Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] limartium entkamen. Hertzog Anhalt war
daselbst voller Ungedult/ und hätte nach einge-
büstem Heere sich selbst auffgerieben; wenn nicht
so wohl Semnoner/ Bojen und Hetrurier/ de-
rer sich daselbst noch ungefehr sieben tausend zu-
sammen rafften/ ihn mit Thränen von einer so
kleinmüthigen Entschlüssung zurück gehalten
hätten. Er wich daher biß an den Fluß Me-
taurus zurück/ verstärckte sich daselbst mit etli-
chen tausenden; Und weil die Römer seiner
Vorfahren Fürstlichen Sitz Senogallien mit
Römischen Einwohnern zu volcken vorhatten;
wolte er dasselbte verhindern; aber der Bürge-
meister Emilius Papus zwang ihn mit einem
vierfach stärckern Heere zurücke zu weichen.
Gleichwohl brachte er es durch seine Tapf-
ferkeit noch dahin: daß die Römer ihm und sei-
nen wenigen Uberbleibungen die Gegend zwi-
schen dem Fluße Rubico und Utis liessen; gantz
Umbrien und Hetrurien aber mit deutlichem
Beystande des unerbittlichen Verhängnißes
ihnen unterthänig machten. Unterdessen be-
hielt doch Hertzog Anhalt in diesem engen Kreis-
se sein völliges Ansehen/ zu einem merckwürdi-
gen Beyspiele: daß die Tugend so wenig als die
Natur ihre Vollkommenheit an Riesen-Ge-
schöpffe gebunden habe; sondern ein grosser Fürst
sich so wohl in einem kleinen Gebiete; als die
köstliche Balsam-Staude in einem engen Ge-
fässe sehen lassen könne.

Es ist aber das Rad des Glückes eben so wohl
dem Lauffen/ als das der Sonne unterworffen.
Beyde gehen niemahls unter: daß sie nicht zu-
gleich an einem Orte auffgehen. Jnsonder-
heit traff es diese Zeiten bey denen Deutschen ein.
Denn als ihr Glücks-Stern in Jtalien so sehr
verdüstert ward/ klärte er sich anderwerts so viel
heller aus. Jch wil nicht die Siege der Sicam-
brischen Fürsten Diocles und Basan wider die
Gothen/ und die Erweiterung seiner Herrschafft
über den Rhein erwehnen; weil beyder Vor-
[Spaltenumbruch] theil wider Deutsche erhalten ward/ und die Be-
meisterung seiner eigenen Landsleute mehr für
Verlust/ als Gewin zu halten ist. Der erste
deutsche Fürst in Pannonien/ welcher die benach-
barten Völcker in Furcht und Schrecken ver-
setzte/ war Cambaules. Denn dieser drang durch
Mysien biß in Thracien/ und brachte ein un-
glaubliches Reichthum an Beute zurück. Nach-
dem aber Hertzog Belgius mit zweymal hundert
tausend Marsingern/ Lygiern/ Gothonen und
Herulen verstärckt ward/ jagte er durch diese
streitbare Völcker/ und seine Tapfferkeit allen
benachtbarten Königen ein solches Schrecken
ein: daß auch die/ denen er gleich keine Gewalt
andreutete/ den Frieden mit grossem Gelde von
ihm erkaufften. Unter andern Gesandschaff-
ten kam auch eine von der Königin in Pontus
und Thracien Arsinoe/ des grossen Lysimachus
Wittib/ der dem weisen vom grossen Alexander
unschuldig verstimmelten Callisthenes durch ge-
reichtes Gifft von seinem erbärmlichen Leben
geholffen/ und den Löwen/ welchem er auff Ale-
xanders Befehl vorgeworffen ward/ zerrissen/
den Pyrrhus auch aus Macedonien getrieben
hatte/ nachmahls aber vom Selevcus in einer
Schlacht erschlagen worden war. Unter den
Geschencken war ein grosser Carniolstein/ aus
welchem der fürtreffliche Bildhauer und Bau-
meister Sostratus Gnidius/ der den Egyptischen
Pharos gebauet/ dem Lysimachus in Gestalt der
Diana Arsinoen gehauen hatte. Dieses Bild
veranlaste den König Belgius zu fragen: Ob er
trauen dörffte: daß Arsinoe in diesem Steine oh-
ne Heucheley abgebildet/ und nach dem Leben ge-
troffen wäre. Wie ihn nun die Gesandten dessen
versicherten/ ließ er sie mit herrlichen Geschencken
von sich; und alsbald so wohl bey Arsinoen selbst/
als beym Könige Ptolomeus in Macedonien ih-
ren Bruder um sie zu werben. Ptolomeus
fertigte die Botschafft geschwinde/ und mit Be-
zeugung grosser Gewogenheit von sich; schrieb
aber dem König Belgius: Wie sehr er Arsi-

noen

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] limartium entkamen. Hertzog Anhalt war
daſelbſt voller Ungedult/ und haͤtte nach einge-
buͤſtem Heere ſich ſelbſt auffgerieben; wenn nicht
ſo wohl Semnoner/ Bojen und Hetrurier/ de-
rer ſich daſelbſt noch ungefehr ſieben tauſend zu-
ſammen rafften/ ihn mit Thraͤnen von einer ſo
kleinmuͤthigen Entſchluͤſſung zuruͤck gehalten
haͤtten. Er wich daher biß an den Fluß Me-
taurus zuruͤck/ verſtaͤrckte ſich daſelbſt mit etli-
chen tauſenden; Und weil die Roͤmer ſeiner
Vorfahren Fuͤrſtlichen Sitz Senogallien mit
Roͤmiſchen Einwohnern zu volcken vorhatten;
wolte er daſſelbte verhindern; aber der Buͤrge-
meiſter Emilius Papus zwang ihn mit einem
vierfach ſtaͤrckern Heere zuruͤcke zu weichen.
Gleichwohl brachte er es durch ſeine Tapf-
ferkeit noch dahin: daß die Roͤmer ihm und ſei-
nen wenigen Uberbleibungen die Gegend zwi-
ſchen dem Fluße Rubico und Utis lieſſen; gantz
Umbrien und Hetrurien aber mit deutlichem
Beyſtande des unerbittlichen Verhaͤngnißes
ihnen unterthaͤnig machten. Unterdeſſen be-
hielt doch Hertzog Anhalt in dieſem engen Kreiſ-
ſe ſein voͤlliges Anſehen/ zu einem merckwuͤrdi-
gen Beyſpiele: daß die Tugend ſo wenig als die
Natur ihre Vollkommenheit an Rieſen-Ge-
ſchoͤpffe gebunden habe; ſondern ein groſſer Fuͤrſt
ſich ſo wohl in einem kleinen Gebiete; als die
koͤſtliche Balſam-Staude in einem engen Ge-
faͤſſe ſehen laſſen koͤnne.

Es iſt aber das Rad des Gluͤckes eben ſo wohl
dem Lauffen/ als das der Sonne unterworffen.
Beyde gehen niemahls unter: daß ſie nicht zu-
gleich an einem Orte auffgehen. Jnſonder-
heit traff es dieſe Zeiten bey denen Deutſchen ein.
Denn als ihr Gluͤcks-Stern in Jtalien ſo ſehr
verduͤſtert ward/ klaͤrte er ſich anderwerts ſo viel
heller aus. Jch wil nicht die Siege der Sicam-
briſchen Fuͤrſten Diocles und Baſan wider die
Gothen/ und die Erweiterung ſeiner Herrſchafft
uͤber den Rhein erwehnen; weil beyder Vor-
[Spaltenumbruch] theil wider Deutſche erhalten ward/ und die Be-
meiſterung ſeiner eigenen Landsleute mehr fuͤr
Verluſt/ als Gewin zu halten iſt. Der erſte
deutſche Fuͤrſt in Pannonien/ welcher die benach-
barten Voͤlcker in Furcht und Schrecken ver-
ſetzte/ war Cambaules. Denn dieſer drang durch
Myſien biß in Thracien/ und brachte ein un-
glaubliches Reichthum an Beute zuruͤck. Nach-
dem aber Hertzog Belgius mit zweymal hundert
tauſend Marſingern/ Lygiern/ Gothonen und
Herulen verſtaͤrckt ward/ jagte er durch dieſe
ſtreitbare Voͤlcker/ und ſeine Tapfferkeit allen
benachtbarten Koͤnigen ein ſolches Schrecken
ein: daß auch die/ denen er gleich keine Gewalt
andreutete/ den Frieden mit groſſem Gelde von
ihm erkaufften. Unter andern Geſandſchaff-
ten kam auch eine von der Koͤnigin in Pontus
und Thracien Arſinoe/ des groſſen Lyſimachus
Wittib/ der dem weiſen vom groſſen Alexander
unſchuldig verſtimmelten Calliſthenes durch ge-
reichtes Gifft von ſeinem erbaͤrmlichen Leben
geholffen/ und den Loͤwen/ welchem er auff Ale-
xanders Befehl vorgeworffen ward/ zerriſſen/
den Pyrrhus auch aus Macedonien getrieben
hatte/ nachmahls aber vom Selevcus in einer
Schlacht erſchlagen worden war. Unter den
Geſchencken war ein groſſer Carniolſtein/ aus
welchem der fuͤrtreffliche Bildhauer und Bau-
meiſter Soſtratus Gnidius/ der den Egyptiſchen
Pharos gebauet/ dem Lyſimachus in Geſtalt der
Diana Arſinoen gehauen hatte. Dieſes Bild
veranlaſte den Koͤnig Belgius zu fragen: Ob er
trauen doͤrffte: daß Arſinoe in dieſem Steine oh-
ne Heucheley abgebildet/ und nach dem Leben ge-
troffen waͤre. Wie ihn nun die Geſandten deſſen
veꝛſicherten/ ließ eꝛ ſie mit herꝛlichen Geſchencken
von ſich; und alsbald ſo wohl bey Arſinoen ſelbſt/
als beym Koͤnige Ptolomeus in Macedonien ih-
ren Bruder um ſie zu werben. Ptolomeus
fertigte die Botſchafft geſchwinde/ und mit Be-
zeugung groſſer Gewogenheit von ſich; ſchrieb
aber dem Koͤnig Belgius: Wie ſehr er Arſi-

noen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0837" n="775[777]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
limartium entkamen. Hertzog Anhalt war<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t voller Ungedult/ und ha&#x0364;tte nach einge-<lb/>
bu&#x0364;&#x017F;tem Heere &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t auffgerieben; wenn nicht<lb/>
&#x017F;o wohl Semnoner/ Bojen und Hetrurier/ de-<lb/>
rer &#x017F;ich da&#x017F;elb&#x017F;t noch ungefehr &#x017F;ieben tau&#x017F;end zu-<lb/>
&#x017F;ammen rafften/ ihn mit Thra&#x0364;nen von einer &#x017F;o<lb/>
kleinmu&#x0364;thigen Ent&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ung zuru&#x0364;ck gehalten<lb/>
ha&#x0364;tten. Er wich daher biß an den Fluß Me-<lb/>
taurus zuru&#x0364;ck/ ver&#x017F;ta&#x0364;rckte &#x017F;ich da&#x017F;elb&#x017F;t mit etli-<lb/>
chen tau&#x017F;enden; Und weil die Ro&#x0364;mer &#x017F;einer<lb/>
Vorfahren Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Sitz Senogallien mit<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Einwohnern zu volcken vorhatten;<lb/>
wolte er da&#x017F;&#x017F;elbte verhindern; aber der Bu&#x0364;rge-<lb/>
mei&#x017F;ter Emilius Papus zwang ihn mit einem<lb/>
vierfach &#x017F;ta&#x0364;rckern Heere zuru&#x0364;cke zu weichen.<lb/>
Gleichwohl brachte er es durch &#x017F;eine Tapf-<lb/>
ferkeit noch dahin: daß die Ro&#x0364;mer ihm und &#x017F;ei-<lb/>
nen wenigen Uberbleibungen die Gegend zwi-<lb/>
&#x017F;chen dem Fluße Rubico und Utis lie&#x017F;&#x017F;en; gantz<lb/>
Umbrien und Hetrurien aber mit deutlichem<lb/>
Bey&#x017F;tande des unerbittlichen Verha&#x0364;ngnißes<lb/>
ihnen untertha&#x0364;nig machten. Unterde&#x017F;&#x017F;en be-<lb/>
hielt doch Hertzog Anhalt in die&#x017F;em engen Krei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e &#x017F;ein vo&#x0364;lliges An&#x017F;ehen/ zu einem merckwu&#x0364;rdi-<lb/>
gen Bey&#x017F;piele: daß die Tugend &#x017F;o wenig als die<lb/>
Natur ihre Vollkommenheit an Rie&#x017F;en-Ge-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pffe gebunden habe; &#x017F;ondern ein gro&#x017F;&#x017F;er Fu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;o wohl in einem kleinen Gebiete; als die<lb/>
ko&#x0364;&#x017F;tliche Bal&#x017F;am-Staude in einem engen Ge-<lb/>
fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nne.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t aber das Rad des Glu&#x0364;ckes eben &#x017F;o wohl<lb/>
dem Lauffen/ als das der Sonne unterworffen.<lb/>
Beyde gehen niemahls unter: daß &#x017F;ie nicht zu-<lb/>
gleich an einem Orte auffgehen. Jn&#x017F;onder-<lb/>
heit traff es die&#x017F;e Zeiten bey denen Deut&#x017F;chen ein.<lb/>
Denn als ihr Glu&#x0364;cks-Stern in Jtalien &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
verdu&#x0364;&#x017F;tert ward/ kla&#x0364;rte er &#x017F;ich anderwerts &#x017F;o viel<lb/>
heller aus. Jch wil nicht die Siege der Sicam-<lb/>
bri&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten Diocles und Ba&#x017F;an wider die<lb/>
Gothen/ und die Erweiterung &#x017F;einer Herr&#x017F;chafft<lb/>
u&#x0364;ber den Rhein erwehnen; weil beyder Vor-<lb/><cb/>
theil wider Deut&#x017F;che erhalten ward/ und die Be-<lb/>
mei&#x017F;terung &#x017F;einer eigenen Landsleute mehr fu&#x0364;r<lb/>
Verlu&#x017F;t/ als Gewin zu halten i&#x017F;t. Der er&#x017F;te<lb/>
deut&#x017F;che Fu&#x0364;r&#x017F;t in Pannonien/ welcher die benach-<lb/>
barten Vo&#x0364;lcker in Furcht und Schrecken ver-<lb/>
&#x017F;etzte/ war Cambaules. Denn die&#x017F;er drang durch<lb/>
My&#x017F;ien biß in Thracien/ und brachte ein un-<lb/>
glaubliches Reichthum an Beute zuru&#x0364;ck. Nach-<lb/>
dem aber Hertzog Belgius mit zweymal hundert<lb/>
tau&#x017F;end Mar&#x017F;ingern/ Lygiern/ Gothonen und<lb/>
Herulen ver&#x017F;ta&#x0364;rckt ward/ jagte er durch die&#x017F;e<lb/>
&#x017F;treitbare Vo&#x0364;lcker/ und &#x017F;eine Tapfferkeit allen<lb/>
benachtbarten Ko&#x0364;nigen ein &#x017F;olches Schrecken<lb/>
ein: daß auch die/ denen er gleich keine Gewalt<lb/>
andreutete/ den Frieden mit gro&#x017F;&#x017F;em Gelde von<lb/>
ihm erkaufften. Unter andern Ge&#x017F;and&#x017F;chaff-<lb/>
ten kam auch eine von der Ko&#x0364;nigin in Pontus<lb/>
und Thracien Ar&#x017F;inoe/ des gro&#x017F;&#x017F;en Ly&#x017F;imachus<lb/>
Wittib/ der dem wei&#x017F;en vom gro&#x017F;&#x017F;en Alexander<lb/>
un&#x017F;chuldig ver&#x017F;timmelten Calli&#x017F;thenes durch ge-<lb/>
reichtes Gifft von &#x017F;einem erba&#x0364;rmlichen Leben<lb/>
geholffen/ und den Lo&#x0364;wen/ welchem er auff Ale-<lb/>
xanders Befehl vorgeworffen ward/ zerri&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
den Pyrrhus auch aus Macedonien getrieben<lb/>
hatte/ nachmahls aber vom Selevcus in einer<lb/>
Schlacht er&#x017F;chlagen worden war. Unter den<lb/>
Ge&#x017F;chencken war ein gro&#x017F;&#x017F;er Carniol&#x017F;tein/ aus<lb/>
welchem der fu&#x0364;rtreffliche Bildhauer und Bau-<lb/>
mei&#x017F;ter So&#x017F;tratus Gnidius/ der den Egypti&#x017F;chen<lb/>
Pharos gebauet/ dem Ly&#x017F;imachus in Ge&#x017F;talt der<lb/>
Diana Ar&#x017F;inoen gehauen hatte. Die&#x017F;es Bild<lb/>
veranla&#x017F;te den Ko&#x0364;nig Belgius zu fragen: Ob er<lb/>
trauen do&#x0364;rffte: daß Ar&#x017F;inoe in die&#x017F;em Steine oh-<lb/>
ne Heucheley abgebildet/ und nach dem Leben ge-<lb/>
troffen wa&#x0364;re. Wie ihn nun die Ge&#x017F;andten de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ve&#xA75B;&#x017F;icherten/ ließ e&#xA75B; &#x017F;ie mit her&#xA75B;lichen Ge&#x017F;chencken<lb/>
von &#x017F;ich; und alsbald &#x017F;o wohl bey Ar&#x017F;inoen &#x017F;elb&#x017F;t/<lb/>
als beym Ko&#x0364;nige Ptolomeus in Macedonien ih-<lb/>
ren Bruder um &#x017F;ie zu werben. Ptolomeus<lb/>
fertigte die Bot&#x017F;chafft ge&#x017F;chwinde/ und mit Be-<lb/>
zeugung gro&#x017F;&#x017F;er Gewogenheit von &#x017F;ich; &#x017F;chrieb<lb/>
aber dem Ko&#x0364;nig Belgius: Wie &#x017F;ehr er Ar&#x017F;i-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">noen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[775[777]/0837] Arminius und Thußnelda. limartium entkamen. Hertzog Anhalt war daſelbſt voller Ungedult/ und haͤtte nach einge- buͤſtem Heere ſich ſelbſt auffgerieben; wenn nicht ſo wohl Semnoner/ Bojen und Hetrurier/ de- rer ſich daſelbſt noch ungefehr ſieben tauſend zu- ſammen rafften/ ihn mit Thraͤnen von einer ſo kleinmuͤthigen Entſchluͤſſung zuruͤck gehalten haͤtten. Er wich daher biß an den Fluß Me- taurus zuruͤck/ verſtaͤrckte ſich daſelbſt mit etli- chen tauſenden; Und weil die Roͤmer ſeiner Vorfahren Fuͤrſtlichen Sitz Senogallien mit Roͤmiſchen Einwohnern zu volcken vorhatten; wolte er daſſelbte verhindern; aber der Buͤrge- meiſter Emilius Papus zwang ihn mit einem vierfach ſtaͤrckern Heere zuruͤcke zu weichen. Gleichwohl brachte er es durch ſeine Tapf- ferkeit noch dahin: daß die Roͤmer ihm und ſei- nen wenigen Uberbleibungen die Gegend zwi- ſchen dem Fluße Rubico und Utis lieſſen; gantz Umbrien und Hetrurien aber mit deutlichem Beyſtande des unerbittlichen Verhaͤngnißes ihnen unterthaͤnig machten. Unterdeſſen be- hielt doch Hertzog Anhalt in dieſem engen Kreiſ- ſe ſein voͤlliges Anſehen/ zu einem merckwuͤrdi- gen Beyſpiele: daß die Tugend ſo wenig als die Natur ihre Vollkommenheit an Rieſen-Ge- ſchoͤpffe gebunden habe; ſondern ein groſſer Fuͤrſt ſich ſo wohl in einem kleinen Gebiete; als die koͤſtliche Balſam-Staude in einem engen Ge- faͤſſe ſehen laſſen koͤnne. Es iſt aber das Rad des Gluͤckes eben ſo wohl dem Lauffen/ als das der Sonne unterworffen. Beyde gehen niemahls unter: daß ſie nicht zu- gleich an einem Orte auffgehen. Jnſonder- heit traff es dieſe Zeiten bey denen Deutſchen ein. Denn als ihr Gluͤcks-Stern in Jtalien ſo ſehr verduͤſtert ward/ klaͤrte er ſich anderwerts ſo viel heller aus. Jch wil nicht die Siege der Sicam- briſchen Fuͤrſten Diocles und Baſan wider die Gothen/ und die Erweiterung ſeiner Herrſchafft uͤber den Rhein erwehnen; weil beyder Vor- theil wider Deutſche erhalten ward/ und die Be- meiſterung ſeiner eigenen Landsleute mehr fuͤr Verluſt/ als Gewin zu halten iſt. Der erſte deutſche Fuͤrſt in Pannonien/ welcher die benach- barten Voͤlcker in Furcht und Schrecken ver- ſetzte/ war Cambaules. Denn dieſer drang durch Myſien biß in Thracien/ und brachte ein un- glaubliches Reichthum an Beute zuruͤck. Nach- dem aber Hertzog Belgius mit zweymal hundert tauſend Marſingern/ Lygiern/ Gothonen und Herulen verſtaͤrckt ward/ jagte er durch dieſe ſtreitbare Voͤlcker/ und ſeine Tapfferkeit allen benachtbarten Koͤnigen ein ſolches Schrecken ein: daß auch die/ denen er gleich keine Gewalt andreutete/ den Frieden mit groſſem Gelde von ihm erkaufften. Unter andern Geſandſchaff- ten kam auch eine von der Koͤnigin in Pontus und Thracien Arſinoe/ des groſſen Lyſimachus Wittib/ der dem weiſen vom groſſen Alexander unſchuldig verſtimmelten Calliſthenes durch ge- reichtes Gifft von ſeinem erbaͤrmlichen Leben geholffen/ und den Loͤwen/ welchem er auff Ale- xanders Befehl vorgeworffen ward/ zerriſſen/ den Pyrrhus auch aus Macedonien getrieben hatte/ nachmahls aber vom Selevcus in einer Schlacht erſchlagen worden war. Unter den Geſchencken war ein groſſer Carniolſtein/ aus welchem der fuͤrtreffliche Bildhauer und Bau- meiſter Soſtratus Gnidius/ der den Egyptiſchen Pharos gebauet/ dem Lyſimachus in Geſtalt der Diana Arſinoen gehauen hatte. Dieſes Bild veranlaſte den Koͤnig Belgius zu fragen: Ob er trauen doͤrffte: daß Arſinoe in dieſem Steine oh- ne Heucheley abgebildet/ und nach dem Leben ge- troffen waͤre. Wie ihn nun die Geſandten deſſen veꝛſicherten/ ließ eꝛ ſie mit herꝛlichen Geſchencken von ſich; und alsbald ſo wohl bey Arſinoen ſelbſt/ als beym Koͤnige Ptolomeus in Macedonien ih- ren Bruder um ſie zu werben. Ptolomeus fertigte die Botſchafft geſchwinde/ und mit Be- zeugung groſſer Gewogenheit von ſich; ſchrieb aber dem Koͤnig Belgius: Wie ſehr er Arſi- noen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/837
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 775[777]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/837>, abgerufen am 22.11.2024.