Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Po gesetzt hätte/ und über den Fluß Ticin eine
Brücke schlüge. Wenig Tage hernach bege-
gneten beyder Heere Vortrab einander harte
am Po; da aber die Römer von Annibals Reu-
terey bald zertrennet/ von den Numidiern um-
geben/ und meistentheils erlegt wurden. Fürst
Magilus verwundete den Bür germeister selbst/
hätte ihm auch gar den Rest gegeben/ wenn ihn
nicht sein Sohn ein tapfferer Jüngling von
siebzehn Jahren/ der hernach der Africanische
Scipio genennet ward/ bey aller andern Rö-
mer Zagheit beschirmet/ und ihm sich der Ge-
fahr zu entziehen Lufft gemacht hätte. Publius
muste derogestalt nicht nur den Fluß Ticin ver-
lassen/ sondern auch über den Po zurücke wei-
chen. Hannibal aber lag dem Feinde fort für
fort in Eisen/ bekam sechs hundert bey der abge-
brochenen Brücke gelassenen Römer gefangen/
und nunmehr die um den Po wohnende Deut-
schen Völcker Hauffenweise zu sich; gieng dar-
mit auf einer Schiffbrücke über selbten Fluß biß
für das Römische Lager bey Placentz. Nach
dem Annibal auch den Publius vergebens zur
Schlacht aus gefordert hatte; redete im Römi-
schen Lager Albert ein Deutscher Fürst/ welcher
von den Römern unters Joch gebracht/ und ih-
nen zu dienen gezwungen war/ seine unterha-
bende Völcker auf: daß sie durch ihre Tapffer-
keit sich wieder in Freyheit setzen solten. Diese
überfielen des Nachts die neben ihnen liegenden
Römer in ihren Zelten/ schnitten wol vier tau-
senden die Köpffe ab/ brachen/ ehe Publius wider
diesen Anfall genungsame Anstalt machte/ durch
ein Thor aus dem Läger/ und kamen des Mor-
gens/ als zugleich die Bojen mit denen voriges
Jahr gefangenen Römern sich einfanden/ zu
Hannibaln/ welcher alle mit schätzbaren Köst-
ligkeiten beschenckte; und theils seine Freyge-
bigkeit auszubreiten wieder von sich nach Hau-
se ließ. Publius Scipio ward durch den Ab-
fall der Bojen und anderer Deutschen euserst
erschreckt; daher brach er des Nachts still schwei-
[Spaltenumbruch] gend auff/ setzte über den Bach Trebia/ und ver-
schantzte sich auff einem darbey liegenden vor-
theilhafften Hügel. Die Numidische Reute-
rey aber ereilte den Römischen Nachzug/ und
hieb alles zu Bodem. Annibal schlug nahe
darbey sein Läger auf/ kauffte vom Römischen
Hauptmanne Brundusin ihr Kornhauß die
Stadt Clastidium; also: daß er durch diese Ver-
rätherey und derer Deutschen Zufuhre im feind-
lichen Lande mehr Vorrath als die Römer hat-
ten. Jnzwischen stieß Tiberius Sempronius
mit seinem mächtigen Heere zum Seipio; wel-
cher durch etliche Scharmützel so hochmüthig
ward: daß ihn der noch von seiner Wunde bett-
lägrige Scipio die Liefferung einer Schlacht
nicht erwehren konte/ welche Hannibal/ weil die
Römischen Krieges-Leute noch ungeübet/ die
Deutschen aber noch in der ersten Hitze waren/
und durch eine grosse That in Jtalien den
Grund des Krieges zu legen für nöthig hielt/
auffs sehnlichste verlangte. Sintemal die
Sternseher nicht so genau aus denen bey der Ge-
burt scheinenden Sternen/ als Kriegsleute aus
dem ersten Gefechte eines Feldherren den künff-
tigen Glücks-Lauff wahrsagende urtheilen.
Hierinnen nun keinen Fehltritt zu thun/ raffte
er alle seine Kriegs-Künste zusammen/ und ver-
steckte auff der zwischen beyden Lägern befindli-
chen Fläche seinen Bruder Mago mit tausend
auserlesenen Reutern/ und den Fürsten Die-
trich mit tausend Deutschen Fußknechten zwi-
schen die ziemlich tieffen Ufer einer daselbst rin-
nenden mit hohem Schilf und Senden bewach-
senen Bach; ließ auch des Nachts das gantze Hee-
erqvicken/ und zur Schlacht sich rüsten; mit dem
ersten Morgen aber 2000. Numidier biß unter
den Römischen Wall streiffen. Tiberius hingegen
mit seiner Reuterey und 6000. Bogenschützen
alsbald auf sie einen Ausfall thun/ auch die mit
Fleiß fliehen den durch den des Nachts vom zer-
schmoltzenen Schnee und gefallenem Regen ange-
schwollenen Strom Trebia verfolgen/ ob ihnen

schon
M m m m m 2

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Po geſetzt haͤtte/ und uͤber den Fluß Ticin eine
Bruͤcke ſchluͤge. Wenig Tage hernach bege-
gneten beyder Heere Vortrab einander harte
am Po; da aber die Roͤmer von Annibals Reu-
terey bald zertrennet/ von den Numidiern um-
geben/ und meiſtentheils erlegt wurden. Fuͤrſt
Magilus verwundete den Buͤr germeiſter ſelbſt/
haͤtte ihm auch gar den Reſt gegeben/ wenn ihn
nicht ſein Sohn ein tapfferer Juͤngling von
ſiebzehn Jahren/ der hernach der Africaniſche
Scipio genennet ward/ bey aller andern Roͤ-
mer Zagheit beſchirmet/ und ihm ſich der Ge-
fahr zu entziehen Lufft gemacht haͤtte. Publius
muſte derogeſtalt nicht nur den Fluß Ticin ver-
laſſen/ ſondern auch uͤber den Po zuruͤcke wei-
chen. Hannibal aber lag dem Feinde fort fuͤr
fort in Eiſen/ bekam ſechs hundert bey der abge-
brochenen Bruͤcke gelaſſenen Roͤmer gefangen/
und nunmehr die um den Po wohnende Deut-
ſchen Voͤlcker Hauffenweiſe zu ſich; gieng dar-
mit auf einer Schiffbruͤcke uͤber ſelbten Fluß biß
fuͤr das Roͤmiſche Lager bey Placentz. Nach
dem Annibal auch den Publius vergebens zur
Schlacht aus gefordert hatte; redete im Roͤmi-
ſchen Lager Albert ein Deutſcher Fuͤrſt/ welcher
von den Roͤmern unters Joch gebracht/ und ih-
nen zu dienen gezwungen war/ ſeine unterha-
bende Voͤlcker auf: daß ſie durch ihre Tapffer-
keit ſich wieder in Freyheit ſetzen ſolten. Dieſe
uͤberfielen des Nachts die neben ihnen liegenden
Roͤmer in ihren Zelten/ ſchnitten wol vier tau-
ſenden die Koͤpffe ab/ brachen/ ehe Publius wideꝛ
dieſen Anfall genungſame Anſtalt machte/ durch
ein Thor aus dem Laͤger/ und kamen des Mor-
gens/ als zugleich die Bojen mit denen voriges
Jahr gefangenen Roͤmern ſich einfanden/ zu
Hannibaln/ welcher alle mit ſchaͤtzbaren Koͤſt-
ligkeiten beſchenckte; und theils ſeine Freyge-
bigkeit auszubreiten wieder von ſich nach Hau-
ſe ließ. Publius Scipio ward durch den Ab-
fall der Bojen und anderer Deutſchen euſerſt
erſchreckt; daher brach er des Nachts ſtill ſchwei-
[Spaltenumbruch] gend auff/ ſetzte uͤber den Bach Trebia/ und ver-
ſchantzte ſich auff einem darbey liegenden vor-
theilhafften Huͤgel. Die Numidiſche Reute-
rey aber ereilte den Roͤmiſchen Nachzug/ und
hieb alles zu Bodem. Annibal ſchlug nahe
darbey ſein Laͤger auf/ kauffte vom Roͤmiſchen
Hauptmanne Brunduſin ihr Kornhauß die
Stadt Claſtidium; alſo: daß er durch dieſe Ver-
raͤtherey und derer Deutſchen Zufuhre im feind-
lichen Lande mehr Vorrath als die Roͤmer hat-
ten. Jnzwiſchen ſtieß Tiberius Sempronius
mit ſeinem maͤchtigen Heere zum Seipio; wel-
cher durch etliche Scharmuͤtzel ſo hochmuͤthig
ward: daß ihn der noch von ſeiner Wunde bett-
laͤgrige Scipio die Liefferung einer Schlacht
nicht erwehren konte/ welche Hannibal/ weil die
Roͤmiſchen Krieges-Leute noch ungeuͤbet/ die
Deutſchen aber noch in der erſten Hitze waren/
und durch eine groſſe That in Jtalien den
Grund des Krieges zu legen fuͤr noͤthig hielt/
auffs ſehnlichſte verlangte. Sintemal die
Sternſeher nicht ſo genau aus denẽ bey der Ge-
burt ſcheinenden Sternen/ als Kriegsleute aus
dem erſten Gefechte eines Feldherren den kuͤnff-
tigen Gluͤcks-Lauff wahrſagende urtheilen.
Hierinnen nun keinen Fehltritt zu thun/ raffte
er alle ſeine Kriegs-Kuͤnſte zuſammen/ und ver-
ſteckte auff der zwiſchen beyden Laͤgern befindli-
chen Flaͤche ſeinen Bruder Mago mit tauſend
auserleſenen Reutern/ und den Fuͤrſten Die-
trich mit tauſend Deutſchen Fußknechten zwi-
ſchen die ziemlich tieffen Ufer einer daſelbſt rin-
nenden mit hohem Schilf und Senden bewach-
ſenen Bach; ließ auch des Nachts das gantze Hee-
erqvicken/ und zur Schlacht ſich ruͤſten; mit dem
erſten Morgen aber 2000. Numidier biß unter
den Roͤmiſchen Wall ſtreiffen. Tiberius hingegẽ
mit ſeiner Reuterey und 6000. Bogenſchuͤtzen
alsbald auf ſie einen Ausfall thun/ auch die mit
Fleiß fliehen den durch den des Nachts vom zer-
ſchmoltzenẽ Schnee und gefallenem Regen ange-
ſchwollenen Strom Trebia verfolgen/ ob ihnen

ſchon
M m m m m 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0889" n="827[829]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
Po ge&#x017F;etzt ha&#x0364;tte/ und u&#x0364;ber den Fluß Ticin eine<lb/>
Bru&#x0364;cke &#x017F;chlu&#x0364;ge. Wenig Tage hernach bege-<lb/>
gneten beyder Heere Vortrab einander harte<lb/>
am Po; da aber die Ro&#x0364;mer von Annibals Reu-<lb/>
terey bald zertrennet/ von den Numidiern um-<lb/>
geben/ und mei&#x017F;tentheils erlegt wurden. Fu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
Magilus verwundete den Bu&#x0364;r germei&#x017F;ter &#x017F;elb&#x017F;t/<lb/>
ha&#x0364;tte ihm auch gar den Re&#x017F;t gegeben/ wenn ihn<lb/>
nicht &#x017F;ein Sohn ein tapfferer Ju&#x0364;ngling von<lb/>
&#x017F;iebzehn Jahren/ der hernach der Africani&#x017F;che<lb/>
Scipio genennet ward/ bey aller andern Ro&#x0364;-<lb/>
mer Zagheit be&#x017F;chirmet/ und ihm &#x017F;ich der Ge-<lb/>
fahr zu entziehen Lufft gemacht ha&#x0364;tte. Publius<lb/>
mu&#x017F;te deroge&#x017F;talt nicht nur den Fluß Ticin ver-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern auch u&#x0364;ber den Po zuru&#x0364;cke wei-<lb/>
chen. Hannibal aber lag dem Feinde fort fu&#x0364;r<lb/>
fort in Ei&#x017F;en/ bekam &#x017F;echs hundert bey der abge-<lb/>
brochenen Bru&#x0364;cke gela&#x017F;&#x017F;enen Ro&#x0364;mer gefangen/<lb/>
und nunmehr die um den Po wohnende Deut-<lb/>
&#x017F;chen Vo&#x0364;lcker Hauffenwei&#x017F;e zu &#x017F;ich; gieng dar-<lb/>
mit auf einer Schiffbru&#x0364;cke u&#x0364;ber &#x017F;elbten Fluß biß<lb/>
fu&#x0364;r das Ro&#x0364;mi&#x017F;che Lager bey Placentz. Nach<lb/>
dem Annibal auch den Publius vergebens zur<lb/>
Schlacht aus gefordert hatte; redete im Ro&#x0364;mi-<lb/>
&#x017F;chen Lager Albert ein Deut&#x017F;cher Fu&#x0364;r&#x017F;t/ welcher<lb/>
von den Ro&#x0364;mern unters Joch gebracht/ und ih-<lb/>
nen zu dienen gezwungen war/ &#x017F;eine unterha-<lb/>
bende Vo&#x0364;lcker auf: daß &#x017F;ie durch ihre Tapffer-<lb/>
keit &#x017F;ich wieder in Freyheit &#x017F;etzen &#x017F;olten. Die&#x017F;e<lb/>
u&#x0364;berfielen des Nachts die neben ihnen liegenden<lb/>
Ro&#x0364;mer in ihren Zelten/ &#x017F;chnitten wol vier tau-<lb/>
&#x017F;enden die Ko&#x0364;pffe ab/ brachen/ ehe Publius wide&#xA75B;<lb/>
die&#x017F;en Anfall genung&#x017F;ame An&#x017F;talt machte/ durch<lb/>
ein Thor aus dem La&#x0364;ger/ und kamen des Mor-<lb/>
gens/ als zugleich die Bojen mit denen voriges<lb/>
Jahr gefangenen Ro&#x0364;mern &#x017F;ich einfanden/ zu<lb/>
Hannibaln/ welcher alle mit &#x017F;cha&#x0364;tzbaren Ko&#x0364;&#x017F;t-<lb/>
ligkeiten be&#x017F;chenckte; und theils &#x017F;eine Freyge-<lb/>
bigkeit auszubreiten wieder von &#x017F;ich nach Hau-<lb/>
&#x017F;e ließ. Publius Scipio ward durch den Ab-<lb/>
fall der Bojen und anderer Deut&#x017F;chen eu&#x017F;er&#x017F;t<lb/>
er&#x017F;chreckt; daher brach er des Nachts &#x017F;till &#x017F;chwei-<lb/><cb/>
gend auff/ &#x017F;etzte u&#x0364;ber den Bach Trebia/ und ver-<lb/>
&#x017F;chantzte &#x017F;ich auff einem darbey liegenden vor-<lb/>
theilhafften Hu&#x0364;gel. Die Numidi&#x017F;che Reute-<lb/>
rey aber ereilte den Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Nachzug/ und<lb/>
hieb alles zu Bodem. Annibal &#x017F;chlug nahe<lb/>
darbey &#x017F;ein La&#x0364;ger auf/ kauffte vom Ro&#x0364;mi&#x017F;chen<lb/>
Hauptmanne Brundu&#x017F;in ihr Kornhauß die<lb/>
Stadt Cla&#x017F;tidium; al&#x017F;o: daß er durch die&#x017F;e Ver-<lb/>
ra&#x0364;therey und derer Deut&#x017F;chen Zufuhre im feind-<lb/>
lichen Lande mehr Vorrath als die Ro&#x0364;mer hat-<lb/>
ten. Jnzwi&#x017F;chen &#x017F;tieß Tiberius Sempronius<lb/>
mit &#x017F;einem ma&#x0364;chtigen Heere zum Seipio; wel-<lb/>
cher durch etliche Scharmu&#x0364;tzel &#x017F;o hochmu&#x0364;thig<lb/>
ward: daß ihn der noch von &#x017F;einer Wunde bett-<lb/>
la&#x0364;grige Scipio die Liefferung einer Schlacht<lb/>
nicht erwehren konte/ welche Hannibal/ weil die<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Krieges-Leute noch ungeu&#x0364;bet/ die<lb/>
Deut&#x017F;chen aber noch in der er&#x017F;ten Hitze waren/<lb/>
und durch eine gro&#x017F;&#x017F;e That in Jtalien den<lb/>
Grund des Krieges zu legen fu&#x0364;r no&#x0364;thig hielt/<lb/>
auffs &#x017F;ehnlich&#x017F;te verlangte. Sintemal die<lb/>
Stern&#x017F;eher nicht &#x017F;o genau aus dene&#x0303; bey der Ge-<lb/>
burt &#x017F;cheinenden Sternen/ als Kriegsleute aus<lb/>
dem er&#x017F;ten Gefechte eines Feldherren den ku&#x0364;nff-<lb/>
tigen Glu&#x0364;cks-Lauff wahr&#x017F;agende urtheilen.<lb/>
Hierinnen nun keinen Fehltritt zu thun/ raffte<lb/>
er alle &#x017F;eine Kriegs-Ku&#x0364;n&#x017F;te zu&#x017F;ammen/ und ver-<lb/>
&#x017F;teckte auff der zwi&#x017F;chen beyden La&#x0364;gern befindli-<lb/>
chen Fla&#x0364;che &#x017F;einen Bruder Mago mit tau&#x017F;end<lb/>
auserle&#x017F;enen Reutern/ und den Fu&#x0364;r&#x017F;ten Die-<lb/>
trich mit tau&#x017F;end Deut&#x017F;chen Fußknechten zwi-<lb/>
&#x017F;chen die ziemlich tieffen Ufer einer da&#x017F;elb&#x017F;t rin-<lb/>
nenden mit hohem Schilf und Senden bewach-<lb/>
&#x017F;enen Bach; ließ auch des Nachts das gantze Hee-<lb/>
erqvicken/ und zur Schlacht &#x017F;ich ru&#x0364;&#x017F;ten; mit dem<lb/>
er&#x017F;ten Morgen aber 2000. Numidier biß unter<lb/>
den Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Wall &#x017F;treiffen. Tiberius hingege&#x0303;<lb/>
mit &#x017F;einer Reuterey und 6000. Bogen&#x017F;chu&#x0364;tzen<lb/>
alsbald auf &#x017F;ie einen Ausfall thun/ auch die mit<lb/>
Fleiß fliehen den durch den des Nachts vom zer-<lb/>
&#x017F;chmoltzene&#x0303; Schnee und gefallenem Regen ange-<lb/>
&#x017F;chwollenen Strom Trebia verfolgen/ ob ihnen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M m m m m 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chon</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[827[829]/0889] Arminius und Thußnelda. Po geſetzt haͤtte/ und uͤber den Fluß Ticin eine Bruͤcke ſchluͤge. Wenig Tage hernach bege- gneten beyder Heere Vortrab einander harte am Po; da aber die Roͤmer von Annibals Reu- terey bald zertrennet/ von den Numidiern um- geben/ und meiſtentheils erlegt wurden. Fuͤrſt Magilus verwundete den Buͤr germeiſter ſelbſt/ haͤtte ihm auch gar den Reſt gegeben/ wenn ihn nicht ſein Sohn ein tapfferer Juͤngling von ſiebzehn Jahren/ der hernach der Africaniſche Scipio genennet ward/ bey aller andern Roͤ- mer Zagheit beſchirmet/ und ihm ſich der Ge- fahr zu entziehen Lufft gemacht haͤtte. Publius muſte derogeſtalt nicht nur den Fluß Ticin ver- laſſen/ ſondern auch uͤber den Po zuruͤcke wei- chen. Hannibal aber lag dem Feinde fort fuͤr fort in Eiſen/ bekam ſechs hundert bey der abge- brochenen Bruͤcke gelaſſenen Roͤmer gefangen/ und nunmehr die um den Po wohnende Deut- ſchen Voͤlcker Hauffenweiſe zu ſich; gieng dar- mit auf einer Schiffbruͤcke uͤber ſelbten Fluß biß fuͤr das Roͤmiſche Lager bey Placentz. Nach dem Annibal auch den Publius vergebens zur Schlacht aus gefordert hatte; redete im Roͤmi- ſchen Lager Albert ein Deutſcher Fuͤrſt/ welcher von den Roͤmern unters Joch gebracht/ und ih- nen zu dienen gezwungen war/ ſeine unterha- bende Voͤlcker auf: daß ſie durch ihre Tapffer- keit ſich wieder in Freyheit ſetzen ſolten. Dieſe uͤberfielen des Nachts die neben ihnen liegenden Roͤmer in ihren Zelten/ ſchnitten wol vier tau- ſenden die Koͤpffe ab/ brachen/ ehe Publius wideꝛ dieſen Anfall genungſame Anſtalt machte/ durch ein Thor aus dem Laͤger/ und kamen des Mor- gens/ als zugleich die Bojen mit denen voriges Jahr gefangenen Roͤmern ſich einfanden/ zu Hannibaln/ welcher alle mit ſchaͤtzbaren Koͤſt- ligkeiten beſchenckte; und theils ſeine Freyge- bigkeit auszubreiten wieder von ſich nach Hau- ſe ließ. Publius Scipio ward durch den Ab- fall der Bojen und anderer Deutſchen euſerſt erſchreckt; daher brach er des Nachts ſtill ſchwei- gend auff/ ſetzte uͤber den Bach Trebia/ und ver- ſchantzte ſich auff einem darbey liegenden vor- theilhafften Huͤgel. Die Numidiſche Reute- rey aber ereilte den Roͤmiſchen Nachzug/ und hieb alles zu Bodem. Annibal ſchlug nahe darbey ſein Laͤger auf/ kauffte vom Roͤmiſchen Hauptmanne Brunduſin ihr Kornhauß die Stadt Claſtidium; alſo: daß er durch dieſe Ver- raͤtherey und derer Deutſchen Zufuhre im feind- lichen Lande mehr Vorrath als die Roͤmer hat- ten. Jnzwiſchen ſtieß Tiberius Sempronius mit ſeinem maͤchtigen Heere zum Seipio; wel- cher durch etliche Scharmuͤtzel ſo hochmuͤthig ward: daß ihn der noch von ſeiner Wunde bett- laͤgrige Scipio die Liefferung einer Schlacht nicht erwehren konte/ welche Hannibal/ weil die Roͤmiſchen Krieges-Leute noch ungeuͤbet/ die Deutſchen aber noch in der erſten Hitze waren/ und durch eine groſſe That in Jtalien den Grund des Krieges zu legen fuͤr noͤthig hielt/ auffs ſehnlichſte verlangte. Sintemal die Sternſeher nicht ſo genau aus denẽ bey der Ge- burt ſcheinenden Sternen/ als Kriegsleute aus dem erſten Gefechte eines Feldherren den kuͤnff- tigen Gluͤcks-Lauff wahrſagende urtheilen. Hierinnen nun keinen Fehltritt zu thun/ raffte er alle ſeine Kriegs-Kuͤnſte zuſammen/ und ver- ſteckte auff der zwiſchen beyden Laͤgern befindli- chen Flaͤche ſeinen Bruder Mago mit tauſend auserleſenen Reutern/ und den Fuͤrſten Die- trich mit tauſend Deutſchen Fußknechten zwi- ſchen die ziemlich tieffen Ufer einer daſelbſt rin- nenden mit hohem Schilf und Senden bewach- ſenen Bach; ließ auch des Nachts das gantze Hee- erqvicken/ und zur Schlacht ſich ruͤſten; mit dem erſten Morgen aber 2000. Numidier biß unter den Roͤmiſchen Wall ſtreiffen. Tiberius hingegẽ mit ſeiner Reuterey und 6000. Bogenſchuͤtzen alsbald auf ſie einen Ausfall thun/ auch die mit Fleiß fliehen den durch den des Nachts vom zer- ſchmoltzenẽ Schnee und gefallenem Regen ange- ſchwollenen Strom Trebia verfolgen/ ob ihnen ſchon M m m m m 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/889
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 827[829]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/889>, abgerufen am 22.11.2024.