche Heer gethan geweſt ſeyn; wie- wol Minutius ohne diß uͤber 6000. Mann im Stiche ließ. Daher er ſich und ſein gantzes Heeꝛ freywillig dem Fabius unterwarf/ und mit allgemeinem Schaden lernte: daß im Kriege oͤffter durch Ubereilung/ als durch Langſamkeit gefehlt werde. Nach Auswinterung des Hee- res/ da inzwiſchen die Roͤmer unter den neuen Buͤrgermeiſtern Lueius Emilius/ und Cajus Terentius/ wie auch dem Cneus Servilius oh- ne die Huͤlffsvoͤlcker acht Legionen zuſammen gezogen hatten/ uͤberrumpelte Magilus das Schloß zu Canna an dem Fluſſe Aufidus/ in welches die Roͤmer aus der Stadt Canuſium al- len Vorrath gefuͤhrt hatten. Weil nun dero- geſtalt der Roͤmer Bundgenoſſen vom Feinde gaͤntzlich ausgeſogen/ und nunmehr durch ſo langſamen Krieg zu wancken veranlaſt wurden/ ſchickte der Rath beyde Buͤrgermeiſter ins Feld/ mit Befehl zu ſchlagen. Emilius und Teren- tius/ welche einen Tag um den andern Befehl ertheilten/ zwiſteten ſich aber alsbald/ weil jener im flachen Felde mit dem Feinde nicht treffen wolte; dieſer aber an ſeinem Tage das Heer harte fuͤr des Feindes Laͤger fuͤhrte/ und mit ſelb- tem ein ziemlich gluͤckliches Gefechte hielt. Weil nun Emilius folgenden Tag/ wie gerne er gewolt/ ſein Heer nicht zuruͤcke ziehen konte/ verſchantzte er ſein Laͤger nicht weit vom Fluſſe Aufidus. Annibal hingegen wolte ſich der fuͤr ſeine Reuterey ſo vortheilhafften Flaͤche in alle wege bedienen/ ſtellte am Strome ſein des Nachts wol gewartetes Heer in Schlacht-Ord- [Spaltenumbruch] nung. Als aber die Roͤmer in ihrem Lager blieben/ ließ er durch die ſchnellen Numidier die waßerholenden Roͤmer unaufhoͤrlich anfallen. Terentius/ welchen die Begierde zu ſchlagen/ oder vielmehr das Verhaͤngnuͤß zu verſpielen wie eine Natter im Buſen nagte/ fuͤhrte folgen- den Tag mit dem erſten Lichte ſein Heer/ wel- ches in 80000. Mann Fußvolck/ und 6000. Reutern beſtand/ aus beyden Roͤmiſchen Laͤ- geꝛn/ ſtellte ſelbtes recht gegen Sud in Schlacht- Ordnung/ die Roͤmiſche Reuterey ſetzte er un- term Emilius am Fluſſe Aufidus in rechten/ die Huͤlffsvoͤlcker unter ſich ſelbſt in lincken Fluͤgel; Marcus und Cneus die geweſten Buͤꝛgermeiſteꝛ fuͤhrten in der Mitte das Fußvolck. Der freu- dige Hannibal hingegen ſtellte unter dem Fuͤr- ſten Magilus und Asdrubal die Spaniſche/ Deutſche und der Gallier Reuterey im lincken Fluͤgel/ und ihnen an die Seite die Mohren. Jm rechten Fluͤgel fuͤhrte Hanno und Mahar- bal die Numidier. Jn der Mitte ſtellte er das Deutſche und Hiſpaniſche Fußvolck unter dem Mago und Matalus in eine Spitze/ die Afri- caner aber hinter denſelbten fuͤhrte er Dietrich/ und die hertzhaffte Chlotildis in einer dienlichen Breite; welche alle nunmehr mit Roͤmiſchen Waffen verſehn waren; wiewol gleichwol eine ziemliche Menge Deutſchen und Gallier gantz nackt fochten. Jm lincken Fluͤgel ſtritt die Reuterey mit unverwendeten Pferden unab- laͤßlich Mann fuͤr Mann gegen einander; ja auch denen die Pferde erlegt wurden/ ſtanden wie Mauern/ und fochten aufs grauſamſte zu Fuſſe; alſo: daß nach dem die Deutſchen und Hiſpanier die Oberhand erhielten/ von den Roͤ- mern ſchier nicht ein Reuter entran. Das Roͤ- miſche Fußvolck hingegen drang nach einer tapfern Gegenwehr und weil ſo wol Fuͤrſt Ma- talus hefftig verwundet ward/ zwiſchen die zu- geſpitzte Schlacht-Ordnung durch das Deut- ſche und Hiſpaniſche Fußvolck. Alleine ſie verfielen hier allererſt auf Hannibals/ Dietrichs und
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Sechſtes Buch
folgte auch mit den Legionen nach. Hingegen
ſchickte Annibal Asdrubaln die Numidier zu
Huͤlffe; als aber beyde Theile hitzig auf einander
traffen/ fiel Mago/ Maharbal und Matalus
den Roͤmern in Ruͤcken und in die Seiten/
brachten alſo das gantze Heer des Minutius in
Verwirrung. Waͤre nun der verachtete Fa-
bius dem vermeſſenen Minutius nicht zum
Entſatze kommen/ ſo wuͤrde es abermals um das
gantze Roͤmiſche Heer gethan geweſt ſeyn; wie-
wol Minutius ohne diß uͤber 6000. Mann im
Stiche ließ. Daher er ſich und ſein gantzes
Heeꝛ freywillig dem Fabius unterwarf/ und mit
allgemeinem Schaden lernte: daß im Kriege
oͤffter durch Ubereilung/ als durch Langſamkeit
gefehlt werde. Nach Auswinterung des Hee-
res/ da inzwiſchen die Roͤmer unter den neuen
Buͤrgermeiſtern Lueius Emilius/ und Cajus
Terentius/ wie auch dem Cneus Servilius oh-
ne die Huͤlffsvoͤlcker acht Legionen zuſammen
gezogen hatten/ uͤberrumpelte Magilus das
Schloß zu Canna an dem Fluſſe Aufidus/ in
welches die Roͤmer aus der Stadt Canuſium al-
len Vorrath gefuͤhrt hatten. Weil nun dero-
geſtalt der Roͤmer Bundgenoſſen vom Feinde
gaͤntzlich ausgeſogen/ und nunmehr durch ſo
langſamen Krieg zu wancken veranlaſt wurden/
ſchickte der Rath beyde Buͤrgermeiſter ins Feld/
mit Befehl zu ſchlagen. Emilius und Teren-
tius/ welche einen Tag um den andern Befehl
ertheilten/ zwiſteten ſich aber alsbald/ weil jener
im flachen Felde mit dem Feinde nicht treffen
wolte; dieſer aber an ſeinem Tage das Heer
harte fuͤr des Feindes Laͤger fuͤhrte/ und mit ſelb-
tem ein ziemlich gluͤckliches Gefechte hielt.
Weil nun Emilius folgenden Tag/ wie gerne
er gewolt/ ſein Heer nicht zuruͤcke ziehen konte/
verſchantzte er ſein Laͤger nicht weit vom Fluſſe
Aufidus. Annibal hingegen wolte ſich der fuͤr
ſeine Reuterey ſo vortheilhafften Flaͤche in alle
wege bedienen/ ſtellte am Strome ſein des
Nachts wol gewartetes Heer in Schlacht-Ord-
nung. Als aber die Roͤmer in ihrem Lager
blieben/ ließ er durch die ſchnellen Numidier die
waßerholenden Roͤmer unaufhoͤrlich anfallen.
Terentius/ welchen die Begierde zu ſchlagen/
oder vielmehr das Verhaͤngnuͤß zu verſpielen
wie eine Natter im Buſen nagte/ fuͤhrte folgen-
den Tag mit dem erſten Lichte ſein Heer/ wel-
ches in 80000. Mann Fußvolck/ und 6000.
Reutern beſtand/ aus beyden Roͤmiſchen Laͤ-
geꝛn/ ſtellte ſelbtes recht gegen Sud in Schlacht-
Ordnung/ die Roͤmiſche Reuterey ſetzte er un-
term Emilius am Fluſſe Aufidus in rechten/ die
Huͤlffsvoͤlcker unter ſich ſelbſt in lincken Fluͤgel;
Marcus und Cneus die geweſten Buͤꝛgermeiſteꝛ
fuͤhrten in der Mitte das Fußvolck. Der freu-
dige Hannibal hingegen ſtellte unter dem Fuͤr-
ſten Magilus und Asdrubal die Spaniſche/
Deutſche und der Gallier Reuterey im lincken
Fluͤgel/ und ihnen an die Seite die Mohren.
Jm rechten Fluͤgel fuͤhrte Hanno und Mahar-
bal die Numidier. Jn der Mitte ſtellte er das
Deutſche und Hiſpaniſche Fußvolck unter dem
Mago und Matalus in eine Spitze/ die Afri-
caner aber hinter denſelbten fuͤhrte er Dietrich/
und die hertzhaffte Chlotildis in einer dienlichen
Breite; welche alle nunmehr mit Roͤmiſchen
Waffen verſehn waren; wiewol gleichwol eine
ziemliche Menge Deutſchen und Gallier gantz
nackt fochten. Jm lincken Fluͤgel ſtritt die
Reuterey mit unverwendeten Pferden unab-
laͤßlich Mann fuͤr Mann gegen einander; ja
auch denen die Pferde erlegt wurden/ ſtanden
wie Mauern/ und fochten aufs grauſamſte zu
Fuſſe; alſo: daß nach dem die Deutſchen und
Hiſpanier die Oberhand erhielten/ von den Roͤ-
mern ſchier nicht ein Reuter entran. Das Roͤ-
miſche Fußvolck hingegen drang nach einer
tapfern Gegenwehr und weil ſo wol Fuͤrſt Ma-
talus hefftig verwundet ward/ zwiſchen die zu-
geſpitzte Schlacht-Ordnung durch das Deut-
ſche und Hiſpaniſche Fußvolck. Alleine ſie
verfielen hier allererſt auf Hannibals/ Dietrichs
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