Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Sechstes Buch [Spaltenumbruch]
einen Hauffen warf/ gantze Flüsse verleitete/und Berge abstürtzte. Rhemetalces fiel ein: Jch wundere mich nicht: daß Furcht und Schrecken die Besiegten so unempfindlich ge- macht habe; weil ich weiß: daß diese henckerische Gemüths-Regung etlichen in einer Nacht graue Haare heraus getrieben/ ja blutigen Schweiß ausgeprest/ oder auch viel gar auf der Stelle getödtet habe. Daß aber die Uberwün- der/ welche die Vernunfft besser zu rathe halten könten/ so wenig gefühlt haben solten/ wäre was gar ungemeines. Malovend antwortete: diß ist nichts seltz amers/ als jenes. Denn die Tapf- ferkeit ist kein so hefftiges Feuer/ welches so we- nig fühlet/ so sehr es von andern gefühlet wird. Sie siehet nichts über ihrem Haupte/ alles aber erschüttert sich unter ihren Füssen. Es ist wahr/ sagte Adgandester. Und daher antwortete je- ner Feldhauptmann Hertzog Marcomirs einem Fragenden: Ob bey währender Schlacht die Sonne/ wie bey Zeugung des Hercules der Monde am Himmel stille gestanden hätte? gar recht: Er hätte auf der Erde so viel zu schaffen gehabt: daß er nicht Zeit gehabt sich nach Wun- der zeichen umzusehen. Alleine in der Thrasi- menischen Schlacht waren die Schwerdter der Africaner und Deutschen bey den bestürtzten Römern empfindlicher/ als das Erdbeben. Denn ihrer 6000. flüchteten sich dar für/ erreich- ten auch zwar die Höhe der Berge/ und endlich nach dem sie bey fallen dem Nebel die Abschlach- tung des gantzen Heeres wahrnahmen einen ge- gen Tifernum zuliegenden Flecken; Alleine dieser ward vom Fürsten Magilus und Mahar- bal bald umrennet/ und die Flüchtigen sich auff Gnade und Ungnade zu ergeben gezwungen. Aus 20000. Gefangenen ließ Annibal alle La- teiner frey in ihr Vaterland ziehen/ die Römer aber wurden unter die Sieger vertheilet. An- nibal hatte in allem nur 1500. Mann verloh- ren/ meist Gallier und Deutschen; darunter dreißig hertzhaffte Edelleute/ insonder heit aber [Spaltenumbruch] Fronßberg/ Reynach/ Polheim/ Arberg/ Fro- burg/ Heusenstein/ Mettburg/ Eyzing/ Mal- zan/ Windeck/ Pogrel und Greiffenberg ihrer Heldenthaten halber berühmt waren/ die An- nibal deßhalben auff so viel Hügeln beerdigen/ und iedem ein Grabmal aus Marmel auffrich- ten ließ. Des Flamin[iu]s Leib wolte er gleichfals begraben/ aber weil die Deutschen ihrer Ge- wohnheit nach etlich tausenden die Köpffe abge- hauen hatten/ war er nicht zu erkennen. Darbey Annibal denen/ die seine Leiche vergebens such- ten; nachdencklich dieses Merckmal andeutete: Sie würden nicht irren/ wenn sie einen von Windsucht aufgesch wellten Leichnam unter den Todten anträffen. Dieser herrliche Sieg war kaum vorbey/ als ein Deutscher am Flusse Sa- pis begüterter Ritter Losenstein Annibaln sporn- streichs die Post brachte: daß der in Umbria an dem Flusse Ariminus stehende Bürgermeister Cneus Servilius von seinem Heere 4000. aus- erlesene Reuter dem Flaminius zu Hülffe schick- te. Maharbal zohe mit seinen Numidiern/ Fürst Dietrich mit der Deutschen Reuterey diesen al- sofort entgegen/ umringten sie unversehens bey dem Brunnen des Flusses Metaurus/ erlegten anfangs die Helffte/ hernach zwangen sie die ü- brigen geflüchteten auf den Berg/ unter welchem die Tiber entspringt: daß sie sich mit ihrem Füh- rer Centronius ergeben musten. Annibal ließ hierauf sein Heer allenthalben freye Beute ma- chen/ setzte bey Vettona über die Tiber/ bey Spo- let fürbey und an dem Flusse Nar unter dem Berge Fiscellus in die Picenische der Prätutier/ Marruciner/ Peligner und Ferentaner Land- schafft/ darinnen so viel Raub zusammen gebracht ward: daß selbten das sich täglich von Deutschen und Galliern vergrössernde Heer kaum schlep- pen konte. So groß das Schrecken nun zu Rom war/ und daher Servilius mit seinem Lager nur zu Besetzung der Stadt Rom eilte/ so weit brei- tete Annibal seine sie greiche Waffen aus/ drang in Apulien/ und verheerte die Daunier/ Peuce- ter
Sechſtes Buch [Spaltenumbruch]
einen Hauffen warf/ gantze Fluͤſſe verleitete/und Berge abſtuͤrtzte. Rhemetalces fiel ein: Jch wundere mich nicht: daß Furcht und Schrecken die Beſiegten ſo unempfindlich ge- macht habe; weil ich weiß: daß dieſe henckeriſche Gemuͤths-Regung etlichen in einer Nacht graue Haare heraus getrieben/ ja blutigen Schweiß ausgepreſt/ oder auch viel gar auf der Stelle getoͤdtet habe. Daß aber die Uberwuͤn- der/ welche die Vernunfft beſſer zu rathe halten koͤnten/ ſo wenig gefuͤhlt haben ſolten/ waͤre was gar ungemeines. Malovend antwortete: diß iſt nichts ſeltz amers/ als jenes. Denn die Tapf- ferkeit iſt kein ſo hefftiges Feuer/ welches ſo we- nig fuͤhlet/ ſo ſehr es von andern gefuͤhlet wird. Sie ſiehet nichts uͤber ihrem Haupte/ alles aber erſchuͤttert ſich unter ihren Fuͤſſen. Es iſt wahr/ ſagte Adgandeſter. Und daher antwortete je- neꝛ Feldhauptmann Hertzog Marcomirs einem Fragenden: Ob bey waͤhrender Schlacht die Sonne/ wie bey Zeugung des Hercules der Monde am Himmel ſtille geſtanden haͤtte? gar recht: Er haͤtte auf der Erde ſo viel zu ſchaffen gehabt: daß er nicht Zeit gehabt ſich nach Wun- der zeichen umzuſehen. Alleine in der Thraſi- meniſchen Schlacht waren die Schwerdter der Africaner und Deutſchen bey den beſtuͤrtzten Roͤmern empfindlicher/ als das Erdbeben. Denn ihrer 6000. fluͤchteten ſich dar fuͤr/ erreich- ten auch zwar die Hoͤhe der Berge/ und endlich nach dem ſie bey fallen dem Nebel die Abſchlach- tung des gantzen Heeres wahrnahmen einen ge- gen Tifernum zuliegenden Flecken; Alleine dieſer ward vom Fuͤrſten Magilus und Mahar- bal bald umrennet/ und die Fluͤchtigen ſich auff Gnade und Ungnade zu ergeben gezwungen. Aus 20000. Gefangenen ließ Annibal alle La- teiner frey in ihr Vaterland ziehen/ die Roͤmer aber wurden unter die Sieger vertheilet. An- nibal hatte in allem nur 1500. Mann verloh- ren/ meiſt Gallier und Deutſchen; darunter dreißig hertzhaffte Edelleute/ inſonder heit aber [Spaltenumbruch] Fronßberg/ Reynach/ Polheim/ Arberg/ Fro- burg/ Heuſenſtein/ Mettburg/ Eyzing/ Mal- zan/ Windeck/ Pogrel und Greiffenberg ihrer Heldenthaten halber beruͤhmt waren/ die An- nibal deßhalben auff ſo viel Huͤgeln beerdigen/ und iedem ein Grabmal aus Marmel auffrich- ten ließ. Des Flamin[iu]s Leib wolte er gleichfals begraben/ aber weil die Deutſchen ihrer Ge- wohnheit nach etlich tauſenden die Koͤpffe abge- hauen hatten/ war er nicht zu erkennen. Darbey Annibal denen/ die ſeine Leiche vergebens ſuch- ten; nachdencklich dieſes Merckmal andeutete: Sie wuͤrden nicht irren/ wenn ſie einen von Windſucht aufgeſch wellten Leichnam unter den Todten antraͤffen. Dieſer herrliche Sieg war kaum vorbey/ als ein Deutſcher am Fluſſe Sa- pis beguͤterter Ritteꝛ Loſenſtein Annibaln ſporn- ſtreichs die Poſt brachte: daß der in Umbria an dem Fluſſe Ariminus ſtehende Buͤrgermeiſter Cneus Servilius von ſeinem Heere 4000. aus- erleſene Reuter dem Flaminius zu Huͤlffe ſchick- te. Maharbal zohe mit ſeinen Numidiern/ Fuͤrſt Dietrich mit der Deutſchen Reuterey dieſen al- ſofort entgegen/ umringten ſie unverſehens bey dem Brunnen des Fluſſes Metaurus/ erlegten anfangs die Helffte/ hernach zwangen ſie die uͤ- brigen gefluͤchteten auf den Berg/ unter welchem die Tiber entſpringt: daß ſie ſich mit ihrem Fuͤh- rer Centronius ergeben muſten. Annibal ließ hierauf ſein Heer allenthalben freye Beute ma- chen/ ſetzte bey Vettona uͤber die Tiber/ bey Spo- let fuͤrbey und an dem Fluſſe Nar unter dem Berge Fiſcellus in die Piceniſche der Praͤtutier/ Marruciner/ Peligner und Ferentaner Land- ſchafft/ darinnen ſo viel Raub zuſam̃en gebracht ward: daß ſelbten das ſich taͤglich von Deutſchen und Galliern vergroͤſſernde Heer kaum ſchlep- pen konte. So groß das Schrecken nun zu Rom war/ und daher Servilius mit ſeinem Lager nur zu Beſetzung der Stadt Rom eilte/ ſo weit brei- tete Annibal ſeine ſie greiche Waffen aus/ drang in Apulien/ und verheerte die Daunier/ Peuce- ter
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Sechſtes Buch
einen Hauffen warf/ gantze Fluͤſſe verleitete/
und Berge abſtuͤrtzte. Rhemetalces fiel ein:
Jch wundere mich nicht: daß Furcht und
Schrecken die Beſiegten ſo unempfindlich ge-
macht habe; weil ich weiß: daß dieſe henckeriſche
Gemuͤths-Regung etlichen in einer Nacht
graue Haare heraus getrieben/ ja blutigen
Schweiß ausgepreſt/ oder auch viel gar auf der
Stelle getoͤdtet habe. Daß aber die Uberwuͤn-
der/ welche die Vernunfft beſſer zu rathe halten
koͤnten/ ſo wenig gefuͤhlt haben ſolten/ waͤre was
gar ungemeines. Malovend antwortete: diß
iſt nichts ſeltz amers/ als jenes. Denn die Tapf-
ferkeit iſt kein ſo hefftiges Feuer/ welches ſo we-
nig fuͤhlet/ ſo ſehr es von andern gefuͤhlet wird.
Sie ſiehet nichts uͤber ihrem Haupte/ alles aber
erſchuͤttert ſich unter ihren Fuͤſſen. Es iſt wahr/
ſagte Adgandeſter. Und daher antwortete je-
neꝛ Feldhauptmann Hertzog Marcomirs einem
Fragenden: Ob bey waͤhrender Schlacht die
Sonne/ wie bey Zeugung des Hercules der
Monde am Himmel ſtille geſtanden haͤtte? gar
recht: Er haͤtte auf der Erde ſo viel zu ſchaffen
gehabt: daß er nicht Zeit gehabt ſich nach Wun-
der zeichen umzuſehen. Alleine in der Thraſi-
meniſchen Schlacht waren die Schwerdter der
Africaner und Deutſchen bey den beſtuͤrtzten
Roͤmern empfindlicher/ als das Erdbeben.
Denn ihrer 6000. fluͤchteten ſich dar fuͤr/ erreich-
ten auch zwar die Hoͤhe der Berge/ und endlich
nach dem ſie bey fallen dem Nebel die Abſchlach-
tung des gantzen Heeres wahrnahmen einen ge-
gen Tifernum zuliegenden Flecken; Alleine
dieſer ward vom Fuͤrſten Magilus und Mahar-
bal bald umrennet/ und die Fluͤchtigen ſich auff
Gnade und Ungnade zu ergeben gezwungen.
Aus 20000. Gefangenen ließ Annibal alle La-
teiner frey in ihr Vaterland ziehen/ die Roͤmer
aber wurden unter die Sieger vertheilet. An-
nibal hatte in allem nur 1500. Mann verloh-
ren/ meiſt Gallier und Deutſchen; darunter
dreißig hertzhaffte Edelleute/ inſonder heit aber
Fronßberg/ Reynach/ Polheim/ Arberg/ Fro-
burg/ Heuſenſtein/ Mettburg/ Eyzing/ Mal-
zan/ Windeck/ Pogrel und Greiffenberg ihrer
Heldenthaten halber beruͤhmt waren/ die An-
nibal deßhalben auff ſo viel Huͤgeln beerdigen/
und iedem ein Grabmal aus Marmel auffrich-
ten ließ. Des Flaminius Leib wolte er gleichfals
begraben/ aber weil die Deutſchen ihrer Ge-
wohnheit nach etlich tauſenden die Koͤpffe abge-
hauen hatten/ war er nicht zu erkennen. Darbey
Annibal denen/ die ſeine Leiche vergebens ſuch-
ten; nachdencklich dieſes Merckmal andeutete:
Sie wuͤrden nicht irren/ wenn ſie einen von
Windſucht aufgeſch wellten Leichnam unter den
Todten antraͤffen. Dieſer herrliche Sieg war
kaum vorbey/ als ein Deutſcher am Fluſſe Sa-
pis beguͤterter Ritteꝛ Loſenſtein Annibaln ſporn-
ſtreichs die Poſt brachte: daß der in Umbria an
dem Fluſſe Ariminus ſtehende Buͤrgermeiſter
Cneus Servilius von ſeinem Heere 4000. aus-
erleſene Reuter dem Flaminius zu Huͤlffe ſchick-
te. Maharbal zohe mit ſeinen Numidiern/ Fuͤrſt
Dietrich mit der Deutſchen Reuterey dieſen al-
ſofort entgegen/ umringten ſie unverſehens bey
dem Brunnen des Fluſſes Metaurus/ erlegten
anfangs die Helffte/ hernach zwangen ſie die uͤ-
brigen gefluͤchteten auf den Berg/ unter welchem
die Tiber entſpringt: daß ſie ſich mit ihrem Fuͤh-
rer Centronius ergeben muſten. Annibal ließ
hierauf ſein Heer allenthalben freye Beute ma-
chen/ ſetzte bey Vettona uͤber die Tiber/ bey Spo-
let fuͤrbey und an dem Fluſſe Nar unter dem
Berge Fiſcellus in die Piceniſche der Praͤtutier/
Marruciner/ Peligner und Ferentaner Land-
ſchafft/ darinnen ſo viel Raub zuſam̃en gebracht
ward: daß ſelbten das ſich taͤglich von Deutſchen
und Galliern vergroͤſſernde Heer kaum ſchlep-
pen konte. So groß das Schrecken nun zu Rom
war/ und daher Servilius mit ſeinem Lager nur
zu Beſetzung der Stadt Rom eilte/ ſo weit brei-
tete Annibal ſeine ſie greiche Waffen aus/ drang
in Apulien/ und verheerte die Daunier/ Peuce-
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