Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Sechstes Buch [Spaltenumbruch]
schon das Wasser biß an die Brust gieng. Annibalwolte diese er wünschte Gelegenheit/ welche nach einmal gekehrtem Rücken niemanden leicht wieder das Antlitz zukehrt/ nicht aus Händen lassen/ schickte daher den Numidiern die Balea- rischen Schützen/ und der Bojen leichte Reute- rey 8000. Mann starck alsbald zu Hülffe. Weil diese sich an den Feind hiengen/ führte er 6000. Africaner/ 6000. Hispanier/ 4000. Alemän- ner/ 2000. Catten/ und 2000. allerhand andere Deutschen/ alles auserlesenes Fußvolck aus dem Läger/ und stellte sie in einer Reyhe in Schlacht-Ordnung/ auf iede Seite 5000. Reu- ter/ meist Hispanier/ Africaner und Deutschen; derer rechten Flügel Fürst Magilus/ den an- dern Matalus führte; Er aber selbst und seine gewaffnete Chlotildes beobachteten die Mitte. Tiberius hätte auf des Seipio ungedultiges Zu- reden sein hungriges Volck zwar gerne zurück gezogen/ aber er hatte sich zu tief eingelassen; al- so/ da er seine acht biß 10000. Mann nicht muthwillig in die Schantze setzen wolte; weil die Bach und die Geschwindigkeit der Numi- dier keine vernünfftige Zurückweichung verstat- tete/ muste er mit dem übrigen Heere nur auch aus dem Läger rücken; welches in 36000. Fuß- Knechten/ und 4000. Mann Reuterey bestand; unter welchen 20000. Hülffs-Völcker/ und zwar meist zwischen denen Flüssen Mele/ Po und Athesis wohnende/ und fast alleine nur noch den Römern treuverbliebene Cenomänner waren. Diese Macht war wol an der Zahl stärcker/ als Annibals. Aber seinen Führer Tiberius machte sein erstes Versehen schon kleinmüthig/ und diß: daß er wider Willen schlagen muste/ verdammte alles/ was er oder die Seinigen hernach gleich gutes ausrichteten. Uber diß ließ sich der Anfang der Schlacht bald zum ärgsten an. Denn das Fußvolck beyder Heere war noch nicht völlig an einander/ als die Römische Reuterey in schimpfliche Flucht ge- rieth. Als diese Magilus verfolgte/ brach [Spaltenumbruch] Fürst Matalus mit den Elefanten in die schwe- re Rüstung der Römer zur Seiten ein. End- lich siel Mago mit seinen versteckten Reutern/ und Fürst Dietrich mit seinem Fußvolck den Römern in Rücken; worvon das gantze Römi- sche Heer auf einmal verwirret/ zertrennet/ von Elefanten und Pferden zertreten/ die flüchtigen in den Strom Trebia getrieben/ und ersäufft wurden; also von 50000. Mann nicht der fünf- te Theil nach Placentz entran. Hingegen war auf Annibals Seite der Verlust geringe; und hatten die Deutschen und Bojen in diesem fro- stigen Treffen die meiste Hitze ausgestanden; in- sonderheit aber: weil sie 10000. gegen Placentz durchbrechende Römer mit euserster Gewalt aufhalten wolten/ durch ihr Blut fast alleine den herrlichen Sieg erkaufft; welchen der unvor- sichtige Tiberius ver gebens zu verblümen such- te/ da er den Römischen Rath wissen ließ: der Winter hätte ihm den Sieg aus den Händen gewunden. Alleine die darauf erfolgende Ero- berung des Römischen Lagers/ der Abfall gan- tzer Völcker/ die Umschlüssung der entflo henen Römer/ welchen aller Vorrath mit genauer Noth vom Adriatischen Meere auf dem Po zu Schiffe muste gebracht werden/ verrieth alsbald die Warheit der Sache/ und erregte zu Rom ein so grosses Schrecken: als wenn Annibal schon für den Pforten wäre. Annibal hingegen ließ alle gefangene Jtaler loß/ vorgebende: daß er nur wider die Römer zu kriegen/ denen von ih- nen unters Joch gespanneten Völckern aber die Freyheit wieder zu geben in Jtalien kommen wäre. Hierauf zerstreute Fürst Matalus mit 4000. Deutschen/ und 500. Numidiern/ 35000. auf der Römer Seiten stehende Anama- ner/ eroberte die Festung Vicumnia; Annibal a- ber hielt nicht für thulich die Deutschen und Gal- lier/ als die Werckzeuge seines Sieges mit lan- ger Winter-Verpflegung zu bebürden; weil die Last der Bunds genossen beschwerlicher/ als des Feindes; also mehrmals eine Ursache schäd- licher
Sechſtes Buch [Spaltenumbruch]
ſchon das Waſſeꝛ biß an die Bruſt gieng. Añibalwolte dieſe er wuͤnſchte Gelegenheit/ welche nach einmal gekehrtem Ruͤcken niemanden leicht wieder das Antlitz zukehrt/ nicht aus Haͤnden laſſen/ ſchickte daher den Numidiern die Balea- riſchen Schuͤtzen/ und der Bojen leichte Reute- rey 8000. Mann ſtarck alsbald zu Huͤlffe. Weil dieſe ſich an den Feind hiengen/ fuͤhrte er 6000. Africaner/ 6000. Hiſpanier/ 4000. Alemaͤn- ner/ 2000. Catten/ und 2000. allerhand andere Deutſchen/ alles auserleſenes Fußvolck aus dem Laͤger/ und ſtellte ſie in einer Reyhe in Schlacht-Ordnung/ auf iede Seite 5000. Reu- ter/ meiſt Hiſpanier/ Africaner und Deutſchen; derer rechten Fluͤgel Fuͤrſt Magilus/ den an- dern Matalus fuͤhrte; Er aber ſelbſt und ſeine gewaffnete Chlotildes beobachteten die Mitte. Tiberius haͤtte auf des Seipio ungedultiges Zu- reden ſein hungriges Volck zwar gerne zuruͤck gezogen/ aber er hatte ſich zu tief eingelaſſen; al- ſo/ da er ſeine acht biß 10000. Mann nicht muthwillig in die Schantze ſetzen wolte; weil die Bach und die Geſchwindigkeit der Numi- dier keine vernuͤnfftige Zuruͤckweichung verſtat- tete/ muſte er mit dem uͤbrigen Heere nur auch aus dem Laͤger ruͤcken; welches in 36000. Fuß- Knechten/ und 4000. Mann Reuterey beſtand; unter welchen 20000. Huͤlffs-Voͤlcker/ und zwar meiſt zwiſchen denen Fluͤſſen Mele/ Po und Atheſis wohnende/ und faſt alleine nur noch den Roͤmern treuverbliebene Cenomaͤnner waren. Dieſe Macht war wol an der Zahl ſtaͤrcker/ als Annibals. Aber ſeinen Fuͤhrer Tiberius machte ſein erſtes Verſehen ſchon kleinmuͤthig/ und diß: daß er wider Willen ſchlagen muſte/ verdammte alles/ was er oder die Seinigen hernach gleich gutes ausrichteten. Uber diß ließ ſich der Anfang der Schlacht bald zum aͤrgſten an. Denn das Fußvolck beyder Heere war noch nicht voͤllig an einander/ als die Roͤmiſche Reuterey in ſchimpfliche Flucht ge- rieth. Als dieſe Magilus verfolgte/ brach [Spaltenumbruch] Fuͤrſt Matalus mit den Elefanten in die ſchwe- re Ruͤſtung der Roͤmer zur Seiten ein. End- lich ſiel Mago mit ſeinen verſteckten Reutern/ und Fuͤrſt Dietrich mit ſeinem Fußvolck den Roͤmern in Ruͤcken; worvon das gantze Roͤmi- ſche Heer auf einmal verwirret/ zertrennet/ von Elefanten und Pferden zertreten/ die fluͤchtigen in den Strom Trebia getrieben/ und erſaͤufft wurden; alſo von 50000. Mann nicht der fuͤnf- te Theil nach Placentz entran. Hingegen war auf Annibals Seite der Verluſt geringe; und hatten die Deutſchen und Bojen in dieſem fro- ſtigen Treffen die meiſte Hitze ausgeſtanden; in- ſonderheit aber: weil ſie 10000. gegen Placentz durchbrechende Roͤmer mit euſerſter Gewalt aufhalten wolten/ durch ihr Blut faſt alleine den herrlichen Sieg erkaufft; welchen der unvor- ſichtige Tiberius ver gebens zu verbluͤmen ſuch- te/ da er den Roͤmiſchen Rath wiſſen ließ: der Winter haͤtte ihm den Sieg aus den Haͤnden gewunden. Alleine die darauf erfolgende Ero- berung des Roͤmiſchen Lagers/ der Abfall gan- tzer Voͤlcker/ die Umſchluͤſſung der entflo henen Roͤmer/ welchen aller Vorrath mit genauer Noth vom Adriatiſchen Meere auf dem Po zu Schiffe muſte gebracht werden/ verrieth alsbald die Warheit der Sache/ und erregte zu Rom ein ſo groſſes Schrecken: als wenn Annibal ſchon fuͤr den Pforten waͤre. Annibal hingegen ließ alle gefangene Jtaler loß/ vorgebende: daß er nur wider die Roͤmer zu kriegen/ denen von ih- nen unters Joch geſpanneten Voͤlckern aber die Freyheit wieder zu geben in Jtalien kommen waͤre. Hierauf zerſtreute Fuͤrſt Matalus mit 4000. Deutſchen/ und 500. Numidiern/ 35000. auf der Roͤmer Seiten ſtehende Anama- ner/ eroberte die Feſtung Vicumnia; Annibal a- beꝛ hielt nicht fuͤꝛ thulich die Deutſchen und Gal- lier/ als die Werckzeuge ſeines Sieges mit lan- ger Winter-Verpflegung zu bebuͤrden; weil die Laſt der Bunds genoſſen beſchwerlicher/ als des Feindes; alſo mehrmals eine Urſache ſchaͤd- licher
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Sechſtes Buch
ſchon das Waſſeꝛ biß an die Bruſt gieng. Añibal
wolte dieſe er wuͤnſchte Gelegenheit/ welche nach
einmal gekehrtem Ruͤcken niemanden leicht
wieder das Antlitz zukehrt/ nicht aus Haͤnden
laſſen/ ſchickte daher den Numidiern die Balea-
riſchen Schuͤtzen/ und der Bojen leichte Reute-
rey 8000. Mann ſtarck alsbald zu Huͤlffe. Weil
dieſe ſich an den Feind hiengen/ fuͤhrte er 6000.
Africaner/ 6000. Hiſpanier/ 4000. Alemaͤn-
ner/ 2000. Catten/ und 2000. allerhand andere
Deutſchen/ alles auserleſenes Fußvolck aus
dem Laͤger/ und ſtellte ſie in einer Reyhe in
Schlacht-Ordnung/ auf iede Seite 5000. Reu-
ter/ meiſt Hiſpanier/ Africaner und Deutſchen;
derer rechten Fluͤgel Fuͤrſt Magilus/ den an-
dern Matalus fuͤhrte; Er aber ſelbſt und ſeine
gewaffnete Chlotildes beobachteten die Mitte.
Tiberius haͤtte auf des Seipio ungedultiges Zu-
reden ſein hungriges Volck zwar gerne zuruͤck
gezogen/ aber er hatte ſich zu tief eingelaſſen; al-
ſo/ da er ſeine acht biß 10000. Mann nicht
muthwillig in die Schantze ſetzen wolte; weil
die Bach und die Geſchwindigkeit der Numi-
dier keine vernuͤnfftige Zuruͤckweichung verſtat-
tete/ muſte er mit dem uͤbrigen Heere nur auch
aus dem Laͤger ruͤcken; welches in 36000. Fuß-
Knechten/ und 4000. Mann Reuterey beſtand;
unter welchen 20000. Huͤlffs-Voͤlcker/ und
zwar meiſt zwiſchen denen Fluͤſſen Mele/ Po
und Atheſis wohnende/ und faſt alleine nur
noch den Roͤmern treuverbliebene Cenomaͤnner
waren. Dieſe Macht war wol an der Zahl
ſtaͤrcker/ als Annibals. Aber ſeinen Fuͤhrer
Tiberius machte ſein erſtes Verſehen ſchon
kleinmuͤthig/ und diß: daß er wider Willen
ſchlagen muſte/ verdammte alles/ was er oder
die Seinigen hernach gleich gutes ausrichteten.
Uber diß ließ ſich der Anfang der Schlacht bald
zum aͤrgſten an. Denn das Fußvolck beyder
Heere war noch nicht voͤllig an einander/ als die
Roͤmiſche Reuterey in ſchimpfliche Flucht ge-
rieth. Als dieſe Magilus verfolgte/ brach
Fuͤrſt Matalus mit den Elefanten in die ſchwe-
re Ruͤſtung der Roͤmer zur Seiten ein. End-
lich ſiel Mago mit ſeinen verſteckten Reutern/
und Fuͤrſt Dietrich mit ſeinem Fußvolck den
Roͤmern in Ruͤcken; worvon das gantze Roͤmi-
ſche Heer auf einmal verwirret/ zertrennet/ von
Elefanten und Pferden zertreten/ die fluͤchtigen
in den Strom Trebia getrieben/ und erſaͤufft
wurden; alſo von 50000. Mann nicht der fuͤnf-
te Theil nach Placentz entran. Hingegen war
auf Annibals Seite der Verluſt geringe; und
hatten die Deutſchen und Bojen in dieſem fro-
ſtigen Treffen die meiſte Hitze ausgeſtanden; in-
ſonderheit aber: weil ſie 10000. gegen Placentz
durchbrechende Roͤmer mit euſerſter Gewalt
aufhalten wolten/ durch ihr Blut faſt alleine den
herrlichen Sieg erkaufft; welchen der unvor-
ſichtige Tiberius ver gebens zu verbluͤmen ſuch-
te/ da er den Roͤmiſchen Rath wiſſen ließ: der
Winter haͤtte ihm den Sieg aus den Haͤnden
gewunden. Alleine die darauf erfolgende Ero-
berung des Roͤmiſchen Lagers/ der Abfall gan-
tzer Voͤlcker/ die Umſchluͤſſung der entflo henen
Roͤmer/ welchen aller Vorrath mit genauer
Noth vom Adriatiſchen Meere auf dem Po zu
Schiffe muſte gebracht werden/ verrieth alsbald
die Warheit der Sache/ und erregte zu Rom ein
ſo groſſes Schrecken: als wenn Annibal ſchon
fuͤr den Pforten waͤre. Annibal hingegen ließ
alle gefangene Jtaler loß/ vorgebende: daß er
nur wider die Roͤmer zu kriegen/ denen von ih-
nen unters Joch geſpanneten Voͤlckern aber die
Freyheit wieder zu geben in Jtalien kommen
waͤre. Hierauf zerſtreute Fuͤrſt Matalus mit
4000. Deutſchen/ und 500. Numidiern/
35000. auf der Roͤmer Seiten ſtehende Anama-
ner/ eroberte die Feſtung Vicumnia; Annibal a-
beꝛ hielt nicht fuͤꝛ thulich die Deutſchen und Gal-
lier/ als die Werckzeuge ſeines Sieges mit lan-
ger Winter-Verpflegung zu bebuͤrden; weil
die Laſt der Bunds genoſſen beſchwerlicher/ als
des Feindes; alſo mehrmals eine Urſache ſchaͤd-
licher
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