Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Sechstes Buch [Spaltenumbruch]
alle Deutschen alle innerliche Unruh gestifftet/die Geten und Treballen gezähmt hatten/ wur- den sie/ und insonderheit Leonor und Luthar lü- stern/ das verlohrne Macedonien wieder zu er- obern. Der König Hunn schickte deshalben zum Antigonus eine Bothschafft/ oder vielmehr Kundschaffer die Beschaffenheit Macedoniens anszuspüren; welche Antigonus aufs kostbarste unterhielt/ und ihnen seine grosse Gold- und Silber-Klumpen/ als die Spann-Adern der Kriege/ nebst den Elefanten zeigte. Dis aber/ was die Deutschen vom besor glichen Kriege ab- schrecken solte/ reitzte sie nur mehr zur reichen Beute an; zumal die Gesandten berichteten: daß das Macedonische Läger gar nicht befestigt/ fahrlässig bewacht würde; das Eisen liesse man daselbst verrostern; gleich als wenn sie durch ih- ren Uberfluß des Goldes schon genungsam sicher wären. Diesemnach setzten beyde Hertzoge Leonor und Luthar in möglichster Eil über den Fluß Strymon/ und eilten dem oberhalb Hera- clea geschlagenen Läger zu. Antigonus aber traute nicht der Deutschen Ankunfft zu erwar- ten/ sondern ließ das volle Läger stehen/ und flohe mit seinem Heere in das Bertiskische Gebürge/ theils in die See-Stadt Arethusa/ umb die in dem Strymonischen See - Busem liegende Kriegs-Flotte zu verstärcken. Weil nun da- zumal in Griechenland die bereit für hundert Jahren geschehene Phaennische Weissagung in grossem Ruffe war: daß die Deutschen in Asien ein mächtiges Reich aufrichten würden; zohen Leonor und Luthar gerade dem Meere zu/ über- fielen auch die bey Arethusa liegende Schiffe wie ein Blitz. Als aber die Deutschen ihnen von keinem Feinde was mehr träumen liessen/ sondern nur in den Schiffen Beute machten; kam die bey Stagira liegende Schiff-Flotte des Antigonus mit vollem Segel angelauffen/ und erlegten in den Schiffen beynahe 3000. Tectosager. Nichts desto weniger behaupteten sie etliche 20. Schiffe/ mit welchen sie lange auf dem Aegei- [Spaltenumbruch] schen Meere herumb kreutzten/ biß sie von denen eroberten Schiffen eine starcke Kriegs-Flotte zusammen brachten; und bald dar bald dort in Asien reiche Beute holeten; insonderheit aber die Attalischen Länder sehr ängstigten. Jnzwi- schen kam König Pyrrhus/ nach dem er gute Zeit mit allerhand Zufällen iu Jtalien und Si- cilien Krieg geführet hatte/ unverhofft in seinem Königreiche Epirus an/ zohe zehn tausend deut- sche Hülffs-Völcker von denen Skordiskern an sich; und weil ihm Antigonus seiner Vertrö- stung zuwider kein Volck in Jtalien zu Hülffe geschickt hatte/ fiel er in Macedonien ein. Anti- gonus ward hierdurch gezwungen mit den Deutschen Friede zu machen/ und dem Fürsten Leonor und Luthar jährlich hundert Talent zu versprechen; worgegen sie ihm mit fünf tausend Tectosagern beystunden. Beyder Könige Heere traffen an dem Flusse Aliacmon unter dem Berge Citarius auf einander; und thäten die unter dem Ritter Eberstein auf die Spitze gestellten Deutschen denen Epiroten grossen Abbruch. Als aber König Pyrrhus seine Deutschen auch herfür rücken ließ; liessen die dem Antigonus ohne diß nicht allzu geneigte Deutschen ihre Hände sincken; welche sie nicht in ihrer Landsleute Blut waschen wolten. Hiermit geriethen die Macedonier in Unord- nung/ und in die Flucht; und es wäre Antigo- nus/ dessen gantzes Heer biß aufs Haupt erlegt ward/ selbst nicht entronnen/ wenn nicht die Deutschen noch so ehrlich an ihm gehandelt/ und ihn/ wiewol mit Verlust etlicher hundert tapfern Kriegsleute nach Thessalonich gebracht hätten. Wiewohl nun Antigonus daselbst mit vielem Golde die Deutschen erkauffte: daß sie/ iedoch mit der ausrücklichen Bedingung nicht wider die Deutschen zu kämpfen/ denen Epiroten bey Apollonia noch einmal die Spitze bothen; so er- hielt doch des Pyrrhus streitbarer Sohn Ptolo- meus wider den Antigonus einen so grossen Sieg: daß er nebst sechs Pferden mit genauer Noth
Sechſtes Buch [Spaltenumbruch]
alle Deutſchen alle innerliche Unruh geſtifftet/die Geten und Treballen gezaͤhmt hatten/ wur- den ſie/ und inſonderheit Leonor und Luthar luͤ- ſtern/ das verlohrne Macedonien wieder zu er- obern. Der Koͤnig Hunn ſchickte deshalben zum Antigonus eine Bothſchafft/ oder vielmehr Kundſchaffer die Beſchaffenheit Macedoniens anszuſpuͤren; welche Antigonus aufs koſtbarſte unterhielt/ und ihnen ſeine groſſe Gold- und Silber-Klumpen/ als die Spann-Adern der Kriege/ nebſt den Elefanten zeigte. Dis aber/ was die Deutſchen vom beſor glichen Kriege ab- ſchrecken ſolte/ reitzte ſie nur mehr zur reichen Beute an; zumal die Geſandten berichteten: daß das Macedoniſche Laͤger gar nicht befeſtigt/ fahrlaͤſſig bewacht wuͤrde; das Eiſen lieſſe man daſelbſt verroſtern; gleich als wenn ſie durch ih- ren Uberfluß des Goldes ſchon genungſam ſicher waͤren. Dieſemnach ſetzten beyde Hertzoge Leonor und Luthar in moͤglichſter Eil uͤber den Fluß Strymon/ und eilten dem oberhalb Hera- clea geſchlagenen Laͤger zu. Antigonus aber traute nicht der Deutſchen Ankunfft zu erwar- ten/ ſondern ließ das volle Laͤger ſtehen/ und flohe mit ſeinem Heere in das Bertiskiſche Gebuͤrge/ theils in die See-Stadt Arethuſa/ umb die in dem Strymoniſchen See - Buſem liegende Kriegs-Flotte zu verſtaͤrcken. Weil nun da- zumal in Griechenland die bereit fuͤr hundert Jahren geſchehene Phaenniſche Weiſſagung in groſſem Ruffe war: daß die Deutſchen in Aſien ein maͤchtiges Reich aufrichten wuͤrden; zohen Leonor und Luthar gerade dem Meere zu/ uͤber- fielen auch die bey Arethuſa liegende Schiffe wie ein Blitz. Als aber die Deutſchen ihnen von keinem Feinde was mehr traͤumen lieſſen/ ſondern nur in den Schiffen Beute machten; kam die bey Stagira liegende Schiff-Flotte des Antigonus mit vollem Segel angelauffen/ und erlegtẽ in den Schiffẽ beynahe 3000. Tectoſager. Nichts deſto weniger behaupteten ſie etliche 20. Schiffe/ mit welchen ſie lange auf dem Aegei- [Spaltenumbruch] ſchen Meere herumb kreutzten/ biß ſie von denen eroberten Schiffen eine ſtarcke Kriegs-Flotte zuſammen brachten; und bald dar bald dort in Aſien reiche Beute holeten; inſonderheit aber die Attaliſchen Laͤnder ſehr aͤngſtigten. Jnzwi- ſchen kam Koͤnig Pyrrhus/ nach dem er gute Zeit mit allerhand Zufaͤllen iu Jtalien und Si- cilien Krieg gefuͤhret hatte/ unverhofft in ſeinem Koͤnigreiche Epirus an/ zohe zehn tauſend deut- ſche Huͤlffs-Voͤlcker von denen Skordiskern an ſich; und weil ihm Antigonus ſeiner Vertroͤ- ſtung zuwider kein Volck in Jtalien zu Huͤlffe geſchickt hatte/ fiel er in Macedonien ein. Anti- gonus ward hierdurch gezwungen mit den Deutſchen Friede zu machen/ und dem Fuͤrſten Leonor und Luthar jaͤhrlich hundert Talent zu verſprechen; worgegen ſie ihm mit fuͤnf tauſend Tectoſagern beyſtunden. Beyder Koͤnige Heere traffen an dem Fluſſe Aliacmon unter dem Berge Citarius auf einander; und thaͤten die unter dem Ritter Eberſtein auf die Spitze geſtellten Deutſchen denen Epiroten groſſen Abbruch. Als aber Koͤnig Pyrrhus ſeine Deutſchen auch herfuͤr ruͤcken ließ; lieſſen die dem Antigonus ohne diß nicht allzu geneigte Deutſchen ihre Haͤnde ſincken; welche ſie nicht in ihrer Landsleute Blut waſchen wolten. Hiermit geriethen die Macedonier in Unord- nung/ und in die Flucht; und es waͤre Antigo- nus/ deſſen gantzes Heer biß aufs Haupt erlegt ward/ ſelbſt nicht entronnen/ wenn nicht die Deutſchen noch ſo ehrlich an ihm gehandelt/ und ihn/ wiewol mit Verluſt etlicher hundert tapfern Kriegsleute nach Theſſalonich gebracht haͤtten. Wiewohl nun Antigonus daſelbſt mit vielem Golde die Deutſchen erkauffte: daß ſie/ iedoch mit der ausruͤcklichen Bedingung nicht wider die Deutſchen zu kaͤmpfen/ denen Epiroten bey Apollonia noch einmal die Spitze bothen; ſo er- hielt doch des Pyrrhus ſtreitbarer Sohn Ptolo- meus wider den Antigonus einen ſo groſſen Sieg: daß er nebſt ſechs Pferden mit genauer Noth
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Sechſtes Buch
alle Deutſchen alle innerliche Unruh geſtifftet/
die Geten und Treballen gezaͤhmt hatten/ wur-
den ſie/ und inſonderheit Leonor und Luthar luͤ-
ſtern/ das verlohrne Macedonien wieder zu er-
obern. Der Koͤnig Hunn ſchickte deshalben zum
Antigonus eine Bothſchafft/ oder vielmehr
Kundſchaffer die Beſchaffenheit Macedoniens
anszuſpuͤren; welche Antigonus aufs koſtbarſte
unterhielt/ und ihnen ſeine groſſe Gold- und
Silber-Klumpen/ als die Spann-Adern der
Kriege/ nebſt den Elefanten zeigte. Dis aber/
was die Deutſchen vom beſor glichen Kriege ab-
ſchrecken ſolte/ reitzte ſie nur mehr zur reichen
Beute an; zumal die Geſandten berichteten:
daß das Macedoniſche Laͤger gar nicht befeſtigt/
fahrlaͤſſig bewacht wuͤrde; das Eiſen lieſſe man
daſelbſt verroſtern; gleich als wenn ſie durch ih-
ren Uberfluß des Goldes ſchon genungſam ſicher
waͤren. Dieſemnach ſetzten beyde Hertzoge
Leonor und Luthar in moͤglichſter Eil uͤber den
Fluß Strymon/ und eilten dem oberhalb Hera-
clea geſchlagenen Laͤger zu. Antigonus aber
traute nicht der Deutſchen Ankunfft zu erwar-
ten/ ſondern ließ das volle Laͤger ſtehen/ und flohe
mit ſeinem Heere in das Bertiskiſche Gebuͤrge/
theils in die See-Stadt Arethuſa/ umb die in
dem Strymoniſchen See - Buſem liegende
Kriegs-Flotte zu verſtaͤrcken. Weil nun da-
zumal in Griechenland die bereit fuͤr hundert
Jahren geſchehene Phaenniſche Weiſſagung in
groſſem Ruffe war: daß die Deutſchen in Aſien
ein maͤchtiges Reich aufrichten wuͤrden; zohen
Leonor und Luthar gerade dem Meere zu/ uͤber-
fielen auch die bey Arethuſa liegende Schiffe
wie ein Blitz. Als aber die Deutſchen ihnen
von keinem Feinde was mehr traͤumen lieſſen/
ſondern nur in den Schiffen Beute machten;
kam die bey Stagira liegende Schiff-Flotte des
Antigonus mit vollem Segel angelauffen/ und
erlegtẽ in den Schiffẽ beynahe 3000. Tectoſager.
Nichts deſto weniger behaupteten ſie etliche 20.
Schiffe/ mit welchen ſie lange auf dem Aegei-
ſchen Meere herumb kreutzten/ biß ſie von denen
eroberten Schiffen eine ſtarcke Kriegs-Flotte
zuſammen brachten; und bald dar bald dort in
Aſien reiche Beute holeten; inſonderheit aber
die Attaliſchen Laͤnder ſehr aͤngſtigten. Jnzwi-
ſchen kam Koͤnig Pyrrhus/ nach dem er gute
Zeit mit allerhand Zufaͤllen iu Jtalien und Si-
cilien Krieg gefuͤhret hatte/ unverhofft in ſeinem
Koͤnigreiche Epirus an/ zohe zehn tauſend deut-
ſche Huͤlffs-Voͤlcker von denen Skordiskern an
ſich; und weil ihm Antigonus ſeiner Vertroͤ-
ſtung zuwider kein Volck in Jtalien zu Huͤlffe
geſchickt hatte/ fiel er in Macedonien ein. Anti-
gonus ward hierdurch gezwungen mit den
Deutſchen Friede zu machen/ und dem Fuͤrſten
Leonor und Luthar jaͤhrlich hundert Talent zu
verſprechen; worgegen ſie ihm mit fuͤnf tauſend
Tectoſagern beyſtunden. Beyder Koͤnige
Heere traffen an dem Fluſſe Aliacmon unter
dem Berge Citarius auf einander; und thaͤten
die unter dem Ritter Eberſtein auf die Spitze
geſtellten Deutſchen denen Epiroten groſſen
Abbruch. Als aber Koͤnig Pyrrhus ſeine
Deutſchen auch herfuͤr ruͤcken ließ; lieſſen die
dem Antigonus ohne diß nicht allzu geneigte
Deutſchen ihre Haͤnde ſincken; welche ſie nicht
in ihrer Landsleute Blut waſchen wolten.
Hiermit geriethen die Macedonier in Unord-
nung/ und in die Flucht; und es waͤre Antigo-
nus/ deſſen gantzes Heer biß aufs Haupt erlegt
ward/ ſelbſt nicht entronnen/ wenn nicht die
Deutſchen noch ſo ehrlich an ihm gehandelt/ und
ihn/ wiewol mit Verluſt etlicher hundert tapfern
Kriegsleute nach Theſſalonich gebracht haͤtten.
Wiewohl nun Antigonus daſelbſt mit vielem
Golde die Deutſchen erkauffte: daß ſie/ iedoch
mit der ausruͤcklichen Bedingung nicht wider
die Deutſchen zu kaͤmpfen/ denen Epiroten bey
Apollonia noch einmal die Spitze bothen; ſo er-
hielt doch des Pyrrhus ſtreitbarer Sohn Ptolo-
meus wider den Antigonus einen ſo groſſen
Sieg: daß er nebſt ſechs Pferden mit genauer
Noth
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 784[788]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/848>, abgerufen am 01.07.2024. |