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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] heit aber das fünffte Jahr eine grosse Menge
Erde hervor qvillet/ und daß daselbst aus ei-
nem Felsen des Sommers Wasser/ des Win-
ters Feuer springet; ja ein kaum eines Schil-
des grosser Pful/ wenn Badende hineinsprin-
gen/ sich so weit ausdehnet: daß ihrer wol funf-
zig darinnen Raum haben/ und so wenig Men-
schen als Holtz untersincken läst. Nach dem
auch die Carthaginenser durch ihre Schiffarth
mit den Friesern/ Chauzen/ und Cimbern ver-
trauliche Freundschafft gemacht/ ja den aus Jn-
dien vom Sandrcot verjagten/ bey dem Ptolo-
meus Lagida in Egypten/ und dem Lysima-
chus in Thracien unter zu kommen vergebens
suchenden Friso/ Bruno und Sax mit ihren
Schiffen biß an die Weser übergeführet hat-
ten/ brachten sie daselbst gleicher Gestalt eine
ansehnliche Menge Hülffs-Völcker auff; wel-
che dem überaus bekümmerten Hanno zu He-
raclea/ wohl zu statten kamen. Denn dieser
war halb verzweiffelt; weil wider des Orts
Gewonheit seine auff dem Vulcanischen Hü-
gel über Reben-Holtz gelegte Opffer sich von
sich selbst entzünden wolten; ja in dem berühm-
ten Oel-Brunnen bey dem Blumen-reichen
Berge Gonius das Oel versieg/ als es Hanno
nach empfangener Weihung zu seinem Got-
tesdienste schöpffen wolte/ und also die Götter
ihm ihren Unwillen genugsam zu verstehen ga-
ben/ welchen er auch in der That verspürte/ in-
dem der die Stadt Agrigent belägernde Post-
humius und Manlius seinen Entsatz mit
grossem Verlust zurücke schlug. Jhre erste
Tapfferkeit erwiesen die Deutschen in der grau-
samen Belägerung der Stadt Agrigent/ indem
diese nicht nur durch ihre Tapfferkeit/ sondern
auch durch ihre Mäßigkeit den Mohren und
Siciliern ein Beyspiel die fast unmenschliche
Hungers-Noth auszutauern abgaben; auch
zuletzt den in Agrigent beschlossenen Hanni-
bal des Nachts mitten durch das Römische Lä-
ger mit dem Degen in der Hand glücklich durch-
[Spaltenumbruch] brachten; nachdem die Römer über dreißig
tausend Mann für dieser Stadt hatten sitzen
lassen. Jedoch wurden ihnen ihre treue Dien-
ste schlecht belohnt. Denn als sie ihren so lang
entbehrten Kriegs-Sold forderten/ vertröstete
sie der Feldherr Hanno: daß er ihnen folgende
Nacht der gantzen Stadt Entella reiche Beu-
te zu ihrer Belohnung lieffern wolte; schickte sie
auch gerade darauff zu. Jnzwischen hatte Han-
no durch einen Uberläuffer den Bürgermeister
Ottacilius benachrichtiget: daß die Carthagi-
nenser in der Stadt Etellan Verständniß hätten/
und selbige Nacht sie überfallen würden. Da-
her wartete Ottacilius mit seinem halben Heere
jenen auff den Dienst; umringte sie auff allen
Seiten; und erlegte vier tausend tapffere Deut-
schen/ derer keiner von einiger Ergebung hören
wolte; noch seine Haut ungerochen verkauffte.
Jedoch blieb dieser dreißig tausend Römer schänd-
liche Undanck des Hanno verdrückt/ und ka-
men sechs tausend frische Deutschen unter den
Heruler Fürsten Avtarit den Carthaginensern
zu Hülffe; welche unter dem Boodes/ als er dem
Cnäus Cornelius mit der Römischen Schiffs-
Flotte in dem Hafen zu Lipara beschloß/ alles
gefangen nahm; und unter Amilcarn/ als er
zwischen der Stadt Paropos und denen Hime-
rischen warmen Brunnen vier tausend Römer
erlegte. Als auch Atilius Regulus in Africa
aussetzte/ nach erlegtem abscheulichen Drachen/
(dessen hundert und zwantzig Füße lange Haut
hernach zu Rom in des Saturnus Tempel ge-
henckt ward) und nach eroberter Stadt Clupea
Adin belägerte/ die Carthaginenser aber in den Ge-
bürgen mit ihren Elephanten und Reuterey gar
nichts ausrichten konten/ und die gantze Last der
Römer den Deutschen Hülffsvölckern auff dem
Halse lag/übten diese unglaubliche Helden-Tha-
ten aus/ und trieben die erste Legion mit grossem
Verlust zurücke. Weil sie aber die Africaner al-
lein im Stiche liessen/ litten sie ziemlichen Ver-
lust; also: daß sie unter damaligen Heerführern

dem

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] heit aber das fuͤnffte Jahr eine groſſe Menge
Erde hervor qvillet/ und daß daſelbſt aus ei-
nem Felſen des Sommers Waſſer/ des Win-
ters Feuer ſpringet; ja ein kaum eines Schil-
des groſſer Pful/ wenn Badende hineinſprin-
gen/ ſich ſo weit ausdehnet: daß ihrer wol funf-
zig darinnen Raum haben/ und ſo wenig Men-
ſchen als Holtz unterſincken laͤſt. Nach dem
auch die Carthaginenſer durch ihre Schiffarth
mit den Frieſern/ Chauzen/ und Cimbern ver-
trauliche Freundſchafft gemacht/ ja den aus Jn-
dien vom Sandrcot verjagten/ bey dem Ptolo-
meus Lagida in Egypten/ und dem Lyſima-
chus in Thracien unter zu kommen vergebens
ſuchenden Friſo/ Bruno und Sax mit ihren
Schiffen biß an die Weſer uͤbergefuͤhret hat-
ten/ brachten ſie daſelbſt gleicher Geſtalt eine
anſehnliche Menge Huͤlffs-Voͤlcker auff; wel-
che dem uͤberaus bekuͤmmerten Hanno zu He-
raclea/ wohl zu ſtatten kamen. Denn dieſer
war halb verzweiffelt; weil wider des Orts
Gewonheit ſeine auff dem Vulcaniſchen Huͤ-
gel uͤber Reben-Holtz gelegte Opffer ſich von
ſich ſelbſt entzuͤnden wolten; ja in dem beruͤhm-
ten Oel-Brunnen bey dem Blumen-reichen
Berge Gonius das Oel verſieg/ als es Hanno
nach empfangener Weihung zu ſeinem Got-
tesdienſte ſchoͤpffen wolte/ und alſo die Goͤtter
ihm ihren Unwillen genugſam zu verſtehen ga-
ben/ welchen er auch in der That verſpuͤrte/ in-
dem der die Stadt Agrigent belaͤgernde Poſt-
humius und Manlius ſeinen Entſatz mit
groſſem Verluſt zuruͤcke ſchlug. Jhre erſte
Tapfferkeit erwieſen die Deutſchen in der grau-
ſamen Belaͤgerung der Stadt Agrigent/ indem
dieſe nicht nur durch ihre Tapfferkeit/ ſondern
auch durch ihre Maͤßigkeit den Mohren und
Siciliern ein Beyſpiel die faſt unmenſchliche
Hungers-Noth auszutauern abgaben; auch
zuletzt den in Agrigent beſchloſſenen Hanni-
bal des Nachts mitten durch das Roͤmiſche Laͤ-
ger mit dem Degen in der Hand gluͤcklich durch-
[Spaltenumbruch] brachten; nachdem die Roͤmer uͤber dreißig
tauſend Mann fuͤr dieſer Stadt hatten ſitzen
laſſen. Jedoch wurden ihnen ihre treue Dien-
ſte ſchlecht belohnt. Denn als ſie ihren ſo lang
entbehrten Kriegs-Sold forderten/ vertroͤſtete
ſie der Feldherr Hanno: daß er ihnen folgende
Nacht der gantzen Stadt Entella reiche Beu-
te zu ihrer Belohnung lieffern wolte; ſchickte ſie
auch gerade darauff zu. Jnzwiſchen hatte Han-
no durch einen Uberlaͤuffer den Buͤrgermeiſter
Ottacilius benachrichtiget: daß die Carthagi-
nenſer in der Stadt Etellan Verſtaͤndniß haͤttẽ/
und ſelbige Nacht ſie uͤberfallen wuͤrden. Da-
her wartete Ottacilius mit ſeinem halben Heere
jenen auff den Dienſt; umringte ſie auff allen
Seiten; und erlegte vier tauſend tapffere Deut-
ſchen/ derer keiner von einiger Ergebung hoͤren
wolte; noch ſeine Haut ungerochen verkauffte.
Jedoch blieb dieſeꝛ dꝛeißig tauſend Roͤmeꝛ ſchaͤnd-
liche Undanck des Hanno verdruͤckt/ und ka-
men ſechs tauſend friſche Deutſchen unter den
Heruler Fuͤrſten Avtarit den Carthaginenſern
zu Huͤlffe; welche unter dem Boodes/ als er dem
Cnaͤus Cornelius mit der Roͤmiſchen Schiffs-
Flotte in dem Hafen zu Lipara beſchloß/ alles
gefangen nahm; und unter Amilcarn/ als er
zwiſchen der Stadt Paropos und denen Hime-
riſchen warmen Brunnen vier tauſend Roͤmer
erlegte. Als auch Atilius Regulus in Africa
ausſetzte/ nach erlegtem abſcheulichen Drachen/
(deſſen hundert und zwantzig Fuͤße lange Haut
hernach zu Rom in des Saturnus Tempel ge-
henckt ward) und nach eroberter Stadt Clupea
Adin belaͤgerte/ die Caꝛthaginenſeꝛ aber in dẽ Ge-
buͤrgen mit ihren Elephanten und Reuterey gar
nichts ausrichten konten/ und die gantze Laſt der
Roͤmer den Deutſchen Huͤlffsvoͤlckern auff dem
Halſe lag/uͤbten dieſe unglaubliche Helden-Tha-
ten aus/ und trieben die erſte Legion mit groſſem
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 789[793]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/853>, abgerufen am 22.11.2024.